Von Ruka bis Falun – Ausblick auf den Langlauf Weltcup 2023/24

Katharina Hennig (GER), Rosie Brennan (USA), Kerttu Niskanen (FIN), Frida Karlsson (SWE), (l-r) © Modica/NordicFocus

In der nächsten Woche geht es wider los: Im finnischen Ruka startet die neue Saison im Langlauf Weltcup, die nach einem Winter ohne Großereignis wieder im schwedischen Falun enden wird.

Zwei Schweizer und ein deutscher Weltcup

Traditionell beginnt der Winter im finnischen Lappland in Ruka bei Kuusamo, bevor es für zwei Wochen nach Schweden weitergeht, nach Gällivare und in die Biathlon-Hochburg Östersund. Vor Weihnachten geht die Reise diesmal nicht nach Davos, sondern zur WM-Generalprobe nach Trondheim. Nach einer langen Weihnachtspause ab 18. Dezember beginnt am 30. Dezember die Tour de Ski, die diesmal in einer Saison ohne Großereignis das Hauptziel für einen großen Teil der Athleten ist. Stationen sind in dieser Saison Toblach, Davos und Val di Fiemme. Damit sind zwischen den Etappen an den beiden Ruhetagen wieder 500 Kilometer zurückzulegen bei mindestens acht Stunden Fahrzeit. Nach einer Woche Pause nach der Tour de Ski kehrt der Langlauf Weltcup nach Oberhof zurück, eine Woche später feiert der Weltcup Premiere im Goms. Anschließend soll die Reise erstmals seit dem Ausbruch der Corona Pandemie 2020 nach Übersee gehen, in die kanadischen Rockies und anschließend zu einer Premiere in der Heimat von Jessie Diggins, in Minneapolis. Nach einem weiteren freien Wochenende geht die Saison in die heiße Phase: Lahti, Oslo, Drammen und das Finale in Falun stehen im März noch auf dem Programm.

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Posted by FIS Cross-Country Skiing on Monday, October 9, 2023

Änderungen bei Weltcupregeln

Für die kommende Saison beschloss die FIS einige Regelanpassungen, unter anderem beim Preisgeld. So verdienen die Besten im Gesamtweltcup nun mehr – damit sollen die Athleten animiert werden, regelmäßig im Weltcup zu laufen und nicht zu viele Rennen auszulassen. Auch in den einzelnen Rennen wurde das Preisgeld auf Wunsch der Athleten erhöht für Platzierungen zwischen Platz sechs und 20. Für die ersten Fünf bleibt das Preisgeld unverändert. In Teamwettkämpfen werden statt der ersten sechs Mannschaften künftig die besten zehn Teams finanziell belohnt. Zudem können die Teams die Startposition ihrer Athleten in Einzelstarts künftig nicht mehr wählen, um bei der voraussichtlichen Dauer einer Runde einen starken Laufpartner für die nächsten Runden zu erwischen. In Zukunft werden auch die Läufer der roten Gruppe ausgelost. Im Skiathlon können die Ersatzski nur zu festgelegten Zeiten in die Box gebracht werden und es dürfen nur Ski benutzt werden, die auf Fluor kontrolliert sind. Im Sprint dürfen die Ski ab dem Viertelfinale nicht mehr nachgewachst werden. Ausnahme: Die Abdruckzone bei Klassiksprints. In der Mixed-Staffel im Goms wird die Startreihenfolge Mann/Frau/Mann/Frau sein.

Favoriten kommen aus Norwegen und Schweden

Da die starken Russen wegen des Angriffskriegs in der Ukraine weiter nicht startberechtigt sind, kommen die großen Favoriten in dieser Saison aus Norwegen und Schweden. Norwegen erlebte allerdings im November einen Rückschlag in der Vorbereitung, als sich Johannes Høsflot Klæbo, der lange mit dem Verband um seinen Vertrag mit Repräsentationspflichten stritt, Tiril Udnes Weng, Trainer Arild Monsen, Didrik Tønseth, Håvard Solås Taugbøl und Sjur Røthe mit Corona infizierten und weitere Athleten wegen Verletzungen für den nationalen Saisonstart am kommenden Wochenende in Beitostølen ausfallen und auch für den Weltcup in Ruka noch unsicher sind. In Schweden hofft man auf viele Siege in Sprint und Distanz vor allem von den Damen, auch wenn Frida Karlsson im Sommer viel über ihre Saisonplanung nachdachte und möglicherweise den einen oder anderen Weltcup auslassen wird. Neben den beiden großen Nationen sich die Augen vor allem auf Jessie Diggins, die erstmals vor heimischem Publikum laufen kann, die Niskanen-Geschwister und Krista Pärmäkoski, Federico Pellegrino und die französischen Sprinter. Die österreichischen Fahnen wird Teresa Stadlober hochhalten, für die Schweiz wird Nadine Fähndrich um Siege kämpfen und natürlich will auch das deutsche Team um die Olympiasiegerinnen Katharina Hennig und Victoria Carl sowie Friedrich Moch bei den Herren ganz vorne mitlaufen.

