Deutsche Herrenstaffel siegt beim Biathlon Weltcup in Nove Mesto

Erik Lesser (GER), Arnd Peiffer (GER), Philipp Nawrath (GER), Benedikt Doll (GER), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Die deutsche Herrenstaffel gewann beim Biathlon Weltcup in Nove Mesto na Morave verdient mit riesigem Vorsprung vor den Russen und den Norwegern. Was Erik Lesser als Startläufer begann setzten Benedikt Doll und Arnd Peiffer in genialer Weise fort und der aus dem IBU Cup zum Weltcupteam berufene Philipp Nawrath brachte den Sieg als Schlussläufer souverän ins Ziel. 

Mit dem Sieg hat sich die ganze Mannschaft belohnt

Philipp Nawrath (GER), Arnd Peiffer (GER), Benedikt Doll (GER), Erik Lesser (GER), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Das deutsche Team mit Erik Lesser, Benedikt Doll, Arnd Peiffer und Philipp Nawrath gewann mit nur fünf Nachladern den letzten Staffelbewerb der Saison und hat Russland mit Said Karimulla Khalili, Matvey Eliseev, Alexander Loginov und Eduard Latypov mit einem Vorsprung von 1:21,7 Min. (8 NL) auf Rang zwei und Norwegen mit Sturla Holm Laegreid, Johannes Dale, Tarjei Boe und Johannes Thingnes Boe auf Rang drei verwiesen (3 Strafrunden/8 NL, + 1:33, 2 Min.). Dahinter platzierten sich Slowenien, Frankreich und Österreich. „Manchmal kämpft man etwas glücklos und manchmal läuft es einfach. Da ist man von Anfang an dabei und zieht es durch bis zum Ende. Wenn man so souverän gewinnt, dann ist das Balsam für das ganze Team“, waren die Worte des deutschen Bundestrainers Mark Kirchner im ZDF-Interview. Als Philipp Nawrath auf der Schlussrunde an Mark Kirchner, der heute mal als Motivator an der Strecke stand, vorbeilief, klatschte er Philipp Nawrath schon ab. Darauf angesprochen meinte Kirchner: „Das tut ihm gut für die Physis und uns für die Nerven“. Die Herrenstaffel stand in dieser Saison zwar bereits zwei Mal auf dem Podest, jeweils als Dritte in Kontiolahti und in Hochfilzen, aber ein Sieg ist dem deutschen Quartett in dieser Saison noch nicht gelungen. Nun haben sie in Nove Mesto eindrucksvoll gezeigt, dass sie auch siegen können, wenn alles passt. Dass Philipp Nawrath bei seinem dritten Staffeleinsatz bei einem Weltcup als Schlussläufer eingesetzt wurde, verwunderte, als die Aufstellung bekannt wurde, ebenso, dass Erik Lesser nach seinem Debakel auf der Pokljuka als Startläufer ins Rennen gehen wird. Aber beide haben bewiesen, dass sie zurecht aufgestellt wurden und auch an der richtigen Position liefen.

Erik Lesser übergibt als Führender  

Erik Lesser lief in der ersten Runde im Spitzenbereich, brachte liegend in nur 21,5 Sek. mit der zweitschnellsten Schießzeit die Null und ging als erster wieder raus in die Spur. Der norwegische Startläufer Sturla Holm Laegreid blieb zunächst dicht hinter Lesser und eine größere Verfolgergruppe lief mit gutem Abstand dahinter, angeführt vom Franzosen Antonin Guigonnat. Im Stehendanschlag hatte der Norweger einen kleinen Vorteil, blieb fehlerfrei, aber Lesser blieb nach zwei Nachlader an zweiter Position nur 6,6 Sek. dahinter. Auf der Runde Richtung Wechselzone saugte sich Lesser an den Norweger heran, lief erst in seinem Windschatten, sprang im letzten Anstieg an Laegreid vorbei und wechselte in Führung liegend auf Benedikt Doll während für Norwegen 3,9 Sek. später Johannes Dale ins Rennen ging. „Ich habe von Anfang an gespürt, dass da was drin ist, weil auch die Ski von Anfang an gut gelaufen sind. Stehend die zwei Fehler, da habe ich ein bißchen riskiert“, so Erik Lesser nach dem Rennen, der keine weiteren Auskünfte darüber erteilen wollte, was seine Aussage, er habe das ‚Betriebssystem reseted‘ bedeutet, aber zugab: „Klar bin ich froh, dass es nicht so geworden ist wie in Pokljuka“. 

