Müde und zufrieden sitze ich im Bus zurück nach Lienz und denke zurück an diesen Tag voller Langlauf-Spaß ohne Auto. So bequem war ich noch nie zwischen zwei Loipengebieten unterwegs!
Alles begann mit der Idee, eine so weitläufige Region wie Osttirol mal komplett ohne eigenen PKW zu nutzen und trotzdem einen tollen Tag auf den Loipen zu erleben. Die Grundvoraussetzung dafür ist natürlich ein gut ausgebautes Netz des öffentlichen Nahverkehrs, das als Gast im besten Fall kostenlos genutzt werden kann. Beides ist in Osttirol gegeben und mit der Gästekarte, die von der Unterkunft ausgestellt wird, jederzeit in Anspruch zu nehmen. So stand meinem Kurztrip nichts mehr im Weg.
Als Ausgangspunkt hatte ich Lienz gewählt. Dort lassen sich städtische Annehmlichkeiten perfekt mit kurzen Wegen in die umliegenden Bergdörfer verbinden. Die Anreise bewältigten wir zwar mit unserem E-Auto, doch auch mit den Öffentlichen ist man schneller als gedacht in Osttirol. Drei Stunden mit Zug/Bus sind es zum Beispiel von Innsbruck, vier von München und dank des neuen Koralmtunnels ab Mitte Dezember nur etwas mehr als fünf Stunden von Wien. Da ist man auch mit dem Auto kaum schneller am Ziel. Im Hotel angekommen, plane ich mithilfe der Web-App des Verkehrsverbunds Tirol den nächsten Tag. Ich muss nur Start- und Zielort angeben und bekomme die bestmöglichen Verbindungen vorgeschlagen.
Los geht’s nach dem gemütlichen Frühstück am frühen Vormittag. Es sind nur wenige Gehminuten vom Hotel zum Bahnhof, wo wir zunächst die kostenpflichtige Zugverbindung durchs Pustertal nutzen. Wer erst später aufbricht, kann auch mit dem Bus und dann kostenlos bis Tassenbach fahren. Aufgrund meines strammen Zeitplans steige ich aber zunächst in die S2. Ab Tassenbach geht es dann mit dem Bus zum Kartitscher Sattel, wo ich nach 1:06 Stunden in die Loipe einsteige. Klassisch geht’s für mich auf die Schöntalrunde mit tollem Ausblick auf Obertilliach und ins Gailtal. Sieben Kilometer ist die Runde lang, die als schwarze und damit schwierige Loipe gekennzeichnet ist. Vor allem der lange Anstieg im Mittelteil hat es in sich. Wem das nicht genug ist, der kann noch weitere Kilometer bis zum Biathlonstadion und auf der Grenzlandloipe dranhängen. Über 50 Kilometer lassen sich so erlaufen.
Ich mache mich dagegen auf den Rückweg und bin pünktlich zur mittäglichen Brotzeit wieder in Lienz. Nach einer kurzen Pause breche ich allerdings erneut auf. Dieses Mal zieht es mich in die entgegengesetzte Richtung. Mit der Buslinie 951 geht es ohne Umsteigen in knapp über einer Stunde nach Prägraten im Virgental. Ich steige am Gemeindeamt aus und schnalle meine Ski wenige Schritte später auf der Zubringerloipe wieder an. Diese führt mich zur Unterfeldrunde, einer wunderschönen Nachtloipe entlang der Isel. Dank Kunstschnee ist die Loipe auch schon früh in der Saison nutzbar. Zudem lädt ein Café am Loipeneinstieg zum Verweilen ein. Ich drehe mehrere Runden auf der 3,3 Kilometer langen Schleife, die tagsüber bis hinauf zur Panoramaloipe Ströden erweitert werden kann. Bei Dunkelheit entsteht aber eine ganz besondere Stimmung, die mich sofort gefangen nimmt.
Schließlich muss ich mich aber doch losreißen. Der letzte Bus zurück nach Lienz geht um kurz nach 18:00 Uhr. Wer zu früh dran ist, findet im Gemeindeamt ein warmes Plätzchen zum Warten, Toiletten inklusive. Wieder zurück in der Stadt lasse ich mir das Abendessen in einem der zahlreichen Restaurants schmecken. Leider geht es am nächsten Morgen schon wieder nach Hause. Das Defereggental oder Kals am Großglockner wären ebenfalls noch eine Busreise wert gewesen. Und wer nicht ganz so weit fahren möchte, der findet am Golfplatz von Lavant eine 7,5 Kilometer lange Runde in unmittelbarer Nachbarschaft zu Lienz, die bereits früh in der Saison durch technische Beschneiung vorbereitet wird. Vielleicht beim nächsten Mal! Ich komme sicher bald wieder.



























