Langlauf WM: Ebba Andersson dominiert 30 Kilometer in Planica - Hennig Siebte vor Stadlober - xc-ski.de Langlauf

Langlauf WM: Ebba Andersson dominiert 30 Kilometer in Planica – Hennig Siebte vor Stadlober

Ebba Andersson (SWE) © Modica/NordicFocus

Ebba Andersson holte sich im Klassik-Massenstart über 30 Kilometer ihren zweiten Titel bei der Nordischen Ski WM in Planica. Silber ging an Anne Kjersti Kalvå, Bronze an Frida Karlsson. Katharina Hennig wurde zufriedene Siebte.

Andersson attackiert erfolgreich

Ebba Andersson (SWE) © Modica/NordicFocus

Zum letzten WM-Rennen der Damen strahlte die Sonne vom blauen Himmel. Mit 7,5 °C ist schon fast der Frühling eingekehrt, was man teilweise auch an der abgeschnittenen Laufkleidung sah. Der Kurs für die Damen bestand aus zwei kombinierten 3,75 Kilometer Runden, zunächst im tiefer gelegenen „roten“ Loipennetz, dann auf dem „blauen“ Kurs oberhalb des Stadions. Nach 15 gelaufenen Minuten übernahmen die Schwedinnen das Kommando, so dass nach 7,5 Kilometern nur noch 21 Damen zur Spitzengruppe gehörten, darunter drei DSV-Damen, eine Schweizerin und eine Österreicherin. Wie in der ersten Runde attackierte Ebba Andersson wieder im Anstieg der blauen Runde und lief die Gruppe damit auseinander. Viele kleine Grüppchen verfolgten nun die Schwedin, die sich bis auf 20 Sekunden absetzte. Nachdem sie nach 15 Kilometern ihre Skiwechsel-Option nutzte wie auch alle Verfolgerinnen, baute sie ihren Vorsprung immer weiter aus und lief der nächsten Goldmedaille entgegen. Die erste Verfolgergruppe bestand nach dem Skiwechsel aus fünf Damen mit Anne Kjersti Kalvå, Kerttu Niskanen, Frida Karlsson, Rosie Brennan und Linn Svahn, die enorm schnell die Ski wechselte und sich dadurch in diese Gruppe vorgearbeitet hatte – vorher hatten eine Dreiergruppe und ein Quintett mit Hennig und Stadlober die Schwedin verfolgt.

Schwedisch-norwegisches Podium

Anne Kjersti Kalvaa (NOR), Ebba Andersson (SWE), Frida Karlsson (SWE), (l-r) © Modica/NordicFocus

Katharina Hennig hatte durch einen langsamen Skiwechsel bei Kilometer 15 den Anschluss an die Gruppe mit Karlsson und Niskanen verloren wie auch Teresa Stadlober und Astrid Øyre Slind. Die Fünfer-Verfolgergruppe arbeitete gut zusammen und auch in der Dreiergruppe mit Hennig wechselte man sich in der Führung ab, verlor aber dennoch weiter Zeit auf die größere Gruppe. Ebba Andersson lief vorne weiter ihr Tempo und baute ihren Vorsprung auf 1:20 Minuten aus, während hinten die ersten Angriffe bis Kilometer 27 auf sich warten ließen. Dann griff Anne Kjersti Kalvå an und Frida Karlsson war nicht in der Lage, ihr zu folgen. Rosie Brennan versuchte die Lücke zu schließen mit Linn Svahn an ihren Fersen, Frida Karlsson und Kerttu Niskanen, die schwer zu kämpfen hatte. Kurz darauf war Frida Karlsson diejenige, die erholt wirkte und sich auf den Bronzeplatz schob und sich auf die Verfolgung von Kalvå machte. Brennan und Svahn kämpften um ihre kleine Medaillenchance wenige Meter hinter Karlsson. Während die Verfolgerinnen noch am letzten kleinen Anstieg um die Plätze kämpften, lief Ebba Andersson als jubelnde Doppel-Weltmeisterin ins Ziel ein. Durch die Attacken hinter ihr lag der Abstand im Ziel nur noch bei 53 Sekunden auf Anne Kjersti Kalvå, die sich knapp vor Frida Karlsson behauptete. Linn Svahn verpasste Edelmetall nur knapp und gewann das Fotofinish um Platz vier gegen Rosie Brennan. Kerttu Niskanen wurde Sechste. Mit großem Abstand dahinter behaupteten Katharina Hennig und Teresa Stadlober sich als Siebte und Achte noch knapp vor den heranstürmenden Verfolgerinnen. Dazu sagte Hennig: „Nach dem Skiwechsel bin ich hinten mit der Slind und der Stadlober zusammen gelaufen. Wir hatten anfangs genau das gleiche Tempo wie die Mädels vorne, aber zu dritt gegen eine Gruppe, die größer ist von vorn und die größer ist im Rücken, ist es wie gegen Windmühlen anzurennen. Wir haben uns am Ende wirklich bewusst abgewechselt, um uns die irgendwie vom Hals zu halten.“

