Biathlon: Medaillenregen für deutsche Jugend- und Juniorenstaffeln bei WM in Kasachstan

KASTL Selina Marie, PUFF Johanna, FICHTNER Marlene, GROTIAN Selina (GER) © Yevenko/IBU

Der deutsche Biathlon-Nachwuchs glänzt in allen Staffelbewerben bei der Jugend- und Juniorenweltmeisterschaft in Shchuchinsk in Kasachstan. Mit zwei Titeln und zwei Silbermedaillen reißt die Erfolgswelle auch in den Teambewerben nicht ab. Der deutsche Biathlon-Nachwuchs wird ferner mit der kleinen Kristallkugel für den Sieg in der Wertung der gemischten Staffeln ausgezeichnet. Nach einem Ruhetag stehen nun noch Sprints und Verfolgungen auf dem Programm. 

Bisher fünf Titel und drei Mal Silber

Team in Kasachstan 2023 © Carsten Menz

Langsam könnte man bei dem Medaillensegen der deutschen Nachwuchssportler den Überblick verlieren. Der deutsche Biathlon-Nachwuchs zeigt sich in bestechender Form bei der Jugend- und Juniorenweltmeisterschaft im kasachischen Shchuchinsk. Bisher wurden zehn Wettkämpfe durchgeführt und Deutschland hat sich davon fünf Titel gesichert und weitere drei Silbermedaillen gewonnen. Am Eröffnungstag mit den gemischten Staffeln gewann die Jugend Silber und später kürten sich die Junioren zum Weltmeister (wir berichteten). Darauf folgten die Einzelbewerbe, wo Julia Kink Weltmeisterin in der weiblichen Jugend und Benjamin Menz Weltmeister bei den Junioren wurde (wir berichteten). Auch die Leistungen der weiteren deutschen Athleten sind beachtlich. Dazu kam der Titel mit Lea Zimmermann, Julia Tannheimer und Julia Kink in der Jugendstaffel. Elias Seidl, Erik Hafenmair und Albert Engelmann gewannen Silber, ebenfalls mit der Jugendstaffel. Selina Maria Kastl, Johanna Puff, Marlene Fichtner und Selina Grotian wurden Junioren-Weltmeisterinnen mit der Staffel und die Junioren Franz Schaser, Fabian Kaskel, Benjamin Menz und Hans Köllner liefen auf den Silberrang. Endlich zahlt sich die jahrelange Investition und der Verzicht auf so vieles, was junge Menschen gerne außer Sport machen, aus. Spricht man von Nachwuchs-Biathleten, dann sind das im Jugend-Bereich die 15- bis 19jährigen und im Juniorenbereich 19- bis 22jährige. Also zum größten Teil Volljährige. Neben Ruhm und Ehre sind vom Weltverband Preisgelder im Jugend- und auch im Juniorenbereich nicht ausgelobt.

 

Staffel der Jugend weiblich – Gold für Deutschland

TANNHEIMER Julia, KINK Julia, ZIMMERMANN Lea (GER) © Yevenko/IBU

17 Staffeln waren gestartet und die deutsche Startläuferin Lea Zimmermann benötigte sowohl liegend als auch stehend jeweils zwei Nachlader, war aber deutlich Schnellste in der Loipe und übergab nur 15,3 Sek. hinter Italien an Julia Tannheimer. Eingangs des Schießstands zum liegenden Anschlag war sie an der Italienerin heran, kassierte aber eine Extrarunde. Tannheimer war richtig schnell in der Loipe und so behauptete sie sich aus der Strafrunde kommend hinter Italien und Tschechien auf Rang drei. Im Stehendanschlag strauchelte dann die Italienerin mit zwei Strafrunden und Julia Tannheimer räumte mit einem Nachlader ab. Eingangs ihrer Schlussrunde hatte sie 39,9 Sek. Vorsprung und hatte diesen bis zum Wechsel auf über eine Minute ausgebaut. In der Gesamtlaufzeit in ihrem Leg lag Tannheimer fast eine Minute vor der Zweitschnellsten, der Italienerin Carpella. Diesen komfortablen Vorsprung hielt Julia Kink und es wirkte sich nur empfindlich aus, dass sie liegend drei Nachlader benötigte. Weit vor den Verfolgen und ohne Druck am Schießstand angekommen, brachte Julia Kink die Null und überquerte die Ziellinie schließlich  1:46,5 Min. (1 Strafrunde/11 Nachlader) vor Italien (3 Strafrunden/11 Nachlader) und Norwegen (1 Strafrunde/11 Nachlader). Das Trio aus Österreich belegte nach 2 Strafrunden und 12 Nachladern mit einem Rückstand von 4:21,5 Min. Rang sechs.