Deutsches Team in guter Form

Auch wenn die Konkurrenz bei den Testrennen im finnischen Muonio fast nur aus Finnland und wenigen Norwegern bestand, holte sich das deutsche Team mit vier Siegen an drei Renntagen das nötige Selbstvertrauen für den Winter. Mit Ausnahme des Sieges von Iivo Niskanen im Klassikrennen hatte das DSV-Team die Gastgeber immer deutlich im Griff, im Sprint war aber Erik Valnes nicht zu schlagen. Für das deutsche Team konnten sich Pia Fink im Sprint, Katharina Hennig im Klassik Einzelstart sowie Victoria Carl und Friedrich Moch im Freistil Einzelstart über die Siege freuen sowie Laura Gimmler und Anian Sossau über zweite Plätze dahinter. So kann das deutsche Team größtenteils zuversichtlich nach einem Zwischenstopp zu Hause nach Ruka zum Weltcup Auftakt weiterreisen. Das Wichtigste für den Winter ist es, möglichst gesund zu bleiben. Das gelang manchem Athleten in der letzten Saison nicht so gut, muss die Sportler aber nicht immer weit zurückwerfen. Obwohl Katharina Hennig in der letzten Saison dreimal krank war, wirkte sich das nicht sehr auf ihre Leistungen aus. Im Gegensatz dazu konnte zum Beispiel Janosch Brugger nach vielen Infekten später nicht mehr an seine starken Leistungen zu Saisonbeginn anknüpfen. 

Fluorverbot ab 2023/24 aktiv

Aus Umweltschutzgründen wird der Zusatz von Fluor im Skiwachs nach jahrelanger Planung wegen Schwierigkeiten bei der Überprüfung nun ab 2023/24 durchgesetzt. Das rief aber auch viel Kritik hervor: Gegner könnten die Ski mutwillig verunreinigen, befürchten zum Beispiel die Schweden. Aber auch ohne Sabotage könnte das Fluor-Verbot vor allem zu Saisonbeginn zu Disqualifikationen führen. Das erlebte die Norwegerin Ragnhild Mowinckel beim ersten alpinen Ski Weltcup in Sölden, als sie wegen einer offenbar geringen Menge Fluor disqualifiziert wurde. Später stellte sich heraus, dass eine der benutzten Bürsten nicht ausgetauscht worden war. Ähnliche Fälle könnte es auch im Langlauf geben, denn in Muonio war Fluor noch erlaubt, im Weltcup in Ruka ist es das nicht mehr. Die Finninnen führen ihre schlechten Ergebnisse darauf zurück, dass sie erstmals fluorfrei gewachst haben und vermuten, dass andere Nationen noch mit Fluor gelaufen sind. Ob noch irgendjemand mit Fluor gelaufen ist, ist aber nicht bekannt. Dann wäre das Risiko einer Verunreinigung sehr groß wie im Fall Mowinckel, wenn nicht alle Ausrüstung im Wachstruck bis Ruka gründlich gereinigt beziehungsweise ausgetauscht wird. Zudem könnte das Fluorverbot für große Leistungsunterschiede sorgen wie es schon bei den Testrennen der Biathleten in Norwegen der Fall ist: Norwegen scheint schon die ideale fluorfreie Wachsmischung gefunden zu haben, andere Nationen nicht…

Weltcup Kalender 2023/24

24.-26.11.2023: Ruka, Finnland (Sprint und 2x Distanz)
02.-03.12.2023: Gällivare, Schweden (Distanz und Staffel)
09.-10.12.2023: Östersund, Schweden (Sprint und Distanz)
15.-17.12.2023: Trondheim, Norwegen (Sprint und 2x Distanz)
30.12.2023-07.01.2024: TOUR DE SKI – Toblach, Davos, Val di Fiemme (2x Sprint und 5x Distanz)
19.-21.01.2024: Oberhof, Deutschland (Sprint, Distanz und Staffel)
26.-28.01.2024: Goms, Schweiz (Mixed, Sprint und Distanz)
09.-13.02.2024: Canmore, Kanada (Distanz, Sprint, Distanz, Sprint)
17.-18.02.2024: Minneapolis, USA (Sprint und Distanz)
01.-03.03.2024: Lahti, Finnland (Teamsprint, Distanz und Sprint)
09.-10.03.2024: Oslo, Norwegen (Distanz)
12.03.2024: Drammen, Norwegen (Sprint)
15.-17.03.2024: Falun, Schweden (Sprint und 2x Distanz)