Biathlon WM Oberhof: Schwedischer Doppelerfolg im Massenstart der Herren

Martin Ponsiluoma (SWE), Sebastian Samuelsson (SWE), Jesper Nelin (SWE), Peppe Femling (SWE), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Beim Massenstart, dem letzten Bewerb der Herren bei der Biathlon Weltmeisterschaft 2023 in Oberhof, wird der Schwede Sebastian Samuelsson Weltmeister vor seinem Teamkollegen Martin Ponsiluoma. Johannes Thingnes Boe gewinnt mit Bronze seine siebte Medaille. Bester Deutscher wird Justus Strelow auf Rang 13 und der Schweizer Sebastian Stalder erreicht einen hervorragenden siebten Rang.  

Schwedischer Doppelerfolg

Johannes Thingnes Boe (NOR), Sebastian Samuelsson (SWE), Martin Ponsiluoma (SWE), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Mit vier blitzsauberen Schießen gepaart mit hervorragender Laufleistung wird der Schwede Sebastian Samuelsson Weltmeister im Massenstart bei der Biathlon Weltmeisterschaft 2023 in Oberhof. Zuvor gewann er Bronze in der Verfolgung, im Einzel und mit der Herrenstaffel. Auf der Schlussrunde packte er lautstark angepeitscht von den schwedischen Betreuern ungeahnte Kräfte aus und setzte sich gegen seinen Teamkollegen Martin Ponsiluoma durch, der 9,6 Sek. später die Ziellinie auf dem Silberrang überquerte. Johannes Thingnes Boe verfehlte insgesamt drei Scheiben und hatte eingangs der Schlussrunde 5,6 bzw. 6,8 Sek. Rückstand auf die beiden Schweden. Samuelsson und Ponsiluoma schafften es, den großen Johannes Thingnes Boe im letzten Rennen zu bezwingen, der früh realisierte, dass die beiden Schweden an diesem Tag uneinholbar für ihn enteilt waren. Johannes Thingnes Boe ließ am Ende austrudeln und holte mit Bronze, nach fünf Mal Gold und Silber mit der Herrenstaffel, seine siebte Medaille. Der schwedische Trainer Johannes Lukas war Teil der Betreuer an der Strecke und seine Stimme war deutlich angeschlagen. „Ich habe keine Worte mehr. Ein Doppelsieg ist sehr speziell im Massenstart bei einer WM. Wir haben gesagt, wir wollen das Tempo von Anfang an machen und haben versucht das Tempo von Anfang an hoch zu halten. Heute brauchen wir uns nicht beschweren – heute können wir feiern.“

Norwegen mit maximaler Startquote – Johannes Thingnes Boe beginnt mit Strafrunde

Johannes Thingnes Boe (NOR) © Manzoni/NordicFocus

Norwegen war als einzige Nation mit sechs Startern, der maximalen Startquote, angetreten, da Johannes Thingnes Boe als Olympiasieger im Massenstart und Sturla Holm Laegreid als letzter Massenstartweltmeister ein jeweils persönliches Startrecht zustand. Bei Dauerregen war die Strecke in einem guten Zustand und innerhalb von 15 Sekunden kamen die 30 Starter aufgereiht zum ersten Schießen. Gleich der erste Schuss von Johannes Thingnes Boe verfehlte das Ziel und nach fünf schnellen Treffern übernahm Sturla Holm Laegreid die Spitzenposition. Von den deutschen Startern blieben Justus Strelow, Johannes Kühn und Roman Rees fehlerfrei, nur Benedikt Doll kassierte hier gleich zwei Extrarunden und wurde mit knapp einer Minute Rückstand an das Ende des Feldes gespült, während sich hinter dem führenden Sturla Holm Laegreid der Schwede Martin Ponsiluoma und die beiden Franzosen Fabien Claude und Quentin Fillon Maillet einreihten. Strelow und Kühn positionierten sich nach dem Schießstandausgang auf sechs und sieben und hinter Roman Rees auf der zwölf und Sebastian Stalder auf dreizehn kam Johannes Thingnes Boe mit 21,7 Sek. Rückstand auf die Spitze. Schon bei der ersten Zwischenzeit war der Norweger mit einer läuferischen Spitzenklasse wieder an die Spitzengruppe herangelaufen und bei der nächsten hatte er direkt aufgeschlossen. 