Staffel der Jugend männlich – Silber für Deutschland  

SEIDL Elias, HAFENMAIR Erik, ENGELMANN Albert (GER) © Yevenko/IBU

Bei den männlichen Jugendstaffeln waren 22 Teams am Start. Elias Seidl war Schnellster in seinem Leg, benötigte liegend einen und stehend zwei Nachlader und übergab zeitgleich mit Estland an Erik Hafenmair. Nur wenige Sekunden dahinter wechselte Tschechien an dritter Position. Nach dem liegenden Anschlag hatte sich der Tscheche Malusek mit einer Null an die Spitze gearbeitet, Hafenmair lag nach zwei Nachladern 20,1 Sek. hinter ihm auf der Zwei. Stehend agierte Malusek erneut fehlerfrei, Hafenmair benötigte zwei Nachlader, ebenso der Norweger Kalkenberg. Letzterer bot schnellste Laufzeit und zog Richtung Wechsel sowohl an Hafenmair als auch an dem Tschechen vorbei. Die Bedingungen waren wie schon zuvor bei den Mädels denkbar schwierig. Starker Schneefall machte die Spur stumpf und langsam. Für Deutschland war nun Albert Engelmann im Rennen und er machte gemeinsame Sache mit dem Norweger Sivert Gerhardsen. Engelmann hat sich mit nur zwei Nachladern im Liegendanschlag deutlich abgesetzt nachdem der Norweger drei Strafrunden zu laufen hatte. Zwischenzeitlich war Tschechien mit Ferdinand Jansa wieder aufgerückt. Erst 50,3 Sek. hinter Engelmann kam Jansa zum entscheidenden Schießen und während der Deutsche zwei Strafrunden kassierte, kam Jansa mit zwei Nachladern aus und übernahm die Führung. Engelmann kam nur 3,4 Sek. später aus der Strafrunde und lag bei der Zwischenzeit sogar vor dem Tschechen, der auf der Schlussrunde alle Kräfte mobilisierte und sein Team nach insgesamt nur drei Nachladern zum Titel führte, gefolgt von Deutschland auf dem Silberrang (2 Strafrunden/12 Nachlader) und Norwegen (4 Strafrunden/14 Nachlader) auf Rang drei. Österreich mit Daniel Glasser, Thomas Marchl und Julian Schober erreichten nach 1 Strafrunde und 9 Nachladern Rang neun. 

Starker Auftritt der deutschen Juniorinnen

GROTIAN Selina (GER) © Yevenko/IBU

Nach einem stürmischen Tag mit ausgiebigen Schneefällen präsentierte sich Shchuchinsk am Tag der Junioren-Staffeln mit zwar kalten Temperaturen, aber ohne Niederschlag und blauem Himmel. Selina Maria Kastl kam gut ins Rennen, brachte liegend die Null und kam stehend mit einem Nachlader durch. Mit 36,5 Sek. Vorsprung vor Norwegen und Österreich wechselte sie auf Johanna Puff. Während Johanna Puff bei böigem Wind eine Strafrunde im Liegendanschlag kassierte, reichte im Stehendanschlag ein Nachlader und mit ausgezeichneter Laufleistung sowie perfektem Material übernahm die Deutsche wieder die Führung und baute ihren Vorsprung Richtung Wechsel deutlich aus. Mit 31,9 Sek. Vorsprung übernahm nun Marlene Fichtner die Staffel. Obwohl Fichnter in jedem Anschlag nachladen musste, behauptete sie die Spitzenposition und übergab mit 51,4 Sek. Vorsprung vor Frankreich an die deutsche Schlussläuferin Selina Grotian. Am Schießstand herrschten schwierige Bedingungen, aber nach drei Nachladern im Liegendschießen blieb die Deutsche in Führung vor Frankreich. Im Stehendanschlag begann Grotian mit zwei Fehlern und traf in bewundernswerter Weise, obwohl sie Mühe hatte Ruhe auf die Waffe zu bekommen, mit dem dritten Nachlader. Nach einer Strafrunde und 16 Nachladern brachte Selina Grotian den Sieg ins Ziel. Frankreich folgte 52,5 Sek. dahinter (1 Strafrunde/15 Nachlader) und Norwegen mit insgesamt nur acht Nachladern gewann Bronze.     

