Nordische Kombination soll attraktiver werden

FIS-Renndirektor Lasse Ottesen berichtete beim Forum Nordicum über aktuelle Entwicklungen in der Nordischen Kombination.
FIS-Renndirektor Lasse Ottesen berichtete beim Forum Nordicum über aktuelle Entwicklungen in der Nordischen Kombination. © Volk/NordicFocus

Im Rahmen des Forum Nordicum im slowenischen Planica vergangene Woche berichtete Lasse Ottesen (NOR) über Entwicklungen in der Nordischen Kombination. Vor allem dem Frauenbereich attestierte der FIS-Renndirektor große Fortschritte. Insgesamt soll die Nordische Kombination allerdings attraktiver gemacht werden, um auch in Zukunft olympisch zu bleiben.

IOC streicht Startplätze bei Olympia

Das IOC setzt die Nordische Kombination unter Druck.
Das IOC setzt die Nordische Kombination unter Druck.

Das beherrschende Thema seit dem Ende der vergangenen Saison war die Aufnahme der Nordischen Kombiniererinnen zu den Olympischen Spielen 2026 in Mailand und Cortina gewesen. Bekanntermaßen hatte das Internationale Olympische Komitee (IOC) den Antrag am 24. Juni diesen Jahres jedoch abgelehnt. Ottesen brachte einmal mehr das Unverständnis der Nordischen Kombination zum Ausdruck. Schließlich konnten aus Sicht der FIS alle vom IOC 2014 gemachten Auflagen erfüllt werden. Dennoch verweigerte das IOC nicht nur den Damen die Aufnahme. Auch die Herren wurden hart getroffen. Statt wie bisher 55, werden den Kombinierern 2026 nur noch 36 Startplätze zur Verfügung stehen. Für 2030 droht gar ganz das Aus. Als Hauptgründe nannte das IOC im Juni die im Vergleich zu anderen Wintersportarten geringe Zuschauerzahl im Fernsehen sowie die Tatsache, dass bei Großereignissen nur wenige Nationen um Medaillen kämpfen.

Kampf um Zukunft der Frauen geht weiter

Die Zuschauerzahlen, wie hier an der Strecke in Schonach, könnten noch besser werden - auch im Fernsehen.
Die Zuschauerzahlen, wie hier an der Strecke in Schonach, könnten noch besser werden - auch im Fernsehen. © Volk/NordicFocus

Während hinter den Kulissen derzeit noch immer darum gekämpft wird, das IOC bezüglich der Aufnahme der Frauen für 2026 doch noch umzustimmen, setzt die FIS vor allem auch auf 2030. Dafür soll ein neuer Antrag gestellt werden. Die FIS strebt Einzelwettkämpfe sowohl auf der Groß- als auch auf der Normalschanze für Männer und Frauen an. Außerdem soll, wie im Weltcup bereits existent, ein Mixed Team-Wettbewerb ausgetragen werden. Um diese Ziele erreichen zu können, soll sich in der Kombination insgesamt einiges ändern.

Ottesen kündigt Neuerungen an

Eric Frenzel beim Weltcup in Schonach/ Schwarzwald vor zahlreichen Zuschauern.
Eric Frenzel beim Weltcup in Schonach/ Schwarzwald vor zahlreichen Zuschauern. © Volk/NordicFocus

Der Renndirektor präsentierte den anwesenden Pressevertretern eine Reihe von Punkten, an denen in den kommenden Jahren gearbeitet werden soll. Konkret wurde er hier jedoch nur selten, da das Forum Nordicum noch vor der nächsten Gesprächsrunde stattgefunden habe, wie Ottesen erläuterte. Vor allem in zwei Bereichen müssen jedoch deutliche Verbesserungen her, damit die Nordische Kombination 2030 nicht gänzlich aus dem olympischen Programm fliegt. Trotz der reduzierten Teilnehmerzahl bei den Olympischen Spielen 2026 sollen mehr Nationen als bisher in der Lage sein, um die Medaillen mitkämpfen zu können. Außerdem sollen die Zuschauerzahlen bei den Veranstaltungen, vor allem aber im Fernsehen verbessert werden.

