Biathlon: Die Liste der Rücktritte von Biathleten wird länger

Veronika Vitkova (CZE) © Manzoni/NordicFocus

Nahezu täglich werden im Wintersport prominente Rücktritte gemeldet. Martin Fourcade gab beim letzten Biathlon Weltcup im finnischen Kontiolahti zur Überraschung vieler sein Karriereende bekannt, auch Kaisa Mäkäräinen verabschiedete sich dort und zwischenzeitlich folgten ihnen einige weitere Biathletinnen und Biathleten in den Sportlerruhestand.  

Veronika Vitkova beendet erfolgreiche Biathlonkarriere

Fünfzehn Jahre startete Veronika Vitkova im Biathlon Weltcup, jetzt hat die 31jährige Tschechin ihren Rücktritt bekannt gegeben. „Das war’s. Mein wunderschöner Biathlon-Lebensabschnitt endet und ein neuer Abschnitt beginnt. Ich schätze es, Teil des tschechischen Biathlon-Booms gewesen zu sein“, teilte sie auf ihrer Facebookseite mit. „Zuerst dachte ich, ich könnte im Frühjahr wieder mit den Vorbereitungen beginnen. Ich war unentschlossen. Im November oder Dezember werden wir zu dritt sein und ich bin kein Befürworter, Kinder zum Training oder zu den Wettkämpfen mitzunehmen“, sagte sie Cesky Biathlon. Zusammen mit ihrem Trainer Marek Lejsek erwartet sie Ende des Jahres ihr erstes Kind und dies dürfte wohl der schönste Grund für ein Karriereende als Leistungssportlerin sein. Vitkova bestritt seit 2006 mehr als 300 Weltcup-Rennen, nahm an neun Weltmeisterschaften und drei Olympischen Spielen teil. In der vergangenen Saison startete sie im Sprint in Östersund, im Einzel kam sie nicht ins Ziel, ihr Körper streikte. 2015 gelang ihr im Sprint von Oberhof ihr erster und einziger Weltcupsieg, überhaupt war die Saison 2014/2015 ihre erfolgreichste mit einem vierten Rang in der Gesamtweltcupwertung.  Bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi gewann sie mit der Mixed-Staffel zusammen mit Gabriela Koukalova, Jaroslav Soukup und Ondrej Moravec Silber, in derselben Besetzung ein Jahr zuvor bei der WM zu Hause in Nove Mesto na Morave Bronze und bei der WM 2015 in Kontiolahti wurde das Quartett Mixed-Staffel-Weltmeister. Ihren größten Erfolg feierte sie bei den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang mit Bronze im Sprint hinter Laura Dahlmeier und Marte Olsbu Roeiseland. In den letzten beiden Saisonen konnte sie nicht mehr an ihr Leistungsvermögen und ihre Erfolge anknüpfen, hatte Atembeschwerden und war nicht in der Lage, mit höchster Intensität zu trainieren; da hegte sie bereits Rücktrittsgedanken und die Schwangerschaft dürfte ihr jetzt die Entscheidung erleichtert haben. Ihr Teamkollege Michal Slesingr hat sich bereits beim Staffelwettkampf der Herren in Nove Mesto na Morave von der Weltcupbühne verabschiedet. Er wollte zu Hause, in der Vysocina Arena, vor vollen Zuschauertribünen abtreten, aber wegen dem sich ausbreitenden Corona-Virus waren Zuschauer nicht zugelassen. Mit einer Sektdusche und einem besonderen Song bereitete ihm sein Team dennoch einen sehr emotionalen Abschied.

