Nordische Kombination: Historisches WM-Silber für das deutsche Team

Das Silberteam: Vinzenz Geiger (GER), Jenny Nowak (GER), Nathalie Armbruster (GER), Julian Schmid (GER), (l-r)
Das Silberteam: Vinzenz Geiger (GER), Jenny Nowak (GER), Nathalie Armbruster (GER), Julian Schmid (GER), (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Die Silber-Serie hält: Nach Nathalie Armbruster und Julian Schmid in den Einzelwettkämpfen gewinnt das deutsche Team der Nordischen Kombinierer auch im Mixed Team-Wettbewerb die Silbermedaille. Das historische Gold im ersten Mixed Team bei einer Weltmeisterschaft geht an Norwegen, Bronze an Österreich.

Haufenweise Drama beim Springen

Alessandro Pittin (ITA) stürzte in Probe und Wettkampf.
Alessandro Pittin (ITA) stürzte in Probe und Wettkampf. © Thibaut/NordicFocus

Bevor die Athleten sich allerdings freuen konnten, ging es ziemlich turbulent zu. Über Nacht waren 20 Zentimeter Neuschnee gefallen, der sich als extrem stumpf erwies. Bereits im Probedurchgang kamen ein Vorspringer, Matic Garbajs (SLO) und Alessandro Pittin (ITA) zu Sturz. Anschließend wurde die Probe abgebrochen und die Schanze vom Tretkommando neu präpariert. Doch als der Wettkampf begann, ging das Drama weiter. In der zweiten Gruppe kamen nacheinander erneut Pittin und anschließend Akito Watabe zu Sturz. „Es ist extrem stumpf“, berichtete Watabe, der sich glücklicherweise nicht verletzte. Das Problem: Nach der Landung bremsen die Ski derart ab, dass die Athleten mit dem Oberkörper nach vorne stürzen. Anschließend wurde erneut abgebrochen. Der Pistenbully machte den Neuschnee platt so gut es ging. Gut eineinhalb Stunden später testeten die Vorspringer die Schanze erneut. Als alle nacheinander Daumen hoch zeigten, konnte es endlich losgehen. Lediglich für Matic Garbajs war der Stress noch immer nicht vorbei. Er hatte sich bei seinem Sturz den Anzug beschädigt, so dass ein Teambetreuer einen neuen Anzug auf die Schanze bringen musste; Garbajs durfte am Ende von Gruppe drei springen. Für Pittin war der Wettkampf allerdings beendet. Aufgrund von Nacken- und Kopfschmerzen trat er nicht mehr an, er wurde kurzfristig durch Aaron Kostner ersetzt.

Norwegen nur knapp vorne

Annalena Slamik (AUT) bei ihrem Sprung
Annalena Slamik (AUT) bei ihrem Sprung © Thibaut/NordicFocus

Als das Springen dann endlich lief, war es zunächst Japan, die das Geschehen bestimmten. Bereits Yuna Kasai in Gruppe eins brachte ihr Team in Führung. Auch Watabe, Zweiter in seiner Gruppe, behauptete den Spitzenplatz, ebenso wie Ryota Yamamoto in Gruppe drei. Und dies trotz der Tagesbestweite von Jarl Magnus Riiber (NOR), der als Einziger 100 Meter erreichte. Erst in Gruppe vier drehte sich das Blatt zugunsten Norwegens. Haruka Kasai erzielte für Japan nur 89 Meter. Gyda Westvold Hansen als Schlussspringerin für Norwegen sprang sechseinhalb Meter weiter und brachte Norwegen in Front. Der Vorsprung betrug allerdings nur fünf Sekunden. Das deutsche Team kam auf den dritten Rang und hielt gut mit. Jenny Nowak wurde Zweite ihrer Gruppe. Lediglich Vinzenz Geiger belegte in seiner Gruppe trotz guter 94 Meter nur den sechsten Rang. Am Ende betrug Deutschlands Rückstand auf Norwegen 25 Sekunden. Weitere fünf Sekunden hinter ihnen platzierte sich das österreichische Team. Hier fiel vor allem Johannes Lamparter auf, der mit starken 99 Metern Gruppensieger wurde. Dabei war Lamparter erst am Morgen kurzfristig ins Team gerückt, da der ursprünglich vorgesehene Franz-Josef Rehrl nach seiner Bronzemedaille vom Vortag mit Fieber im Bett lag. Italien mit Ersatzmann Kostner wurde Fünfter, gefolgt von Finnland, Slovenien und den USA.