Norwegens Juniorenstaffel siegt vor Deutschland

SCHASER Franz, KASKEL Fabian, MENZ Benjamin, KOELLNER Hans (GER) © Yevenko/IBU

Franz Schaser, Fabian Kaskel, Benjamin Menz und Schlussläufer Hans Köllner liefen mit der Juniorenstaffel nach 14 Nachladern nur 8,9 Sek. hinter den siegreichen Norwegern auf den Silberrang. Franz Schaser brachte die Staffel als Startläufer gut ins Rennen, Fabian Kaskel arbeitete konzentriert am Schießstand und nach nur einem Nachlader führte er sein Team an die Spitze. Mit 51 Sek. Vorsprung übergab Kaskel auf Benjamin Menz. Er hielt sich läuferisch stets im Spitzenbereich, benötigte insgesamt fünf Nachlader und schickte schließlich Schlussläufer Hans Köllner 37,8 Sek. vor den USA und vor Norwegen (+ 53,4 Sek.) ins Rennen. Italien wechselte an vierter Position; deren Rückstand betrug bereits 1:46 Min. Hans Köllner behauptete die Spitzenposition auch nach dem Liegendanschlag, aber der Norweger Isak Frey hatte am Schießstand aufgeholt und lag nur noch 36 Sek. hinter dem Deutschen. Auch die USA und Marco Barale für Italien hatten den Abstand zur Spitze verkürzt. Beim entscheidenden Schießen kam Hans Köllner zwar mit seinen Nachladern aus, während der Norweger in die Strafrunde abbiegen musste, aber mit nur 7,4 Sek. Rückstand nahm er aus der Strafrunde kommend die Verfolgung von Köllner auf. Frey gab nicht auf, saugte sich an Köllner heran und in der letzten Abfahrt zog er an Köllner vorbei und setzte sich in der Folge leicht ab. Köllner konnte nicht mehr aufschließen und musste sich schließlich im Zielsprint geschlagen geben. Dahinter gab es einen weiteren spannenden Zweikampf um den verbliebenen Podestplatz. Marco Barale lag nach dem letzten Schießen nur 10 Sek. vom Podest entfernt. Auf der Schlussrunde hat er den Amerikaner schnell eingeholt und letztlich seine Staffel auf dem Bronzerang über die Ziellinie gebracht.

Die Staffelwertung des IBU Junior-Cups hat Deutschland gewonnen und wurde dafür mit der kleinen Kristallkugel ausgezeichnet.

Ergebnis Staffel, weiblich Jugend

Ergebnis Staffel, männliche Jugend

Ergebnis Staffel Juniorinnen

Ergebnis Staffel Junioren

Medaillenspiegel

Das weitere Wettkampfprogramm

Nach einem Tag Ruhepause geht es in Shchuchinsk so weiter:

10.03.2023, 08.00 Uhr, Sprint Jugend weiblich
10.03.2023, 11.00 Uhr, Sprint Jugend männlich

11.03.2023, 08.00 Uhr, Sprint Juniorinnen
11.03.2023, 11.00 Uhr, Sprint Junioren

12.03.2023, 06.00 Uhr, Verfolgung Jugend weiblich
12.03.2023, 07.00 Uhr, Verfolgung Jugend männlich
12.03.2023, 09.15 Uhr, Verfolgung Juniorinnen
12.03.2023, 10.20 Uhr, Verfolgung Junioren

Die Rennen können im Livestream der IBU verfolgt werden.

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