Langlauf Weltcup Davos: Jessie Diggins triumphiert im langen Freistil-Einzelstart

Ingvild Flugstad Oestberg (NOR), Jessie Diggins (USA), Rosie Brennan (USA), (l-r) © Modica/NordicFocus

Beim Langlauf Weltcup in Davos wurde für die Damen erstmals ein Einzelstart über 20 Kilometer im freien Stil auf dem Programm, bei dem wegen Krankheiten oder Trainingspausen aber viele große Namen fehlten. Den Sieg holte sich mit Jessie Diggins eine der Favoritinnen. Ingvild Flugstad Østberg wurde Zweite vor Rosie Brennan. Nadine Fähndrich wurde Achte und Pia Fink Zwölfte.

Diggins‘ Endspurt bringt den Sieg

Jessie Diggins (USA) © Modica/NordicFocus

Als eine der Favoritinnen war Jessie Diggins ins Rennen gegangen, die schon in Lillehammer den Einzelstart im freien Stil gewonnen hatte. „Käse kann ich vor Weihnachten immer noch gebrauchen, wir haben ein großes Team“, lachte sie, als sie vor dem Rennen im Gespräch mit der FIS auf ihre Favoritenrolle angesprochen wurde. „Das Einzige, was ich prophezeien kann, dass ich am Ende mit dem Gesicht im Schnee liege. Ich liebe Skatingrennen, ich liebe sie vor allem im Einzelstart und werde alles geben!“ Im Laufe des Rennen lieferte sie sich einen Zweikampf um den Sieg mit Ingvild Flugstad Østberg, in dem in den Anstiegen meist die leichte Norwegerin die Vorteile auf ihrer Seite, während in der Abfahrt zum Stadion die Amerikanerin wieder etwas Boden gutmachte. In der dritten Runde war das nicht mehr der Fall, Østberg baute zum Stadion hin ihren Vorsprung sogar noch leicht aus auf drei Sekunden. In der letzten Runde konnte sie ihre Vorteile im ansteigenden Teil der Strecke bis hin zur Aebi-Brücke nicht mehr nutzen. Mit nahezu unverändertem Abstand ging Diggins in die letzten Kilometer zum Stadion und verausgabte sich dabei wieder so sehr, dass sie im Ziel schwer atmend zusammenbrach und lange brauchte, um sich zu erholen. Nun hieß es warten auf die Norwegerin, die aber in der Abfahrt wieder Zeit verlor und schließlich mit 5,5 Sekunden Rückstand Rang zwei belegte. Dennoch war es für sie ein riesiger Erfolg nach zwei Jahren mit gesundheitlichen Sorgen, so dass sie sehr emotional wurde nach dem Rennen. Rosie Brennan komplettierte das Podium als Dritte mit 11,2 Sekunden Rückstand und verwies Tiril Udnes Weng, die Führende im Gesamtweltcup, um eine halbe Sekunde auf Rang vier.

„Habe nur noch verschwommen gesehen“

Jessie Diggins (USA) © Modica/NordicFocus

Nachdem Diggins sich wieder erholt hatte, wartete sie gemeinsam mit Rosie Brennan auf die Siegerehrung und unterhielt sich mit der Teamkollegin. Dabei beschrieb sie ihren Endspurt ins Ziel: „Ich konnte noch sehen, aber es wurde alles verschwommen und am Ende konnte ich nicht mehr die Augen öffnen“, sagte sie und zeigte hinüber zum Zielbereich. In die Kamera sagte sie dann an ihren Ehemann gerichtet: „Wade, wenn du das siehst, ich bin okay! Mom, mir geht es gut.“ Weiter sprach sie mit Brennan über Schwierigkeiten im Rennen: „Es war so hart in der Abfahrt, ich hatte meine Augen offen und die Tränenflüssigkeit gefror.“ Im Siegerinterview war sie schon längst wieder bester Laune: „Ich liebe dieses Rennen, aber es ist ein tückischer, harter Kurs. Ich bin konzentriert geblieben und habe um jede Sekunde gekämpft. Ich habe versucht, entspannt zu laufen mit viel Kraft und Gleiten. Oh mein Gott, Meine Ski waren so großartig. Vielen Dank an unser Team. Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen.“ Auch in diesem Interview beschreibt sie noch einmal das Ende ihres Rennens: „Am Ende wurde es ein bisschen beängstigend, weil ich in der Abfahrt nicht mehr blinzeln konnte. Aber ich bin okay, ich habe im Ziel viel Hilfe bekommen. Ich bin in der letzten Abfahrt große Risiken eingegangen und bin fast gestürzt. Während des Rennens habe ich mich aber sehr gut gefühlt, das war etwas überraschend in der Höhe. Ich habe mich so gut gefühlt und einfach die Athmosphäre genossen. Es waren so viele US Fans an der Strecke, sie haben sich die Seele aus dem Leib geschrieen und ich habe einfach die Energie mitgenommen.“

Fähndrich starke Achte

Nadine Faehndrich (SUI) © Modica/NordicFocus

Mit großem Abstand auf das Podium belegte Anne Kjersti Kalvå den fünften Rang vor Delphine Claudel und Krista Pärmäkoski. Nach ihrem Sieg gestern wollte sich Nadine Fähndrich auch im langen Distanzrennen beweisen und schlug sich beachtlich. Nachdem ihr gestern noch die Höhe zu schaffen machte, lag sie heute auf allen Runden unter den besten Zehn. Gegen Rennende bekam die Luzernerin noch Gesellschaft von Ingvild Flugstad Østberg, von deren Tempo sie profitieren konnte, so dass sie das Rennen als Achte beendete und auf den letzten Kilometern noch Kerttu Niskanen hinter sich ließ. Lotta Udnes Weng komplettierte die besten Zehn. Die weiteren Schweizerinnen Anja Weber und Giuliana Werro belegten die Plätze 36 und 42.