Geiger mit Laufbestzeit

Jens Luraas Oftebro (NOR) allein auf weiter Flur
Jens Luraas Oftebro (NOR) allein auf weiter Flur © Thibaut/NordicFocus

Norwegen mit Jens Luraas Oftebro und Deutschland mit Geiger hatten ihre stärksten Männer in die erste Gruppe gestellt. Und beide legten dementsprechend los. Geiger konnte dank Laufbestzeit den Rückstand auf Norwegen auf 19 Sekunden verringern und übernahm zudem den zweiten Zwischenrang, weil Yamamoto bei diesem Tempo nicht mithalten konnte. Beim ersten Wechsel nach fünf Kilometern war Japan bereits fast eine Minute hinter Norwegen und auf den vierten Rang abgerutscht. In Gruppe zwei lief Ida Marie Hagen für Norwegen. Die stärkste Läuferin bei den Damen baute ihrerseits mit Laufbestzeit den Vorsprung Norwegens wieder aus. Jenny Nowak für Deutschland und Annalena Slamik für Österreich lieferten beinahe identische Zeiten. Ebenso wie Annika Sieff (ITA), die zu Yuna Kasai aus Japan aufschloss. In Gruppe drei änderte sich daran nicht viel. An der Spitze übergab Hansen an Riiber, Deutschland lag 41,5 Sekunden zurück. Österreich lag 1:09 Minuten hinter der Spitze.

Riiber verwaltet Sieg, Schmid sichert Silber

Julian Schmid (GER) auf dem Weg zur nächsten Silbermedaille
Julian Schmid (GER) auf dem Weg zur nächsten Silbermedaille © Thibaut/NordicFocus

Auf den drei Spitzenplätzen änderte sich im letzten Leg nichts mehr. Riiber hatte vor allem ein Ziel: „Für mich war es wichtig zu testen, wie sich mein Körper in einem Fünf-Kilometer-Rennen anfühlt, im Hinblick auf den nächsten Teamwettbewerb. Darüber hinaus habe ich nur darauf geachtet, den Abstand konstant zu halten.“ Dies gelang, ebenso wie Schmid den Vorsprung auf Lamparter konstant hielt. Hinter dem Spitzentrio ließ Kostner Watabe hinter sich, so dass Italien den Wettbewerb als Vierter beendete. Japan wurde Fünfter, Finnland Sechster und die USA Siebter. Matic Garbajs für Slovenien hatte dagegen noch einmal Pech: er stürzte beim Stadiondurchlauf erneut und kam mit deutlichem Rückstand als Letzter ins Ziel.

Erfolgreiche Premiere

Kommt in meine Arme: Lisa Hirner (AUT), Annalena Slamik (AUT), Stefan Rettenegger (AUT), Johannes Lamparter (AUT), (l-r)
Kommt in meine Arme: Lisa Hirner (AUT), Annalena Slamik (AUT), Stefan Rettenegger (AUT), Johannes Lamparter (AUT), (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Trotz der Anfangs-schwierigkeiten auf der Schanze verlief die Premiere des Mixed Team-Wettbewerbs erfolgreich. „Im Weltcup starten wir schon länger als gemischtes Team. Schön, dass es jetzt auch bei der WM der Fall ist,“ zeigte sich Schmid zufrieden. Auch Österreichs Stefan Rettenegger fand es „sehr cool, als Nation gemeinsam anzutreten“, und hoffte auf „mehr solcher Wettkämpfe in der Zukunft.“ Armbruster kam aus dem Strahlen ohnehin nicht mehr heraus: „Es ist eine unglaubliche Ehre für mich, bei der Premiere des Mixed Team-Wettbewerbs starten zu dürfen. Und dass wir jetzt Vizeweltmeister sind, ist Wahnsinn.“ Schaut man sich den Altersdurchschnitt der Teilnehmer an, dürften die Beteiligten in der Zukunft noch viele gemeinsame Wettkämpfe bestreiten können. Lamparter hob hervor: „Wir sind ein sehr junges Team, daher bin ich um so stolzer.“ Auch die deutschen und norwegischen Teams hatten ihre Jungstars aufgestellt. Alle Aktiven sind erst um oder Anfang Zwanzig. Die Altstars um Johannes Rydzek und Eric Frenzel, aber auch Joergen Graabak, mussten zuschauen. Lediglich Akito Watabe mit seinen fast 35 Jahren bildete die Ausnahme.

Zwischenstand Springen
Endergebnis
Medaillenstand Nordische Kombination

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