Hennig: „Wechsel ziemlich verkackt“

Katharina Hennig (GER) © Modica/NordicFocus

Die entscheidende Situation, die verhinderte, dass Katharina Hennig noch an den Medaillen schnupperte, war der Skiwechsel, den sie nach 15 Kilometern nutzte. Zu Beginn lief alles nach Plan, wie sie sagte: „Es war ein knallhartes Rennen, das muss man einfach sagen. Die Bedingungen wurden immer feuchter, es hat immer mehr gesaugt. Ich habe mich am Anfang eigentlich ganz gut gefühlt, da kam aber schon relativ früh die erste Attacke. Dann hat es sich wieder zusammengeschoben und dann habe ich leider den Wechsel ziemlich verkackt, auf Deutsch gesagt.“ Was genau schief ging, erklärte die 26-Jährige so: „Ich bin ich die Box rein, dann ist der linke Ski umgeklappt, der rechte Ski ist ein Stück weggefahren. Dann musste ich erstmal alles sortieren und bis ich dann fertig war, war die Spitzengruppe weg. Das war sehr entscheidend, weil ich dann den Anschluss nicht mehr hinbekommen habe.“ Dennoch ist Hennig alles andere als unzufrieden mit dem Ergebnis und der WM insgesamt: „Ich bin sehr glücklich, ich bin überglücklich über den siebten Platz. Ich habe eine Medaille im Gepäck, das waren rundum positive Weltmeisterschaften. Ich werde mich auch nicht ärgern über heute. Irgendwann kommt vielleicht mal der Tag, wo alles zusammenpasst. Da werde ich einfach Geduld haben.“

