Langlauf WM Planica: Golberg Weltmeister über 50 Kilometer vor Klæbo

Johannes Hoesflot Klaebo (NOR), Paal Golberg (NOR), William Poromaa (SWE), (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Pål Golberg ist der neue Weltmeister über 50 Kilometer im Klassik-Massenstart. Im Zielsprint konnte er Johannes Høsflot Klæbo hinter sich lassen. William Poromaa gewann Bronze vor Halfvarsson. Jonas Dobler wurde nach zwei Stürzen 21. und Albert Kuchler 25.

Finnen verwachst, Tempo zunächst gering

Paal Golberg (NOR), Hunter Wonders (USA), Jonas Dobler (GER), Federico Pellegrino (ITA), Iivo Niskanen (FIN), Naoto Baba (JPN), Hugo Lapalus (FRA), William Poromaa (SWE), (l-r) © Modica/NordicFocus

Auch im letzten Wettkampf der Nordischen Ski WM herrschte Sonnenschein bei Temperaturen über Null. Die Wettervorhersage hatte eigentlich Wolken versprochen, dann wurde es aber doch ein sonniger Tag, an dem die Strecke aber etwas besser hielt als bei den Damen. Über Nacht war es sehr kalt gewesen, darum waren die Bedingungen beim Skitesten am Morgen noch sehr schnell. Als dann immer mehr die Sonne herauskam, wurde es zum Start bei 4°C nasser und langsamer in der Spur. Da konnte man mit dem Wachs schon mal daneben greifen, wie es diesmal wieder bei den Finnen der Fall war – mit Ausnahme von Iivo Niskanen offenbar. Wie Krista Pärmäkoski gestern kamen auch diesmal die drei übrigen Finnen sehr früh zum Skiwechsel, was aber wohl nicht viel änderte. Auf der folgenden Runde klatschte Perttu Hyvärinen mit den Betreuern ab und gab das Rennen dann im Stadion auf wie auch Ville Ahonen später. Nach einer langen WM auf harten Strecken war das Tempo in den ersten Runden noch relativ gering und nach drei Runden von je 7,1 Kilometer Länge gehörten noch 30 Athleten zur Spitzengruppe und die Führung wechselte ständig.

Golberg verkleinert Gruppe

Paal Golberg (NOR), Martin Loewstroem Nyenget (NOR), (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Das änderte sich in Runde vier, als Pål Golberg das Tempo verschärfte und viele Athleten Probleme bekamen – darunter auch die beiden DSV-Starter. Nach Ende der vierten Runde hatte sich die Führungsgruppe auf 13 Athleten reduziert, nach fünf Runden auf elf und in die letzte Runde gingen noch zehn Athleten gemeinsam. Kurz darauf dezimierte sich die Gruppe weiter. Zunächst stürzte Jens Burman, nachdem Halfvarsson vor ihm aus dem Gleichgewicht gekommen war, aber der Schwede konnte die Lücke schnell wieder schließen. Gleich danach gestikulierte Francesco De Fabiani wild mit dem Stock, als die Gruppe am tiefsten Punkt aus dem Wald kam. Zwar bekam er gleich nach der 180 Grad-Kurve einen neuen Stock, konnte die Lücke aber nicht mehr schließen. Im langen Anstieg gehörten dann noch vier Norweger, drei Schweden und ein Finne zur Spitzengruppe. Golberg führte das Feld an, als sie das Schneedepot passierten, gefolgt von Martin Løwstrøm Nyenget, der am Morgen von dem erkrankten Sjur Røthe dessen Platz geerbt hatte und so doch noch zu einem WM-Start kam. Die Aufstellung der Norweger hatte national ohnehin für große Diskussionen und Kritik gesorgt, da der überragende Simen Hegstad Krüger keinen Platz bekam wie auch Hans Christer Holund. Beide bereiten sich auf den Holmenkollen am Samstag vor.

Halbherzige Attacke von Niskanen erfolglos

Iivo Niskanen (FIN) © Thibaut/NordicFocus

Ein großes Fragezeichen stand vor dem Start des 50ers hinter der Form von Iivo Niskanen. Nach vielen gesundheitlichen Problemen wusste der Finne vor der WM selbst nicht, wo er steht. In der Staffel attackierte er zwar und lief für ihn überraschend erstaunlich leicht den anderen davon, sagte aber später, er habe sich gar nicht so gut gefühlt. Heute versteckte er sich lange im Feld und war nur selten an erster Stelle zu finden. Dass er noch etwas vor hat, war aber zu vermuten, da er sich in jeder Runde genau umsah, wie groß die Gruppe noch ist und wie gut es den Konkurrenten ging. Am Schneedepot, Mitte des Anstiegs der letzten Runde, griff er dann wirklich an, konnte aber niemanden abhängen bis zum höchsten Punkt, so dass sich danach alles auf den Zielsprint vorbereitete.

