Langlauf Weltcup: Andersson gewinnt Alpe Cermis, Jessie Diggins die Tour de Ski

Jessie Diggins (USA) © Modica/NordicFocus

Zum Abschluss der Tour de Ski, dem ersten Highlight im diesjährigen Langlauf Weltcup, stand der traditionelle Aufstieg zur Alpe Cermis auf dem Programm – wie schon im letzten Jahr wieder im Massenstart. Ebba Andersson feierte im Massenstart ihren ersten Weltcupsieg, Jessie Diggins jubelte über den Gewinn der Tour de Ski. Katharina Hennig wurde jeweils Achte.

Attacke von Andersson – Diggins feiert Tour de Ski Erfolg

Ebba Andersson (SWE) © Modica/NordicFocus

Auf den ersten Kilometern bestimmten sechs Schwedinnen das Geschehen, da sie Linn Svahn beim ersten Bonussprint nach 2,5 Kilometern unterstützen wollten. Vor der Schlussetappe führte die Schwedin in der Sprintwertung bereits elf Punkte vor Jessie Diggins, die Svahn noch um zehn Punkte auf Diggins ausbaue. Linn Svahn und Ebba Andersson hatten eine Lücke nach der schon bekannten 2,5 Kilometer Runde gerissen, aber Diggins lief schnell an die beiden Schwedinnen heran, um den Gesamtsieg bei der Tour de Ski nicht zu riskieren – aber der Rest des Feldes folgte ihr auf dem Fuße. Auf dem Transfer zum Einstieg des Final Climb mit 400 Höhenmetern und einer maximalen Steigung von 28% riss das Feld jedoch in zwei Teile und am Fuße des Schlussanstiegs übernahm sofort Ebba Andersson die Führungsarbeit von Linn Svahn und setzte sich zehn Sekunden aus dem Massenstart Feld ab. An der Spitze der Gruppe folgten Jessie Diggins und Yulia Stupak, die sich kurz darauf aus dem Feld lösten. Als es erstmals richtig steil wurde, begann sich Diggins von Stupak zu lösen und näherte sich leicht der Schwedin an, die an der Strecke von Teamkollegin Frida Karlsson angefeuert wurde. Während Andersson fast immer im 1:1 Schritt unterwegs war, nutzte Diggins oft den Trainerschritt und wirkte auf dem letzten Kilometer erschöpfter als die Schwedin, die im Ziel an der Alpe Cermis schließlich ihren ersten Weltcupsieg – nach 18 Podestplätzen ohne Sieg. Jessie Diggins überquerte neun Sekunden später das Ziel und feierte ihren ersten Tour de Ski Sieg. Erst als sie sich erholt hatte, feierte sie tränenüberströmt ihren großen Erfolg und nahm die Gratulationen entgegen. „Wow. Das ist die Erfüllung meines Lebenstraums. Wir haben eine unglaublich gute Stimmung im Team, so dass mich jeder enorm unterstützt hat, wie auch viele Anfeuerungen aus der ganzen Welt. Das hat mir heute Flügel verliehen“, strahlte sie im FIS Interview. 

Erstes Podium für Claudel

Jessie Diggins (USA), Ebba Andersson (SWE), Delphine Claudel (FRA), (l-r) © Modica/NordicFocus

In der folgenden Gruppe hinter Andersson, Diggins und Stupak war Teresa Stadlober zunächst ganz vorne hinter Delphine Claudel vertreten, fast direkt dahinter Katharina Hennig und auch Antonia Fräbel schlug sich ganz beachtlich. Schon auf dem ersten Kilometer tat sich die Österreicherin aber schwerer, als die Lücken im Feld immer größer wurden und fiel hinter das Grüppchen mit Katharina Hennig, Katerina Razymova, Tatiana Sorina und Rosie Brennan zurück. Nach 30 Rennminuten, etwa zwei Kilometer nach dem Einstieg und etwa 1,5 Kilometer vor dem Ziel konnte sich die Französin von den anderen absetzen wie auch kurz darauf Sorina und beide nahmen die zurückfallende Yulia Stupak ins Visier. Delphine Claudel konnte Yulia Stupak im Kampf um das Tagespodium noch einholen, was den ersten Podestplatz für die Französin bedeutete. In der Tour de Ski belegte jedoch die viertplatzierte Yulia Stupak den zweiten Rang, 1:24 Minuten hinter Diggins. Ebba Andersson festigte mit ihrem Sieg den dritten Gesamtrang. Sorina tat sich am Schluss wieder schwerer als die anderen, rette aber dennoch Platz fünf im Massenstart ins Ziel, was den klaren vierten Platz in der Tour de Ski bedeutete. Die Russin hatte eine besonderen Ansporn, wie sie später im Fernseh-Interview erklärte: „Mein Mann sagte schon zu Beginn der Tour, wenn ich ein schlechtes Rennen mache, würde unsere Tochter nicht mehr mit uns reisen. Ich musste einfach schnell sein.“ 