Versöhnliches Ende für Stadlober

Teresa Stadlober (AUT) © Modica/NordicFocus

Für Teresa Stadlober endete eine verkorkste WM noch versöhnlich mit einem guten achten Platz. Die 30-Jährige erwartete am Tag des Skiathlons mit einer starken Erkältung, stürzte zudem und reiste anschließend nach Hause, um sich auszukurieren und auf die 30 Kilometer zu hoffen. Wie sie der Österreichischen Presse Agentur im Vorfeld sagte, sei sie noch nicht bei 100% und sie habe die „schlechteste Vorbereitung ever“ hinter sich. Wie sehr ihr die überstandene Erkältung noch nachhänge, werde sich erst im Rennen zeigen. Darum setzte sie sich auch keine konkreten Ziele vor dem Start: „Man kann sich nicht wirklich was vornehmen, weil ich nicht weiß, was der Körper hergibt. Ich bin zwar im Training auch wieder schneller gelaufen, aber im Rennen 30 Kilometer Vollgas, das ist ein Unterschied.“ Am Ende kann sich die Salzburgerin über einen guten achten Platz freuen, mit dem sie sonst vermutlich auch zufrieden gewesen wäre. „Es war ein brutales Rennen“, erklärte Stadlober im ORF-Interview. „Ich habe gleich gemerkt, mir fehlt nach dieser Vorbereitung, nach dieser Verkühlung, die Energie, ich war einfach nicht bei 100 Prozent. Gerade am Schluss war es ein Rennen ums Überleben, damit uns die Hinteren nicht einholen. Auf den achten Platz kann ich richtig stolz sein, seit 2017 bin ich immer in die Top Ten gelaufen. Es war eine schwierige WM für uns, und ich bin jetzt froh, dass ich einmal durchschnaufen kann. Der achte Platz ist für mich heute wie eine Medaille, ich habe nicht gedacht, dass ich den 30er laufen kann.“ Knapp hinter Stadlober, die trotz ihrer Probleme mit dem 50er am Holmenkollen am kommenden Wochenende plant, erreichten mit Tiril Udnes Weng, Astrid Øyre Slind, Ingvild Flugstad Østberg und Masako Ishida Athletinnen der nächsten Gruppe das Ziel. Für Slind geht es jetzt per Privatflieger, den ihre Sponsoren geschickt haben, zum Vasaloppet, wo sie morgen nach dem Gewinn von zwei WM-Medaillen zum Sieg laufen will. 

Pia Fink gute 13.

Pia Fink (GER) © Modica/NordicFocus

Nach einer gelaufenen Runde gehörten mit Laura Gimmler und Pia Fink sowie Nadine Fähndrich noch zwei weitere Deutsche und eine Schweizerin zur Spitzengruppe, die aber bald darauf nicht mehr mitgehen konnten wie schon Anja Weber und Katherine Sauerbrey zuvor. Fink und Fähndrich lagen zur Rennmitte eine Minute hinter Andersson an Position 14 und 16. Beide blieben bis zum Schluss zusammen, mussten in der letzten Runde aber die Norwegerinnen ziehen lassen. Am Ende bedeutete das Rang 13 für Fink und 14 für die Schweizerin. „Es war ein riesengroßer Kampf von Anfang an. Am Anfang war es noch recht schnell, aber dann ist es doch recht schnell langsam geworden. Zum Schluss habe ich mich echt gefreut, dass ich so gut durchgekommen bin. Sonst hatte ich immer ein bisschen meine Probleme mit Krämpfen oder dass mir die Kraft ausging. Aber ich bin sehr zufrieden mit der WM und freue mich auf zu Hause“, meinte Pia Fink. Weiter sagte sie: „Ich dachte schon, dass wir an die Gruppe mit der Katha noch mal rankommen, weil der Abstand gefühlt immer kleiner geworden ist. Ich dachte, die Norwegerinnen werden schon das Tempo hochhalten, weil das deren Ziel ist. Zum Schluss war ich dann ein bisschen platt und habe die dann auch ziehen lassen, aber bin sehr zufrieden. Das ging jetzt alles so schnell, auch gestern mit der Siegerehrung, das war ein bisschen unreal, aber jetzt freue ich mich auf daheim, ein bisschen Ruhe und lege die Medaille an einen schönen Ort und werde sie mir regelmäßig anschauen.“

