Langlauf Weltcup: Gus Schumacher feiert Sensationssieg vor heimischem Publikum in Minneapolis

Gus Schumacher (USA) © Modica/NordicFocus

Damit hat nun wirklich niemand gerechnet: Gus Schumacher feiert angetrieben von tausenden Fans im Theodore Wirth Park von Minneapolis seinen ersten Weltcupsieg. Ein geschichtsträchtiger Tag für das US Ski Team.

Erster US Distanz-Erfolg seit 1983

US Ski Team feiert den ersten Sieg von Gus Schumacher (USA) © Modica/NordicFocus

Siege im Langlauf Weltcup für das US Ski Team sind durch Kikkan Randall und Jessie Diggins keine Seltenheit. Sehr wohl aber bei den Männern, wo zwar Simeon Hamilton 2013 einen Sprintsieg feierte und Noah Hoffman im selben Jahr beim Ruka Triple im Handicaprennen die schnellste Laufzeit hatte. Nach einem richtigen Weltcupsieg eines US Amerikaners muss man in den Archiven der FIS aber lange suchen. 1983 war es Bill Koch, der bei der olympischen Generalprobe für die Spiele in Sarajevo 1984 den Langlauf Weltcup über 30 Kilometer für sich entschied. Nun gewinnt wieder ein Amerikaner ein Distanzrennen und es wird hoffentlich nicht das letzte gewesen sein. Bill Kochs 21-jähriger Sohn Bill bestritt übrigens gestern den Sprint und wurde 38.

Schumacher kann es nicht fassen

Kikkan Randall (USA), Julia Kern (USA und Jessie Diggins (USA) feiern den ersten Sieg von Gus Schumacher (USA) © Modica/NordicFocus

Auch bei den Einzelstarts am Sonntag erwartete strahlender Sonnenschein die Athleten, wie angekündigt war es wärmer geworden und die Temperaturen lagen nur noch knapp unter Null. In einem ganz schnellen Rennen mit einer Siegerzeit von unter 21 Minuten konnte Gus Schumacher seinen Erfolg lange Zeit nicht fassen. Der 23-Jährige aus Anchorage in Alaska war mit der Startnummer 35 vor den Favoriten gestartet. Nach der ersten Runde lag er noch an dritter Stelle in einem engen Rennen, in dem zu diesem Zeitpunkt die ersten Sechs innerhalb von fünf Sekunden lagen und die ersten 14 innerhalb von zehn Sekunden. In der zweiten Runde drehte der Amerikaner aber auf, übernahm frenetisch angefeuert vom begeisterten Publikum die Führung und war bis zum Rennende nicht mehr einzuholen. Ein Favorit nach dem anderen fiel ab Runde zwei hinter ihn zurück, auch wenn die Abstände bis zum Schluss nicht groß waren. Langsam begann der Junioren-Weltmeister von 2020 zu ahnen, was er da vollbracht hat und immer mehr Teamkolleginnen und Kollegen trudelten am Leader’s Chair ein, um zu dieser grandiosen Leistung zu gratulieren. Mit 4,4 Sekunden Vorsprung gewann Schumacher sogar noch relativ deutlich – verglichen mit den Abständen dahinter. „Das ist schwer zu glauben. Ich freue mich für die ganze Mannschaft und alle, die hier hergekommen sind. Das fühlt sich an, als wenn man für etwas ganz Großes verantwortlich ist. Es macht mir so viel Spaß mit dem Team. Ich hoffe, das war der erste Erfolg von vielen. Vielen Dank für alle fürs Kommen, das war der beste Tag meines Lebens, eine tolle Saison“, sagte er mit den Tränen kämpfend. Weiter sagte er: „Ich fühlte mich sehr gut und das Anfeuern wurde immer lauter und es hat mich schneller gemacht. Am vorletzten Hügel haben sie im Chor „USA, USA“ gerufen und ich konnte meinen Körper nicht mehr fühlen. Ich hatte keine Ahnung, dass ich das Rennen gewinnen würde. Ich habe alles gegeben wie jedes Rennen und das hat heute perfekt geklappt. Danke, Minneapolis!“

