Nordic Spirit im Pillerseetal

Nordic Spirit Festival im Pillerseetal © Kevin Voigt/xc-ski.de

Ein Winter wie dieser, mit in vielen Regionen schwieriger Schneesituation, bietet auch immer die perfekte Gelegenheit neue Gebiete zu Erkunden. Nach einigen schweren Skimarathons in den ersten Januarwochen wollte ich zur Abwechslung mal ein etwas gemütlicheres Wochenende einlegen aber natürlich trotzdem auf Langlaufski stehen. Nach etwas Recherche über die aktuelle Schnee- und Loipensituation habe ich mich für das Pillerseetal in den Kitzbüheler Alpen entschieden. Der bei Wintersportlern bekannteste Ort in der Region ist mit Sicherheit Hochfilzen, finden doch hier jährlich Biathlon Weltcup Rennen statt. Ich kenne die Gegend bisher nur auf dem Fahrrad und bin gespannt, was mich auf Langlaufski erwartet.

Eine Unterkunft in Hochfilzen habe ich im Fairhotel, dem 1. Passiv-Energie Hotel in Tirol auch schnell gefunden. Neben dem Konzept bietet dieses Hotel erfreulicherweise noch zwei weitere Vorteile: es liegt direkt an der Dorfloipe von Hochfilzen und bietet auch der Nordic Academy von Markus Förmer Platz. Hier kann man sich vor dem Ausflug auf die Loipe bei Bedarf mit (Leih-) Ausrüstung eindecken. Außerdem bietet die Nordic Academy Langlauf- und Biathlon Kurse an, dazu aber später mehr.

Nordic Spirit Festival im Pillerseetal © Kevin Voigt/xc-ski.de

Nach meiner Ankunft am Freitagnachmittag geht es direkt einmal auf die Loipe. Nach einer kurzen Schleife auf der knapp 3 Kilometer langen Dorfloipe, die zwar keine schweren Anstiege- und Abfahrten besitzt, aber durchaus abwechslungsreich verläuft, wage ich mich etwas weiter in das über 100 Kilometer lange Loipennetz des Pillerseetals. Mit meinem Tagesticket, dass ich direkt am Parkplatz erworben habe, kann ich die Strecken der gesamten Region nutzen. So geht es über eine weitere Wiesenloipe bei Warming in Richtung St. Ulrich. Die Strecke ist in top Zustand und es geht zunächst stetig bergab, bis man auf die FIS Loipe trifft. Ich entscheide mich nicht für die gut ausgeschilderte Abkürzung, sondern gehe auf Erkundungs-Tour. Was zunächst wie eine hügelige Wiese aussieht entpuppt sich als anspruchsvolle Rennloipe. Nicht umsonst macht der Continental Cup der Langläufer seit einiger Zeit jährlich auf diesen Strecken Station. Im Stadionbereich von St. Ulrich wähle ich aber wieder die flachere Variante und drehe eine Runde auf der Sonnenloipe, die durch zahlreiche Varianten an den individuellen Anspruch und das Können angepasst werden kann. Immer abwechslungsreich und nie langweilig laufen die Loipen durch Wiesen und Wälder, immer vorbei an der atemberaubenden Bergkulisse der Kitzbüheler Alpen.

Beeindruckt durch die Bergkulisse entscheide ich mich dazu, am nächsten Morgen bevor es wieder auf die Loipe geht, zunächst mit dem Sessellift auf die Buchensteinwand zu fahren. Hier steht ein (zugegebenermaßen relativ junges) Wahrzeichen des Pillerseetals: Das Jakobskreuz. Mit einer Höhe von fast 30 Metern ist das Jakobskreuz das größte begehbare Gipfelkreuz der Welt. Neben einigen Seminarräumen im oberen Bereich sind vor allem die Aussichtsplattformen einen Besuch wert. Bei Kaiserwetter bestaune ich also das 360 Grad Panorama. Wohin das Auge schweift: das Bergpanorama ist atemberaubend. Kaum zu glauben, dass in dieser Kulisse im Sommer ein Trailrunning-Event der Extraklasse stattfindet: Beim KAT100 geht es auf Strecken von bis zu knapp 170 Kilometern durch die Berge der Kitzbüheler Alpen. Mich zieht es aber dann doch erst einmal wieder auf die Langlauf-Ski. Im Vorfeld meiner Reise habe ich von einem ganz besonderen Langlauf-Event gehört, dass heute hier stattfinden soll und zu dem ich mich jetzt auf den Weg mache.

