Kerttu Niskanen heißt die Siegerin der zweiten Etappe der Tour de Ski, einem Einzelstart im klassischen Stil bei schwierigen Bedingungen. Bei ihrem überraschenden Triumph ließ sie Ebba Andersson und Natalia Nepryaeva hinter sich.
Starke Finninnen trotz Corona-Schock
Ein Tag wie heute mit viel nassem Schneefall ist ein Tag, an dem man auch schon mal eine Tour de Ski verlieren kann, wenn das Material nicht passt. Dass man aber auch gewinnen kann, wenn der Ski passt, bewies heute Kerttu Niskanen und das gesamte finnische Team. Mit der hohen Startnummer 50 als eine der letzten Athletinnen der roten Gruppe pulverisierte sie in der zweiten Runde die Zeit von Ebba Andersson, die bis dahin alle anderen deutlich hinter sich gelassen hatte. Damit bewies Kerttu Niskanen nicht zum ersten Mal, dass sie sehr stark aus Verletzungen zurück kommt wie jetzt nach ihrem Ermüdungsbruch während des Wettkampfes in Falun im Januar, der ihre Saison vorzeitig beendete. „Heute war ein sehr guter Tag. Ich hatte tolle Ski. Wir haben sehr gute Techniker und sie haben sehr gute Arbeit gemacht – sowohl gestern als auch heute. Das ganze Team war heute super“, sagte Kerttu Niskanen gegenüber Yle, die schon nach dem Sprint erzählt hatte, dass sie es liebt, in der Höhe zu laufen. Das gesamte finnische Team präsentierte sich heute sehr stark wegen eines offenbar perfekten Skis: Krista Pärmäkoski wurde Vierte, Johanna Matintalo Neunte, Anne Kyllönen 15. Dabei startete das Team mit einem Covid-Schock in die Tour de Ski: Eveliina Piippo wurde bei Einreise in die Schweiz positiv getestet und nach Bekanntwerden des Ergebnisses isoliert. Obwohl die Schweizer Behörden keine weiteren Maßnahmen gegen andere Teammitglieder verhängte, entschieden die Finnen, auch Zimmerkollegin Vilma Nissinen trotz mehrerer Negativtests nach Hause zu schicken, um weitere Infektionen im Team zu vermeiden.
Andersson und Nepryaeva komplettieren das Podium
Ebba Andersson wirkte beim Abklatschen mit der Finnin im Ziel sehr enttäuscht, dass sie ihren zweiten Weltcupsieg knapp verpasste, nachdem sie letzten Winter schon an der Alpe Cermis den Massenstart für sich entschieden hatte. Im Ziel war die Finnin aber 18 Sekunden schneller, weil sie in beiden Runden auf den flächigeren Passagen deutlich schneller war als Andersson und sie der Schwedin allein auf den letzten 2,5 Kilometern 20 Sekunden abnahm. Rang drei ging an Natalia Nepryaeva, die sich auf den letzten Kilometern noch wieder von Platz fünf nach vorne schob und damit noch Krista Pärmäkoski vom Podium schob. Nach dem heutigen Podium gab sie bekannt, dass sie am Morgen noch überlegt hatte, die Tour aufzugeben wegen „kleinerer gesundheitlicher Probleme“. Näher ins Detail ging sie bei MatchTV nicht. Frida Karlsson ging das Rennen wie gewohnt schnell an, konnte ihr Tempo aber bei den schwierigen Bedingungen nicht durchhalten. Im Laufe des Rennens büßte sie Sekunden um Sekunde ein und landete schließlich 44 Sekunden hinter Niskanen auf Platz fünf. Nun denkt auch die Schwedin schon über das Aussteigen nach: „Es läuft nicht so, wie es sollte. Vielleicht macht das so keinen Sinn. Ich kann noch nichts dazu sagen, muss erst mit meinem Trainer sprechen“, sagte sie im schwedischen Fernsehen. Hinter Teresa Stadlober reihten sich die Russinnen Yulia Stupak und Tatiana Sorina auf Platz sieben und acht ein. Johanna Matintalo und Anne Kjersti Kalvå komplettierten die ersten Zehn.
