Doping-Experten uneins über mögliches Strafmaß für positiv getestete Victoria Carl

Hustensaft © Steffen Frank/Pixabay

Am Tag nach der Veröffentlichung des positiven Dopingtests von Skilanglauf-Olympiasiegerin Victoria Carl äußern sich Doping-Experten verschiedener Länder unterschiedlich zu diesem Fall und einem möglichen Strafmaß.

Vorfall laut Dopingexperte Sörgel plausibel

Nachdem die Meldung zum positiven Dopingtest von Victoria Carl Ende März am gestrigen Mittwoch wie eine Bombe in der Langlaufszene eingeschlagen ist, wird heute bereits über das mögliche Strafmaß diskutiert. Wir haben mit dem anerkannten Doping-Experten und Leiter des Instituts für biomedizinische und pharmazeutische Forschung in Heroldsberg, Professor Fritz Sörgel, über den Fall gesprochen. „Die Geschichte ist, und das sage ich nicht oft, so wie sie vom Verband geschildert wird, für mich plausibel“, so Sörgel. Damit bezieht sich der Pharmakologe auf die in der Pressemeldung des DSV geschilderten Abläufe. Demnach hat ein Bundeswehrarzt Carl das Medikament zur Einnahme gegeben und nicht zum dopingtechnisch unbedenklichen Mucosolvan sondern zu Spasmo Mucosolvan gegriffen, das den Wirkstoff Clenbuterol enthält, der auf der Dopingliste steht. Zudem führt der Dopingexperte, der schon die Fälle Claudia Pechstein und Jannik Sinner fachkundig kommentierte an: „Ein approbierter Arzt im Dienst der Bundeswehr wird in so einem Fall nicht bewusst sein Ansehen aufs Spiel setzen, nur um eine Athletin absichtlich zu dopen.“ In Bezug auf das Strafmaß meint Sörgel: „Der Verband wird sie aufgrund des geschilderten Ablaufs nicht sperren.“ Einen Freispruch beziehungsweise einen Verzicht auf eine Strafe durch die nationale Anti-Doping Agentur (NADA) erwartet Sörgel dennoch nicht. „Die Athletin/der Athlet ist natürlich am Ende selbst dafür verantwortlich, was in ihren/seinen Körper gelangt.“ Was dann bliebe, wäre der Gang vor den internationalen Sportgerichtshof (CAS), um eine mögliche Reduzierung der Strafe zu erwirken.

Strafmaß ungewiss

ARD Dopingexperte Hajo Seppelt sieht es in einem Statement auf mdr.de ähnlich: „Wenn wir davon ausgehen, dass es so gewesen sein soll, dann ist es in der Tat unglücklich und für diesen Fall müsste man schon überlegen, ob man ein Strafmaß reduziert. Wie weit man dann aber dieses Strafmaß reduzieren kann, das ist die entscheidende Frage. Ob das dann nur wenige Monate sind oder doch zwei Jahre oder im schlimmsten Fall vier Jahre, was ich mir nicht vorstellen kann, das werden diejenigen zu entscheiden haben, die darüber richten.“

Zwei Jahre oder mehr laut schwedischem Experten

Bereits am gestrigen Mittwoch sprach der schwedische Fernsehsender svt mit Ake Andren-Sandberg, einem von Schwedens angesehensten Dopingexperten. Dieser macht Carl wenig Hoffnung auf eine Teilnahme an den Olympischen Spielen 2026 und geht von einer längeren Sperre aus: „Wahrscheinlich vier Jahre. Vielleicht zwei Jahre. Dass sie nicht dopen wollte, spielt in diesen Fällen keine Rolle. Möglicherweise mildernd. Aber die Hauptstrafe beträgt mindestens zwei Jahre.“ Zudem verweist er auf Ähnlichkeiten mit dem Fall Therese Johaug. Warum die Norwegerin dann aber entgegen seiner Meinung zum Fall Victoria Carl keine zwei Jahre, sondern „nur“ 18 Monate Sperre als Strafe auferlegt bekam, das führt Andren-Sandberg nicht näher aus.