Golberg bleibt im Sprint vorne

Paal Golberg (NOR) © Modica/NordicFocus

Iivo Niskanen und William Poromaa führten in der Abfahrt das Feld an gefolgt von Golberg, Nyenget und Klæbo. Im Stadion übernahm Golberg vor Klæbo die Spitze vor Poromaa und Halfvarsson sowie Niskanen und so blieb es auch im letzten Anstieg. Im Zielsprint zeigte sich, dass Klæbo doch viele Körner auf der Strecke gelassen hatte, so dass er seinen Teamkollegen nicht mehr erreichen konnte. Nach Silber im Sprint, nach der er schon in Tränen aufgelöst war, holte sich Pål Golberg auch noch seinen ersten Einzeltitel, was seine Bilanz bei den Titelkämpfen von Planica auf drei Goldene und eine Silberne erhöht. Johannes Høsflot Klæbo gewann mit Silber seine erste Medaille über 50 Kilometer. Bronze erkämpfte sich William Poromaa und sicherte damit Schwedens einzige Medaille bei den Herren. Sein Landsmann Calle Halfvarsson konnte ihn im Zielsprint nicht mehr ganz erreichen. Ersatzmann Martin Løwstrøm Nyenget wurde guter Fünfter vor Iivo Niskanen, der in einem Sprint wie erwartet nichts zu melden hatte. Didrik Tønseth wurde bei seinem einzigen WM-Start Siebter. Jens Burman und Theo Schély konnten im Anstieg nicht mehr mithalten, gerade für den Franzosen ist Platz neun und damit sein Bestresultat aber beachtlich, weil er schon seit der Hälfte des Rennens immer wieder Lücken aufgehen ließ und sich dann wieder herankämpfte. Federico Pellegrino, der Ende der sechsten Runde abgehängt wurde, kam im Endspurt noch an seinen Landsmann Francesco De Fabiani heran, den er im Kampf um Platz zehn übersprintete.

Dobler und Kuchler fallen in Runde vier zurück

Jonas Dobler (GER) © Modica/NordicFocus

Jonas Dobler war zu Beginn des Rennens in der absoluten Spitzen des Rennens dabei. In der zweiten Runde bei Anfahrt auf die 180 Grad-Kurve am tiefsten Punkt lag er etwa an zehnter Stelle, als ihm Dietmar Nöckler von hinten auf die Ski trat und er stürzte. Dadurch fiel der Bayer ans Ende der großen Gruppe zurück und fand sich damit im Bereich von Albert Kuchler wieder. Er arbeitete sich zwischenzeitlich bis auf Rang 20 wieder nach vorne, bis er erneut hinter den Teamkollegen zurückfiel. Nachdem Kuchler Ende der dritten Runde bis auf Platz neun nach vorne kam, verloren beide DSV-Starter in der vierten Runde den Anschluss an die Spitze. Bei Kuchler war der Anstieg der Knackpunkt, bei Dobler auch die Abfahrt zum Stadion. „Albert gefällt mir gut, er kämpft und ich hoffe, dass er in der Abfahrt wieder hinkommt. Albert ist einer, der in der zweiten Hälfte besser ist, er beißt sich rein“, sagte Teamchef Peter Schlickenrieder, nachdem der 24-Jährige ihn im langen Anstieg passiert hatte. Jonas Dobler verlor in der Abfahrt viel Zeit, vermutlich passierte dort sein zweiter Sturz, den er später im Interview erwähnte.

Dobler mit zwei Stürzen auf 21

Jonas Dobler (GER) © Modica/NordicFocus

Jonas Dobler tat sich im weiteren Rennverlauf schwer, was auch Schlickenrieder bemerkte: „Jones muss viel mehr kämpfen als Albert, da habe ich das Gefühl, dass er müde ist und eine ganz schwere Phase hat.“ Zu diesem Zeitpunkt hatte er sich mit Diddi Nöckler zusammen geschlossen und das Duo blieb bis fast zum Schluss zusammen. Im Anstieg musste Dobler den Südtiroler ziehen lassen, sicherte sich aber immerhin Rang 21 im vermutlich vorletzten 50er seiner Karriere. „Ich habe versucht, mich auf mich zu konzentrieren und nicht irgendwie abzuschweifen. Aber leider habe ich mich zweimal hingelegt. Das ist mir auch noch nie passiert. Beim ersten Mal hatte ich keine Chance, da fährt mir einer gegen den Ski. Das zweite Mal war 100% selbstverschuldet, das war noch unnötiger. Dann tut es natürlich sehr weh, da hinzulaufen. Das fährt sauber in die Glieder. Das ist natürlich dann ärgerlich, da kann man nichts machen. Aber das hat natürlich mein Rennen überschattet“, sagte der 31-Jährige. „Ich habe mir auch gedacht, Gott sei Dank, dass mir vorgestern nichts passiert ist und ich es sturzfrei rübergebracht habe, das war auf jeden Fall wichtiger. Natürlich haben wir so gute Vibes gehabt wie noch nie die letzten zwei Tage, weil wir etwas erreicht haben, was wir noch nie erreicht haben. Natürlich hat es das die letzten zwei Tage leichter gemacht.“