Stadlober und Fähndrich vorne dabei
Für Teresa Stadlober geht es bei dieser Tour de Ski nicht um die Gesamtwertung, das hatte die Salzburgerin vorher angekündigt. Sie wolle sich auf wenige Rennen konzentrieren – wie das heutige Klassikrennen. Diese Taktik ging auch sehr gut auf und die Radstädterin war immer vorne dabei. In der zweiten Runde büßte sie zwar mehr Zeit auf Niskanen ein, konnte sich aber dennoch nur knapp hinter Karlsson Rang sechs sichern. „Ich bin wirklich voll happy mit meinem Ergebnis und mit diesem sechsten Platz ist es heute richtig gut gelaufen. Mit Temperaturen um 0° und starkem Schneefall waren das heute wirklich extrem schwierige Verhältnisse. Bei den vorderen Nummern war der Schneefall sogar noch intensiver, deswegen war meine Startposition auch nicht wirklich ideal. Ich hatte einen richtig guten Ski und muss mich vor allem bei meinem Service-Team bedanken, das heute wirklich hervorragendes Material rausgezaubert hat. Cool ist auch, dass ich in der Gesamtwertung momentan mit nur vier Sekunden Rückstand auf die Top-Ten Zwölfte bin – es ist also noch einiges möglich. Jetzt heißt es gut erholen und dann werde ich in Oberstdorf wieder angreifen“, sagte die Österreicherin. Nach der großen Enttäuschung gestern mit dem frühen Sturz gelang Nadine Fähndrich heute die Wiedergutmachung mit einem starken 14. Platz, obwohl sie zur Halbzeit sogar auf Top10-Kurs gelegen hatte. Laurien van der Graaff belegte Rang 43. Lydia Hiernickel wurde 49., Nadja Kälin 56. und Desiree Steiner 61. Alina Meier und Lea Fischer waren bereits nach dem Sprint ausgestiegen.
Vier Deutsche in Top21
Victoria Carl konnte sich über einen sehr guten elften Platz freuen. Wie alle Teamkolleginnen war die Thüringerin mit Nowax Ski unterwegs und konnte in der zweiten Rennhälfte noch Positionen gutmachen, so dass sie schließlich genau eine Minute hinter der Siegerin lag. Damit konnte die 26-Jährige sehr zufrieden sein: „Das Rennen war in der ersten Runde eher etwas verhaltener. Das ist aber für die Höhe gar nicht so schlecht. Ich denke, dass ich mich in der zweiten Runde ganz gut pushen konnte vor allem im hinteren Abschnitt, da habe ich nochmal ganz schön Zeit gutgemacht. Ich bin sehr zufrieden, es waren schwierige Bedingungen. Wir haben auch wieder gutes Material unter den Füßen gehabt, das sieht man auch an der mannschaftlichen Leistung. Ich freue mich sehr über das Ergebnis.“ Vor allem Antonia Fräbel machte ein exzellentes Rennen, in dem sie über weite Strecken sogar vor Victoria Carl lag. Am Ende belegte sie neun Sekunden hinter der Teamkollegin Rang 17 und verpasste damit knapp die halbe Norm für die Olympischen Spiele. Dieses Resultat bedeutete das zweitbeste Weltcupresultat für die 24-Jährige nach ihrem 14. Platz im Val di Fiemme im Januar. Katharina Hennig hätte sich in einem Klassikrennen im Normalfall sicher mehr vorgenommen, aber wegen der Trainingsphase vor der Tour de Ski waren in den ersten Tagen keine Topleistungen zu erwarten, so warnte Peter Schlickenrieder schon vor der ersten Etappe. Sie belegte nach schweren zehn Kilometern Platz 20, unmittelbar vor einer überraschend starken Katherine Sauerbrey, die in ihrem zweiten Weltcuprennen das erste Mal in die Punkte lief. Damit reihte sie sich direkt vor Charlotte Kalla ein, für die der Olympiazug endgültig abgefahren sein dürfte. Im heutigen Einzelstart über zehn Kilometer im klassischen Stil hatten die ersten Athletinnen trotz Spurkommando definitiv den Nachteil, dass sie mehr Schnee in der Spur hatten als spätere Startnummern. Die ersten Startnummern reihten sich extrem weit hinten im Klassement ein – darunter auch Pia Fink, die mit Startnummer fünf und Platz 39 immerhin noch relativ nah an den Punkten lag. Laura Gimmler reihte sich mit 1:54 Minuten Rückstand auf die Siegerin direkt hinter der Teamkollegin ein und Lisa Lohmann belegte Rang 42. Sprinterin Coletta Rydzek kam mit drei Minuten Rückstand als 65. in die Wertung.
Das sagt der Teamchef:
Peter Schlickenrieder ist rundum zufrieden: „Es war ein sehr gutes Rennen. Es war ein schweres Rennen und schwierige Wachsbedingungen. Alle Mädels waren auf Nowax unterwegs. Da weiß man, dass das auch schwierig zu laufen ist, umso höher ist die Leistung mit 4 unter den ersten 30 einzuschätzen. Allen voran Vici, durch den Schneefall waren gerade die vorderen Nummern nicht bevorzugt – Pia Fink mit der Startnummer 5 hat ein bisschen den Schneepflug gespielt. Vici Carls Leistung mit der Nummer 15 ist umso höher einzuschätzen, der Schneefall hat eine noch bessere Leistung verhindert. Daher müssen wir sehr zufrieden sein mit ihrem elften Platz und der Leistung des Teams, auch mit der jungen Katherine Sauerbrey, die schöne Weltcupunkte einfährt und ein gutes Rennen gemacht hat. Antonia Fräbel hat den nächsten Schritt gemacht, hat sich noch weiter vorne platziert und ist ganz knapp an der halben Quali vorbeigeschrammt. Sie zeigt einmal mehr ihre Leistungsfähigkeit. Wir sind rundum zufrieden bei den Problemen, die einige mit ihrer Startnummer gehabt haben. So kann es weitergehen.“
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