Interview mit Hannes Dotzler und Jessica Müller: „Beim Radeln geh ich in den Windschatten“

Hannes Dotzler Jessica Müller © privat

Im Rahmen unserer Sommerinterview-Serie auf xc-ski.de haben wir uns mit Hannes Dotzler und Jessica Müller, dem derzeit wohl erfolgreichsten Langlauf-Paar Deutschlands, über die vergangene Saison, die Vorbereitung und den kommenden Winter unterhalten.

xc-ski.de: Hannes, das war heute denke ich ein ganz normaler Trainingstag für dich. Wie viele Stunden warst du aktiv und was ist so der maximale Umfang, den du an einem Tag schon mal absolviert hast?

Hannes Dotzler: Heute habe ich ca. 3,5 Stunden trainiert. Der maximale Umfang war eine 9-stündige Mountainbiketour zusammen mit Jessi.

xc-ski.de: Wie viel Überwindung steckt dahinter, wenn das Training mal keinen Spaß macht, trotzdem den Trainingsplan zu erfüllen? Oder ist das wie bei jedem anderen Job auch: Es muss einfach gemacht werden?

Hannes Dotzler: Ich denke es ist wie in jedem anderen Job und gehört einfach zur Routine, auch wenn es mal keinen Spaß macht. Aber das kommt zum Glück nicht allzu häufig vor, sonst hätte man den falschen Beruf gewählt.

xc-ski.de: Seit Mai war auch schon einiges los. Du warst mit dem Oberstdorfer Stützpunktteam am Stilfser Joch, die Schweizer haben euch in Oberstdorf zum Trainingslager besucht und ihr ward auch schon im Oberhofer Skitunnel. Was war bislang dein Highlight in der Vorbereitung?

Hannes Dotzler: Für mich sind jedes Jahr die Trainingslager am Stilfser Joch ein besonderes Highlight, weil es einfach Spaß bringt, bei sommerlichen Temperaturen teilweise sogar mit kurzer Hose langlaufen zu können. Außerdem freue ich mich immer, wenn ich im Sommer die Skiroller gegen Langlaufski tauschen kann.

xc-ski.de: Jessi, dass Hannes so viel unterwegs ist, ist natürlich für eine Beziehung nicht immer leicht. Wie viele Tage pro Woche seht ihr euch im Winter beziehungsweise im Sommer?

Jessica Müller: Also im Winter gibt es öfter 2-3 Wochen wo wir uns gar nicht sehen. Und dann sind es auch nur ein paar Tage bis er wieder unterwegs ist. Meistens reicht es gerade zum Wäsche waschen bis er wieder weg ist. Im April ist dann aber zum Glück der Ruhe-Monat, wo Hannes dann wieder daheim ist und auch meistens ein gemeinsamer Urlaub ansteht. Durch die Veränderungen in der diesjährigen Lehrgangsplanung ist Hannes auch im Sommer sehr viel daheim. Das ist natürlich schön wenn man dann wieder an den Winter denkt, wo er so viel weg ist

xc-ski.de: Könnt ihr bestimmte Trainingseinheiten auch gemeinsam absolvieren?

Jessica Müller: Ja auf jeden Fall. Eigentlich können wir jede Ausdauereinheit zusammen machen. Beim Radeln geh ich in den Windschatten, beim Rollern nehm ich nen schnelleren Roller und beim Joggen kann sich Hannes sehr gut meinem Tempo anpassen. 🙂

xc-ski.de: Nun warst du selbst auch im Continental Cup und einmal bei einem Weltcup am Start, absolvierst aber jetzt als Berufstätige Skimarathonrennen. Wie schwer war der Schritt vom Profi hin zum Hobbysportler?

Jessica Müller: Natürlich ist der Schritt vom Profi- zum Hobbysportler nicht ganz einfach. Dadurch dass ich aber mein Studium beendet hatte, hab ich mit meinem Beruf eine neue Herausforderung für mich gesehen. Dem Sport bin ich ja trotzdem noch treu geblieben. Und ich bin froh diesen Schritt gegangen zu sein.


xc-ski.de: Auf wie viele Trainingsstunden schaffst du es trotz Beruf pro Woche ungefähr?

