Nordische Ski-WM Seefeld: Schwedinnen und Norweger werden Weltmeister im Langlauf-Teamsprint - xc-ski.de Langlauf

Nordische Ski-WM Seefeld: Schwedinnen und Norweger werden Weltmeister im Langlauf-Teamsprint

Yulia Belorukova (RUS), Anamarija Lampic (SLO), Maiken Caspersen Falla (NOR), Maja Dahlqvist (SWE), (l-r) © Modica/NordicFocus

Stina Nilsson und Maja Dahlqvist sowie Emil Iversen und Johannes Høsflot Klæbo sind die neuen Weltmeister im Teamsprint der Langläufer. Silber ging an Visnar/Lampic aus Slowenien sowie die Russen Retivykh/Bolshunov, Bronze an die Norwegerinnen Østberg/Falla und De Fabiani/Pellegrino aus Italien.

Schwedinnen jubeln über Gold und feiern mit König

Maja Dahlqvist (SWE), Stina Nilsson (SWE), (l-r) © Modica/NordicFocus

Im Finale der Damen war das Tempo meist sehr hoch, so dass nach und nach Teams dem Tempo nicht mehr folgen konnten. Zur Hälfte des Rennens hielten noch sechs Teams vorne mit, auf der letzten Runde kämpften dann noch vier Duos um die Medaillen. Norwegen erhöhte durch Maiken Caspersen Falla das Tempo gefolgt von Maja Dahlqvist und Yulia Belorukova sowie Anamarija Lampic, die sich in die Spur vor der Russin drängte, so dass die Russin einen kleinen Abstand nach der Abfahrt hatte. Zu dritt nebeneinander starteten die Damen in den letzten Anstieg und die Slowenin griff an, Falla konterte. Die Slowenin war in der letzten Kurve ganz außen, so dass Falla vor Dahlqvist in die finale Abfahrt ging. Auf der Zielgeraden kämpften dann alle drei Seite an Seite, während die Russin versuchte, doch noch irgendwo eine Lücke zu finden. Maja Dahlqvist konnte den Windschatten für sich nutzen und triumphierte zusammen mit einer ebenfalls überglücklichen Stina Nilsson. „‚Das fühlt sich toll an“, freute sich Maja Dahlqvist und fügte hinzu: „Es war sehr eng, aber ich habe mich sehr stark gefühlt.“ Stina Nilsson ergänzte: „Ich auch, ich mag die Strecke sehr, weil sie sehr schnell ist und man muss fokussiert bleiben und kann sich nicht ausruhen. Wir haben uns vorher überlegt, wann wir wo attackieren und das hat gut funktioniert.“ Gefeiert wird heute Abend mit dem schwedischen König – ein weiteres Highlight für die Schwedinnen. Silber ging an die Sloweninnen Katja Visnar und Anamarija Lampic, die den ersten großen Erfolg unter der Leitung ihres neuen Trainers Ola Vigen Hattestad feierten. Maiken Caspersen Falla brach wie so oft zu Beginn dieser Saison im Zielsprint ein und holte zusammen mit Ingvild Flugstad Østberg, die heute nach dem anstrengenden Skiathlon auch nicht so stark wirkte, nur Bronze. Die Russinnen Natalia Nepryaeva und Yulia Belorukova gingen leer aus. Sadie Bjornsen und Jessie Diggins wurden Fünfte vor dem deutschen Duo, den Finninnen Kyllönen/Pärmäkoski, die kurzfristig Kerttu Niskanen ersetzen mussten, und den Schweizerinnen. Laurien van der Graaff und Nadine Fähndrich konnten nach einem guten Halbfinale im Finale nicht mehr genügend Kräfte mobilisieren, um mit den Besten mitzuhalten und verloren Mitte des Rennens den Anschluss.