Fink überrascht als Zwölfte

Pia Fink (GER) © Modica/NordicFocus

Pia Fink kehrte gerade erst nach einer Verletzung, einer schmerzhaften Sehnenentzündung unter dem Fuß, in den Weltcup zurück. Ihr Ziel in ihrem ersten Einzelstart über die ungewohnte Distanz von 20 Kilometern war einfach, ein gleichmäßiges Tempo durchzuhalten. „Es wird ein sehr langes Rennen“, sagte sie vor dem Rennen. „Das ist mein erstes Rennen über 20 Kilometer in diesem Jahr. Ich war zuletzt etwas verletzt. Mein Ziel für heute ist es, alle vier Runden ein konstantes Tempo zu laufen.“ Im Rennen fand die Allgäuerin mit Patricija Eiduka schon früh eine Athletin, mit der sie einen Großteil des Rennens mitgehen konnte und von der sie profitierte, obwohl die Lettin später hinter ihr landete. Pia Fink beendete das lange Renen als erstklassige Zwölfte mit knapp zwei Minuten Rückstand und war selbst überrascht: „Daran hätte ich nie geglaubt, ich tat mich schwer, mir hier ein Ziel zu setzen. Ich war einfach froh, wieder dabei zu sein. Es war echt gar nicht so einfach, daheim am dem Sofa zu sitzen und den anderen Mädels zuzuschauen, wie sie gute Rennen machen. Aber so war dann die Motivation umso größer, schnell wieder fit zu werden und wieder dabei zu sein“, sagte Pia Fink. „Ich habe versucht, ein bisschen dosiert zu starten, so dass ich immer noch ein bisschen Energie hatte, weil ich wusste, dass es zum Ende hin ganz schön lang wird. Und das ist mir ganz gut gelungen.“

„Da hat die Blaumeise gezwitschert“

Katharina Hennig (GER) © Modica/NordicFocus

Das deutsche Team befindet sich in einem Trainingsblock, so dass nur drei Athletinnen am Start waren, die den Wettkampf aus dem Training heraus mitnahmen. So waren erwartungsgemäß die Resultate bei Katharina Hennig nicht so gut wie zuletzt, lassen sich aber leicht mit den vielen Trainingskilometern und der Höhe in den letzten Tagen erklären. Obwohl sie mit Pärmäkoski und Weng einen guten Zug hatte, verlor sie viel Zeit und in ihrer letzten Runde auch den Anschluss. Wegen des kleinen Starterfelds reichte es noch zu Platz 18, was sie aber nicht zufriedenstellte: „Das Fazit fällt nicht gerade positiv aus. Mir war schon bewusst, dass ich das heute mit Vorsicht genießen muss. Ich habe die Woche sehr viel trainiert in Vorbereitung auf die Tour de Ski. Es war ein Mittel zum Zweck, jetzt habe ich Kurzanreise gemacht. Das habe ich vom Training sehr gemerkt, dann potenziert sich das in der Höhe nochmal. Da hat heute unterm Strich die Blaumeise gezwitschert. Ich war ganz schön leer und freue mich auf die Weihnachtspause, trainiere dann für die Tour, dann lassen wir ein bisschen Ruhe ran und dann sehen wir weiter.“ Als dritte DSV-Starterin belegte die junge Alexandra Danner Rang 38 bei ihrem ersten Weltcup mit Ausnahme von Dresden.

Rang 19 für Stadlober

Teresa Stadlober (AUT) © Modica/NordicFocus

Teresa Stadlober hatte sich für Davos vorgenommen, nach Rang zwölf am letzten Wochenende endlich die Top10 zu knacken. „Die bisherigen Wettkämpfe haben sicher ihre Spuren hinterlassen, auch wegen der Kälte und der Reisestrapazen. Jetzt werden wir erstmalig ein 20 km Einzelstartrennen absolvieren. Das wird auf jeden Fall interessant werden und dieses Rennformat könnte mir entgegenkommen. Man muss sich das Rennen sehr gut einteilen und es wird sicher ein harter Bewerb“, meinte sie vor dem Weltcup. Im heutigen Rennen lief es dann aber nicht so gut wie erhofft. Die Österreicherin startete zunächst etwas verhalten in das Rennen. Nach den ersten Kilometern wurde die 29-Jährige von Rosie Brennan überholt, mit der sie anschließend einige Zeit gut mithalten konnte. In der zweiten Hälfte des Rennens hielt sich Stadlober zunächst lange in den Top15, auf den letzten Kilometern verlor die Radstädterin aber noch ein paar entscheidende Sekunden auf die Spitze. Am Ende belegte sie mit einem Rückstand von 2:15 Minuten Rang 19. Lisa Unterweger wurde 27.

=> Ergebnis 20 Kilometer FT Einzel Damen

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