Gimmler mit schwierigen Momenten und Genuss

Pia Fink (GER), Laura Gimmler (GER), (l-r) © Modica/NordicFocus

Laura Gimmler lag nach zwei Kilometern am tiefsten Punkt ganz vorne an der Spitze, bergauf lief es dann aber nicht so gut für die Oberstdorferin, die das Tempo nicht mitgehen konnte. Sie bildete eine Gruppe mit Ribom, Swirbul und anderen, kämpfte sich durch schwierige Momente und fand dennoch Gelegenheit, das Rennen zu nießen. „Es war auf jeden Fall richtig hart. Zwischendurch dachte ich, der Wettkampf hört gar nicht mehr auf. Ich bin aber froh, dass ich es so durchgezogen habe. Klar will man sich verbessern und ich war auch schon mal deutlich besser, war schon mal Zehnte, heute bin ich 20. Aber es geht nicht jedes Mal gleich gut und ich bin stolz, dass ich heute auch schwierige Momente hatte und die überwunden habe. Ich habe es durchgezogen, ich habe auf der letzten Runde noch einmal richtig gut gekämpft und zwischendurch habe ich mir auch mal einen Blick ins Publikum genehmigt und habe es richtig genossen, wie du uns angefeuert haben. Es war ein Traum heute. Es war eine abartig schöne Stimmung und Atmosphäre. Da waren teilweise ganze Gruppen, die meinen Namen gerufen haben beim Durchlaufen. Da habe ich dann schon mal hingeguckt und habe gedacht ‚richtig schön, danke!'“, sagte sie. 30 Sekunden nach ihr kam die vierte Deutsche Katherine Sauerbrey ins Ziel, die als Langsamstarterin früh abreißen ließ, aber später im Rennen noch Positionen gutmachte und 23. wurde. Gemeinsam mit der Schweizerin Anja Weber fiel sie Ende der ersten Runde zurück, aber die Schweizerin verlor in der zweiten Runde noch deutlich mehr Zeit, so dass beide zur Hälfte des Rennens schon fast eine Minute trennte. Weber wurde am Schluss 31. und die Liechtensteinerin Nina Riedener 40. Die Österreicherin Lisa Unterweger, wie Stadlober seit letztem Wochenende erkältet, büßte schnell viel Zeit ein und gab das Rennen nach elf Kilometern auf.

Teamchef zufrieden

Peter Schlickenrieder (GER) © Modica/NordicFocus

Mit dem Ergebnis des DSV-Teams ist auch Teamchef Peter Schlickenrieder sehr zufrieden: „Wenn man vier Starterinnen unter den ersten 23 hat, kann man sehr zufrieden sein. Top8 Platz wieder von der Katha mit ihrem siebten Platz. Auch Pia Fink toll geschlagen mit dem 13. und Laura Gimmler, die sogar noch auf der Zielgeraden versucht, einen Platz gutzumachen und 20. wird – tolle WM, tolle Geschichte, Fight bis zum Schluss. Da sind wir absolut im Fahrplan, sogar ein bisschen voraus mit zwei Medaillen. Mehr wie erhofft. Von daher bin ich sehr zufrieden“, sagte er. „Das zeigt einmal mehr den Spirit, der Geist, der in der Mannschaft herrscht, man kämpft um jeden Meter, man gibt sich nie auf, versucht es immer wieder bis zum Schluss. Deswegen schafft man auch solche Ergebnisse. Deswegen auch schon jetzt eine tolle WM für Damen und Herren, die wir hier hingelegt haben und schön, dass Damen wie Herren eine Medaille mit nach Hause nehmen. Das freut mich ungemein.“

=> Ergebnis 30 Kilometer KT Massenstart Damen

 

 

Langlauf WM zum Nachlesen

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Stammtisch und Interviews

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=> Interview mit Laura Gimmler nach dem Sprint der Nordischen Ski-WM Planica 2023
=> Interview mit Janosch Brugger nach dem Sprint der Nordischen Ski-WM Planica 2023
=> Interview mit Friedrich Moch nach dem Skiathlon der Nordischen Ski-WM Planica 2023
=> Interview mit Katharina Hennig nach dem Skiathlon der Nordischen Ski-WM Planica 2023
=> Interview mit Laura Gimmler und Victoria Carl nach dem Teamsprint der Nordischen Ski-WM Planica 2023
=> Interview mit Friedrich Moch und Janosch Brugger nach dem Teamsprint der Nordischen Ski-WM Planica 2023
=> xc-ski.de WM Stammtisch 2023 mit DSV Langlauf-Cheftechniker Lukas Ernst und Simon Kronbichler von HWK
=> xc-ski.de WM Stammtisch 2023 mit Pia Fink und Tobias Angerer
=> Interview mit Peter Schlickenrieder nach der Damenstaffel der Nordischen Ski-WM Planica 2023

 

Bildergalerie

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