Tour de Ski 2022/23: Sieben Etappen in Val Müstair, Oberstdorf und Val di Fiemme

Wer gewinnt die Tour de Ski? © Modica/NordicFocus

Zum 17. Mal wird im Winter 2022/23 die Tour de Ski im Rahmen des Langlauf Weltcups ausgetragen. Mit Beginn am Silvestertag geht es in neun Tagen über sieben Etappen durch die Schweiz, Deutschland und Italien mit Abschluss an der legendären Alpe Cermis.

Statistik: Tour-Sieg wieder nach Norwegen?

Johannes Hoesflot Klaebo (NOR) © Modica/NordicFocus

Die Tour de Ski wird in diesem Winter zum 17. Male ausgetragen. Dabei gab es jeweils neun verschiedene Sieger bei Damen und Herren. Bei den Herren ist Dario Cologna mit vier Erfolgen Rekordsieger, Johannes Høsflot Klæbo könnte mit einem weiteren Sieg auf drei Erfolge kommen. Bei den Damen liegt Justyna Kowalczyk mit vier Siegen vorne, von den noch aktiven Damen könnte Heidi Weng nach Siegen zu Therese Johaug (drei Gesamtsiege) aufschließen. Läuft alles normal, wird Klæbo vermutlich in diesem Jahr bei den Etappen Siegen Petter Northug überflügeln: Northug hat 13 Etappensiege, Klæbo bisher elf. Der Norweger hat alle sechs Tour de Ski Sprints gewonnen, an denen er teilgenommen hat. Siegchancen hat in diesem Jahr aber auch Pål Golberg, der bisher noch keinen Etappensieg hat, aber bei seinen beiden bisherigen Tour de Ski-Teilnahmen den sechsten und fünften Gesamtrang belegte. Bei den Damen ging der Sieg in den letzten acht Jahren nur über Norwegen – außer 20/21, wo sie nicht antraten und Jessie Diggins gewann.

Planänderung in Val Müstair

Sprintkurs in Val Mustair (SUI) © Modica/NordicFocus

Die Tour de Ski beginnt in diesem Jahr mit einem Freistilsprint in Val Müstair und Nadine Fähndrich strebt den dritten Sprintsieg in Serie an. Da der nächste Sprint erst auf Etappe fünf in Italien folgt, werden viele Sprinter sich schon nach dem ersten Wettkampf wieder aus der Tour verabschieden. Am Mittwoch gab die FIS eine Änderung des Wettkampfformates für die zweite Etappe bekannt. Wegen Schneemangels wird am Neujahrstag statt eines ersten Handicap-Rennens nach dem Ergebnissen des Sprints ein Massenstart ausgetragen – die Distanz von zehn Kilometern und die klassische Technik bleiben unverändert. FIS-Renndirektor Michal Lamplot erklärte bei NRK die Gründe für die Änderung: „Geplant war eine Runde von 3,3 Kilometer Länge, aber wegen des starken Regens in der letzten Woche können die Veranstalter nur noch eine 2,5 Kilometer lange Runde präparieren. Darum haben wir das Wettkampfformat geändert, um zu verhindern, dass zu schnell zu viele Läufer überrundet werden.“ Der Massenstart macht es den Distanzläufern leichter, das Rennen zu gewinnen als wenn sie sich erst an die vorne startenden Sprinter hätten heranarbeiten müssen. In der Gesamtwertung müssen sie natürlich dennoch erst die gesammelten Bonussekunden der Sprinter aufholen.

Update: Einen Tag vor Beginn der Tour de Ski machte die FIS die Änderung vom Handicap-Rennen zum Massenstart rückgängig. Mehrere Teams hatten Sicherheitsbedenken geäußert, wenn Dutzende Athleten gleichzeitig ins Rennen gehen. Mit Diskussionen mit allen anwesenden Teams entschied man ich für das ursprüngliche Rennformat. 

Zwei Distanzrennen in Oberstdorf

Langlauf Stadion in Ried, Oberstdorf (GER) © Modica/NordicFocus

Nach der Weiterreise nach Oberstdorf wird am 3. Januar erneut zehn Kilometer klassisch gelaufen – diesmal allerdings im Einzelstart. Als zweiter Wettkampf wird tags darauf ein Verfolgungsrennen nach dem Ergebnis des Einzelstarts ausgetragen. Auf dem Programm stehen jeweils 20 Kilometer im freien Stil. Leider sind die WM-Loipen im Ried nur ein weißes Band in grün-brauner Landschaft wie auch die Skisprungschanze für die Vierschanzentournee – sämtlicher Schnee im Allgäu ist wegen des Wärmeeinbruchs weggetaut. Ob es auch dort noch Anpassungen am Programm geben wird, wurde noch nicht mitgeteilt.

