Biathlon Weltcup News

Biathlon Weltcup Annecy: Strelow wird Vierter beim Massenstartsieg von Giacomel

Der Italiener Tommaso Giacomel gewinnt den Massenstart beim Biathlon Weltcup in Annecy Le Grand Bornand und feiert damit seinen zweiten Saisonerfolg. Der Franzose Eric Perrot erkämpft sich Silber und Justus Strelow muss sich erst im Zielsprint dem Norweger Vetle Sjaastad Christiansen geschlagen geben. Johan-Olav Botn bleibt als Fünfter im gelben Trikot. 

Letzter Wettkampf vor der Weihnachtspause

overview of the start of the race featuring the full group of athletes taking part to the race © Manzoni/NordicFocus

Mit dem Massenstart der Herren endete der Biathlon Weltcup im französischen Annecy Le Grand Bornand. Erfreulich dass sich aus deutscher Sicht mit Philipp Horn, Philipp Nawrath und Justus Strelow drei Athleten über die derzeitige Gesamtweltcupwertung qualifzierten und David Zobel als Nachrücker über die in Frankreich erzielten Ergebnisse starten durfte. Das rote Trikot trug Sturla Holm Laegreid; er hat letzte Saison diese Wertung gewonnen und in gelb war natürlich der norwegische Überflieger Johan-Olav Botn im Rennen. Die bisher 30 besten Biathleten der Saison waren qualifiziert und man vermutete einen Zweikampf zwischen den Franzosen und den Norwegern.

Perrot übernimmt Spitzenposition

Eric Perrot (FRA) © Manzoni/NordicFocus

In der ersten Runde war das gesamte Feld beisammen, die Spitze mit Sebastian Samuelsson und auch Eric Perrot konnte sich nicht absetzen und aufgereiht wie an einer Perlenschnur kamen die 30 Athleten zum Schießstand. Justus Strelow hatte seine fünf Scheiben als Erster abgeräumt, aber Perrot verließ den Schießstand, aufgrund seiner niedrigereren Startnummer war er auf einer Schießbahn weiter vorne platziert, früher und setzte sich noch vor Justus Strelow. Zwölf Athleten brachten die Null, darunter auch der Deutsche Philipp Nawrath. Philipp Horn verfehlte eine Scheibe, David Zobel zwei und wurde an das Ende des Feldes gespült. In der Spur schob sich der Schwede Sebastian Samuelsson wieder an Eric Perrot vorbei, hinter ihm Campbell Wright, dann liefen Strelow und Nawrath. Eine siebenköpfige Gruppe an der Spitze konnte sich etwas von den Verfolgern, die Martin Ponsiluoma anführte, absetzen. Im zweiten Anschlag war es wieder Justus Strelow der seine fünf Scheiben zuerst weiß werden ließ und nun bog er vor Eric Perrot (+ 1,2 Sek.) in die nächste Runde. Als Dritter hatte sich Isak Frey einsortiert vor Sebastian Samuelsson. Philipp Nawrath musste für eine Extrarunde abbiegen, fiel auf Rang 14 zurück (+ 21,8 Sek.). Philipp Horn und David Zobel waren bereits deutlich in Rückstand auf den Rängen 23 und 28. An der Spitze übernahm schnell wieder der Franzose Eric Perrot die Führungsarbeit, weiterhin vorne dabei waren Sebastian Samuelsson, Tommaso Giacomel, der bereits eine Strafrunde in der Runde kompensiert hatte, und Justus Strelow. 