Sebastian Samuelsson übernimmt Führungsrolle

Sebastian Samuelsson (SWE) © Reichert/NordicFocus

Angeführt von Laegreid kam eine Fünfergruppe, die sich leicht von den Verfolgern abgesetzt hatte, zum zweiten Anschlag. er musste ein Mal kreiseln und mit einer weiteren Null brachten sich Fabien Claude, Sebastian Samuelsson und Emilien Jacquelin in die Spitzenposition. Auch der Lette Rastorgujevs blieb zum zweiten Mal fehlerfrei und hielt sich etwas abgesetzt zu dem führenden Dreierpack auf Position vier. Johannes Thingnes Boe kassierte eine weitere Runde und zusammen mit Laegreid bog er aus der Strafrunde in die nächste Runde mit 23,1 Sek. Rückstand. Aus dem deutschen Team hielt sich Strelow weiterhin schadlos und lag an achter Stelle direkt hinter Johannes Thingnes Boe. Johannes Kühn und Roman Rees bogen auch für eine Extrarunde ab während Benedikt Doll die fünf Scheiben sicher abräumte und dadurch Plätze nach vorne aufholte. Aus der Spitzengruppe wollte keiner so richtig die Führungsarbeit übernehmen und zum dritten Anschlag war es Sebastian Samuelsson der an die Spitze ging. An seinen Skienden reihten sich Andrejs Rastorgujevs, Emilien Jacquelin, Fabien Claude und Martin Ponsiluoma ein und eingangs des Schießstands hatte auch Johannes Thingnes Boe bereits wieder zur Führungsgruppe aufgeschlossen und neben Sebastian Samuelsson Platz genommen.

Johannes Thingnes Boe in gewohnter Spitzenposition

Johannes Thingnes Boe (NOR) © Manzoni/NordicFocus

Johannes Thingnes Boe kramte im dritten Schießen wieder so eine phänomenale Schießeinlage aus, schnell und treffsicher und setzte sich mit 9,8 Sek. Vorsprung vor dem Schweden Sebastian Samuelsson, der alle Scheiben traf, aber mehr Zeit dafür investierte, auf die nächste Runde. Laegreid war zwar später zum Schießstand gekommen, zog sein Schießen sauber durch und kam als Dritter zurück in die Spur mit 17,7 Sek. Rückstand auf den in Führung liegenden J. T. Boe. Er war nun in seiner gewohnten Position und konnte sein Rennen von vorne bestimmen. Samuelsson sah ihn vor sich, die Lücke zu schließen gelang ihm allerdings nicht. Laegreid verlor in der Spur zum entscheidenden Schießen deutlich und in der Reihenfolge J. T. Boe, Sebastian Samuelsson, Martin Ponsiluoma und Sturla Holm Laegreid bogen sie an der großen Tribüne vorbei in den Schießstand ein. Vier Patronen brachte der Norweger ins Ziel, die letzte ging vorbei und während er kreiselte räumten die beiden Schweden Ponsiluoma und Samuelsson zielsicher und entschlossen ihre Scheiben ab und zogen an ihm vorbei. Nur 6,8 Sek. später kam J. T. Boe hinter den beiden Schweden aus der Strafrunde und Sturla Holm Laegreid kassierte abschließend auch nochmals eine Extrarunde. Er lag eingangs der Schlussrunde an vierter Position mit deutlichem Rückstand auf eine Podestplatzierung. Läuferisch zeigte sich Laegreid nicht so stark und seinen WM-Titel im Massenstart von der Pokljuka zu verteidigen würde ihm nicht mehr gelingen. Die Schweden waren zwar in Sichtweite von J. T. Boe, hielten das Tempo aber sehr hoch. Samuelsson war der Stärkere in der Spur, setzte sich vor seinen Teamkollegen Martin Ponsiluoma und überquerte die Ziellinie schließlich als Weltmeister. Hinter ihm setzte sich Martin Ponsiluoma durch und gewann Silber vor Johannes Thingnes Boe auf dem Bronzerang. 

Justus Strelow bester Deutscher

Justus Strelow (GER) © Manzoni/NordicFocus

Aus dem deutschen Team präsentierte sich Justus Strelow als Bester. Nach drei fehlerfreien Schießen verfehlte er ausgerechnet im letzten Anschlag eine Scheibe und platzierte sich auf Rang 13. Roman Rees kam nach zwei Strafrunden auf Platz 18, Johannes Kühn wurde nach fünf Extrarunden 21. und Benedikt Doll belegte nach insgesamt sechs Schießfehlern Rang 26. „Das Rennen war hart, von Anfang an ziemlich zügig, jedenfalls für meine Verhältnisse,“ so Justus Strelow nach dem Rennen in er ARD, und weiter „ärgerlich am Ende wieder einer, das zieht sich so ein bißchen durch.“ Einen hervorragenden siebten Rang erreichte der Schweizer Sebastian Stalder. Neben dem Sieger gelangen nur ihm zwanzig Treffer, aber in der Spur war er deutlich langsamer als die Schweden unterwegs. Sein Teamkollege Niklas Hartweg fühlte sich nicht zu 100 % fit und verzichtete im Hinblick auf seine derzeitige Platzierung in der Gesamtweltcupwertung auf einen Start, da die Ergebnisse der Weltmeisterschaft in Oberhof erstmals auch nicht in die Gesamtweltcupwertung einfließen. Hartweg liegt derzeit auf Rang 12 als bestplatzierter U-25-Athlet und möchte diese Position im anstehenden letzten Trimester mit Weltcups in Nove Mesto, Östersund und Oslo behaupten. Aus dem ÖSV-Team war einzig David Komatz am Start, nachdem Simon Eder krankheitsbedingt bereits aus Oberhof abgereist ist. Komatz erreichte nach vier Strafrunden Rang 24. 

Ergebnis Massenstart Herren

Medaillenspiegel

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