Langlauf Weltcup Canmore: Norwegische Siege im Freistilsprint – Gimmler starke Siebte

Johannes Hoesflot Klaebo (NOR), Even Northug (NOR), Janik Riebli (SUI), Erik Valnes (NOR), Elia Barp (ITA), Edvin Anger (SWE), (l-r) © Modica/NordicFocus

Im Freistilsprint auf der herausfordernden Strecke in Canmore konnten Kristine Stavås Skistad und Johannes Høsflot Klæbo sich die Siege holen. Janik Riebli kam aber immerhin ins Finale, das Laura Gimmler ganz knapp verpasste.

Skistad mit bester Taktik

Johanna Hagstroem (SWE), Maja Dahlqvist (SWE), Kristine Stavaas Skistad (NOR), Jessie Diggins (USA), (l-r) © Modica/NordicFocus

Im Finale der Damen mussten die Schwedinnen diesmal der Norwegerin den Vortritt lassen. Im Gegensatz zu ihren ungeliebten Konkurrentinnen aus dem Nachbarland hielt sich Kristine Stavås Skistad in allen Läufen konsequent weit hinten auf und kam erst nach der langen Abfahrt aus dem Windschatten und profitierte dabei auch von ihrem höheren Gewicht. Sie nutzte eine kleine Lücke ganz außen und war auf den letzten 30 Metern nicht aufzuhalten, auch weil die Schwedinnen sich teilweise selbst behinderten wie Johanna Hagström und Linn Svahn, als sich ihre Ski berührten. Mit Platz zwei sicherte sich Maja Dahlqvist ihren zweiten Podestplatz des Winters vor Linn Svahn, die sich gegen Hagström durchsetzte. „Das war ein gutes Rennen, ich wollte einfach schnell laufen. Schön die Schwedinnen geschlagen zu haben. Jetzt heißt es erstmal ausruhen“, sagte die Norwegerin wie gewohnt kurz angebunden. Jessie Diggins agierte im Finale ganz anders als in den Heats zuvor, die viel Kraft gekostet hatten. Dort hatte sie immer ein so hohes Tempo angeschlagen, dass jeweils ihr Lauf der mit Abstand schnellste Lauf war. Im Finale hielt sie sich noch hinter Skistad ganz hinten auf und hatte in der langen Abfahrt sogar eine kleine Lücke. Mehr als Platz fünf vor Tiril Udnes Weng war für die umjubelte Beinahe-Lokalmatadorin nicht mehr möglich. 

Klæbo triumphiert nach schwierigem Halbfinale

Erik Valnes (NOR), Johannes Hoesflot Klaebo (NOR), Edvin Anger (SWE), (l-r) © Modica/NordicFocus

Im Finale der Herrn ging es nicht nur um den Sieg, sondern auch um zwei Duelle um die Trikots: Zwischen Johannes Høsflot Klæbo und Erik Valnes um die Sprintwertung und zwischen Edvin Anger und Elia Barp um das grüne Trikot des besten U23-Läufers. Außerdem freute sich Anger, dass er nach Juryentscheid doch noch ins Finale gesetzt wurde, nachdem Lucas Chanavat im Halbfinale Johan Häggström behindert hatte und dafür nach schwedischem Protest zurückgestuft wurde. Ausgerechnet Chanavat, der Anger bei der Tour de Ski einen Sieg „klaute“, weil der Franzose damals mit vielen anderen nicht von der Jury aus dem Zeitlimit genommen wurde. Ins Finale ging Johannes Høsflot Klæbo ohne Chanavat als größte Konkurrenz als Topfavorit, denn im Freistilsprint wurde der Norweger in den letzten 23 Sprints nur einmal geschlagen – von Pellegrino in Davos 2022. Im Viertelfinale stürzte Federico Pellegrino in der Brückenkurve, die zwei Tage zuvor seinem Teamkollegen zum Verhängnis geworden war, blieb aber zum Glück unverletzt. Allerdings hatte der Norweger im Halbfinale Probleme und trotz freier Bahn kam er nur mit Mühe weiter, weil er im Gegensatz zu seinen Konkurrenten keinen Windschatten zur Verfügung hatte. Im Finale hielt sich der 27-Jährige relativ weit vorne auf, auch wenn wieder keiner als Erster in die Abfahrt wollte. Die Stehversuche dauerten diesmal bis in die Brückenkurve, wo Klæbo plötzlich attackierte mit Valnes an seinen Fersen, der aber auf der Zielgeraden strauchelte und aus dem Rhythmus kam. So war der Weg frei für Klæbos 44. Sprintsieg seiner Karriere, davon vier in dieser Saison. „Es ist eine schwierige Strecke. Es ist ein sehr langer Weg bis zum Zielsprint. Es ist schwierig, die richtige Position zu finden. Ich habe heute zwei verschiedene Taktiken versucht, aber ich musste hier wirklich kämpfen. Mit den Stehversuchen ist das immer so, wenn wir Strecken wie diese haben. Mit dieser langen Abfahrt und dem Windschatten hat jeder dieselbe Taktik und keiner will als Erster reinfahren. Diesmal ist das für mich aufgegangen“, sagte er. Trotz seines Strauchlers belegte Erik Valnes noch Rang zwei vor Edvin Anger, was das zweite Podium in der Karriere des 21-Jährigen bedeutete. Even Northug wurde Vierter vor Elia Barp, der Anger in der U25-Wertung auf den Fersen bleibt und der seine persönliche Bestleistung in dieser Saison schon zum vierten Mal verbesserte. Heute hätte er in seiner aktuellen Form sein erstes Podium erlaufen können, aber Anger machte ihm im Zielsprint eine Tür zu, so dass er seine Geschwindigkeit reduzieren musste.

