Mekka der Langläufer: Mit Evi und Tobi auf frischer Spur im Chiemgau

Evi Sachenbacher-Stehle © Norbert Eisele-Hein

Der Chiemgau hat sich längst schon zum Mekka der Langläufer und Biathleten entwickelt. Zwei der erfolgreichsten Langläufer Deutschlands, Evi Sachenbacher-Stehle und Tobias Angerer, verraten uns ihre heimatlichen Lieblingsloipen.

„Die Panorama-Loipe oben auf der Hemmersuppenalm ist für mich eine der schönsten Strecken überhaupt. Hier oben durfte ich schon als Kind immer meine Trainingsrunden drehen. Es ist schon ein großes Geschenk, dass ich meine Leidenschaft, meinen Sport direkt vor der Haustüre so perfekt ausüben kann“, sagt die zweifache Olympia-Goldmedaillengewinnerin Evi Sachenbacher-Stehle. „Die Runde laufe ich auch heute noch liebend gerne, allerdings muss ich dabei ein wenig auf meinen Kalorienhaushalt achten“, ergänzt sie kokettierend. „Sissy Dirnhofer von der nahen Hindenburghütte kocht leckere Braten und bäckt auch fantastische Strudel. Wenn ich da einkehre, komme ich so schnell nicht mehr weg.“ Dem kann Tobias Angerer, mehrfacher Weltcup-Gesamtsieger und Silbermedaillengewinner und ein ebenso waschechtes Chiemgauer Kindl wie Evi nur beipflichten: „Die Aussicht auf der Hemmersuppenalm ist wirklich umwerfend. Und was Sissy alles aus dem Holzofen zaubert ist schon enorm. Wenn Günter (Anm. d. V. Günter Dirnhofer ist der Hüttenwirt) dann auch noch mit seinen Bergfex’n aufspielt, muss man aufpassen, dass sich das Training nicht zu sehr in die Länge zieht“, ergänzt er lachend. „Ich trainiere aber auch gerne drüben auf der Winklmoos-Alm. Dann skate ich die steilen sechs Kilometer von Seegatterl aus hoch und kehre in der Traunsteiner Hütte ein. Da herrscht auch eine echt urige Atmosphäre. Und der Kaiserschmarrn von Jeanette (Anm. d.V. Jeannette Lorenz ist die Hüttenwirtin und Köchin) schmeckt legendär.

Wahrlich, die zauberhafte unverfälschte Berglandschaft des Chiemgaus scheint in jeder Hinsicht ein fantastischer Nährboden für sportliche Höchstleistungen zu sein. Die geografischen Bedingungen könnten kaum besser für Langläufer sein. Zahllose Gipfel zwischen 1.500 und 2.000 Metern Seehöhe bieten Skatern und Nordic-Fans ein Langlauf-Mekka mit unzähligen Möglichkeiten. Novizen, Fortgeschrittene und Profis können sich auf 500 Loipenkilometern abwechslungsreich austoben. Die Chiemgau-Marathon-Loipe führt auf 35 Kilometern von Inzell über Ruhpolding nach Reit im Winkl. Unzählige weitere Loipen bilden rings um Bernau, Grassau, Marquartstein, Schleching und das berühmte Reit im Winkl ein kongeniales Netzwerk. Besonders Ambitionierte können selbst nach Feierabend noch Ihre Schleifen auf zahlreichen Flutlichtstrecken drehen.


Der Spaß auf den zwei schmalen Brettern kann im Chiemgau auf eine lange Tradition zurückblicken: Bereits 1964 wurde in Ruhpolding die erste Skiwanderstrecke Deutschlands ausgeschildert. Schon ein Jahr später fand der erste Volkslauf statt. 1969 gründete die Firma Plenk die erste Langlaufschule Deutschlands und galt fortan auch lange Zeit als einer der weltweit besten Skiproduzenten. Heute lebt Ruhpolding den Biathlon, wie so schnell keine andere Gemeinde im gesamten Alpenraum. Die Biathleten haben sogar ein eigenes Zunftzeichen auf dem Maibaum. Die nahe Chiemgau-Arena versetzte die Republik mit der Weltmeisterschaft der vergangenen Saison in einen wahren Freudentaumel. Magdalena Neuner räumte dabei nochmal einen kompletten Satz Edelmetall ab, bestieg damit endgültig den Thron im Olymp der Biathletinnen und hing gleich darauf das Gewehr – im zarten Alter von 25 Jahren – auch schon wieder an den Nagel.

„Ja, die Chiemgau-Marathonloipe ist schon ein Gedicht“, bestätigen auch Evi und Tobi. „Mir gefällt vor allem der Abschnitt zwischen dem Löden-, Mitter- und Weitsee, dem sogenannten Drei-Seen-Land besonders gut. Da fühlst du dich manchmal tatsächlich wie in Kanada oder Alaska“, erzählt Evi. „Stimmt“, pflichtet Tobi bei. „Diese lange Tour kombiniert traumhafte Landschaften. Wann immer es mein Renn-Kalender zulässt, trainiere ich natürlich auch auf meiner Hausstrecke, der Tobias-Angerer-Loipe, am Hochberg.“ Natürlich hat die Gemeinde Reit im Winkl ihrer Gold-Evi auch längst schon eine eigene Loipe gewidmet. Versteht sich – Ehre wem Ehre gebührt. Ihre Weltcup-Loipe startet im nahen Stadion, direkt am Dorfrand.

Also, nichts wie raus aus den Federn und ab auf die Chiemgauer Loipen. Mit diesen Insider-Tipps lässt sich Langlaufen kongenial mit einem urigen Einkehrschwung verbinden. Zudem ist der Promifaktor auf den Loipen enorm hoch, denn Evi und Tobi trainieren nachwievor viel und gerne in der Heimat.

Infos:

www.chiemgau-tourismus.de
Die Chiemgau-Loipe führt über 35 Kilometer von Inzell über Ruhpolding nach Reit im Winkl. Sie kann in allen Talorten gestartet werden. Shuttle-Dienste ermöglichen auch eine one-way-Tour.
www.inzell.de, www.ruhpolding.de, www.reitimwinkl.de

Einkehrtipps:

www.hindenburghuette.de, der Shuttle-Service bringt Langläufer hoch zur Hemmersuppenalm-Panorama-Loipe, Tipp: Fackelwanderungen an Vollmond, Hüttenabende mit Liveband, bergab auf einer der längsten Rodelstrecken Deutschlands.

www.traunsteinerhuette.de, oben bei der Winklmoos-Alm

www.gaestehaus-angerer.com (Sachenbacher Alm), direkt an der Chiemgau-Loipe

Tipp für (angehende) Biathleten:

Die Biathlon-Legende Fritz Fischer führt individuell auf eure Bedürfnisse (auch größere Gruppen) abgestimmt, an den Biathlon-Wettkampf heran. Beim Training mit dem Laser-Gewehr lässt sich die Faszination Biathlon hautnah und unter Wettkampfbedingungen erleben. www.biathloncamp.de

Autor: Norbert Eisele-Hein