Nordische Kombination: Riiber mit Schanzenrekord zu WM-Gold

Die drei Erstplatzierten: Jens Luraas Oftebro (NOR), Jarl Magnus Riiber (NOR), Johannes Lamparter (AUT), (l-r)
Die drei Erstplatzierten: Jens Luraas Oftebro (NOR), Jarl Magnus Riiber (NOR), Johannes Lamparter (AUT), (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Jarl Magnus Riiber (Norwegen) krönt sich bei der Nordischen Ski-WM in Planica (Slowenien) auch von der Großschanze zum Weltmeister. Silber geht an seinen Landsmann Jens Luraas Oftebro, Österreich gewinnt erneut Bronze mit Johannes Lamparter. Julian Schmid als bester Deutscher wurde Sechster.

Faißt im Team, Österreich zu fünft

Manuel Faisst (GER) machte fünf Plätze gut.
Manuel Faisst (GER) machte fünf Plätze gut. © Thibaut/NordicFocus

Mit Manuel Faißt, aber ohne Eric Frenzel ging das DSV-Team in den abschließenden Wettkampf auf der Großschanze. „Mit dem Medaillengewinn in der Staffel habe ich mein Ziel erreicht. Ich weiß, dass ich auf der Großschanze momentan nicht in der Lage bin, ganz oben reinzulaufen. Und das ist das, was zählt bei diesen Weltmeisterschaften“, erklärte der Rekordhalter (18 WM-Medaillen hat im Nordischen Skisport vor ihm noch keiner erreicht) seinen Verzicht am Freitag in Planica. Ersatzmann Jakob Lange, der für die Großschanze angereist war, bekam im Freitagstraining seine Chance, zog in der internen Ausscheidung gegen Faißt und Johannes Rydzek aber den Kürzeren. Bei den Österreichern ist Bronzemedaillengewinner Franz-Josef Rehrl inzwischen abgereist. Nach seinem dritten Platz von der Normalschanze war Rehrl erkrankt und wurde nicht wieder rechtzeitig fit. Dafür durfte das Team der Alpenrepublik zu fünft antreten, da Johannes Lamparter Titelverteidiger ist. Neben ihm starteten auch Martin Fritz, Lukas Greiderer sowie Stefan und Thomas Rettenegger.

Riiber mit Fabelrekord

Jarl Magnus Riiber (NOR) auf dem Weg zum Schanzenrekord
Jarl Magnus Riiber (NOR) auf dem Weg zum Schanzenrekord © Thibaut/NordicFocus

Das Beste zum Schluss: Zum abschließenden Einzelwettkampf der Männer von der Großschanze (HS138) lachte die Sonne vom blauen Himmel. Zahlreiche Athleten zeigten weite Sprünge, aber Riiber übertraf sie alle. Nachdem Ryota Yamamoto (JPN) bei seinem Versuch bereits mit 140 Metern einen neuen Schanzenrekord aufgestellt hatte, pulverisierte Riiber diesen bei seinem Sprung. 147 Meter zauberte er ins Tal. Bei dieser Weite setzte er keinen Telemark, weshalb er deutlich schlechtere Haltungsnoten erhielt als der Japaner, so dass Riibers Vorsprung auf ihn nur 36 Sekunden betrug. Kristjan Ilves (EST) sprang mit 139,5 Metern ebenfalls eine großartige Weite, er lag zwischenzeitlich 1:02 Minuten hinter Riiber auf Rang drei.

Schmid erster Verfolger

Julian Schmid (GER) konnte das Tempo nicht ganz mitgehen.
Julian Schmid (GER) konnte das Tempo nicht ganz mitgehen. © Thibaut/NordicFocus