Abschluss mit drei Etappen im Fleimstal

Langlauf Weltcup in Val di Fiemme (ITA) © Modica/NordicFocus

Am traditionellen Schlussort mit der Alpe Cermis, im Val di Fiemme, stehen in diesem Jahr wieder drei Etappen auf dem Programm. Wie im Münstertal in der Schweiz ist auch hier neben der Strecke noch etwas Naturschnee vorhanden, der aber wegen des Wärmeeinbruchs zu Weihnachten sichtlich zusammengeschmolzen ist. Los geht es am 6. Januar mit Etappe fünf, dem zweiten Sprint dieser Tour. Diesmal in der klasischen Technik. Welcher der Sprinter tut sich aber die Wettkampfkilometer und Reisestrapazen bis dorthin noch an? Spätestens am Dreikönigstag wissen wir, welche Spezialisten dann noch um den Sprintsieg kämpfen. Als traditionell vorletzte Etappe der Tour de Ski wird ein Klassik-Massenstart ausgetragen, diesmal allerdings auch für die Damen über 15 Kilometer. Der Schlussanstieg die Skipiste hinaus zur Mittelstation Alpe Cermis wird wie in den letzten Jahren wieder als Massenstart ausgetragen. Der gefürchtete Final Climb ist wie gewohnt knapp neun Kilometer lang und die Etappe beginnt rund um das Stadion in Lago di Tesero bevor sie der Marcialonga Strecke das Tal entlang folgt. Steil bergauf in Serpentinen geht es dann auf den letzten drei Kilometern mit bis zu 26% Steigungsprozenten, um etwa 400 Höhenmeter zu absolvieren. Wer wird sich dort den prestigeträchtigen Sieg holen und wer holt die Kristalltrophäe für den Tour de Ski Gesamtsieg?

300 Weltcuppunkte für Tour de Ski-Sieg

Die Verteilung der Weltcuppunkte wurde vor dieser Saison angepasst. Das gilt auch für die Tour de Ski. Künftig gibt es Punkte für die besten 50 der Gesamtwertung, aber nur 50 bis einen Punkt für die besten 30 der Einzeletappen. Das Ausweiten der Punkte bis Platz 50 in der Gesamtwertung soll mehr Athleten den Anreiz bieten, die Tour de Ski zu beenden. Ob dieser Plan aufgeht? Wie in anderen Jahren planen auch diesmal wieder einige Sportler von vornherein, die Tour nicht zu beenden. Weitere geben aus gesundheitlichen Gründen auf. Auch der Deutsche Skiverband wird nicht mit voller Mannschaft die Tur de Ski beenden. Die ganz jungen Athleten und einige Sprinter werden nicht die ganze Tour laufen, kündigte Teamchef Peter Schlickenrieder an. Der Gesamtsieger der Tour de Ski erhält nach der Punkteanpassung nur noch 300 statt 400 Punkte, zusätzlich 50 Punkte für jeden Tagessieg und 15 Punkte für den Gewinn des Sprintprologs. Für einen solchen Durchmarsch käme aber nur Johannes Høsflot Klæbo in Frage – dann wären maximal 680 Punkte auf den sieben Etappen zu gewinnen.

