Langlauf Weltcup: Bolshunov souveräner Etappensieger im Massenstart der Tour de Ski vor Cologna

Alexander Bolshunov (RUS) © Modica/NordicFocus

In einem turbulenten Massenstart mit vielen Stürzen bei der Tour de Ski Etappe in Val Müstair setzte sich erwartungsgemäß Alexander Bolshunov durch. Nach einem Sturz vor ihm wurde Dario Cologna Zweiter vor Ivan Yakimushkin. Als bester Deutscher wurde Lucas Bögl 19., drei DSV Athleten waren in Stürze verwickelt.

Bolshunov uneinholbar vorn

Alexander Bolshunov (RUS) © THIBAUT/NordicFocus

Als absoluter Favorit war Alexander Bolshunov in den heutigen Massenstart über 15 Kilometer im klassischen Stil gegangen. In der ersten Runde, als Federico Pellegrino noch ganz vorne sein gelbes Trikot als Tour de Ski-Leader spazieren trug, hielt er sich noch zurück, bevor er sich zu Beginn der zweiten Runde an die Spitze setzte und zu Beginn der dritten 3,75 Kilometer Runde das Tempo nennenswert erhöhte. Dadurch konnten sich drei Russen und Dario Cologna absetzen, gleich danach folgten Maurice Manificat und drei weitere Russen. Nach einer weiteren Attacke setzte sich Bolshunov von den anderen ab und lief einem souveränen Sieg entgegen, nach dem er nun schon quasi uneinholbar nach zwei Etappen mit einer Minute Vorsprung führt. „Eine Minute ist eine ganze Menge, aber die Tour dauert noch lange. Man kann immer wieder Zeit gewinnen oder Zeit verlieren“, fasste der Dolmetscher Bolshunovs langes Statement zusammen.

Sturz im Kampf um Platz zwei

Ivan Yakimushkin (RUS), Dario Cologna (SUI), (l-r) © Modica/NordicFocus

Rang zwei ging an Dario Cologna, für den sich der Schweizer mit einer Geste im Ziel quasi entschuldigte. Gegen drei Russen wäre es aber schwierig geworden mit dem Podestplatz für den Lokalmatadoren, wenn sich die Russen mit einem Sturz in der letzten Abfahrt selbst aus dem Rennen genommen hätten: Evgeniy Belov und Andrey Chervotkin hatten sich leicht abgesetzt, als Belov vorne den Schneepflug einlegte und sein Landsmann auf ihn auffuhr. Beide kamen zu Fall und mussten erst ihr Material wieder zusammensuchen, bevor sie das Rennen beenden konnten. „Es war ein gutes Rennen hier zu Hause. Es ist toll, auf dem Podium zu stehen und die Russen waren sehr stark. Natürlich hatte ich Glück mit dem Sturz, denn sonst wäre ich nicht in der Position gewesen, um ein Podium zu kämpfen. Der zweite Platz ist großartig. Morgen hoffe ich, eine gute Gruppe zu finden und mich dranzuhängen“, sagte Dario Cologna. Ivan Yakimushkin musste dem Sturz ausweichen, rutschte dabei die Böschung hinunter und musste sich abseits der Strecke unterhalb der Wellen den Weg zur letzten Kurve suchen. Dennoch belegte er noch den dritten Platz im Ziel vor dem Franzosen Maurice Manificat. Betroffen bei dem Malheur waren damit Athleten aus drei verschiedenen Trainingsgruppen. Mit etwas Abstand erreichte Denis Spitsov als Fünfter das Ziel vor Oskar Svensson, der sich das ganze Rennen in den langen Anstiegen bergauf gequält hatte: Als einziger Athlet hatte er sich für Skatingski entschieden, mit denen er in den Abfahrten profitierte. Alexey Chervotkin überquerte als Siebter die Ziellinie, wurde aber kurz darauf wegen seines Auffahrunfalls disqualifiziert. Nach einer weiteren Jury Sitzung wurde die Disqualifikation in eine dreiminütige Zeitstrafe umgewandelt. Bestraft wurde er, weil er seinem Teamkollegen keinen Platz ließ und bei seinem Ausweichversuch in eine Lücke reinwollte, die nicht da war. Dadurch rutschte Ilia Semikov auf den siebten Rang vor Evgeniy Belov, der von Chervotkin im Ziel sofort beschimpft wurde. Der Andorraner Ireneu Esteve Altimiras kam als Neunter in die Wertung vor Clement Parisse und dem 40-jährigen Jean Marc Gaillard. Später erzählte Markus Cramer gegenüber dem NRK, was nach dem Rennen mit Chervotkin und seinem Schützling Evgeniy Belov passierte: „Belov ist sehr wütend. Erwartet noch auf eine Entschuldigung. Wenn die noch kommt, ist alles in Ordnung. Chervotkin ist klar, dass es seine Schuld ist, so dass er sich hoffentlich noch entschuldigt.“ Beide verschwendeten Zeit mit Flüchen, wie nachfolgende Athleten erzählten: „Ich habe nicht gesehen, was passiert ist. Nur dass sie da standen und ihr Material sortiert haben, als ich die Kurve passierte. Darüber war ich sehr überrascht. Sie standen da und fluchten, aber das Wichtigste ist doch das Gesamtresultat, darum weiß ich nicht, was sie da noch gemacht haben“, so Svensson. Im Falle Yakimushkin ließ die Jury ihn wegen seines unvermeidbaren Verlassens der Strecke unbestraft. 