Riebli mit starken Vorstellungen ins Finale

Janik Riebli (SUI) © Modica/NordicFocus

Der Sechste im Finale war Janik Riebli, den seine starken Leistungen in den Runden zuvor zu viel Kraft gekostet hatten. Im Viertelfinale zeigte der 25-jährige gelernte Landwirt einen ganz starken Zielsprint und zog direkt in die nächste Runde ein. Im Halbfinale attackierte der Giswiler schon direkt nach dem Start und setzte sich von den anderen ab. Erst auf der Zielgerade holten sie ihn wieder ein, aber es reichte noch, den Lauf zu gewinnen. Im Finale fehlten dem Schweizer dann die Kräfte und die richtige Taktik im Zielsprint. Seine Schweizer Teamkollegin Nadine Fähndrich kam immerhin ins Halbfinale und wurde Zehnte, nachdem sie als Erste in die Abfahrt gegangen war und im Zielsprint nicht gegenhalten konnte. Alina Meier belegte nach Viertelfinal-Aus Rang 20. wie auch der einzige qualifizierte Österreicher Michael Föttinger. Die Schweizerin Désirée Steiner schied als 33. knapp in der Qualifikation aus wie auch Roman Schaad und der Österreicher Benjamin Moser. 

Gimmler: „Besser knapp vorbei als meilenweit vorbei“

Johanna Hagstroem (SWE), Jasmi Joensuu (FIN), Laura Gimmler (GER), (l-r) © Modica/NordicFocus

Laura Gimmler schied zwar denkbar knapp in ihrem Halbfinale aus, war aber dennoch sehr zufrieden mit Platz sieben. In der Abfahrt hatte sie noch an sechster Stelle gelegen, profitierte dann aber von einer Drängelei zwischen Skistad und Karlsson, zeigte aber auch einen sehr guten Sprint, der sie bis auf Platz drei in ihrem Halbfinale brachte. „Siebter Platz ist auf jeden Fall ein sehr gutes Ergebnis. Ich hatte einen richtig guten Tag, das hat heute irgendwie gar nicht so weh getan und es hat auch sehr viel Spaß gemacht. Meine Ski waren wahnsinnig gut, also danke an die Techniker an der Stelle. Das war dann einfach eine gute Kombi aus schnellem Ski und gutem Körpergefühl. Jetzt war es sogar noch richtig knapp zum Finale hin. Einerseits ärgerlich, dass es so knapp nicht gereicht hat, andererseits ist es auch ein Erfolg. Besser knapp vorbei als meilenweit vorbei“, sagte Gimmler. „Ich freue mich jetzt auf den nächsten Sprint und nehme das heute als Motivation mit. Klassisch liegt mir sicher ein bisschen mehr als Skating, aber man braucht trotzdem wieder einen sehr guten Tag und dann schauen wir mal, wo die Reise hingeht. Für’s Erste bin ich sehr zufrieden mit heute.“ Auch Teamchef Peter Schlickenrieder war sehr zufrieden mit der Oberstdorferin: „Sprint ist nicht unbedingt unsere Parade Disziplin. Heute hat Laura Gimmler mit ihrem siebten Platz eine gute Leistung, vor allem eine gute taktische Leistung gezeigt. Sie hat ein bisschen Pech gehabt, ganz knapp vorbei am Finale. Vor allem im Skating ist das aber sicherlich eine ihrer stärksten Leistungen in ihrer Karriere. Von daher kann man sehr zufrieden sein.“