Synnoeve Solemdal hat sich verabschiedet

Zwölf Jahre gehörte die 30jährige Norwegerin Synnoeve Solemdal dem norwegischen Nationalkader an und ihren letzten großen Erfolg feierte sie in diesem Jahr als Startläuferin mit der norwegischen Damenstaffel bei den Biathlon Weltmeisterschaften in Antholz. Zusammen mit Ingrid Landmark Tandrevold, Tiril Eckhoff und Marte Olsbu Roeiseland gewann sie Gold. Insgesamt gewann Synnoeve Solemdal bei Weltmeisterschaften sechs Mal Staffel-Gold und ein Mal Staffel-Bronze. Ihren ersten Einzelerfolg feierte die Norwegerin am 8. Dezember 2012 bei der Verfolgung in Hochfilzen, den zweiten exakt ein Jahr später wieder in der Verfolgung in Hochfilzen. Nach gesundheitlichen Problemen während der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi und nach der Diagnose Pfeiffersches Drüsenfieber beendete Solemdal die Saison vorzeitig. Langsam näherte sie sich wieder ihrem ursprünglichen Leistungsvermögen, bevor sie während der Vorbereitung auf die Saison 2016/2017 mit einer Lyme-Borreliose ein erneuter gesundheitlicher Rückschlag traf. Bereits zu dieser Zeit hegte Synnoeve Solemdal Rücktrittsgedanken. Als ihren sportlichen Höhepunkt bezeichnete sie den Weltmeistertitel mit der Damenstaffel 2016 vor heimischem Publikum am Holmenkollen. Heute hat die sympathische Biathletin ihren Rücktritt bekannt gegeben. „Ich habe viele Träume, die ich mir jetzt erfüllen werde“, sagte Solemdal dem NRK. Als erstes wird sie sich als Vollzeitstudentin dem Studium der Ingenieurwissenschaften widmen. 

Weitere Rücktritte 

Aus deutscher Sicht hat sich Nadine Horchler aus dem aktiven Leistungssport zurückgezogen. Nachdem sie sich bei den Deutschen Meisterschaften im Herbst 2019 nicht für den angestrebten Startplatz in Weltcupteam qualifzierte und auch nicht für den zweitklassigen IBU Cup nominiert wurde, bestritt sie im Massenstart beim Deutschlandpokal Finale und den Deutschen Jugendmeisterschaften in Ruhpolding ihr letztes Rennen. Künftig widmet sich die Heilpraktikerin für Psychotherapie als Vollzeitstudentin in Hall in Tirol einem Psychologiestudium. Die Französin Celia Aymonier hatte ihren letzten Auftritt beim Weltcup in Kontiolahti mit einem 14. Rang im Sprint und Rang 13 in der Verfolgung. Ihren größten Erfolg feierte die jetzt 28jährige mit der französischen Damenstaffel bei der WM in Hochfilzen mit Bronze. Drei weitere Male stand sind ganz oben auf dem Weltcup-Podest: mit der Damenstaffel 2018 in Oberhof und in Oslo und mit der Mixed Staffel 2019 in Soldier Hollow. Bereits im Februar dieses Jahr entschied sich der Schweizer Mario Dolder (29) am Saisonende vom Spitzensport zurückzutreten. Der mehrfache Schweizer Juniorenmeister erreichte mit einem sechsten Rang im Sprint von Oestersund 2017 sein bestes Weltcupergebnis. Sein Fokus liegt nun auf dem Abschlus seines Bachelor-Studiums im Bauingenieurwesen und seinen künftigen Aufgaben als junger Vater. Wenige Wochen nachdem die letzte Saison vorzeitig zu Ende ging, hat auch Thierry Chenal (27) sein Karriereende bekannt gegeben. Letzte Saison vorwiegend im IBU-Cup am Start wurde er für den Einzel-Bewerb der Weltmeisterschaft in Antholz nominiert und verabschiedete sich mit einem 60. Platz von der großen Biathlon-Bühne. Mit Dominik Landertinger (32) hat sich einer der erfolgreichsten Biathleten Österreichs in den Sportlerruhestand begeben (wir berichteten: Dominik Landertinger beendet Biathlon Karriere) und die Italienerin Alexia Runggaldier (28) verabschiedete sich mit einem langen Statement auf Facebook: „Aber jetzt bin ich an die Grenze meiner sportlichen und menschlichen Ressourcen gekommen, damit ich in dieser Umgebung weiterhin mein Bestes geben kann. Aus diesem Grund habe ich mich entschieden, den Sport zu verlassen, mit Gelassenheit und mit dem Bewusstsein, dass ich alles gegeben habe, was ich geben konnte.“ Auch sie war vergangene Saison ausschließlich im IBU Cup am Start und feierte ihren größten Erfolg mit der Bronzemedaille im Einzel bei der WM in Hochfilzen 2017.  

Praticare sport ad alto livello é faticoso ed esigente, ma in compenso ti fa provare emozioni uniche. Per me lo sport é…

Posted by Alexia Runggaldier on Monday, April 20, 2020

(Quellen: SportNews.bz, swiss-ski, cesky-biatlon)