Biathlon WM 2024: Johannes T. Boe gewinnt 20. WM-Gold im Massenstart der Herren

Johannes Thingnes Boe (NOR) © Thibaut/NordicFocus

Johannes Thingnes Boe gewinnt den Massenstart der Herren bei den Biathlon Weltmeisterschaften in Nove Mesto na Morave und holt damit sein zwanzigstes WM-Gold. Der Lette Andrejs Rastorgujevs gewinnt Silber, erreicht damit erstmals in seiner Karriere ein WM-Podest und Quentin Fillon Maillet komplettiert die Medaillenränge. Benedikt Doll lag bis zur Hälfte des Rennens auf Medaillenkurs, aber am Ende wird Philipp Nawrath auf dem zehnten Rang bester Deutscher und Johannes Kühn überquert nach einem Sturz blutüberströmt die Ziellinie. 

Johannes Thingnes Boe erreicht 20. WM-Gold

Johannes Thingnes Boe (NOR) © Manzoni/NordicFocus

Nach dem Weltmeistertitel in Verfolgung und im Einzel gewinnt Johannes Thingnes Boe auch den Massenstart bei der Biathlon-WM in Nove Mesto na Morave. Er erreicht damit sein 20. WM-Gold und hat damit den bisherigen Rekord von Ole Einar Björndalen egalisiert. Mit 15,1 Sekunden Vorsprung gewinnt der Norweger mit einer Strafrunde belastet vor Andrejs Rastorgujevs auf dem Silberrang. Der Lette ist seit 2009 im Weltcupzirkus unterwegs, einen Sieg konnte er bisher noch nicht feiern und im Alter von 35 Jahren gelang ihm in Nove Mesto erstmals ein WM-Podest. Mit der lettischen Fahne nahm er stolz die Silbermedaille in Empfang. „Ich fühle mich fantastisch, es war ein wundervolles Rennen für mich,“ sagte Rastorgujevs im ZDF nach dem Rennen. „Ich habe so viele Jahre darauf gewartet, dass es endlich klappt. Heute war ich richtig bereit dafür. Rastorgujevs war einer von zwei Läufern, die alle zwanzig Schüsse ins Ziel brachten. Quentin Fillon Maillet sicherte sich im letzten Rennen nach Gold jeweils mit der Mixed-Staffel und der Single-Mixed-Staffel und Bronze mit der Herren-Staffel auch im Massenstart Bronze. Dahinter platzierte sich Tarjei Boe als Vierter, Fabien Claude als Fünfter und der 36jährige Jakov Fak behauptete sich im Schlussduell gegen den Schweizer Sebastian Stalder auf dem sechsten Rang.

   

Benedikt Doll und Justus Strelow mischen vorne mit

Justus Strelow (GER) © Manzoni/NordicFocus

Die derzeit 30 weltbesten Biathleten machten sich im Massenstart auf in den Kampf um den letzten Medaillensatz der diesjährigen Biathlon-WM. Wie erwartet setzten sich mit Johannes Thingnes Boe und Tarjei Boe zwei Norweger an die Spitze. Für Deutschland waren Johannes Kühn, Benedikt Doll, Philipp Nawrath und Justus Strelow im Geschehen, für Österreich David Komatz und Simon Eder und für die Schweiz Sebastian Stalder und Niklas Hartweg. Bei der letztjährigen Biathlon-WM in Oberhof gab es einen schwedischen Doppelerfolg: Sebastian Samuelsson siegte vor Martin Ponsiluoma und Johannes Thingnes Boe lief auf den Bronzerang. In den bisher in der laufenden Saison ausgetragenen zwei Massenstarts siegte Johannes Thingnes Boe in Lenzerheide und Vetle Sjaastad Christiansen in Antholz. Quentin Fillon Maillet ging nach einer fehlerfreien Serie als Erster weg, Tarjei Boe folgte und an dessen Skienden kamen Justus Strelow und Benedikt Doll. Die ersten zehn Läufer hielten sich schadlos, die weiteren kreiselten in der Strafrunde. Von allen Norwegern setzte nur Tarjei Boe fünf Treffer, der im Verlauf der nächsten Runde mit Fillon Maillet sich an der Spitze abwechselte. Benedikt Doll und Andrejs Rastorgujevs befanden sich auch in der Vierergruppe an der Spitze, die sich zu den Verfolgern, an deren Spitze Johannes Thingnes Boe lief,  leicht absetzen konnte. 

