Biathlon WM Oberhof: Norwegischer Dreifacherfolg im Sprint der Herren – Johannes Kühn bester Deutscher

Tarjei Boe (NOR), Johannes Thingnes Boe (NOR), Sturla Holm Laegreid (NOR), (l-r) © Reichert/NordicFocus

Norwegen dominiert den Sprint der Herren bei der Biathlon Weltmeisterschaft 2023 in Oberhof. Bei einem rein norwegischen Podest holt Johannes Thingnes Boe Gold vor seinem Bruder Tarjei und Sturla Holm Laegreid sichert sich die Bronzemedaille. Mit einer phänomenalen Dominanz landen fünf Norweger in den Top-6. Bester Deutscher wird Johannes Kühn auf Rang acht.

Doppelerfolg für die Boe-Brüder  

Tarjei Boe (NOR), Johannes Thingnes Boe (NOR), Sturla Holm Laegreid (NOR), Vetle Sjaastad Christiansen (NOR), Quentin Fillon Maillet (FRA), Johannes Dale (NOR), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Wegen dem berüchtigten Nebel in Oberhof stand ein Start des Herrensprints kurz auf der Kippe. Nach eingehender Beratung hat sich die Jury für einen Start entschieden und Johannes Thingnes Boe eröffnete das Rennen mit Startnummer 1. Mit einem großen Trefferbild im liegenden Anschlag verpasste er nach zwei Randtreffern letztlich eine Scheibe. Auch im Stehendanschlag hatte er mit zwei Randtreffern Glück als dennoch alle fünf Scheiben weiß wurden und läuferisch kam ohnehin keiner an seine Zeiten heran. In jeder Runde bot er Laufbestzeit und in der Gesamtlaufzeit lag er mit 36,5 Sek. vor seinen norwegischen Kollegen. Johannes Thingnes Boe hat in dieser Saison alle Sprints gewonnen und wurde verdient Sprint-Weltmeister in Oberhof. „Wir sind heute nicht nur die beste Familie, die besten Brüder, wir sind heute auch die besten Athleten,“ so J. T. Boe der sich sehr über das Doppelpodest mit seinem Bruder freute und meinte: „Er hat nur das Pech, dass er einen jüngeren Bruder hat.“ Tarjei Boe lag nach zehn Treffern eingangs der Schlussrunde nur 3,2 Sek. hinter dem späteren Sieger und überquerte die Ziellinie schließlich 14,8 Sek. hinter Johannes Thingnes Boe. Im ZDF-Interview nach dem Rennen antwortete Tarjei Boe auf alle Fragen in deutscher Sprache. „Wahnsinn – Doppelsieg für unsere Familie“ und machte aus Oberhof „Boeberhof“. Die harte Strecke in Oberhof gefällt Tarjei Boe und als möglichen Grund für die norwegische Mannschaftsstärke nannte er: „Wir haben viel Talent in unserem Team, wir arbeiten viel zusammen, helfen uns und geben Informationen weiter. Wir sind zwar Individualisten aber nicht sechs egoistische Leute, wir arbeiten immer zusammen.“ Tarjei Boe verdrängte Sturla Holm Laegreid (1 Fehler) auf Rang drei. Der später gestartete Johannes Dale (1 Fehler) lag nach dem Stehendanschlag noch an siebter Position, arbeitete sich in einem engen Feld durch eine starke Schlussrunde peux a peux nach vorne und überquerte die Ziellinie auf Rang vier. Er verdrängte den einzigen Nicht-Norweger in den Top-6, den fehlerfrei gebliebenen Ukrainer Dmytro Pidrchnyi auf Platz fünf und Vetle Sjaastad Christiansen (1 Fehler) komplettierte auf Rang sechs das beeindruckende norwegische Mannschaftsergebnis.

 

Johannes Kühn auf Rang acht bester Deutscher

Johannes Kuehn (GER) © Reichert/NordicFocus

Johannes Kühn konnte nach fünf Treffern im Liegendanschlag Selbstvertrauen ins weitere Rennen mitnehmen, verfehlte im Stehendschießen nur eine Scheibe und platzierte sich schließlich auf dem achten Rang. Läuferisch kam er zwar auf der Schlussrunde mit der fünften Laufzeit an die siegreichen Norweger heran aber in der Gesamtlaufzeit summierte sich der Rückstand auf über eine Minute. Den Birxsteig fand er persönlich nicht so schwer, eher das Schießen. „Mit dem Nebel beim Anschießen war es ziemlich schwierig. Ich tue mich persönlich bei Nebel ziemlich schwer, deshalb war ich besorgt, was das Schießen angeht. Ich glaube habe heute keinen so schlechten Tag gehabt, aber in der letzten Runde keinen, mit dem ich mitlaufen konnte. Wenn man die norwegische Mannschaft ausklammert, glaube ich, habe ich mich läuferisch gut verkauft,“ so Johannes Kühn nach dem Rennen.  Justus Strelow platzierte sich nach zwei tadellosen Schießen auf Rang zwölf und bewies damit, dass es möglich war, fehlerfrei durchzukommen. „Erst einmal war es wichtig am Schießstand gut durchzukommen; wir hatten beim Anschießen Probleme mit der Sicht, das war beim Rennen aber ok. Ich denke ich hatte zwei Mal Glück, für mich war es mit der Sicht gut am Schießstand.“ Die Atmosphäre am Birxstieg war für Strelow überragend und im Verfolger möchte er mit einem guten Rennen nach vorne Plätze gut machen.