Tommaso Giacomel setzt sich ab

Tommaso Giacomel (ITA), Sebastian Samuelsson (SWE), Martin Ponsiluoma (SWE), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Strelow, Perrot und Giacomel brachten im ersten Stehendanschlag wieder die Null, auch der Schweizer Joscha Burkhalter, folgte allerdings bereits mit deutlichem Abstand von 23 Sekunden zur Spitze. Samuelsson verabschiedete sich nach zwei Schießfehlern in die Strafrunde, aber auch Philipp Nawrath musste erneut kreiseln, ebenso Philipp Horn und David Zobel. Auf der Runde zum entscheidenden Schießen war es wichtig sich die Kräfte so einzuteilen, dass die Null möglich ist. Obwohl der Italiener Giacomel bereits eine Strafrunde im Gepäck hatte, lief er extrem hohes Tempo und hatte sich schnell mit über zwölf Sekunden von den Verfolgern abgesetzt. Der Norweger Johan-Olav Botn strauchelte zwischenzeitlich auch zwei Mal am Schießstand, war aber schon wieder in das Verfolgerfeld vorgelaufen und führte nun eine große Verfolgergruppe hinter Giacomel, Perrot und Strelow an. 

Wer holt sich Bronze?

Mit einem komfortablen Vorsprung von 14,8 Sek. richtete sich Tommaso Giacomel zum letzten Schießen auf Schießbahn eins ein. Er schoss schnell, traf seine fünf Scheiben in nur 17,6 Sekunden und bog in die Schlussrunde mit 17,5 Sekunden Vorsprung. Hinter ihm schoss Eric Perrot, agierte schneller als Justus Strelow, aber beide hielten sich schadlos und der Rückstand von Strelow als er in die Schlussrunde einbog betrug 22,7 Sekunden auf die Spitze und der Vorsprung zu seinem nächsten Verfolger, dem Norweger Vetle Sjaastad Christiansen, 19 Sekunden. Hinter Christiansen waren auch Johan-Olav Botn und der extrem schnelle Johannes Dale-Skjevdal in der Runde. Die ersten beiden Podestplätze waren vergeben, aber um den dritten entbrannte ein harter Kampf und Justus Strelow spürte, dass die Norweger immer näher herankamen. 

Zweiter Weltcupsieg von Tommaso Giacomel

Tommaso Giacomel (ITA) © Manzoni/NordicFocus

Mit der italienischen Flagge kam Tommaso Giacomel als Sieger ins Ziel und unter tosendem Applaus überquerte Eric Perrot die Ziellinie als Zweiter. Für Giacomel war das bereits der zweite Weltcupsieg in dieser Saison und möglicherweise bereits ein gutes Zeichen, vorausgesetzt er kann seine Form halten, für die Olympischen Winterspiele in Mailand/Cortina, wo die Biathlon-Bewerbe in seinem Heimatstadion, in Antholz ausgetragen werden. „Es ist unglaublich, alleine hier zu gewinnen ist mein Traum gewesen seit ich Biathlon mache,“ so Giacomel nach dem Sieg im ZDF. „Mir gefällt es hier, die Kulissen sind gewaltig, die Leute liegen mir enorm gut, es ist immer mein Traum gewesen,“ obwohl Giacomel einschränkte, dass er wohl von den Zuschauern nicht unterstützt wurde. „Vor dem letzten Schießen habe ich gedacht, jetzt bist nur du gegen die Scheiben und du musst auf nichts anderes Acht geben.“ Und das ist ihm hervorragend gelungen. In der Gesamtweltcupwertung ist Giacomel nun einen weiteren Rang vorgerückt und ist mit 16 Punkten Abstand hinter Eric Perrot Dritter. Johan-Olav Botn bleibt in gelb und führt in der Wertung mit einem Vorsprung von 113 Punkten.  