Hinter dem Spitzentrio ging es enger zu. Die weiteren Favoriten Julian Schmid (GER), Titelverteidiger Johannes Lamparter (AUT) und Jens Luraas Oftebro (NOR) landeten geschlossen auf den Rängen fünf bis sieben, rund eineinhalb Minuten hinter Riiber, aber selbst nur um maximal neun Sekunden voneinander getrennt. Mit Matteo Baud auf Rang sieben war auch ein Franzose vertreten, ihm folgten die beiden Österreicher Stefan Rettenegger und Martin Fritz. Vinzenz Geiger (GER) erreichte mit Zwischenrang zehn ebenfalls eine gute Platzierung, allerdings musste er bereits 2:16 Minuten Rückstand mit in die Loipe nehmen. Johannes Rydzek und Manuel Faißt (beide GER) wurden 18. und 25., während Lukas Greiderer (AUT) als Zwölfter nur viertbester Österreicher war. Thomas Rettenegger hatte bei seinem Sprung größere Probleme und vermied nur knapp einen Sturz. Er sprang auf den 36. Zwischenrang.

Riiber „cruist“ zum vierten WM-Gold

Gold Nummer vier in Planica: Jarl Magnus Riiber (NOR)
Gold Nummer vier in Planica: Jarl Magnus Riiber (NOR) © Thibaut/NordicFocus

Wie erwartet, war Yamamoto keine Gefahr für Riiber, und auch die starken Athleten dahinter waren schlicht zu weit weg. So konnte Riiber bereits beim Einlauf ins Stadion die gute Stimmung der zahlreich mitgereisten norwegischen Fans genießen. „Ich bin nur gecruist und habe während der ersten drei Runden mein Tempo mit dem von Jens und Johannes verglichen. In der letzten Runde konnte ich am Anstieg sogar eine kurze Pause machen, es waren meine Familie, viele Freunde und Klassenkameraden da.“ Im Ziel konnte er sich über seinen vierten Einzel-WM-Titel und die vierte Goldmedaille bei dieser WM freuen: „Das war eine meiner besten Leistungen jemals. Das heute zu schaffen und damit den vierten WM-Titel zu ermöglichen, ist wahrscheinlich das Größte, was ich bisher gemacht habe“, freute sich der erfolgsverwöhnte Norweger. Über seinen Rekordsprung sagte er: „Das war mein verrücktester Wettkampfsprung überhaupt, ich war so hoch und hatte keine Ahnung, wie es ausgehen würde. Zehn Meter über Hillsize wird normalerweise eine ziemlich harte Landung, aber die Bedingungen waren perfekt. Ich habe eine Sicherheitslandung gemacht. Das war das beste Gefühl der Welt.“

Wieder Bronze für Lamparter

Grenzenlose Erleichterung bei Johannes Lamparter (AUT) nach Platz drei
Grenzenlose Erleichterung bei Johannes Lamparter (AUT) nach Platz drei © Thibaut/NordicFocus

Wenn auch Riiber keine Mühe hatte, ging es im Kampf um die beiden restlichen Medaillen um so spannender zu. Oftebro schloss direkt zu den vor ihm gestarteten Schmid und Lamparter auf, so dass die Verfolger als Trio unterwegs waren. Allerdings nicht lange. „Es waren viele starke Läufer um mich rum. Also habe ich versucht, so schnell wie möglich zu gehen und es so schwer wie möglich für die anderen machen. Nur Jens konnte mir folgen. Er war heute stärker, aber ich bin sehr glücklich mit Bronze“, so der strahlende Lamparter, für den die WM zunächst mit einem Rückschlag begonnen hatte: Nach für seine Verhältnisse schwächeren Leistungen beim ersten Einzelwettkampf auf der Normalschanze war er zunächst aus dem Mixed Team aussortiert worden, ehe er nur durch die krankheitsbedingte Absage Franz-Josef Rehrls wieder ins Team rückte. Auch im Team-Wettbewerb von der Großschanze war er wieder dabei, und gewann in beiden Wettbewerben Bronze. „Ich verlasse Planica mit einem Lächeln“, meinte der Österreicher, bevor er ankündigte: „Ich habe in den nächsten Wochen im Weltcup noch was vor.“ Er spielt damit auf den Kampf im Gesamtweltcup an, in dem er derzeit führt. Titelverteidiger Riiber ist bereits aus dem Rennen; Oftebro und Schmid können ihm die Gesamtwertung noch streitig machen.