Carl, Keck und Sossau qualifiziert

Victoria Carl (GER), Nadine Faehndrich (SUI), (l-r) © Modica/NordicFocus

Victoria Carl schied ebenfalls als Dritte ihres Laufes knapp aus – allerdings im Viertelfinale, so dass sie schließlich als 15. gewertet wird. Sie zeigte sich sehr aktiv und lief den ganzen Weg von vorne. Wegen ihrer Größe und höherem Gewicht hoffte sie, sich trotz Position eins in der Abfahrt ins Ziel zu retten. Dieser Plan ging aber knapp nicht auf. Dennoch lobte Schlickenrieder ihre gute Leistung: „Victoria Carl hat bei ihrem 15. Platz einen starken Auftritt gezeigt. Klar wäre noch ein bisschen mehr drin gewesen, wenn man den einen oder anderen taktischen Schachzug noch macht. Aber zumindest haben wir gesehen, dass sie voll da ist. Sie hat ihr Viertelfinale von vorne gelaufen und ist knapp nicht weitergekommen.“ Als dritte DSV-Dame schaffte die 23-jährige Lena Keck den Sprung unter die besten 30, war im schnellsten Viertelfinale aber chancenlos. „Lena Keck hat noch nicht so viel Erfahrung im Weltcup und hat einen akzeptablen Top30 Platz gemacht. Darauf kann man aufbauen. Sie hat ein sehr schnelles Viertelfinale erwischt. Da ist es einfach schwer, sich gegen die Besten durchzusetzen. Damit kann man auch zufrieden sein“, so Schlickenrieder, der weiter sagte: „Schade war es für die Coletta Rydzek, die knapp mit ihrem 31. Platz die Top30 verpasst hat. Da gilt es jetzt, die Konzentration aus den nächsten Sprint klassisch zu richten.“ Auch USA-Studentin Anna-Maria Dietze gelang es nicht, sich unter die besten 30 zu schieben. Mit Anian Sossau schaffte es aber ein weiterer Deutscher mit der 17. Zeit im Prolog ins Viertelfinale, der dort zeitweise die Führung übernahm. In der Abfahrt war er Dritter, belegte aber wegen eines Stockbruchs nur den sechsten Platz im Lauf. „Bei den Herren hat Anian Sossau eine tolle Prologleistung gezeigt, auch ein gutes Viertelfinale gelaufen. Leider hat er sich einen Stockbruch in der Abfahrt zugezogen, wo er ein v-board touchiert hat. Auf der Zielgeraden hatte er mit einem gebrochenen Stock dann keine Möglichkeit mehr, sich durchzusetzen. Taktisch gut gelaufen, darauf kann man aufbauen. Der 29. Platz schaut deutlich schlechter aus als er gelaufen ist“, so Peter Schlickenrieder, der über die anderen DSV-Starter sagte: „Dass Florian Knopf oder Friedrich Moch sich nicht qualifizieren, ist auch klar. Moch ist auf der Distanz stärker und Knopf hat eine lange Abstinenz vom Wettkampfsport hinter sich, heute wieder ein akzeptables Resultat.“

Saisonende für Mocellini nach Sturz

Simone Mocellini (ITA) und Federico Pellegrino (ITA) im Training in Canmore (CAN) © Modica/NordicFocus

Während für Emma Ribom nach ihrem Sturz zumindest Hoffnung besteht, bald wieder starten zu können, ist die Saison für Simone Mocellini schon vorzeitig beendet. Dabei war der Italiener erst im Januar aus einer Verletzungspause zurückgekehrt, nachdem im November doch noch ein älterer Kahnbeinbruch an der linken Hand operiert werden musste. Zuvor war er bei der WM in Planica wegen einer Muskelverletzung nicht in bester Form. Wie viele andere stürzte der Italiener nun in den schwierigen Abfahrten in Canmore, aber bei ihm ging es am Donnerstag nicht so glimpflich aus. Der 25-Jährige wurde aus einer Kurve getragen und brach durch die Absperrungen. Mehrere Meter hangabwärts blieb er unter Schmerzen liegen. Er wurde sofort versorgt und ins Krankenhaus gebracht, wo ein Schien- und Wadenbeinbruch am rechten Bein diagnostiziert wurde. Weitere Untersuchungen erfolgen zu Hause in Italien. Wie lange er ausfallen wird, kann man erst nach der Operation abschätzen, die am Dienstag in Mailand stattfinden soll. 

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=> Ergebnis Sprint Freistil Herren

Canmore zum Nachlesen

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