„Saustark gelaufen“, aber wegen Materialpech keine Medaillenchance

Victoria Carl (GER) © Modica/NordicFocus

Bundestrainer Peter Schlickenrieder war mit seinen Mädels Victoria Carl und Sandra Ringwald sehr zufrieden, auch wenn die Medaillen am Ende mit Platz sechs etwa sechs Sekunden entfernt waren. „Die Mädels sind saustark gelaufen, sie haben taktisch alles richtig gemacht, wie wir es besprochen hatten. Aber es ging vom ersten Meter zur Sache und wenn man eine kleine Lücke hat, ist es schwierig, die wieder zu schließen, um wieder in den Windschatten zu kommen. Wenn alles passt, kann man um eine Medaille mitkämpfen und das hoffen wir für die nächsten Jahre“, so Schlickenrieder. Die entscheidende „kleine Lücke“ hatte sich erstmals gegen Ende der vierten Runde aufgetan, als Sandra Ringwald in der letzten Abfahrt einen minimalen Abstand hatte. Beim Wechsel schienen sie zwar wieder an der Gruppe dran zu sein, dennoch hatte Victoria Carl nach dem Wechsel wieder einen kleinen Rückstand. Obwohl sie kämpfte und alles tat, um wieder heranzukommen, gelang es nicht, das Loch wieder zuzulaufen. Auch Sandra Ringwald lief auf ihrer Schlussrunde immer knapp außerhalb des Windschattens der Amerikanerin vor ihr und konnte nicht mehr zu Jessie Diggins auflaufen. Der Grund dafür war ein Wachsproblem, weil sich die Bedingungen seit dem Halbfinale geändert hatten und die Damen in den Abfahrten sogar etwas anschieben mussten. „Im Halbfinale hatten wir richtige Bombenski unter den Füßen und wenn du da im Windschatten mitfährst und in der Gruppe drin bist und nicht immer versuchen musst, die Lücke zuzulaufen, dann sparst du natürlich ein paar Körner und kannst auf der Zielgerade oder am letzten Berg noch einmal angreifen“, erklärte Victoria Carl. Sandra Ringwald sagte dazu: „Wir hatten im Semifinale wirklich super Ski dran, sowohl Stieg als auch in der Abfahrt, da waren wir auch dabei. Jetzt im Finale war es ein bisschen zu viel Stieg, wir hatten so viel Grip, dass wir da wirklich nicht mitfahren konnten in der Abfahrt. Das war heute leider nicht auf unserer Seite, wir waren gut drauf, es hat auch Bock gemacht, aber das war dann einfach zu viel Kraftaufwand, um wieder hinzulaufen und deswegen war jetzt nicht mehr drin.“ Auch der Bundestrainer hakt den Wettkampf wegen der Materialprobleme unter der Kategorie chancenlos ab: „Wir haben im Halbfinale super Latten gehabt, da sind sie tendenziell eher vorausgefahren. Im Finale hat es uns dann erwischt und wenn du dann noch Löcher stopfen musst, so eine Überform hat keiner. Folglich bist du dann chancenlos. Wir haben jetzt einfach ein bisschen Materialpech gehabt. Vielleicht braucht man das mal bei einer WM, vielleicht gehört das dazu und es läuft dann wieder besser bei einer Staffel oder was auch immer.“

Klæbo holt entscheidenden Vorsprung, Hauke/Baldauf Sechste

Emil Iversen (NOR), Johannes Hoesflot Klaebo (NOR), (l-r) © Modica/NordicFocus

Das Finale der Herren war ein klar taktisch geprägtes Rennen, in dem nach den Wechseln das Tempo meist wieder herausgenommen wurde, so dass die Österreicher Max Hauke und Dominik Baldauf ihre Lücke mit Ausnahme der Schlussrunde immer wieder schließen konnten. Eine Schrecksekunde erlebte das russische Duo beim vorletzten Wechsel, als Alexander Bolshunov mit zu hohem Tempo heranlief und in der engen Wechselzone seinem Kollegen Gleb Retivykh in die Ski fuhr: Bolshunov stürzte und behinderte die Franzosen, Retivykh strauchelte kurz, konnte dann aber schnell loslaufen. Wie erwartet fiel die Entscheidung erst auf der letzten Runde, in der das Tempo zu Beginn wieder langsam war. Oben nach dem Anstieg kam es wie im Einzelsprint wieder zu Stehversuchen, bis Bolshunov ganz nach außen auswich und von dort seinen Angriff startete. Damit konnte er aber nur die wenigsten Konkurrenten austricksen – Lucas Chanavat ganz innen in der Kurve hatte noch die meisten Probleme, wieder Tempo aufzunehmen. Norwegen, Italien, Schweden, Finnland und Frankreich nahmen die Verfolgung des Russen auf und waren in der Abfahrt schnell wieder dran. Ristomatti Hakola stürzte an fünfter Stelle liegend und spätestens jetzt hatte auch Chanavat den Anschluss an die Medaillenplätze verloren. Johannes Høsflot Klæbo ging vor Alexander Bolshunov in den letzten Anstieg, wo der Norweger wieder so schnell bergauf rannte, dass er eine Lücke herauslaufen konnte. Federico Pellegrino und Calle Halfvarsson kämpften nur noch um Bronze, als sie sich am Fuße des letzten Anstiegs auch noch berührten. Klæbo war uneinholbar vorn und holte sich zusammen mit Emil Iversen den Weltmeistertitel. „Wunderbar! Wir haben hart dafür gearbeitet. Wir waren sehr motiviert, heute schnell zu sein, nachdem wir gestern im Skiathlon nicht gut waren. Es ist etwas ganz Besondere, hier zu gewinnen“, meinte Johannes Høsflot Klæbo und Emil Iversen sagte: „Mir fällt ein riesiger Ballast von den Schultern. Letztes Mal hatte ich wenig Glück, aber heute waren wir die Besten.“ Klæbo ergänzte: „Niemand will zuerst in die letzte Abfahrt, darum habe ich alles reingehauen, damit ich Vorsprung hatte und ich konnte es genießen.“ Gleb Retivykh und Alexander Bolshunov sicherten sich die Silbermedaille vor Francesco de Fabiani und Federico Pellegrino, die sich im Zielsprint gegen Oskar Svensson und Calle Halfvarsson durchsetzten. Svensson war erst über Nacht für den erkrankten, aber etwa gleich starken Viktor Thorn ins Team gerückt. Richard Jouve und Lucas Chanavat wurden Fünfte vor Max Hauke/Dominik Baldauf sowie den gestürzten Finnen Iivo Niskanen/Ristomatti Hakola.