Fünf Schweizer holen Punkte

Candide Pralong (SUI) © THIBAUT/NordicFocus

Neben dem erstklassigen zweiten Rang von Dario Cologna, der ihn in der Tour de Ski auf Platz vier nach vorn brachte, 1:11 Minuten hinter Bolshunov, wussten auch seine Teamkollegen zu überzeugen. Mit Jonas Baumann und Candide Pralong kamen noch zwei weitere Schweizer als 14. und 17. unter die besten 20, was vor allem im Falle von Pralong überraschte: Der 30-Jährige gilt als Skatingspezialist und war klassisch noch nie in den Punkten – sein bisher bestes Weltcupresultat verpasste er nur ganz knapp. Beda Klee sammelte als guter 23. ebenfalls Weltcuppunkte wie auch Roman Furger als 28. unmittelbar hinter Pellegrino, der bis zur dritten Runde mithielt und dann zurückfiel. Cyril Fähndrich, Jason Rüesch und Jovian Hediger belegten die Plätze 50 bis 52. Erwan Käser wurde 60. Als einziger nach dem Auftaktsprint verbliebener Österreicher verpasste Mika Vermeulen die Punkte als 42. deutlich.

Bögl bester Deutscher – Dobler, Notz und Brugger stürzen

Beda Klee (SUI), Calle Halfvarsson (SWE), Lucas Boegl (GER), (l-r) © Modica/NordicFocus

Auf den ersten Rennkilometern hielt sich das deutsche Team recht gut im Feld: Lucas Bögl, Jonas Dobler und Florian Notz liefen mitten in der Hauptgruppe mit, Janosch Brugger kämpfte mit wenigen Metern Rückstand auf das feld um Anschluss. Dann stürzte Jonas Dobler Ende der zweiten Runde in der Abfahrt und Florian Notz musste ausweichen und kam ebenfalls zu Fall. Wenige Meter später verlor Janosch Brugger in der S-Kurve die Kontrolle, so dass alle drei DSV Athleten dem Feld hinterher liefen und den Anschluss nicht mehr herstellen konnten. Durch die Tempoverschärfungen verlor schließlich auch Lucas Bögl kurz vor Ende der vorletzten Runde den Kontakt zum Hauptfeld und musste den Rest des Rennens allein bestreiten. Das Ziel erreichte er schließlich als 19, was seinen normalen Ergebnissen entspricht – ohne Norweger hätte es aber etwas weiter nach vorn gehen müssen. Thomas Bing, der immer noch mit den Nachwirkungen seiner schweren Verletzung kämpft, verpasste als 33. die Weltcuppunkte wie auch Florian Notz als 35. Rang 45 ging an Janosch Brugger, Andi Katz wurde nur 64. in Gesellschaft der kleinen Langlauf Nationen und der Sprinter.

=> Ergebnis 15 Kilometer KT Massenstart
=> Tour de Ski nach zwei Etappen

 

 

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