© Kevin Voigt/xc-ski.de

Beim Nordic Spirit geht es vor allem darum, das Langlaufen in all seinen Ausprägungen zu genießen. So kommen jung und alt am wärmenden Lagerfeuer zusammen und genießen fantastisches Essen aus dem Food Truck. Bei lässigem DJ Sound kommt man dabei leicht ins Gespräch. Es findet sich eine Mischung aus Einheimischen und Gästen ein. Aber der Langlaufsport kommt natürlich nicht zu kurz: Der Chef von Sinus Sportadventures Georg Wörter leitet interessierte Läufer durch den Skiletics Park. Entlang der FIS Strecke kommen verschiedene Übungsformen zum Einsatz, um das Gefühl und damit den Spaß auf den Langlaufski zu verbessern. Aktuell arbeitet man in St. Ulrich sogar am ersten Ganzjahres-Skiletics-Park, denn der Langläufer wird bekanntermaßen ja im Sommer gemacht. Gleich mehrere Skiclubs nutzen das Event, um sich zu präsentieren und ein gemeinsames Kinder- und Jugendtraining durchzuführen. Besonders genutzt wurde auch das Angebot eines kostenlosen Material Tests von Fischer. So konnten interessierte Langläufer aktuelles Ski-, Schuh- und Stockmaterial testen. Bei so manch einem hat sich da doch spürbar ein „aha-Erlebnis“ eingestellt, als die doch teilweise Jahrzehnte alte Ausrüstung gegen aktuelles Material eingetauscht wurde. Wenn auch vorerst nur für einen Nachmittag. Für mich war Nordic Spirit eine willkommene Abwechslung zu den Skimarathons und Trainings Camps. Die lockere und ungezwungene Atmosphäre macht Lust auf eine Wiederholung im nächsten Jahr.

Nordic Spirit Festival im Pillerseetal © Kevin Voigt/xc-ski.de

Zum Abschluss meiner Wochenendreise habe ich dann auch noch Neuland betreten. Wenn man schon in einer Biathlon Hochburg residiert und ein Schießstand direkt vor der Haus- beziehungsweise Hoteltür liegt, wollte ich mir das doch nicht entgehen lassen. Das Team der Nordic Academy bietet dazu regelmäßig Events an und so habe ich mich am nächsten Morgen dazu entschlossen, mich an dieser Komplexsportart zu versuchen. In kleinen Gruppen aufgeteilt und nach Lauferfahrung sortiert gab es zunächst ein paar Tipps zum Langlaufen. Den ein oder anderen Tipp unserer Trainerin, die bis vor kurzem für den ÖSV im Biathlon Weltcup unterwegs war, werde ich mit Sicherheit in Zukunft beherzigen. Das Highlight war natürlich das Schießen. Los geht’s mit Luftdruckgewehren. Position auf der Matte einnehmen, ausrichten und in den Anschlag gehen. Alles nicht so einfach wie es vielleicht im Fernsehen aussieht. Der erste Schuss…schon mal daneben. Danach wird’s besser. Vier oder Fünf Treffer pro Anschlag (liegend, auf Stehendscheiben) sind drin. Danach geht’s noch an das Laser Gewehr, 50 Meter Scheibenabstand wie im Weltcup. Das liegt mir mehr als das Luftgewehr und liegend klappt das auf Anhieb gut. Über die Ergebnisse meines ersten Stehendanschlags berichte ich dann mal an anderer Stelle. Zum Abschluss findet ein kleines Staffelrennen statt. Kurze Laufstrecke also kommts aufs Schießen an. Ich gebe nicht Vollgas, bereite mich vor, wie ich das schon unzählige Male im Fernsehen verfolgen konnte. Schießstand anlaufen, rechtzeitig aus den Stockschlaufen. Auf die Matte und in den Anschlag, Stöcke in die Kniekehle, jetzt zählts… und dann kommts wie es kommen muss. Mit vier Strafrunden habe ich meiner Staffel keinen großen Dienst erwiesen. Dennoch übergebe ich an Platz zwei liegend. Am Ende entscheidet wieder der Schießstand und so landen wir schlussendlich nur auf Platz 4. Und damit endet meine Zeit im Pillerseetal auch schon wieder. Ein ganz anderes Langlauf-Wochenende das ich trotzdem oder gerade deswegen sehr genossen habe.

Autor: Jürgen Binder

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