Zusammenarbeit als Schlüssel zum Erfolg

Gemeinsam macht es noch mehr Spaß: Team Deutschland beim Mixed Team Event in Oberwiesenthal
Gemeinsam macht es noch mehr Spaß: Team Deutschland beim Mixed Team Event in Oberwiesenthal © Volk/NordicFocus

In beiden Bereichen setzt die FIS in erster Linie auf Kooperation. Einerseits mit den Medien, um die Aufmerksamkeit vermehrt auf die Sportart zu lenken. Außerdem soll an den Startzeiten der Weltcups gearbeitet werden. Bislang richten sich die Startzeiten in erster Linie daran aus, wann in der TV-Übertragung eine Lücke zwischen Biathlon, Alpin, Skispringen etc. zu finden ist. Dies macht einerseits zwar natürlich Sinn, um nicht in direkter Konkurrenz mit anderen beliebten Sportarten zu stehen. Allerdings führte dies häufig dazu, dass die Nordische Kombination an den Rand gedrängt wurde und beispielsweise extrem früh am Morgen startete oder anstelle einer Liveübertragung womöglich sogar nur ein kurzer Zusammenschnitt gezeigt wurde. Wie man diesem Dilemma entgehen und trotzdem attraktivere Startzeiten ermöglichen will, verriet Ottesen jedoch (noch) nicht.

Kooperation der Teams

Lena Brocard (FRA) lebt und trainiert derzeit in Norwegen.
Lena Brocard (FRA) lebt und trainiert derzeit in Norwegen. © Volk/NordicFocus

Auch in Punkto Ausgeglichenheit der Nationen setzt man auf Zusammenarbeit. So sollen im so genannten „Nations helping nations“ (Nationen helfen Nationen)-Programm die großen Nationen der Nordischen Kombination – Deutschland, Österreich und Norwegen – den kleineren Nationen unter die Arme greifen, und zwar vor allem in Form von Wissenstransfer. Auf Nachfrage erklärte der Renndirektor, dies könne beispielsweise bei gemeinsamen Trainingscamps zwischen Deutschen und Tschechen geschehen, wenn man außer über Vorbereitung und Trainingsformen auch Knowhow bezüglich der Ausrüstung austauschen könne. Wie diese Zusammenarbeit konkret aussehen kann, zeigen bereits seit Jahren die Norweger. So trainiert Estlands Kristjan Ilves bereits seit zwei Jahren in Trondheim (Norwegen). Nach der vergangenen Saison wurde die Zusammenarbeit um vier weitere Jahre verlängert. Beide Seiten profitieren ganz offensichtlich von dieser Kooperation. Während Ilves sich seither zu einem der Topathleten entwickelt hat – und wäre er in Peking 2022 nicht 12 Tage lang mit Covid-Infektion in Quarantäne im Hotelzimmer gesessen, hätte er durchaus eine weitere Nation auf dem Podium vertreten können -, werden auch die Norweger vom starken Kollegen angetrieben. Derzeit befindet sich mit dem Kasachen Chingiz Rakparov ein weiterer Athlet in Trondheim. Auf Einladung des dortigen Skiverbandes trainiert Rakparov, der von seinem eigenen nationalen Verband nur wenig Unterstützung erhält, vier Wochen lang in Norwegen. Und auch im Damenbereich läuft derzeit eine Kooperation. Die momentan einzige französische Kombiniererin, Lena Brocard, zog Ende Juni nach Oslo, wo sie bis Ende der kommenden Saison mit dem Verein Kollenhopp trainiert. Dass die Kooperation auch abseits der Schanze bestens funktioniert, beweisen die Kombiniererinnen: Brocard lebt während ihrer Zeit in Oslo in der Familie von Ida und Mille Hagen, die ebenfalls beide im Weltcup starten. Auf deutscher Seite arbeitet man eng mit dem Schweizer Skiverband zusammen. So trainiert der Schweizer Athlet Pascal Müller voll integriert mit dem deutschen Team.

Neuerungen bei Formaten und Ausrüstung

Marcialonga 2022: Skiwachsservice © Michael Rackl/xc-ski.de

Auch im Materialbereich will die FIS nachbessern, um mehr Chancengleichheit zu ermöglichen. So ist angedacht, die Anzahl der Sprunganzüge pro Athlet zu reduzieren. Außerdem wurden bereits im Sommer die Messmethoden der Anzüge geändert. Dies ist vor allem eine Reaktion auf die seit Jahren bemängelte Intransparenz der bisherigen Methoden, sowie auf die Ereignisse beim Mixed Team Event der Skispringer in Peking, als gleich fünf Athletinnen aufgrund unpassender Anzüge disqualifiziert wurden. Außerdem soll es ab der Saison 2023-24 ein neues Wachskonzept geben, wonach alle Ski mit demselben Wachs behandelt werden sollen. Zudem möchte man die Formate der Weltcups abwechslungsreicher gestalten. Neben den mittlerweile etablierten und sehr beliebten Mixed Team Events sowie den Massenstarts soll es künftig auch ein neues Format geben: Im Supersprint treten pro Nation nur zwei Athleten an anstelle von vier wie im Teamwettbewerb. Damit soll auch kleineren Nationen, die nicht über vier Weltcupstarter verfügen, eine Teilnahme ermöglicht werden.