Langlauf Weltcup Oberhof: Deutsche Damen-Staffel nach toller Aufholjagd auf Platz zwei hinter Schweden

Katherine Sauerbrey (GER), Katharina Hennig (GER), Pia Fink (GER), Victoria Carl (GER), (l-r) © Authamayou/NordicFocus

Die stark besetzte schwedische Staffel wurde ihrer Favoritenrolle gerecht und feierte den Staffel Sieg beim Langlauf Weltcup in Oberhof. Das DSV-Quartett belegte Rang zwei vor Finnland. Schon früh im Rennen taten sich riesige Abstände auf.

Neun Nationen und elf Teams am Start

Linn Svahn (SWE), Katherine Sauerbrey (GER), Juliette Ducordeau (FRA), Anna Comarella (ITA), Giuliana Werro (SUI), Lisa Lohmann (GER), (l-r) © Authamayou/NordicFocus

Die Schwedinnen Linn Svahn, Frida Karlsson, Ebba Andersson und Jonna Sundling sowie das DSV-Quartett mit Katherine Sauerbrey, Katharina Hennig, Pia Fink und Victoria Carl gingen als Favoritinnen in das zweite Staffelrennen der Saison – Norwegen ist aktuell nach vielen krankheitsbedingten Ausfällen zu schwach aufgestellt, um um den Sieg mitzukämpfen. Nach ihrem guten Massenstart gestern fiel nun auch noch Heidi Weng aus, die durch Mathilde Myhrvold ersetzt wurde, so dass für die geplante zweite Staffel nicht mehr genug Athletinnen zur Verfügung stehen. Die USA, die in Gällivare mit Jessie Diggins als Startläuferin überrascht hatten, stellen diesmal gar keine Staffel. Diggins entschied sich, die Staffel auszulassen, weil sie noch mehr Zeit braucht, um sich von der Tour de Ski zu erholen, schreibt sie auf Instagram. Im finnischen Team fehlt Kerttu Niskanen mit Magenverstimmung und die Schweiz musste Startläuferin Nadja Kälin durch Giuliana Werro ersetzen.

Vorentscheidung durch Linn Svahn

Linn Svahn (SWE) © Modica/NordicFocus

Ein kräftiger Wind kündigt in Oberhof den bevorstehenden Wetterwechsel mit Wärmeeinbruch und Regen an – heute beim Rennen liegen die Temperaturen aber noch knapp im Minus und es sieht weiterhin winterlich aus. Durch die Verlängerung der Damen-Staffel auf 4×7,5 Kilometer wurde die erste 2,5 Kilometer-Runde sehr taktisch gelaufen, so dass Frankreichs Startläuferin Juliette Ducordeau nach einem Sturz mit Stockbruch am Brunnenweg vorerst wieder aufschließen konnte. In der zweiten Runde erhöhten die beiden schwedischen Startläuferinnen Linn Svahn und Emma Ribom das Tempo und die Hälfte des Feldes verlor bereits den Anschluss. Kurz darauf teilte sich das Feld in der FIS-Schneise erneut und Norwegen sowie die beiden deutschen Teams mussten eine Lücke hinnehmen, die Sauerbrey nach Startschwierigkeiten wieder zu schließen versuchte. Auf ihrer Schlussrunde schlug sie sich wacker und lief an Schweden II und Finnland heran. Linn Svahn hatte in der FIS-Schneise attackiert und damit für eine frühe Vorentscheidung gesorgt Beim Wechsel betrug der Abstand auf die drei Verfolgerinnen zehn Sekunden.

Frida Karlsson bärenstark

Frida Karlsson (SWE) © Modica/NordicFocus

Frida Karlsson gab von Anfang an Vollgas und konnte den Vorsprung auf die Verfolgerinnen schon am Birxsteig verdoppeln. Am Birxsteig der zweiten Runde löste sich Katharina Hennig schließlich auch noch von Anne Kyllönen, nachdem zuvor schon die in ihrer Karriere von zahlreichen Verletzungen geplagte Sofia Henriksson nicht mehr mitlaufen konnte. Zur Halbzeit des Rennen hatten sich bereits riesige Zeitabstände gebildet und fast alle Athletinnen waren auf der schweren Runde allein unterwegs. Katharina Hennigs Rückstand war auf eine Minute angewachsen, Anne Kyllönen wurde nach langsamer Schlussrunde fast noch wieder von Henriksson eingeholt mit Abständen von 1:39 und 1:46 Minuten. Ebba Andersson ist nach ihrer Krankheit noch nicht wieder in Topform und startete vorsichtig in ihr Rennen, so dass Pia Fink und Krista Pärmäkoski etwas Zeit gutmachten, in der letzten Runde gab die Schwedin aber Gas und holte im Birxsteig zehn Sekunden auf Deutschland und Finnland heraus, so dass sich die Abstände durch die dritten Läuferinnen nur wenig veränderten.