Kuchler fällt nach Skiwechsel zurück

Albert Kuchler (GER) © Thibaut/NordicFocus

Für Albert Kuchler war der Skiwechsel der Knackpunkt des Rennens. Nachdem er zuvor abreißen lassen musste im Anstieg, hatte er sich im Stadion gerade wieder herangekämpft an die Spitze, als er sich für einen Skiwechsel entschied, während alle anderen weiterliefen. Die Lücke konnte er trotz frischen Materials nicht mehr schließen. Er war teilweise auf sich allein gestellt und konnte eine Runde später wieder zu der Gruppe vor ihm aufschließen, als die anderen die Ski wechselten. Das ging aber nicht lange gut, da er mit seinem eine Runde älteren Ski nicht mithalten konnte. Dennoch war Schlickenrieder noch zuversichtlich in Runde fünf: „Ich habe kein schlechtes Gefühl, Albert kämpft, aber lässt nicht locker. Das tut jetzt jedem weh. Er darf sich nicht aufgeben. Albert muss die Gruppe, die ein paar Meter voraus ist, wieder holen.“ Nach fünf von sieben Runden war der junge Bayer in seinem erst dritten Rennen über 50 Kilometer noch 14., dann kam der Mann mit dem Hammer und er büßte in der kommenden Runde 90 Sekunden ein und fiel hinter Dobler zurück. Am Ende kam er eine Minute hinter dem Teamkollegen im Ziel an und wurde noch guter 25. „Die ersten vier Runden habe ich mich sehr sehr gut gefühlt. Ich musste dann einfach Ski wechseln, weil der ziemlich abgebaut hat und dann wurde es irgendwann zum Kampf“, sagte er.

Vermeulen hervorragender 19., Klee 24.

Mika Vermeulen (AUT) © Thibaut/NordicFocus

Trotz seiner Erkältung, die seit dem letzten Sonntag ein Fragezeichen hinter seinen Start und seine Form setzte, zeigte der einzige Starter des ÖSV, Mika Vermeulen, ein erstklassiges Rennen. Der 23-Jährige, der erst 2018 von der Nordischen Kombination zum Langlauf wechselte und sich darum naturgemäß in der freien Technik wohler fühlt, lag nach fünf Runden zusammen mit Albert Kuchler an 15. Stelle, nur 30 Sekunden hinter der Spitze. In der Folge verlor er weniger Zeit als der Deutsche und wurde nach sieben Runden sehr guter 19. „Ich schätze mein Rennen als gut bis sehr gut ein. Die paar Tage davor, die Wochen davor waren sicher nicht einfach, es war ein beinhartes Rennen“, erklärte der 23-Jährige im ORF-Interview. „Die Verhältnisse am Anfang waren gut, zum Schluss ist es schon gescheit aufgegangen, dann ist es richtig nass geworden. So ein Rennen ist ein Kampf, du darfst einfach nie aufhören, sondern immer weitermachen, weil es kann so viel passieren. Wenn mir am Sonntag oder Montag jemand gesagt hätte, dass ich 19. werde, hätte ich gesagt: Passt, nehmen wir.“ Anders als Deutsche und Österreicher konnte die Schweizer schon in Runde drei nicht mehr mitgehen. Danach fingen sich Beda Klee und Jonas Baumann aber und landeten auf den Plätzen 24 und 27.

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Langlauf WM zum Nachlesen

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Stammtisch und Interviews

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=> Interview mit Laura Gimmler nach dem Sprint der Nordischen Ski-WM Planica 2023
=> Interview mit Janosch Brugger nach dem Sprint der Nordischen Ski-WM Planica 2023
=> Interview mit Friedrich Moch nach dem Skiathlon der Nordischen Ski-WM Planica 2023
=> Interview mit Katharina Hennig nach dem Skiathlon der Nordischen Ski-WM Planica 2023
=> Interview mit Laura Gimmler und Victoria Carl nach dem Teamsprint der Nordischen Ski-WM Planica 2023
=> Interview mit Friedrich Moch und Janosch Brugger nach dem Teamsprint der Nordischen Ski-WM Planica 2023
=> xc-ski.de WM Stammtisch 2023 mit DSV Langlauf-Cheftechniker Lukas Ernst und Simon Kronbichler von HWK
=> xc-ski.de WM Stammtisch 2023 mit Pia Fink und Tobias Angerer
=> Interview mit Peter Schlickenrieder nach der Damenstaffel der Nordischen Ski-WM Planica 2023

 

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