Red Bull NordiX 2010: Gasparin und Maka holen sich Siegestrophäe

Action © Manzoni/NordicFocus

Am Red Bull NordiX fliegen Langläufer durch die Luft, kurven durch die Halfpipe und sprinten den Davoser Bolgen hoch und runter. Vor 3.000 Zuschauern erweist sich der Tscheche Dan Maka als Meister des kontrollierten Risikos und gewinnt. Die Schweizer Biathletin Selina Gasparin siegt bei den Frauen.

Rasante Action
„Petter Northug sticht als erster in die Halfpipe!“ Das ist keine Phantasie nach einer Überdosis Davoser Frühlingssonne, sondern die rasante Realität des Red Bull NordiX. Vier Langläufer schießen gleichzeitig aus dem Starttor, durch eine Steilkurve eine Abfahrt hinunter über eine meterweiten Sprung und einen kernigen Aufstieg hoch, bis es eben jene Halfpipe zu überwinden gilt. Die drei an den Wänden der Halbröhre platzierten Tore trennen die Läufer von den Künstlern. Der Schwede Peter Larsson meint bescheiden: „Ich versuche in der Halfpipe auf den Beinen zu bleiben und noch etwas Kraft für den großen Anstieg zu haben.“ Denn nach der technischen Höchstschwierigkeit geht es direkt neben der Halfpipe wieder den Berg hoch. Nach einer letzten kurzen Abfahrt, folgt die listig auf der Kante einer Schanze gesetzte Ziellinie. Wer es eilig hat ins Ziel, fliegt ein weiteres Mal weit. Sehr zur Freude der 3.000 Zuschauer, zeigt mancher Athlet spektakuläre Flugeinlagen, von Spreizern, über 360°-Drehungen bis zum Junior Erwan Käser, der einen Vorwärtssalto sauber in den Schnee setzt. Petter Northug springt wie ein Skispringer im V-Stil und setzt eine makellose Telemarklandung.

Eine Show mit Spannung
Bei aller Show sind die Viererläufe, je länger das Rennen dauert. an Spannung fast nicht zu überbieten. Die ersten zwei sind eine Runde weiter, für die anderen beginnt die Sommerpause. Wer zu viel bremst, wird überholt, wer die Kontrolle über die schmalen Latten verliert auch. Der immer tiefere Frühlingssulz macht die schwierigste Strecke der Saison noch tückischer, die Aufstiege noch härter. Die Tschechen erweisen sich als Meister der Taktik, als bekanntester Vertreter Martin Koukal, der der Bronzestaffel von Vancouver angehörte. Weitere Nachwuchsleute wie der schwedische U23-Sprintweltmeister Robin Bryntesson oder der U23 Vize-Weltmeister aus der Schweiz, Martin Jäger erlaufen und erspringen sich viel Aufmerksamkeit, besonders, als der junge Schweizer im Halbfinale Petter Northug stehen lässt.


Gasparin dominiert
Im Final der Frauen kämpfen Selina Gasparin (SUI), die als Biathletin in Vancouver am Start war, ihre Landsfrauen Lucy Pichard, und Irene Cadurisch sowie Guri Hetland, Gattin des früheren Sprintdominators Tor Arne Hetland, der es in der harten Männerkonkurrenz bis ins Achtelfinale schafft. Gasparin kommt am besten über den ersten Sprung und durch die Halfpipe, hinter ihr liefern sich Hetland und Pichard ein Duell in der Halfpipe und dem Schlussaufstieg. Die größten Reserven hat aber die Biathletin, die auch den Zielsprung noch heil übersteht und sich das Steinbock-Geweih der ersten Siegerin eines Red Bull NordiX in der Schweiz holt. Auf die Frage, ob sie jetzt vom Biathlon zum Skicross wechsle, regt sie eine neue Disziplin an: „Wenn es eine Kombination von Skicross und Schießen gibt, dann bin ich dabei.“

Northug im Pech, Maka sprachlos glücklich
Bei den Männern überstürzen sich die Ereignisse im Halbfinale, wo Petter Northug und Lokalmatador Gaudenz Flury kurz vor dem Ziel im Gerangel stürzen, worauf der Davoser im Liegen als erster ein Körperteil über die Linie hält. Noch schlechter ergeht es dem sieggewohnten Norweger im kleinen Finale. Zum Abschluss will er einen besonders weiten Sprung zeigen, bleibt aber in der Wasserlache vor dem Schanzentisch kleben und schlägt hart auf. Mit einer Platzwunde unter dem blauen Auge meint er: „Auch wenn ich jetzt aussehe wie Mike Tyson und es für mich nicht so gut gelaufen ist, habe ich hier Spaß gehabt.“ Das Finale kontrollieren die Tschechen Martin Koukal und Dan Maka souverän. Das Duell um Platz drei zwischen dem jungen Martin Jäger und dem Davoser Routinier Gaudenz Flury entscheidet der Lokalmatador zur lautstarken Freude des Publikums am Bolgen für sich. Die Freude über diesen Sieg zum Saisonschluss ist Dan Maka anzusehen. Da er nur tschechisch spricht, muss dies als Statement zu seiner Leistung genügen. Eine interessante Erklärung liefert der wesentlich sprachgewandtere Martin Koukal: „Bei uns werden die Loipen nur einmal pro Woche präpariert, darum kommen wir mit Verhältnissen wie hier gut zurecht.“ Überglücklich auch Gaudenz Flury: „Die beiden Tschechen waren so viel stärker. Aber dass ich nur schon in den Final gekommen bin, ist genial.“

Quelle: Red Bull