Pressekonferenz in Beitostoelen

Früher setzte Marit Björgen die Maßstäbe, sowohl im Training als auch im Wettkampf. Doch dann ging es mit ihr auf einmal bergab, kurz nach der Nordischen Ski-WM 2005 in Oberstdorf. Sie vertraute weiter auf ihr hartes Training, das sieben Extrem-Einheiten im Jahr vorsah. Doch an alte Glanzleistungen konnte sie nicht mehr anknüpfen. Für Björgen war klar, dass es ein Fehler im Trainingsaufbau war, sie aber auch mental nicht mit dem Druck zurecht kam: „Ich war in jedem Rennen immer eine der Favoritinnen, obwohl ich schon lange keine Top-Form mehr hatte. Das hat mich so sehr unter Druck gesetzt, dass ich mich selber zu sehr gepusht habe. Ich hatte zu hohe Anforderungen und bin daran fast zerbrochen. Ich hatte Zeiten, da wollte ich keine Rennen mehr laufen.“, gibt die ehemalige Skikönigin zu.

Doch in diesem Sommer hat sich vieles geändert: „Wir haben in den letzten Jahren immer wieder gesagt, dass wir etwas geändert haben. Aber nun stimmt es wirklich. Ich hatte nur eine harte Extrem-Einheit in diesem Sommer, habe viel ruhige Ausdauerarbeit gemacht, die mir den Spaß zurückgebracht hat. Ich bin wieder voll motiviert und freue mich auf die Rennen“, führt sie weiter an. Und ihr Coach Egil Kristiansen ergänzt: „Marit ist in diesem Winter wohl das erste Mal seit ganz langer Zeit keine der Favoritinnen mehr.“ Björgen gibt zu, dass ihr die Rolle der Outsiderin liegen würde, sie könne nun öfter mental abschalten. Fraglich ist aber, ob Björgen nach erfolgreichen Rennen in Beitostölen weiter eine Außenseiterin bleibt. In den Vorjahren gewann sie auch immer mindestens ein Rennen.

Für Björgen bedeutete diese Frühform weitere Probleme: „Ich war immer gut vor Weihnachten, aber dann ging es bergab. Ich möchte in dieser Saison darum erst später in Form kommen. Wichtig ist, die Form aufzubauen und zu konservieren. Darum habe ich auch den Sprint in Beitostölen ausgelassen und werde auch auf die Tour de Ski verzichten. Für mich zählt nur Vancouver.“ Ein Olympisches Gold ist der einzige Titel, der Björgen in ihrer Sammlung noch fehlt. Und diese Medaille möchte sie auch noch erringen. Schließlich sei ihr Lebensgefährte Fred Börre Lundberg Olympiasieger und sie könne es zuhause so nicht aushalten, scherzte sie auf der Pressekonferenz zum Saisonauftakt.

Und dem Ziel ordnet sie alles unter, auch das Programm will sie anpassen: „Ich werde in Kanada nicht alle Rennen laufen, das wird zu viel. Momentan denke ich nicht an den Sprint, hier gibt es andere, größere Medaillenhoffnungen. Aber in den Distanzrennen bin ich überall für eine Medaille gut, wenn die Form stimmt. Ein Gold ist für mich aber wichtiger als drei Silbermedaillen.“, gibt Björgen zu. Noch während der Winterspiele könnten sich ihre Prioritäten ändern, äußerte die mehrmalige Gesamtweltcupsiegerin. Mit 29 Jahren ist Björgen im besten Skialter und bestreitet möglicherweise ihre letzten Winterspiele, denn vorläufig plant sie nur bis zur Heim-WM 2011 in Oslo.

Im Gegensatz zu Marit Björgen hat Therese Johaug ihr Trainingspensum erhöht und erklärt, dass es ein „kleines klassisches Björgen-Training“ ist, mit mehr Gewicht auf harte Einheiten in kurzen Phasen. Wichtig sei für sie auch das Verbessern der Endgeschwindigkeit gewesen: „Heute enden viele der Rennen in einen Sprint, darum habe ich mehr Sprinttraining absolviert. Ein Sprinter bin ich aber nicht. Sprinter sind Sprinter, ich möchte nur im Finish stärker werden.“, erläutert Johaug. Auch für sie gelten hauptsächlich die Winterspiele, sie freut sich aber schon auf die zwei Tour-Rennen „Tour de Ski“ und „Tour de Final“ in Falun. Wie viele Rennen sie in Vancouver laufen möchte? Johaug überlegt und zählt auf: „Jagdrennen, Einzelstart, Massenstart und ich hoffe, dass ich einen Staffelplatz bekomme. Also alles, außer den Sprintrennen.“ Das Ziel? – „Eine Einzelmedaille und eine mit der Staffel.“

Petter Northug hingegen strebt einen Start bei allen sechs Rennen in Vancouver an. „Das ist vollkommen möglich. Die Pausen sind recht groß. Das sollte kein Problem sein.“ Gefragt, wie seine Medaillenchancen wären, antwortete der 23-jährige Nord-Trönder, dass auf allen Distanzen reelle Chancen sieht. „Ich starte, um zu gewinnen. Ich habe mich im Sommer im klassischen Bereich und im Intervallstart verbessert. Darum kann ich in jedem Rennen eine Medaille gewinnen. Die größten Goldchancen sehe ich aber im Jagdrennen, der Staffel und dem Team-Sprint.“

Geschrieben von Christian Döring www.biathlon-norge.de