Victoria Carl holt viel auf

Victoria Carl (GER), Pia Fink (GER), Katherine Sauerbrey (GER), Katharina Hennig (GER), (l-r) © Authamayou/NordicFocus

Nachdem Jonna Sundling sich in ihrer ersten Runde gut schlug im Vergleich zu Victoria Carl, verlor die Schwedin am zweiten Birxsteig viel Zeit und auch auf den folgenden Kilometern schmolz der Abstand. Auf der Schlussrunde kam die Lokalmatadorin in Riesenschritten näher, wechselte sogar am Birxsteig in die 1-1 Technik und wollte den Sieg – das sah man ihr an. Insgesamt holte die Oberhoferin 50 Sekunden des deutschen Rückstands auf – am Schluss kam sie bis auf 17 Sekunden an Schweden heran. Das finnische Team mit Schlussläuferin Jasmi Joensuu mit mehr als zwei Minuten Rückstand als Dritte ins Ziel. Platz vier ging an Schweden II mit Maja Dahlqvist, 30 Sekunden hinter Finnland. Norwegen erlebte ein wahres Debakel und lag zur Halbzeit nach Kristin Austgulen Fosnæs und Mathilde Myhrvold schon mehr als drei Minuten zurück an sechster Stelle zwischen Italien und dem jungen Schweizer Team mit jeweils 20 Sekunden Abstand. Als dritte Läuferin zeigte Margrethe Bergane ein exzellentes Rennen mit Zeiten auf dem Niveau von Andersson, so dass sie zumindest die Italienerinnen wieder hinter sich ließ. Schlussläuferin Tiril Udnes Weng hielt Italien 15 Sekunden hinter sich und belegte mit einem Rückstand von 3:40 Minuten Rang fünf. Die Schweizerinnen Giuliana Werro, Désirée Steiner, Marina Kälin und bekamen es am Schluss noch mit den von hinten heranlaufenden Französinnen zu tun, die sie im Zielsprint um Platz sieben hinter sich ließen. Das zweite deutsche Team mit Lisa Lohmann, Verena Veit, Coletta Rydzek und Lena Keck belegte den neunten Platz und verwies zumindest Kanada dank guter Leistung von Lena Keck noch deutlich auf den zehnten Platz.

Schlickenrieder: „Zweiter Platz ist mehr als verdient!“

Der Jubel im deutschen Team und bei den Zuschauern in Oberhof war groß, als Victoria Carl den Rückstand noch stark verkürzen konnte, nachdem sie zunächst vorsichtig anging. „Man darf es hier echt nicht unterschätzen, das Rennen ist lang. Es ist an vielen Stellen relativ doller Gegenwind und da muss man einfach auch taktisch klug laufen und nicht zu viel auf einmal wollen. Ich denke, das habe ich heute ganz gut hinbekommen. Ich habe mich heute gut gefühlt, die Ski waren super, das sieht man auch am Endergebnis“, sagte Victoria Carl nach dem Rennen. „Ich würde sagen, das war heute mein bestes Rennen in Oberhof, aber mit gestern bin ich auch sehr zufrieden. Heute war auch ein Freistilrennen, was mit ja noch einen Ticken besser liegt als das Klassische, darum freue ich mich auf die nächsten Rennen.“ Frida Karlsson lobte später im Interview die Konkurrenz und nannte Katharina Hennig als die Läuferin mit der besten Technik. Darauf angesprochen meinte Hennig: „Oh, das ist natürlich eine Ehre, wenn sie das sagt, denn sie war heute in einer eigenen Liga. Ich bin super glücklich, dass wir heute abgeliefert haben und vor heimischem Publikum aufs Podest gelaufen sind. Jeder hat alles gegeben und eine super Performance abgeliefert und es ist etwas ganz Besonderes, vor heimischem Publikum aufs Podest zu laufen. Nicht nur gestern, sondern vor allem heute als Team. Es ist ein cooles Wochenende gewesen und wir hoffen, es war nicht das letzte Mal hier.“ Teamchef Peter Schlickenrieder war mit seinem gesamten Damen-Team überaus zufrieden, auch wenn es knapp nicht zum Sieg reichte. „Die Vici hat nicht locker gelassen. Wäre es noch eine Runde weiter gewesen, hätten wir gewonnen. Aber es sind 7,5 Kilometer, so ist es und drum denke ich, der zweite Platz ist mehr als verdient, den sie sich erkämpft haben. Schweden mit einer überragenden Frida Karlsson nicht zu schlagen, da hat gar kein Weg vorbei geführt. Aber wir sehen, was für ein Potential in dieser Mannschaft steckt. Auch in der zweiten Mannschaft haben wir gesehen, es sind starke Läuferinnen, die nachkommen“, lobte er.

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