Quentin Fillon Maillet geht in Führung

Quentin Fillon Maillet (FRA) © Thibaut/NordicFocus

Nach dem zweiten Anschlag im Liegen blieb der Franzose Fillon Maillet vorne, nur 1,9 Sekunden hinter ihm lag Benedikt Doll und auch Rastorgujevs und Tarjei Boe behaupteten sich an der Spitze. Die drei weiteren Deutschen kassierten eine Strafrunde und Johannes Thingnes Boe hatte schnell wieder zur Spitzengruppe aufgeschlossen. Richtung drittem Schießen setzte sich Benedikt Doll an die vorderste Position und nach dem Schießen war Johannes Thingnes Boe der Führende, Rastorgujevs 4,9 Sekunden dahinter auf dem zweiten Rang. Quentin Fillon Maillet lag aus der Strafrunde kommend als Dritter im Rennen und Benedikt Doll fiel nach ebenfalls einem Schießfehler mit 27,5 Sekunden Rückstand auf Rang fünf zurück. Strelow, Kühn und Nawrath hielten sich schadlos und haben dadurch Plätze gut gemacht. Vorne blieb Andrejs Rastorgujevs an J. T. Boe dran, dahinter vergrößerte sich Fillon Maillets Abstand zur Spitze und Tarjei Boe zog an ihm vorbei.

Johannes Thingnes Boe auf dem Weg zu Gold 

Andrejs Rastorgujevs (LAT), Johannes Thingnes Boe (NOR), (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Johannes Thingnes Boe räumte im entscheidenden Schießen ab und auch Andrejs Rastorgujevs brachte alle Schüsse ins Ziel, folgte ihm 13,2 Sekunden später und wiederum 9,3 Sekunden dahinter bog Fillon Maillet in die Schlussrunde ein. Der Vorsprung des Franzosen zu Tarjei Boe betrug 24,4 Sekunden und reichte bis zum Ziel. Benedikt Doll verabschiedete sich nach zwei Fehlern aus dem Kampf um die Medaillen und auf den Rängen zehn bis dreizehn waren nun eingangs der Schlussrunde die deutschen Starter zu finden. Der Lette Rastorgujevs musste seine Schlussrunde alleine bestreiten, aber da es für ihn um die erste Medaille bei einer WM in seiner Karriere ging lief er gefühlt um sein Leben. Beim Zieleinlauf ließ sich Johannes Thingnes Boe von den Fans in der ausverkauften Vysocina Arena gebührend als Weltmeister im Massenstart feiern und Andrejs Rastorgujevs überquerte die Ziellinie auf dem Silberrang vor Quentin Fillon Maillet. 

Die deutschen Platzierungen und ein Sturz mit Folgen

Johannes Kuehn (GER) © Thibaut/NordicFocus

Benedikt Doll hat seine aussichtsreise Position im Kampf um eine der letzten Medaillen beim letzten Schießen vergeben. Zwei Scheiben setzte er vorbei und am Ende kam er nicht über Rang 12 hinaus. „Stehend ist nicht meine starke Disziplin. Das erste war ok, beim zweiten hatte ich schon so wackelige Beine, da musste ich kämpfen um ins Ziel zu kommen. Ich habe es versucht, aber nicht den Rhythmus gefunden, den ich gebraucht hätte,“ so Doll nach dem Rennen im ZDF. Bester des DSV wurde Philipp Nawrath auf dem zehnten Rang. Johannes Kühn kam als 14. ins Ziel und fiel blutüberströmt zu Boden. Der herbeigerufene Mannschaftsarzt und Sanitäter konnten nach der Erstversorgung Entwarnung geben. Kühn war auf der letzten Runde im Tunnel gestürzt und der Lauf der Waffe knallte ungünstig an seinen Kopf, so dass er eine Platzwunde erlitt. Mit einem dicken Kopfverband war er relativ schnell wieder auf den Beinen. Er und auch Doll und Nawrath waren jeweils mit drei Strafrunden belastet. Nur einen Fehlschuss leistete sich Justus Strelow, der läuferisch weit hinter der Spitze lag und am Ende als 16. ins Ziel kam. Felix Bitterling, Sportlicher Leiter Biathlon beim DSV, meinte nach dem Rennen: „Wir waren materialmäßig mit Sicherheit nicht bei den Besten dabei. Das war sicherlich ein Faktor. Man kann aber einen Strich drunter ziehen. Ich glaube es war kein Debakel und möchte mir auf keinen Fall alles Schlechtreden lassen. Drei Medaillen sind nicht schlechter als letztes Jahr, aber ganz klar mit dem Rückenwind mit dem wir gekommen sind, mit den Erfolgen, haben wir uns mehr ausgerechnet. Wir werden das in Ruhe analysieren und versuchen, dass wir besser werden.“

Schweizer Sebastian Stalder trifft alles

Sebastian Stalder (SUI) © Manzoni/NordicFocus

Neben dem Silbermedaillengewinner Anrejs Rastorgujes gelangen nur Sebastian Stalder zwanzig Treffer. Läuferisch kam er nicht an die Spitze heran und hat sich insbesondere auf der Schlussrunde dem Angriff des Slowenen Jakov Fak nicht mehr erwehren können. Mit 1:12 Minuten Rückstand belegte Stalder nur 1,1 Sekunden hinter Fak den siebten Rang. Sein Teamkollege Niklas Hartweg kam mit fünf Schießfehlern belastet als 22. ins Ziel. Der Österreicher David Komatz hatte zwei Strafrunden im Gepäck und wurde 21., Simon Eder verfehlte drei Ziele und belegte am Ende Rang 25.   

Medaillenspiegel

Ergebnis Massenstart Herren

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