Projekt #bayerwaldloipe: 145 Kilometer nonstop durch den Bayerischen Wald

Projekt Bayerwaldloipe: Nonstop durch den Bayerischen Wald © Tobias Burger

Dort angekommen, stehen meine größten Fans an der Strecke. Meine Frau Sabine mit unserem kleinen Felix feuert fleißig an, während mir mein Sohn Paul, auch auf Langlaufski unterwegs, eine Trinkflasche reicht und mich am liebsten weiter begleiten würde. Mit viel positiver Energie im mentalen Gepäck geht es mit Volldampf nach Spiegelau. Die für den Bayerischen Wald so typische Inversionswetterlage begleitet mich. Oben schon relativ warm, ist es unten noch richtig kühl. Zum Glück hatte ich meine warme Weste noch anbehalten, sonst hätte ich in Althütte wohl alt ausgesehen. Unser Lied aus Kindheitstagen, „in Spiegelau ist der Himmel blau, da tanzt der Ziegenbock mit seiner Frau.“, sollte sich heute wohl rächen.

Ungewollte Verlängerungen

Ich will keine Zeit verlieren und nehme die kommende Abzweigung wie es für mich logisch erscheint. Leider liege ich falsch, erwische einen Zubringen aus dem Ort zur Loipe. Auf einem gefühlt längeren Fußmarsch beschreibt mir Guide Mario am anderen Ende der Leitung die Fortsetzung der Route. Bis Riedlhütte besucht mich immer wieder wärmere Luft und die Bedingungen werden gefährlich langsam, es sind gut 50 Kilometer geschafft, beginnt unser Projekt hier zu scheitern? Doch nach einem ersten Skiwechsel schaut die Welt wieder freundlicher aus. Meine Fischer Speedmax DP Ski versehen mit dem geeigneten Schliff scheinen die Schneebeschaffenheit der Wiesenschleifen von Reichenberg und Höhenbrunn zu lieben, sie fliegen nur so dahin. Ein ungewollter Abstecher zurück nach Riedlhütte und die daraus resultierenden extra Höhenmeter fordern eine Portion Mentalkraft mehr, trotzdem läuft es wieder und Mario versorgt mich ständig mit Informationen zur Strecke.

Projekt Bayerwaldloipe: Den Rachel im Blick © Tobias Burger

Kurz vor St. Oswald schießt Foto Tobi Traumbilder mit einem der Bayerwaldgiganten, dem Großen Rachel, im Hintergrund. In den Sommermonaten besuchen wir den Gipfel hin und wieder, ein toller Berglauf in wildem Gelände, Natur pur. Schön, wenn er heute zuschaut! Durch St. Oswald heißt es kurz die Ski abschnallen, einem Winterwanderweg durch den Ort folgen und zurück auf die Loipe Richtung Rosenau. Das Langlaufgebiet, eines unserer Skimarathon Team Mitglieder, der Mann mit Urkraft, Josef Windorfer, besticht heute mit malerischer Kulisse und traumhaften Spuren. Nur schade, dass ich wieder einen Abzweig verpasse und nun das komplette Loipennetz dort kennenlerne. Die Bayerwaldloipe muss kurz warten. Zurück in der Spur, ausgestattet mit neu gefülltem Trinkgurt, einem Riegel und Kohlenhydrat Gel mehr im Bauch, arbeite ich mich Richtung Schönanger. Wie schon in den Planungen vorab besprochen, kommt nun ein Streckenabschnitt über einige Kilometer indem es zu improvisieren gilt. In einer Mischung aus kurzen Laufpassagen ohne Ski, Abschnitten über einen schneebedeckten Winterwanderweg und eingeschneite Dorfstraßen, die ich auf den Ski nehmen kann, hangle ich mich bis Sägmühle. Hier wurde extra für unser Projekt ein Loipenzustieg gespurt und ich bin heil froh wieder Tempo Richtung Ziel aufnehmen zu können.

Hinauf nach Finsterau

Projekt Bayerwaldloipe: In Mauth © Tobias Burger

Die Bayerwaldloipe führt mich über herrlich weite, sonnige Wiesen an Schönbrunn am Lusen vorbei bis nach Neuraimundsreuth. Gerade ist die Stimmung euphorisch, ich versuche mich zu konzentrieren, der Weg ist noch lang. Ein sehr steiler Anstieg fordert mich kurz vor Mauth heraus, die Spur und die Ski werden langsamer, über 80 Kilometer der Loipe durch den Bayerischen Wald sind geschafft und ich bin bereits sechseinhalb Stunden auf den Ski unterwegs. Am Start der Dreikönigsloipe in Mauth gönne ich mir eine Banane, neues Kohlenhydratgetränk und mein Dad übergibt mir ein Paar mit Flüssigwachs frisch präparierte Ski. Es kann weiter gehen und wie! Meine Ski und ich nehmen Fahrt auf, nächster Halt „Finsterau“. Auf den kommenden Kilometern laufen die Bretter hervorragend, es geht leicht ansteigend am Bach entlang. Das Reschbachtal bietet perfektes Gelände für kraftvolle Doppelstockschübe. Ich lasse die Schustersäge rechts liegen, die Steigung nimmt zu und mit dem Gedanken an die Haltbarkeit des Flüssigwachs bilde ich mir ein, höheren Widerstand zu spüren. Ich schiebe, versuche den Rhythmus, das Tempo hochzuhalten. Auf der Schleife, ganz außen herum habe ich das Gefühl von der Natur verschluckt zu werden.

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Ein Kommentar

  1. Thomas Oe

    Hallo Trainer 🙂
    spannendes Projekt und toller Bericht!
    Wenn Corona vorbei ist, würde ich auch gerne sowas in Angriff nehmen. Allerdings müsste ich wohl eine Übernachtung einplanen …
    Auf meiner „bucket-list“ steht auch noch die Strecke des „Rucksacklaufs“ im Schwarzwald. Ein ähnliches Projekt 🙂
    Grüße Thomas

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