Bonussekunden, Bonuspunkte und Preisgeld

Bonussekunden für die Gesamtwertung werden in Sprints und Massenstarts verteilt, diese werden von der Gesamtzeit des Athleten abgezogen. 15, 12, 10, 8, 6, 5, 4, 3, 2 und 1 Punkt gibt es für die besten zehn Athleten bei Zwischensprints. Punkte gibt es nur, wenn man das Rennen auch beendet. Im Sprint geht die Zeit der Qualifikation in die Gesamtwertung ein. 60 Sekunden gibt es für den Sprintsieger bis hinunter zu vier Sekunden für Rang 26 bis 30. Außerdem werden werden auch Punkte für die Sprintwertung der Tour verteilt: Von 30 bis zu zwei Punkten für die besten Zehn eines Sprints sowie im Handicap-Rennen auf Etappe vier. Bei Einzelstarts erhalten die ersten Zehn bei der ersten Zwischenzeit 15 bis einen Punkt. Bei Massenstarts auf Etappe zwei und sechs werden bis zu 15 Punkte für die besten Zehn bei einem Zwischensprint verteilt wie auch beim Final Climb, wo es noch einmal dieselben Punkte für die ersten Zehn im Ziel gibt. Ein Erfolg bei der Tour de Ski macht sich wie gewohnt auch finanziell bezahlt: 80.000 Schweizer Franken gibt es für den Gesamtsieg, 60.000 und 40.000 Franken für das Podium, der Zehnte erhält noch 7.000 CHF, der 20. bekommt 1.000 CHF. Die besten Drei in der Punktewertung erhalten am Ende der Tour 6.000, 3.000 und 2.000 Schweizer Franken. Täglich werden 3.000, 2.000 und 1.000 Franken ausgezahlt, der aktuelle Gesamtführende erhält nach den ersten sechs Etappen jeweils 1.000 Schweizer Franken, so dass insgesamt 770.000 Schweizer Franken ausgeschüttet werden.

Vorhersage: Sonne, Regen und sehr warm

An allen drei Wettkampforten sollen die Temperaturen laut aktueller Vorhersage im Plusbereich liegen, teils sogar deutlich. Im Val Müstair kann man zumindest nachts noch auf Minustemperaturen hoffen, dazu soll sich am Wochenende auch hin und wieder die Sonne zeigen. Im Allgäu steigen die Temperaturen bis in zweistellige Plusgrade, was dem weißen Schneeband in grüner Landschaft noch weitere Probleme bereitet. Dazu wird auch der gelegentliche Regen beitragen – aktuell ist auch für die dritte Tour-Etappe kräftiger Regen angesagt. Im Fleimstal sieht die Wettervorhersage tendenziell wieder besser mit etwa acht Grad und Sonne – aber das kann sich natürlich bis dahin noch ändern.

Tour de Ski im TV und Livestream

Bei den Übertragungen der Tour de Ski muss man ein wenig flexibel sein. Kein Sender im deutschsprachigen Bereich überträgt die Tour de Ski von Anfang bis Ende. Bei Eurosport wechseln sich Euro und Euro2 ab, zu empfangen online bei Discovery+. Kunden mit älteren Verträgen können bis nach der Tour de Ski auch noch beim Eurosport Player schauen. Die ARD zeigt grundsätzlich Zusammenfassungen und bietet zudem Livestreams an. Zusammenfassungen gibt es auch beim ZDF, die ab Val di Fiemme übernehmen – Livestreams sind dort bisher nicht angekündigt. SRF2 überträgt einen Großteil der Tour live und zeigt nur wenige Zusammenfassungen, die Schlussetappe gibt es bei SRF info. In Österreich wird die gesamte Tour bei ORF Sport+ gezeigt, an vier Tagen live und an drei Tagen als Zusammenfassung.

Tour de Ski 2022/23

Samstag, 31. Dezember 2022, Val Müstair (SUI)
11:30 Uhr: Prolog Sprint Freistil
14:00 Uhr: Finalläufe Sprint Freistil

Sonntag, 1. Januar 2023, Val Müstair (SUI)
12:00 Uhr: 10 Kilometer Klassik Handicap Damen
13:15 Uhr: 10 Kilometer Klassik Handicap Herren

Dienstag, 3. Januar 2023, Oberstdorf (GER)
11:45 Uhr: 10 Kilometer Klassik Einzelstart Herren
14:45 Uhr: 10 Kilometer Klassik Einzelstart Damen

Mittwoch, 4. Januar 2023, Oberstdorf (GER)
11:15 Uhr: 20 Kilometer Freistil Verfolgung Herren
14:30 Uhr: 20 Kilometer Freistil Verfolgung Damen

Freitag, 6. Januar 2023, Val di Fiemme (ITA)
10:00 Uhr: Prolog Sprint Klassik
12:30 Uhr: Finalläufe Sprint Klassik

Samstag, 7. Januar 2023, Val di Fiemme (ITA)
11:45 Uhr: 15 Kilometer Klassik Massenstart Damen
13:30 Uhr: 15 Kilometer Klassik Massenstart Herren

Sonntag, 8. Januar 2023, Val di Fiemme (ITA)
11:00 Uhr: 9 Kilometer Freistil Final Climb Damen
12:45 Uhr: 9 Kilometer Freistil Final Climb Herren