Amundsen Zweiter, Bestleistung für Maloney

Thomas Maloney Westgaard (IRL) © Modica/NordicFocus

Mit 4,4 Sekunden Rückstand ging der zweite Rang an Harald Østberg Amundsen gefolgt von Pål Golberg und Johannes Høsflot Klæbo, die sich knapp hinter ihm einreihten. William Poromaa verpasste das Podium als Fünfter um nur 2,3 Sekunden. Vielleicht wäre das Podium für ihn noch möglich gewesen, wenn er sich nicht so lange hinter Simen Hegstad Krüger aufgehalten, der heute nicht so stark war. Als ihn seine Betreuer zum Überholen aufforderten, lag er an siebter Stelle und 2,5 Sekunden hinter Platz drei – immerhin arbeitete sich der Schwede auf dem letzten Kilometer noch zwei Plätze nach vorne. Einen Großteil des Rennens liefen Amundsen, Golberg und Poromaa, jeweils auf unterschiedlichen Runden, gemeinsam, konnten den Sieg des Amerikaners aber nicht verhindern. An besonderer Tag war es aber auch für den Norweger Thomas Maloney Westgård, der für das Heimatland seiner Mutter antritt. Die Amerikaner mit irischen Wurzeln im Publikum jubelten besonders laut, wenn sein Name fiel und so erreichte auch er als Sechster seine beste Karriereleistung. Federico Pellegrino bewies wie schon gestern, dass ihm der wellige und kurvige Kurs durch den Park liegt und belegte Rang sieben vor Simen Hegstad Krüger, Andrew Musgrave und Calle Halfvarsson.

Friedrich Moch Zwölfter

Friedrich Moch (GER) © Modica/NordicFocus

Als bester der vier Deutschen belegte Friedrich Moch diesmal einen zwölften Platz und lag dabei nur 16,8 Sekunden hinter dem Sieger. Mit Mattis Stenshagen und Beda Klee hatte der Allgäuer eine gute Gruppe, die zusammenarbeitete. Allerdings war er in der ersten Runde zu langsam angegangen, wie er später meinte: „Das war heute irgendwie ein spezielles Rennen. Es war nicht die anspruchsvollste Strecke, aber man musste die ganze Zeit viel Druck machen und ich wollte in der ersten Runde eiin bisschen Kraft sparen für Runde zwei und drei. Aber ich habe in der ersten Runde zu viel verloren, bin ein bisschen zu langsam losgelaufen und konnte es dann am Ende nicht mehr ganz reinholen. Es war ein sehr knappes Rennen, aber ich bin trotzdem sehr zufrieden“, sagte Friedrich Moch, der auch ganz überwältigt war von der Atmosphäre. „Die Stimmung heute war mega, auch gestern schon, so etwas Besonderes habe ich noch nie erlebt. Wäre cool, wenn wir hier öfter herkommen die nächsten Jahre. Wir schauen jetzt extra noch das Mädels-Rennen an, um die Stimmung hier noch mitzunehmen, das war echt gigantisch und cool, vor so einer Kulisse zu laufen.“ Florian Notz konnte mit seinem 20. Rang ebenfalls zufrieden sein. Sprintspezialist Anian Sossau verpasste die besten 30 um etwa acht Sekunden und wurde mit etwas mehr als einer Minute Rückstand guter 36. Wenige Sekunden länger benötigte Lucas Bögl als 44. für die Strecke. Dazu sagte Teamchef Peter Schlickenrieder: „Wir haben wieder ein guten Platz von Friedrich Moch und auch Florian Notz mit seinem 20. Platz, die Zeitrückstände sind gut. Anian Sossau, Zeitrückstand okay, knapp die Top30 heute verfehlt – das war sein Ziel. Bei Lucas Bögl setzt sich leider die Tendenz fort, dass er einfach nicht in Form ist und deswegen auch nicht mithalten kann mit den Platzierungen, die er sich eigentlich vorstellt, also Top10, Top15.“

Vermeulen nicht zufrieden

Mika Vermeulen (AUT) © Modica/NordicFocus

Mika Vermeulen sicherte sich als 14. eine weiteren Top15-Platz, mit seinem Rennen selbst war der Österreicher aber nicht zufrieden. Nach dem Rennen sagte er dazu: „Heute habe ich leider kein gutes Rennen gehabt. Die erste Runde war noch ok, aber dann war es auch entscheidend, ob man einen guten Athleten zum Mitlaufen erwischt. Das war eine sehr schnelle 3,3 km Strecke und in meinem Zug haben wir leider nicht viel Betrieb gemacht. Und wenn man dann selbst keinen guten Tag hat, schaut am Ende leider nicht mehr heraus.“ Seine Sprintkollegen Benjamin Moser und Michael Föttinger belegten die Plätze 55 und 57.

Klee guter 19.

Beda Klee (SUI) © Modica/NordicFocus

Auch in den USA konnte Beda Klee seine sehr gute Form in dieser Saison konservieren und einen weiteren Top20 Platz einlaufen. Der Wattwiler war einen großen Teil des Rennens mit Friedrich Moch zusammen unterwegs und belegte schließlich Rang 19. Cyril Fähndrich und Valerio Grond kamen als 26. und 27. ebenfalls unter die besten 30. Jonas Baumann landete hinter Lucas Bögl auf Platz 45. und die Sprinter Janik Riebli und Roman Schaad wurden 53. und 63.

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