Benedikt Doll und Arnd Peiffer bauen Führung aus

Der Schwarzwälder Benedikt Doll hatte es in seinen Runden mit dem jungen Norweger Johannes Dale zu tun, der Doll dicht auf den Fersen blieb, während die weiteren Verfolger Zeit auf die Spitze einbüßten. Im liegenden Anschlag blieben Doll und Dale fehlerfrei, aber Doll verschaffte sich durch die schnellere Schießzeit einen kleinen Vorsprung während der Abstand zum drittplatzierten Franzosen Quentin Fillon Maillet anwuchs. Im stehenden Anschlag hat Benedikt Doll einen Fehlschuss mit einem Nachlader gut gelöst und seine Führung ausgebaut, nachdem Johannes Dale eine Strafrunde kassierte und mit über einer Minute Rückstand auf die Schlussrunde ging. Benedikt Doll, für gewöhnlich Schlussläufer der deutschen Staffel, hatte keine Probleme mit der neuen Laufposition. „Es macht tausendmal mehr Spaß vorne weg zu laufen, das Material hat richtig gut gepasst“. Beim Wechsel auf Arnd Peiffer lag der Franzose Simon Desthieux nur 10,1 Sek. zurück, die folgende Dreiergruppe mit der Ukraine, Slowenien und Österreich weitere 30 Sek. und für Norwegen startete nach der Strafrunde von Johannes Dale sein Teamkollege Tarjei Boe über eine Minute später. Der Abstand zwischen Peiffer und Desthieux blieb bis zum Liegendanschlag. Peiffer hatte bereits alle fünf Scheiben abgeräumt, als der Franzose mit einem Fehlschuss begann und ein weiterer dazu kam. Nun betrug Peiffers Vorsprung bereits 29,5 Sek. vor Frankreich und der Norweger Tarjei Boe hatte sich wieder auf Position drei vorgearbeitet. Als Vierter lief Felix Leitner für Österreich, aber beide mit knapp einer Minute Rückstand auf den führenden Deutschen. Beim stehenden Anschlag war für Arnd Peiffer etwas Glück im Spiel. Der dritte Schuss verfehlte sein Ziel, aber mit einem Nachlader ließ er die Scheibe weiß werden, noch bevor sein französischer Verfolger mit dem Schießen begann. Auch er kam mit einem Nachlader aus aber bei allen weiteren Verfolgern herrschte ein unberechenbarer Wind. Es war deutlich erkennbar, wie der Wind an die Körper der Athleten brauste und der Österreicher Felix Leitner schaffte die fünf Scheiben als nächster. Tarjei Boe reichten die Nachlader nicht und er kassierte eine weitere Strafrunde für sein Team. Nach einer großartigen Schlussrunde übergab Arnd Peiffer mit 36,7 Sek. Vorsprung auf den deutschen Schlussläufer Philipp Nawrath. „Ich freu mich besonders für Erik, dass er heute eine klasse Staffel gelaufen ist und zeigen konnte, was für ein grandioser Startläufer er ist. Wenn es nach manchen Leuten geht, müsste man nach jeder schlechten Leistung gleich die Karriere beenden. Dass das nicht notwendig ist hat Erik heute gezeigt,“ so Arnd Peiffer im ZDF-Interview.  

