Das Staffelrennen der Herren beim Langlauf Weltcup in Oberhof wurde erst im Zielsprint aus zehn Teams entschieden. Den Sieg holte sich Norwegen vor Italien, Deutschland belegte Platz zehn und elf.
16 Teams aus zehn Nationen
Bei den Herren lag die Favoritenrolle ganz klar bei den Norwegern, die Martin Løwstrøm Nyenget, Erik Valnes, Pål Golberg und Johannes Høsflot Klæbo ins Rennen schickten. Klæbo wollte die Staffel trotz seiner Formschwäche nach fünf Kilo Gewichtsverlust unbedingt laufen, um seine Form zu finden, wollte aber den Posten des Schlussläufers abgeben. Diesem Wunsch entsprachen die Trainer nicht – er blieb auf der Schlussposition und Valnes, der lieber klassisch als Freistil laufen wollte, bekam Position zwei hinter Nyenget. Harald Østberg Amundsen erhielt auf eigenen Wunsch eine Pause. Für die weiteren Podestplätze kamen viele Teams in Frage: Schweden, Italien, Finnland, Frankreich – oder wieder das deutsche Team mit Janosch Brugger, Florian Notz, Friedrich Moch und Lucas Bögl? Diesmal ist Gällivare-Schlussläufer Anian Sossau aber nicht mit von der Partie – er musste Oberhof erkrankt auslassen.
Norwegen kontrolliert, Finnland attackiert
Nach dem Rennstart kontrollierte wie erwartet Norwegen das Tempo, aber obwohl das Tempo erst in der dritten Runde schnell wurde, musste Debütant Ilan Pitter für die zweite Schweizer Staffel schon vorher abreißen lassen und verlor bis zum Wechsel Minuten. Als Martin Løwstrøm Nyenget zum Wechsel das Tempo erhöhte, taten sich Lücken auf, die sich aber in der Abfahrt mit Gegenwind teilweise wieder schlossen. Beim ersten Wechsel gehörten sieben Teams zur Spitzengruppe, darunter einer ganz starker Jan-Friedrich Doerks für Deutschland II, den auch ein Sturz in Runde zwei in der Kulle-Kurve mit Zak Ketterson nicht aufhalten konnte. Wenig später schlossen fünf weitere Teams wieder auf, darunter auch Deutschland eins, wo Janosch Brugger auf Florian Notz übergeben hatte. Der zweite Läufer der Franzosen, Hugo Lapalus, versuchte in seinem typischen Stil mit Grätschen bergauf sich abzusetzen, was aber nicht gelang. Stattdessen attackierte Iivo Niskanen im Birxsteig, der zuvor eher lustlos gewirkt hatte, und setzte sich zusammen mit Erik Valnes ab. Lapalus konnte nach seinen Attacken nicht mehr mitgehen und bildete eine Verfolgergruppe mit Elia Barp, Florian Notz und Didrik Tønseth von Norwegen II. Den Deutschen verließen an der Henkel-Schleife jedoch die Kräfte, so dass er in der Abfahrt zum Stadion eine kleine Lücke wieder schließen musste und mit der Gruppe zum Wechsel kam, zehn Sekunden hinter dem Führungsduo.
Moch schließt Lücke und greift an
Unter Führung von Friedrich Moch kam die sechsköpfige Gruppe, zu der auch wieder Deutschland II durch einen Blitzstart von Jan Stölben gehörte, innerhalb der ersten Runde wieder an Norwegen und Finnland heran. Moch setzte sich hinter Golberg an die zweite Stelle und griff in seiner dritten Runde am Birxsteig an und stürmte im 1-1er bergauf. Simen Hegstad Krüger übernahm kurz darauf die Führungsarbeit, dann wieder Moch vor beiden Norwegern. Als Erster wechselte aber Mathis Deloges, der als Wackelkandidat der Franzosen galt, vor Moch, Golberg und Krüger sowie Ruuskanen. Nach dem Wechsel auf die Schlussläufer war das Tempo zunächst wieder heraus, da keiner der Sprinter wie Richard Jouve oder Johannes Høsflot Klæbo die Arbeit machen wollte, bis William Poromaa das Kommando übernahm und Lucas Bögl sich an dessen Skienden hängte. In der letzten Runde versuchte Poromaa eine Attacke und Bögl konterte und führte das Feld im Birxsteig an. Anschließend kontrollierten Pellegrino und die Norweger das Tempo und ließen am Brunnenweg niemanden passieren. Ab FIS-Schneise wurde die Geschwindigkeit langsam höher, aber die Entscheidung musste an der Henkel-Schleife oder auf der Zielgeraden fallen. Im Anstieg setzte sich Mattis Stenshagen an die Spitze, aber Klæbo war direkt hinter ihm, nachdem er sich am Gipfel an Federico Pellegrino vorbeigedrängt hatte. Auf der Zielgeraden war der Norweger trotz seiner gesundheitlichen Probleme knapp schneller als der Italiener, der seinem Team mit Dietmar Nöckler, Elia Barp und Simone Daprá den zweiten Rang sicherte. Rang drei ging an Norwegen II mit Håvard Solås Taugbøl, Didrik Tønseth, Simen Hegstad Krüger und Mattis Stenshagen vor dem zweiten Team der Italiener in der Besetzung Giandomenico Salvadori, Alessandro Chiochetti, Davide Graz und Simone Mocellini. Finnland I belegte Rang fünf vor Frankreich und Schweden I, die zur Halbzeit schon weit abgeschlagen waren, was Jens Burman aber durch das geringe Tempo wieder zulaufen konnte.
