Auf Wunsch von Klæbo: Norwegischer Skiverband zieht Einspruch zurück

Johannes Hoesflot Klaebo (NOR), Alexander Bolshunov (RSF), Emil Iversen (NOR), (l-r) © Modica/NordicFocus

Johannes Høsflot Klæbo hat sich entschieden, nicht mehr um die Medaille im 50 Kilometer Massenstart bei der Nordischen Ski WM in Oberstdorf zu kämpfen. Er hat den Skiverband gebeten, die Klage zurückzuziehen.

„Ich will kein pingeliger Athlet sein“

Nach der großen Enttäuschung und vielen Kontroversen, nachdem er im Massenstart über 50 Kilometer als Erster die Ziellinie überquerte und dann später nach russischen Protest wegen Behinderung von Alexander Bolshunov disqualifiziert wurde, zog sich Johannes Høsflot Klæbo zunächst völlig zurück. Der 24-Jährige ging nicht mehr durch die Mixed Zone, meldete sich nur später auf Instagram zu Wort. Er reiste mit dem Team am Montag ins Engadin, ging Journalisten aber weiterhin aus dem Weg und hatte offenbar Zeit, seine große Enttäuschung nach dem Verlust der Goldmedaille in dem für ihn wichtigsten Rennen der WM zu verarbeiten. Inzwischen hat er sich beim NRK zu dem Einspruch geäußert, den der Verband nun auf seinen Wunsch hin zurückzog: „Es fühlt sich falsch an, diese Sache weiter zu verfolgen. Ich möchte positiv denken und das hinter mir lassen. Ich möchte nicht als pingeliger Athlet verschrien sein.“ Leider kommt dieser Entschluss nach seinem Rückzug am Sonntag reichlich spät, nachdem Skiverband und Juristen viele Stunden Arbeit in Suchen nach Beweisfotos und -videos und der Formulierung des Einspruchs gesteckt haben. „Gut möglich, dass ich das hätte sagen soll, bevor der Skiverband sich die ganze Arbeit gemacht hat, die Klage einzureichen, aber ich hatte mental nicht den Überblick bis heute“, so Klæbo. „Ich stehe weiterhin dahinter, dass ich nichts falsch gemacht habe und niemanden behindert habe. Ich bin mir der Verantwortung in einem Massenstart bewusst, dass ich das Risiko für mich und andere reduziere. Aber ich kann die Sache einfach nicht weiterverfolgen, egal ob ich nun gewonnen habe oder nicht. Ich möchte die Klage stoppen und das tue ich nun. Den Skiverband habe ich schon über meine Entscheidung informiert.“ Ob Johannes Høsflot Klæbo am Sonntag die Klage wollte oder ob der Verband die rechtlichen Schritte aus eigenem Antrieb einleitete, wird aus den Statements nicht klar.

Russisches Team überrascht

Der russische Trainer Markus Cramer zeigte sich bei NRK völlig überrascht von dem Entschluss: „Das ist eine große Überraschung und sehr interessant. Als sie Einspruch einlegten, hätten sie sich sicher sein müssen, dass die Entscheidung in deinem Sinne gefällt wird“, so Cramer, der für Norwegen keine Chance gesehen hatte. „Außerdem denke ich, dass sie keine Chance hatten, mit dem Einspruch durchzukommen. Für mich waren die Regeln klar.“ Dass Johannes Høsflot Klæbo unter Druck der Öffentlichkeit auf die Klage verzichtet, denkt er aber nicht: „Das glaube ich nicht. Wahrscheinlich ist ihm klar geworden, dass er keine Chance hat. Es wird auch schwierig sein, daran zu denken, darüber zu reden und in den nächsten Tagen in Unsicherheit zu leben. Das kann eine Belastung sein.“ Bolshunovs Trainer Yuriy Borodavko sagte bei championat.com: „Am Anfang gibt es immer viele Emotionen. Aber wenn dann die heißen Köpfe abgekühlt sind, analysiert man die Situation objektiver und in ruhiger Athmosphäre merkt man, dass es doch eine Behinderung gab. Dann macht es keinen Sinn, den Einspruch aufrecht zu erhalten, um dann eine negative Antwort zu kriegen. Da war es doch besser zuzugeben, dass da doch etwas war. Aber diese Entscheidung ist ein starker Zug und hat Respekt verdient.“ Eine Reaktion von Bolshunov liegt bisher nicht vor.