Langlauf Weltcup: Neues Rennformat bei Tour de Ski geplant – Was denken die Teams darüber?

Massenstart in Toblach (ITA) © Modica/NordicFocus

Mit der Vorstellung des vorläufigen Weltcup-Kalenders fiel auch ein neues Rennformat ins Auge, das am Silvestertag bei der Tour de Ski ausgetragen werden soll. Inzwischen gibt es mehr Infos dazu und was erste Teams dazu sagen.

Was hat es mit dem neuen Rennformat auf sich?

Wegen der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele besteht die Tour de Ski 2025/26 nur aus sechs Etappen in Toblach und im Val di Fiemme. Eine davon soll aber etwas Neues mitbringen mit dem Austragen eines neues Rennformats. Die FIS beschreibt den Wettkampf in ihrer Übersicht als „5km Heat Mass Start F“ und der Vorschlag dazu kam vom Schweizer Skiverband von Jürg Capol, der Mitte der 2000er für die Erfindung der Tour de Ski mitverantwortlich war. Wie genau das Rennen stattfinden soll, muss noch abschließend geklärt werden, aber die Massenstarts sollen in einzelnen Heats ausgelaufen werden und gewertet wird die tatsächlich gelaufene Zeit in einer Gesamtrangliste – alle Zeiten werden nach dem Rennen also in einen Topf geworfen, um die Rangliste aufzustellen. Die schnellste in allen Heats gelaufene Zeit gewinnt also die Etappe, der zehntschnellste Athlet wird Zehnter und so weiter. Jeder Heat muss also seine eigene Taktik finden, so dass mancher vielleicht mehr arbeiten muss als gewöhnlich statt nur mitzulaufen, wenn man in der Gesamtwertung nicht abrutschen will. Ein Sieg im eigenen Heat heißt dann aber noch nicht, dass man auch in der Tageswertung weit vorne ist, wenn die Zeit insgesamt zu langsam war. Wie viele Heats es geben soll, muss noch entschieden werden – vermutlich zwischen vier und sechs. Jürg Capol schlug fünf Heats vor mit je 20 bis 25 Athleten vor und Startabstände von 15 oder 16 Minuten bei den Herren und 17 oder 18 Minuten bei den Damen. Das muss aber sicher noch einmal überdacht werden, ob spätere Heats dann nicht zu viel Vorwissen haben, wie schnell sie ihr Rennen wirklich angehen müssen. Über die Zusammensetzung der Heats ist auch noch nichts bekannt. Beschlossen wird der neue Kalender final erst im Herbst, dann wird es endgültige Informationen zum neuen Rennformat geben.

Und was halten die Teams davon?

Laut Swiss-Ski verspricht der neue Massenstart Spannung für 60 bis 70 Minuten, weil die besten Athleten auf alle Heats aufgeteilt werden, ein neues Rennformat mit engem Ausgang, Geschwindigkeit, Taktik und Strategien. Andere haben eher Zweifel wie die Schweden, die sich im schwedischen Fernsehen dazu äußerten. „Ich bin nun seit langer Zeit Langläufer und hin und wieder verstehe ich den Skiverband einfach nicht. Ich denke da an die Zuschauer und überlege, was sie dazu sagen und ob sie den Ablauf verstehen würden“, sagte William Poromaa und fügte hinzu: „Ich verstehe die Idee, sie wollen den Langlauf interessanter machen. Aber ich frage mich, wie viel man ändern kann, bevor es zu kompliziert wird.“ Auch Ebba Andersson äußert sich im Expressen eher kritisch: „Zuerst bin ich mal sehr skeptisch wegen des neuen Formats, weil ich den Sinn dabei nicht verstehe. Ich muss mich erst besser darüber informieren, wie es funktionieren soll. Dann werde ich mir eine Meinung bilden, aber die wird nicht zu positiv sein, denn ich bin eine Distanzläuferin“, so Andersson, die wohl eher ein sprintlastiges kurzes Rennen erwartet. Moa Ilar schätzt das Rennen trotz der langen Dauer eher fair ein: „Das klingt für mich wie ein spannendes Format. Aber wir sind Outdoorsportler und darum können veränderte Wetterbedingungen Einfluss nehmen, wenn das Rennen so lange dauert.“ Auch Maja Dahlqvist sieht darin einen Nachteil, aber auch einen Vorteil für schwächere Läufer oder Sprinter, die sich nicht erst durch ein riesiges Starterfeld wühlen müssen: „Das Problem ist, wenn so viel Zeit zwischen dem ersten und dem letzten Starter (Startgruppe) vergeht. Das könnte auch zu einem Vorteil für jemanden werden, der normalerweise im Massenstart weit hinten ist und schon bei der ersten Zwischenzeit 30 Sekunden zurückliegt, nur weil er so weit hinten startet.“ Aus Norwegen hat sich bisher nur Herren-Trainer Eirik Myhr Nossum geäußert, der sich auf die Änderung freuen würde. „Mir würde das gefallen. Bei der Tour de Ski gab es schon immer besondere Formate, wie auch den Anstieg zur Alpe Cermis.“ Ex-Langläufer und nun TV-Experte Sami Jauhojärvi ist von den Plänen begeistert: „Eine tolle Innovation in einem konservativen Sport.“ Der Finne scheint sich bereits mehr Gedanken als andere dazu gemacht zu haben: „Manche Läufer könnten deutlich davon profitieren. Die Zusammensetzung der Gruppe könnte für manche von Vorteil sein. Es hängt viel davon ab, mit wem man in einem Lauf ist. Beispielsweise Therese Johaug bräuchte keine Hilfe von anderen, sie würde einfach davon laufen. Andererseits würde Johannes Høsflot Klæbo vielleicht die anderen herunterbremsen und dann das tempo erhöhen, wenn es notwendig ist“, sagte er. „Die Läufer kennen die Stärken und Schwächen der anderen. Das Ziel würde sein, Unterschiede herbeizuführen, indem man die Schwächen des Gegners ausnutzt.“ Nicht berücksichtigt hat er dabei aber, dass ein Klæbo nicht das Rennen gewinnt, nur weil er seinen Lauf im Griff hat.

Das meint Andreas Schlütter vom DSV

Auf xc-ski.de Nachfrage antwortete DSV-Vorstandsmitglied Andreas Schlütter: „Die grundsätzliche Idee zu dem neuen Format kam von Jürg Capol und wir haben das dann gemeinsam im Langlauf Komitee eingebracht. Ich finde es ein interessantes Format, etwas grundsätzlich Neues, was wir im Skilanglauf auch brauchen, um wieder interessanter zu werden. Es macht die Tour schneller und kürzer, so dass die Athletinnen und Athleten meiner Meinung nach keine Einbußen für Olympia haben werden. Ich rechne mit schnellen Läufen, da in jedem Lauf Athleten mit unterschiedlichen FIS-Punkten vertreten sein werden. Genaueres wird aber eine Arbeitsgruppe erst noch bis zur Herbstsitzung erarbeiten“, so Schlütter, der für den DSV im Langlauf-Komitee der FIS sitzt.