Bögl befolgt Marschroute
„Das ist unser Motto: Wer nicht riskiert, der nicht gewinnt. Ganz einfach. Es geht oft in die Hosen, aber das ist egal, weil es gibt immer wieder neue Chancen. Wenn du irgendwann ganz oben stehen willst, dann musst du viel riskieren, aber auch oft verloren haben. Dann lernst du was draus. Aus dem Erfolg hat selten jemand was gelernt“, sagt Peter Schlickenrieder immer wieder – so auch gestern nach den Massenstarts. Diese Devise befolgten sowohl Friedrich Moch als auch Schlussläufer Lucas Bögl, sie zeigten sich vorne und versuchten einen Angriff. „Es war schwierig, ich wusste nicht, ob es möglich ist in der Runde und dem Wind, eine Lücke zu reißen, aber ich wollte es zumindest probieren, damit die Grupüpe zumindest ein bisschen kleiner ist. Aber es ist danach doch wieder alles zusammengefahren und es war dann eine große Gruppe für den Luggi, gerade mit den Sprintern bei den anderen Nationen auf der letzten Position. Nach dem Birxstieg kommt die lange Abfahrt, da braucht man schon ordentlich Puffer. Ich dachte nicht, dass ich komplett alleine da weglaufen kann, aber dass wir zu viert oder fünft die Gruppe ein bisschen zerkleinern“, sagte Friedrich Moch.“ Auch Lucas Bögl attackierte im Birxstieg, konnte sich aber nicht absetzen. Als es Richtung Sprint ging, konnte er erwartungsgemäß nicht mehr mitsprinten und belegte hinter Kanada und Finnland II Platz zehn aus der zehnköpfigen Spitzengruppe. Als er in die letzte Runde ging, wusste er schon, was wohl passieren würde… „Ich habe mir nur gedacht ‚Scheiße‘, denn da waren schon Sprintgrößen dabei. Man hat schon gesehen, so wie das Rennen verlaufen ist durch den extremen Wind und die schnellen Bedingungen, dass das Feld höchstwahrscheinlich zusammenbleibt und dann habe ich mir leider nicht mehr allzu viel auf der Zielgerade ausgerechnet. Ich wusste, gegen Pellegrino, Klæbo, Jouve wird es halt richtig, richtig schwer. Da habe ich dann versucht, auf der Runde Druck zu machen. Ich wollte mich vorn präsentieren, den Leuten weh tun am Birx und habe versucht wegzulaufen, was mit leider nicht geglückt ist“, sagte Lucas Bögl, der schon in seiner ersten Runde einen Versuch gestartet hatte. Dazu sagte er: „Ich hätte natürlich da mehr durchziehen können, die Frage ist dann, ob man von acht Leuten weg kommt. Man kommt wahrscheinlich weg, aber acht Leute, wenn sie zusammenarbeiten, werden dich höchstwahrscheinlich wieder einholen. So war meine Kalkulation in der ersten Runde, so dass ich da auch nicht voll durchgezogen habe, weil ich dachte, in der Abfahrt fahren wie wieder hin. Allein diese ewig lange Zielgerade mit viel Gegenwind…. So war meine Rechnung, aber vielleicht hätte ich es probieren müssen. Das hätte auch nicht geschadet, aber so entscheidet man sich im Rennen.“
Starke Leistung vom deutschen U23-Team
Das zweite deutsche Team, alle im U23-Alter, schlug sich beachtlich und hielt schon durch Jan-Friedrich Doerks in der Spitze mit. Elias Keck verlor wenige Sekunden, die Jan Stölben wieder zulief. Auch Schlussläufer Marius Kastner überzeugte und schloss in der zweiten Runde zusammen mit Emil Danielson die Lücke, die Stölben am Schluss aufgehen ließ, wieder zu. Im Birxsteig verloren sie erneut den Anschluss, aber Kastner schlug sich auf der Schlussrunde deutlich besser als der Schwede, was Rang elf bedeutete. Auch Friedrich Moch freute sich mit den jungen Teamkollegen und sagte: „Es ist schön, gerade bei den Herren war die Breite in den letzten Jahren nicht ganz so groß und die Jungen haben uns relativ lange gejagt und es war bis zum Ende relativ eng. Schön, dass die Staffeln so nah zusammen sind. Es wäre natürlich schöner, wenn beide weiter vorne wären.“
Schweizer Teams weit zurück
Die beiden Schweizer Staffeln bildeten das Ende des Klassements, nachdem das kasachische Team zum fünften Mal in dieser Saison mit zu hohen Fluor-Werten aufgefallen war, diesmal schon vor dem Wettkampf, so dass die Staffel nicht starten durfte. Schweiz I schickte Nicola Wigger als Startläufer ins Rennen und schon auf seiner dritten Runde fing sich das Team einen Rückstand ein, dem die Mannschaft immer hinterherlief und nie die Lücke zur großen Spitzengruppe schloss. Auch Beda Klee, Jason Rüesch und Valerio Grond waren meist zusammen mit den Amerikanern unterwegs, gegen die sie schließlich den Zielsprint verloren um Platz 13, 1:33 Minuten hinter den Siegern. Schweiz II verlor schon durch Weltcup-Neuling Ilan Pittier zweieinhalb Minuten, als auch Jonas Baumann, Erwan Käser und Janik Riebli im Ziel waren, summierte sich der Rückstand auf fast sechs Minuten – nach einem völlig einsamen Rennen.
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