„Es gab für mich eine Richtung und die war nach vorne“

Der 28jährige Allgäuer Philipp Nawrath wurde nach seinen Erfolgen im IBU Cup ins Weltcupteam berufen und die Trainer schenkten ihm für die Herrenstaffel das Vertrauen und das gleich auf der Schlussposition. „Die Aufregung darüber hat sich in Grenzen gehalten“, so Nawrath und weiter, ich habe die Erfahrung im IBU Cup machen dürfen, immer auf Position vier zu laufen und ein Dank an die Trainer, die mir hier das Vertrauen gegeben haben auf Position vier, was für mich eine ehrenvolle Aufgabe war.“ Nawrath startete mit deutlichem Vorsprung in den Wettkampf, in seiner Runde hatte er es mit dem Franzosen Emilien Jacquelin zu tun, für Österreich ging Harald Lemmerer ins Rennen und auf Rang vier Johannes Thingnes Boe. Der Deutsche zeigte sich unbeeindruckt von seinen starken Gegnern und löste einen Fehlschuss im liegenden Anschlag mit einem Nachlader. Nawrath schoss zügig, lud schnell nach und es verblieb bei der deutlichen Führung. Emilien Jacquelin traf auch unter Zuhilfenahme aller möglichen Nachlader nur eine Scheibe, war total von der Rolle, rastete hin und her und kassierte schließlich vier Strafrunden. Diese Chance nutzte Johannes Thingnes Boe, der nach einer schnellen fehlerfreien Schießeinlage an zweiter Position zurück im Rennen war, allerdings mit einem Rückstand von 1:41 Min., gefolgt von Russland und Österreich. Mit einer sauberen Null zum Abschluss machte sich Philipp Nawrath auf die Schlussrunde und sein norwegischer Verfolger kam an den Schießstand eine Minute nachdem der Deutsche sich Richtung Ziel aufmachte. J. T. Boe kassierte die dritte Strafrunde für das norwegische Team, der Russe Eduard Latypov profitierte davon und ging als Zweiter vom Schießstand weg und mehr als zwei Minuten zurück der Norweger. Obwohl J. T. Boe alles versuchte kam er nicht mehr an den Russen heran und sicherte seinem Team hinter Russland den Bronzerang. Philipp Nawrath wurde im Ziel von seinen drei Teamkollegen beim ersten Sieg der deutschen Herrenstaffel seit 2017 in Empfang genommen. „Ich bin riesig dankbar an meine Kollegen, die einen riesen Job gemacht haben heute. Also das ganze Team. Dass ich überhaupt an der Position 1 habe übernehmen dürfen, das machts schon viel angenehmer für einen. Klar, wenn man der Gejagte ist, hat man schon zu tun, dass man vorne bleibt. Aber es gab für mich eine Richtung und die war nach vorne,“ so Philipp Nawrath. 

Norwegen gewinnt die Staffelwertung

Norwegen hatte die Staffelwertung vor dem letzten Bewerb angeführt. Schweden hätte durch einen Sieg noch eine geringe Chance gehabt, zumindest mit den Norwegern gleichzuziehen. Dies war dem schwedischen Herrenteam durchaus zuzutrauen. Allerdings fiel Peppe Femling kurzfristig als Startläufer aus und die Trainer ersetzten ihn mit dem 32jährigen IBU Cup-Läufer Gabriel Stegmayr. Er benötigte in seinem Leg zwar nur zwei Nachlader aber läuferisch war er chancenlos. Mit mehr als zwei Minuten Rückstand übergab er an vorletzter Position auf Sebastian Samuelsson. Er und seine Teamkollegen Jesper Nelin und Martin Ponsiluoma mussten viel riskieren und liefen sogar Gefahr überrundet zu werden. Letztlich platzierten sie sich als Elfte mit 4:27,9 Min. Rückstand (1/8 NL).  

Ergebnis Staffel Herren

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