Alle fünf deutschen Starter für Verfolger qualifiziert

Benedikt Doll (GER) © Manzoni/NordicFocus

Neben Johannes Kühn und Justus Strelow haben sich auch Roman Rees, David Zobel und Benedikt Doll für die Verfolgung qualifiziert. Allerdings mit weniger guten Ausgangspositionen. Roman Rees, der als erster der fünf deutschen Starter ins Rennen ging, kassierte eine Strafrunde im liegenden Anschlag, lief mit deutlichem Rückstand auf die nächste Runde und musste auch nach dem Stehendschießen ein Mal kreiseln. Wie er nach dem Rennen im ZDF zugab, hätte er sich den Fehler im liegenden Anschlag gerne erspart. „Der hat mich so viel Zeit gekostet.“ Am Ende kam er auf Platz 19 und David Zobel belegte nach fünf Treffern im Liegen und zwei Fehlschüssen im Stehen Rang 35. Einen weiteren gebrauchten Tag hat Benedikt Doll gehabt. Drei Fehler gleich im ersten Anschlag und zwei weitere im Stehen bedeuteten 750 Extrameter und am Ende mit 2:47,5 Min. Rückstand einen bedauerlichen 55. Rang. Bitter für Doll, dass er sich keine bessere Ausgangsposition für die Verfolgung erarbeiten konnte. „Das ist schon bitter, da vergisst man irgendwie, dass man Biathlon kann“, meinte Roman Rees zum glücklosen Auftritt seines Teamkollegen. 

David Komatz Bester der ÖSV-Herren

David Komatz (AUT) © Manzoni/NordicFocus

Bester Österreicher war heute David Komatz. Der Steirer, der bereits in der Mixed-Staffel mit einer starken Leistung überzeugen konnte, lieferte auch heute eine ansprechende Vorstellung ab und belegte mit einer Strafrunde und einem Rückstand von 1:29,1 Minuten Rang 13. Vor allem auf der Loipe präsentierte sich der 31-Jährige weiter in großartiger Form und erarbeitete sich damit eine solide Ausgangsposition für die anstehende Verfolgung.  Simon Eder zeigte sich am Schießstand erneut treffsicher und belegte ohne Fehlschuss mit einem Rückstand von 1:58,7 Minuten Rang 23. Mit Harald Lemmerer (+2:33,6 min./1 Fehlschuss) und Dominic Unterweger (+2:57,1 min./1 Fehlschuss) auf den Rängen 40 und 59 konnten sich alle vier Österreicher für die morgige Verfolgung qualifizieren.  „Ich habe heute sehr gut in das Rennen hineingefunden und bin stark in die erste Runde gestartet. Liegend ist mir dann dieser Fehler passiert, der mich wirklich sehr geärgert hat. Stehend konnte ich die Null bringen und beim Hinauslaufen habe ich dann gehört, dass ich auf Rang acht liege. Dann habe ich noch einmal ordentlich die Ärmel hochgekrempelt, denn ich wusste, dass die Schlussrunde ein richtiger Fight werden wird und habe bis ins Ziel alles gegeben,“ so David Komatz. (Quelle: PM ÖSV)
Niklas Hartweg platzierte sich als 25. und war nach je einem Fehler in den beiden Anschlägen mit 2:02.8 Min. Rückstand Bester des Schweizer Herrenteams. Neben ihm haben sich auch Sebastian Stalder (1:0) auf Rang 37 und Jeremy Finello (1:2) auf Rang 52 für die Verfolgung qualifiziert. Joscha Burkhalter (72.) und Serafin Wiestner (81.) gelang dies nicht. 

Flower ceremony mit Bundespräsident Steinmeiner  

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier outete sich als Biathlon-Fan. „Mein Herz für Biathlon wurde bei der Winter-Olympiade in Korea entfacht, wo Laura Dahlmeier Gold gewonnen hat. Das Biathlon-Publikum ist etwas Besonderes. Ich habe nicht nur die Schirmherrschaft übernommen, sondern bin gerne hier nach Oberhof gekommen,“ so der Bundespräsident im ZDF-Interview.  

Ergebnis Sprint Herren

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