Jessica Müller: Es ist unterschiedlich. Ich arbeite in einer Eventagentur und bin deshalb auch ab und zu unterwegs. Ich versuche mindestens 10 Stunden in der Woche zu schaffen. Mal sind es mehr und manchmal ein bisschen weniger.

xc-ski.de: Hannes, werfen wir kurz einen Blick zurück auf die vergangene Saison. Die war geprägt von vielen DNS (did not start) und weißen Flecken in der Ergebnisstatistik. In Lenzerheide warst du dafür als Zweiter zum ersten Mal auf dem Weltcup-Podium. Wie fällt dein Fazit aus?

Hannes Dotzler: Leider musste ich zu Beginn und am Ende der Saison krankheitsbedingt auf recht viele Starts verzichten. Mit meinen Leistungen im Januar und Februar war ich aber zufrieden und denke dass es vor allem in der Konstanz ein Fortschritt zur vorherigen Saison war.

xc-ski.de: Das Fazit wäre sicherlich positiver ausgefallen, hätte es mit der Medaille im Teamsprint von Sochi geklappt. Bist du darüber inzwischen hinweg oder kann man das nicht so schnell abhaken?

Hannes Dotzler: Natürlich versucht man die Sache so schnell wie möglich abzuhaken, es bringt ja wenig einer verlorenen Medaille nachzutrauern. Trotzdem wird einem die Situation häufig zurück ins Gedächtnis gerufen, vor allem weil man sehr oft darauf angesprochen wird. Da wird eine eigentlich gute Saison schnell auf diese eine Aktion reduziert.

xc-ski.de: Nun steht die kommende Saison vor der Tür. Welche Ziele hast du dir im Skimarathon gesteckt, Jessi? Wir erinnern nur an Platz zwei beim Gsieser Tal Lauf, beim König Ludwig Lauf und beim Ski-Trail in der letzten Saison!

Jessica Müller: Ich will auf jeden Fall an die Ergebnisse der letzten Jahre anknüpfen. Zuerst gilt es gesund zu bleiben und eine gute Vorbereitung zu haben. Dann sind auch in diesem Winter mit Sicherheit wieder gute Ergebnisse möglich. Mein Ziel ist es ein paar Top-10 Ergebnisse bei Worldloppets wie z.B. La Sgambeda und Dolomitenlauf zu erlaufen. Auch beim König Ludwig Lauf und im Gsies will ich an die vergangenen Jahre anknüpfen. Und am Ende des Winters steht dann noch der Höhepunkt des Winters auf dem Programm. Die Skimarathon-Europameisterschaft in Bodenmais am Bretterschachten. Dort hoffe ich auch vorne dabei zu sein.

xc-ski.de: Auf dich, Hannes, kommen mit der Tour de Ski und der WM in Falun zwei Highlights zu. Wie wirst du deine Prioritäten setzen?

Hannes Dotzler: Geplant ist es bei beiden Events an den Start zu gehen. Die letzten Jahre hat mir die Belastung durch die Tour de Ski immer einen kleinen Formschub gegeben, der dann bis zum Saisonhöhepunkt angehalten hat.

xc-ski.de: Wie liegen dir die Strecken in Falun, die ja in den letzten Jahren mehrmals abgeändert wurden und hast du dir schon ein Hauptrennen rausgepickt?

Hannes Dotzler: Zu den neuen Strecken kann ich leider nicht viel sagen, weil ich vergangene Saison erkältungsbedingt nicht nach Falun reisen konnte. Mein Hauptrennen wird der 50km Lauf sein, auch die Staffel ist ein schöner Wettkampf und sicherlich wichtig um uns in einem jungen deutschen Herrenteam neu zu finden und zusammenzuwachsen.

xc-ski.de: Leider gibt es keinen Mixed-Teamsprint für Paare. Habt ihr trotzdem schon mal einen Wettkampf im Team absolviert oder könntet ihr euch zum Beispiel einen Start bei der Transalp Challenge als Mixed-Team vorstellen?

Jessica Müller: Bisher haben wir leider noch keinen Wettkampf zusammen absolvieren können. Im Winter hat Hannes neben den Wettkämpfen einfach auch keine Zeit für sowas und wenn er Zeit hätte, sollte er sich für die anstehenden Weltcups vorbereiten. Da du die Transalp angesprochen hast: Die geht ja über mehrere Tage und ist mit dem Training eher nicht vereinbar. Aber vielleicht ist das ein Ziel, das man sich nach der sportlichen Karriere setzen kann. 🙂

xc-ski.de: Wir wünschen euch auf jeden Fall eine schöne gemeinsame Zeit und viel Erfolg in der kommenden Saison! Danke für das Interview!