Magenkrämpfe bei Brugger: Halbfinal-Aus für Deutschland und Schweiz

Ueli Schnider (SUI), Janosch Brugger (GER), (l-r) © Modica/NordicFocus

Das hatten sich Deutsche und Schweizer definitiv anders vorgestellt: Sowohl Janosch Brugger und Sebastian Eisenlauer als auch Ueli Schnider und Jovian Hediger verloren auf der vorletzten Runde den Anschluss und hatten bis ins Ziel einen so großen Rückstand, dass es nicht mehr zum Weiterkommen ins Finale reichte. Ueli Schnider und besonders Janosch Brugger hatte wegen Bauchkrämpfen von Runde zu Runde mehr Probleme mit dem langen Anstieg, so dass sie nicht mehr mithalten konnten. Zudem stürzte Janosch Brugger in der Abfahrt vor dem letzten Wechsel und verlor dadurch auch den Schweizer aus den Augen. Im Ziel wälzte er sich mit Schmerzen durch seine Magenkrämpfe am Boden. Sebastian Eisenlauer versuchte zu Beginn seiner Runde noch zu retten, was nicht mehr zu retten war, aber Mitte des Anstiegs verließen ihn dann auch die Kräfte, so dass auch der Abstand auf Jovian Hediger immer größer wurde. „Das haben wir uns anders vorgestellt. Nach dem Teamsprint von Lahti haben wir ein gutes Gefühl gehabt und haben uns auch einiges vorgenommen heute. Nicht nur, dass wir ins Finale kommen, sondern dass wir uns da auch noch möglichst teuer verkaufen. Dass wir dann schon so früh die Segel streichen, das war nicht geplant“, meinte Sebastian Eisenlauer. „Es ist wie immer im Team, man gewinnt zusammen, man verliert zusammen. Das war heute von beiden nicht der beste Tag.“ – „Das hat heute echt Spaß gemacht“, nahm Janosch Brugger das Ausscheiden mit Ironie. „Team ist halt doppelt bitter, weil wir zu zweit sind. Wenn ich allein wäre, würde ich sagen: ‚Vollidiot, passiert!‘ Im Team ist halt scheiße, weil man zusammen das Ding eigentlich gewinnen will.“ Peter Schlickenrieder kritisierte vor allem den noch unerfahrenen Teamsprinter Brugger für seine Herangehensweise: „Sebi hat ein stabiles Rennen gemacht, denke ich mal. Aber der Janosch, da muss man ein bisschen genauer analysieren, wo das Problem liegt. Das hat mir gar nicht gefallen. Er hat schon von Anfang an sehr viel investiert, ähnlich wie bei diesem Teamsprint in Lahti. Danach hatten wir das analysiert, weil ich der Überzeugung war, das kannst du dir in so einen hochklassigen Feld nicht leisten, dass du im Halbfinale schon so viel Gas gibst. Er ist auch hier wieder in der ersten Runde ohne Not vorausgelaufen mit dem Messer zwischen den Zähnen. Da muss man wirklich noch einmal gut analysieren, warum er da so viel Energie investiert.“

=> Ergebnis Teamsprint KT Damen
=> Ergebnis Teamsprint KT Herren

 

 

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