Hennig mit Glücksnummer auf Platz acht

Antonia Fraebel (GER), Katharina Hennig (GER), (l-r) © Modica/NordicFocus

Da die Sprinterinnen wegen der Bonussprints vorne starten durften, gingen die Athletinnen nicht mit den Nummern ins Rennen, die sie nach der Gesamtwertung nach sieben Etappen hätten tragen müssen – Katharina Hennig dürfte das nicht gestört haben. Die 11 ist bei ihr in Val di Fiemme immer ein gutes Omen. Die Sächsin zeigte insgesamt im Anstieg ein ausgeglichenes Rennen und blieb quasi bis zum Schluss mit Razymova und Brennan zusammen. Erst in der letzten Rampe konnte sie die Konkurrentinnen nicht mehr halten, sie sich Platz sechs und sieben holten. „Es war eine Qual, ein Kampf von Anfang an. Auf den ersten Kilometern habe ich mich super gefühlt, wir hatten super Ski und ich bin von alleine mitgerutscht. Wenn es dann in den Berg reingeht, geht der Kampf los. Ich habe versucht, mich an Rosie Brennan ranzuhängen – das war von Anfang an mein Plan und ich habe es bis zum Ende durchziehen können. Ich habe extra die Ergebnisliste vom letzten Jahr studiert und da war sie kurz vor mir. Da habe ich gedacht, sie ist eine gute Orientierung und da wollte ich auch nicht so weit von der Teresa Stadlober weg sein, weil ich dachte, wenn sie einen guten Tag hat, kann das schon sein, dass sie mich in der Gesamtwertung noch einholt. Aber die habe ich ja zum Glück auch hinter mir gelassen“, freute sich Katharina Hennig. „Die Tour de Ski war wieder ein cooles Erlebnis, es ist jedes Mal wieder eine Herausforderung, von Tag zu Tag zu nehmen und ich bin einfach total happy, dass ich nochmal meine Leistung vom letzten Jahr bestätigen konnte.“ Für Rosie Brennan, die in der ersten Hälfte der Tour de Ski so stark war, bedeutete das Platz sechs in der Gesamtwertung. Katharina Hennig kam jeweils als gute Achte in die Wertung, der noch vor dem gestrigen Sprint erhoffte Top5 Platz war jedoch nicht mehr möglich, auch wenn sie von der fünftplatzierten Pärmäkoski nur 18 Sekunden trennten.

Stadlober enttäuscht vom Tour Ende

Als 13. des Tages erreichte Teresa Stadlober das Ziel, die diesmal nicht so gut zurechtkam wie in vergangenen Jahren, wo sie im Handicap Modus auch schon mit der zweit- und drittschnellsten Zeit das Ziel erreichte. In der Gesamtwertung bedeutete das Platz neun, 90 Sekunden hinter der Deutschen. „Die ersten Rennen sind nicht nach Wunsch verlaufen, ich tat mir anfangs sehr schwer, erst in Toblach beim Skatingrennen war ich erstmals zufrieden, perfekt lief es dann in Val di Fiemme mit Rang vier und der Sprintqualifikation. Die Schlussetappe verlief für mich enttäuschend, am Beginn der Skipiste verlor ich den Stockteller und ich musste den Stock wechseln. Heute ich einfach nicht das Vermögen nochmals ein gutes Ergebnis zu erreichen. Bedanken möchte ich mich beim ganzen Team, die so wie ich, alles gegeben haben“, zieht die Österreicherin ihr Fazit.

Fräbel überrascht als 14.

Als erstklassige 14. überquerte schließlich Antonia Fräbel das Ziel – bei ihrer ersten Alpe Cermis im letzten Winter war sie noch 38. im Massenstart gewesen. „Es war hart, aber es war auch unglaublich schön. Ich kann es noch nicht ganz fassen, dass es so aufgegangen ist“, freute sie sich, obwohl sie vor dem Start so gar keine Lust auf das harte Rennen gehabt hatte: “ Vor dem Rennen hatte ich eigentlich gar keine Motivation, weil ich nicht wusste, was das heute werden soll. Dann habe ich mich am Anfang von der Alpe Cermis schon recht gut platzieren können und habe dann gedacht: Jetzt alles oder nichts!“ 15 Sekunden später kämpfte sich Nadine Fähndrich als 16. über die Linie und verpasste eine Top10- Platzierung in der Tour de Ski nur um 15 Sekunden. Pia Fink wurde 19., Julia Preußger 33. und Laurien van der Graaff 36. Pia Fink war mit dem Ende durchaus zufrieden: „Es war auf jeden Fall wieder ein sehr hartes Rennen, aber ich hatte das Ziel, mich am Anfang nach vorne zu orientieren, damit ich mich das Flachstück ein bisschen erholen kann. Das hat ganz gut geklappt und den Berg habe ich mir versucht einzuteilen. Hintenraus wurde es dann natürlich sehr hart, aber es war jetzt auf jeden Fall ein versöhnliches Ende im Gegensatz zu dem, wie die Tour gestartet ist. Ich kann auf jeden Fall zufrieden sein mit dem heutigen Tag.“ Für Julia Preußger war es schon ein Erfolg, überhaupt am Start zu stehen und die Tour de Ski zu beenden angesichts ihrer Verletzungs-Vorgeschichte: „Es war jetzt mein erstes Mal die Tour durchlaufen. Ich bin auf jeden Fall stolz darauf, dass ich das geschafft habe – nicht mal ein Jahr nach meiner [Schulter-] Operation. Vor einem Jahr hätte ich nie gedacht, dass ich hier am Start stehen kann und laufen kann. Ich glaube, ich habe noch eine Menge Arbeit vor mir und vor allem in den Flachpassagen habe ich noch viel liegen gelassen. Ich habe auch noch ein bisschen verkrampfte Schienbeine gehabt, vielleicht stehe ich da einfach noch verkrampft auf dem Ski. Am Berg konnte ich mich dann besser freilaufen als noch zu Beginn der Schlussetappe.“

=> Ergebnis 10 Kilometer FT Massenstart Final Climb
=> Endstand Tour de Ski

 

 

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