Silber für Oftebro

Jens Luraas Oftebro (NOR) ist glücklich über den zweiten Platz.
Jens Luraas Oftebro (NOR) ist glücklich über den zweiten Platz. © Thibaut/NordicFocus

Auch für Oftebro war es nach zweimal Mannschaftsgold die dritte Medaille, nachdem er auf der Normalschanze ähnliche Probleme gehabt hatte wie Lamparter. „Dort habe ich versagt, von daher war jetzt bei dieser letzten Chance viel Druck auf mir“, gab der 22-Jährige Einblick in sein Seelenleben. „Ich hatte einen guten Sprung und damit eine gute Ausgangslage. Ich wusste, dass ich um eine Medaille kämpfen kann. Das Ziel war Silber, Jarl war einfach zu weit weg. Ich habe während des Rennens versucht, so viel Energie wie möglich zu sparen. Als Johannes am letzten Anstieg angegriffen hat, ging ich mit und habe ihn in den Sprint genommen. Ich bin sehr erleichtert und glücklich über die Silbermedaille, es war eine gute WM.“

Schmid als bester Deutscher auf Rang sechs

Vinzenz Geiger (GER) war chancenlos.
Vinzenz Geiger (GER) war chancenlos. © Thibaut/NordicFocus

Nicht ganz mitgehen mit den anderen beiden starken Läufern konnte Julian Schmid. Er fiel sogar noch hinter Ilves und Stefan Rettenegger zurück. Überhaupt war auffällig, dass die DSV-Athleten ungewöhnlich langsame Laufzeiten aufwiesen: Schmid war 16.-Schnellster; Vinzenz Geiger fiel von Platz zehn auf vierzehn zurück und hatte die 15. Laufzeit. Rydzek und Faißt konnten sich zwar verbessern, doch auch sie waren nicht unter den schnellsten Läufern. Im Gegensatz zu Joergen Graabak (NOR) und Ilkka Herola (FIN), die zwölf beziehungsweise zehn Plätze gutmachten, in die in die Top Ten stürmten und die beiden schnellsten Laufzeiten verbuchten. Die weiteren Platzierungen der DSV- und ÖSV-Athleten: 15. Greiderer, 16. Rydzek, 17. Fritz, 20. Faißt, 35. Thomas Rettenegger.

Riiber erfolgreichster Athlet der WM

Der Champion: Jarl Magnus Riiber (NOR)
Der Champion: Jarl Magnus Riiber (NOR) © Thibaut/NordicFocus

Jarl Riiber machte in Planica nach, was Johannes Rydzek in Lahti 2017 gelungen war: Bei vier Starts gewann er vier Goldmedaillen. Mit Gyda Westvold Hansens Sieg bei den Kombiniererinnen gehen damit alle Goldmedaillen nach Norwegen. Deutschland sicherte sich zahlreiche zweite Plätze: Neben Nathalie Armbruster bei den Damen gewann Julian Schmid Silber von der Normalschanze. Dazu kamen Silbermedaillen in beiden Team-Events. Österreich dagegen hatte Bronze gebucht: Franz-Josef Rehrl wurde Dritter von der Normalschanze, Lamparter von der Großschanze. Dazu kamen dritte Plätze in beiden Teamwettbewerben. Lediglich im Damenwettkampf ging die Bronzemedaille nach Japan: Haruka Kasai gewann den dritten Platz. Doch die WM in Planica hat auch gezeigt, dass mehrere andere Nationen näher herangekommen sind: So verpasste Estlands Kristjan Ilves am letzten Wettkampftag nur knapp das Podium, und auch Matteo Baud (FRA) mit Platz sieben war in Reichweite. Das finnische Team mit Herola und Eero Hirvonen musste auf den Schanzen Federn lassen, war in den letzten Weltcups aber durchaus näher an die Spitze herangerückt. Dass Herola um Medaillen mitkämpfen kann, bewies er nicht zuletzt bei der WM in Oberstdorf, wo er Riiber am Rande einer Niederlage hatte und nur ganz knapp Gold verpasste.

Zwischenstand SprungEndergebnisMedaillenspiegel Nordische Kombination

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