Justus Strelow unterliegt im Zielsprint

Justus Strelow (GER) © Thibaut/NordicFocus

In einem packenden Zielsprint hatte Vetle Sjaastad Christiansen den größeren Schwung und schob sich auf den letzten Metern an Justus Strelow vorbei auf den Bronzerang. Justus Strelow wurde 0,5 Sekunden später Vierter. Strelow war einer von drei Athleten neben Eric Perrot und dem Schweizer Burkhalter, die zwanzig Schüsse ins Ziel brachten. Johan-Olav Botn wurde Sechster vor seinem Teamkameraden Johannes Dale-Skjevdal. „Wenn ich mir die letzten Tage und Wochen anschaue, ist es keine Schande, wenn ich erst auf der Ziellinie überholt werde,“ sagte Justus Strelow nach dem Rennen im ZDF. „Ich habe gekämpft bis zum Schluss, habe unterwegs immer Vollgas gegeben und auf der Ziellinie nicht mehr die Spritzigkeit gehabt. Trotzdem bin ich zufrieden.“ Mit den Bedingungen im Massenstart konnte sich Justus Strelow im Vergleich zu den anderen Tagen besser anfreunden. „Ich habe mir heute vor dem Rennen vorgenommen, so lange wie möglich mit den Guten mitzugehen und ich war selbst überrascht, dass mir das gelungen ist. Das war die Grundlage.“ Philipp Horn ließ bei jeder Schießeinlage eine Scheibe stehen und lief als 17. ins Ziel und war außerdem innerhalb des deutschen Teams am schnellsten in der Spur. Philipp Nawrath hat nach der Null am Anfang in der Folge vier Scheiben nicht getroffen, zwei davon im entscheidenden Schießen. Für ihn blieb am Ende Rang 22. David Zobel sortierte sich nach drei Strafrunden (2:0:1:0) auf Rang 25. ein. In den Rennen vor Weihnachten ist es Philipp Horn, Philipp Nawrath und auch Justus Strelow bereits gelungen, die interne Olympianorm zu erfüllen. Die anderen DSV-Herren müssen sich bei den Heimweltcups in Oberhof und Ruhpolding beweisen. 

„Eine sehr persönliche Entscheidung“

Felix Bitterling (GER) © Manzoni/NordicFocus

Noch vor dem Wettkampf stellte sich Felix Bitterling, Sportdirektor Biathlon beim Deutschen Skiverband, den Fragen im ZDF. Demnach macht er sich noch keine Riesensorgen über die bisherigen Platzierungen und Ergebnisse. „Klar sind wir nicht so ins Laufen gekommen, wie wir es gerne wollten. Klar ist, dass die Weltspitze näher zusammengerückt ist, sowohl bei den Damen als auch bei den Herren.“ Er sprach auch über verpasste Chancen und knappe Entscheidungen. „Die Tür geht auf, da müssen wir auch durchgehen. Wir lassen zu viel liegen.“ Felix Bitterling war vier Jahre Sportdirektor Biathlon beim Deutschen Skiverband wechselt nach Ende der Saison zum Weltverband IBU, wo er zuvor bereits zwölf Jahre tätig war (wir berichteten). Nach seinen Worten liegt sein Abschied nicht in ausbleibenden Erfolgen begründet. „Meine Zeit war eine Zeit der Übergänge. Viele Top-Leute haben aufgehört, bei den Damen fand ein Generationswechsel statt, der steht bei den Herren auch noch an. Das ist die Arbeit für viele Jahre.“ Nach Bitterlings Worten handelt es sich um eine sehr persönliche Entscheidung. „Es gab keinen Skandal oder Skandälchen. Wir sind alle gut miteinander und manchmal passieren Dinge im Leben, die man so nicht geplant hat … es war nicht mein Ziel zum DSV zu gehen und vier Jahre später zurück zur IBU. Die Position gab es bisher noch nicht, ist jetzt aus der Taufe gehoben worden, da braucht es jemanden, der den Biathlonsport in- und auswendig kennt und ich habe Ja gesagt.“ 

Ergebnis

Weltcupgesamtstand Herren nach Annecy Le Grand Bornand

Der nächste Biathlon Weltcup findet im Neuen Jahr vom 08. bis zum 11. Januar 2026 in Oberhof statt. Dort stehen Sprints, Verfolgungen und Staffeln auf dem Programm.

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