Trainingsalltag: 24 Stunden im Leben von Evi Sachenbacher-Stehle

Evi Sachenbacher-Stehle © Felgenhauer/XC-Ski.de

Die Pulsuhr auf dem Nachttisch zeigt 22:30 Uhr. Ein langer Trainingstag in Ramsau am Dachstein geht zu Ende, der für Evi Sachenbacher-Stehle allerdings in den Jahren als Leistungssportlerin zur Gewohnheit geworden ist. 24 Stunden drehte sich alles fast ausschließlich um den Sport, den sie professionell betreibt. xc-ski.de durfte sie einen Tag lang dabei begleiten.

6:55 Uhr: Im ersten Stock des Blasbichlerhofs im österreichischen Ramsau klingelt der Wecker von Evi Sachenbacher-Stehle. Gemeinsam mit Zimmerkollegin Nicole Fessel schwingt sie sich aus dem Bett und macht sich bereit für das Frühstück.

7:00 Uhr: Nur fünf Minuten später betreten die beiden den Gastraum des Traditionsquartiers der DSV-Skilangläufer und bedienen sich am Frühstücksbuffet. Evi schaufelt Müsli in einen Suppenteller und weicht es in Joghurt ein. Während die Herren ihr Frühstück bereits beendet haben, stärken sich die Frauen in den nächsten 30 Minuten für den Tag.

7:30 Uhr: Die erste Mahlzeit des Tages ist eingenommen und es geht zurück aufs Zimmer. Es bleibt nicht viel Zeit, um sich in Trainingsbekleidung zu schmeißen und sich für die Abfahrt zum Gletscher vorzubereiten.

8:00 Uhr: Schnell noch die Ski aus dem Wachsraum geholt und im DSV-Bus verstaut, dann geht es los. Die Fahrt vom Dorf hinauf zur Talstation der Dachsteinbahn dauert zehn Minuten. Dort angekommen kämpft sich Evi vollbepackt die letzten Meter bis ins Gebäude, wo sich schon eine lange Schlange vor dem Zugang zur Gondel gebildet hat. Aber sie schafft es trotzdem, mit dem nächsten Schwung von 60 Athleten auf die Bergfahrt zu gehen. Wenige Minuten später tritt die zweimalige Olympiasiegerin auf 2.700 Metern ins Freie. Nach dem Anziehen der Handschuhe, dem nicht ungefährlichen Abstieg zur Loipe und dem Steigwachsen der Ski kann es endlich losgehen.

8:45 Uhr: Evi startet ihre erste Trainingseinheit des Tages. Es steht Ausdauer in klassischer Technik auf dem Plan. Man will die guten Klassikbedingungen noch möglichst lang ausnutzen, skaten kann man immer. Die Rundenlänge beträgt 7,5 Kilometer und die Strecke windet sich in Serpentinen über den Hallstädter Gletscher. Die Trainer und Betreuer verteilen sich auf der Loipe, während Evi die ersten Kilometer in Angriff nimmt. Bereits nach circa sechs Kilometern wartet Physiotherapeutin Christina mit dem Laktatmessgerät: Ein Piks ins Ohrläppchen, ein Tropfen Blut auf den Teststreifen und eine Minute später steht das Ergebnis fest. Der Wert ist okay, das heißt, Evi trainiert im angestrebten Intensitätsbereich. Nur eine Serpentine später steht Wissenschaftler Axel mit der Videokamera. Er filmt die Ausführung der Technik für eine Analyse am Abend. Schließlich wird Evi noch eine Zeit lang von Janko Neuber begleitet. Der Trainer der Damenmannschaft verschafft sich einen eigenen Eindruck vom Laufstil seines Schützlings und folgt ihr selbst auf Skiern. So werden die zwei Stunden auf Schnee ziemlich kurzweilig und um 10:45 Uhr ist die Einheit beendet. Allerdings warten nun noch einige Höhenmeter auf dem Rückweg zur Bergstation der Dachsteinbahn, das Umziehen und erneutes Anstehen am Einlass zur Gondel auf Evi.

11:20 Uhr: Die Gondel setzt sich in Bewegung und läutet damit den Rückweg zur Unterkunft ein. Dort werden die Ski wieder im Wachsraum verstaut und die nassen Klamotten zum Trocknen aufgehängt.


12:00 Uhr: Zu Mittag tischt Monika, die Chefin am Blasbichlerhof, Lachs und Salzkartoffeln auf. Evi lässt es sich schmecken und auch die anderen Damen füllen verbrauchte Energiereserven wieder auf.

13:00 Uhr: Nach dem Essen beginnt die Mittagsruhe. Bis circa 15 Uhr ist nun Zeit, sich von der Vormittagseinheit zu erholen. Evi und Nicole legen sich ins Bett und sind bald eingeschlafen. Schließlich regeneriert sich der Körper so am besten.

15:00 Uhr: Der Wecker klingelt zum zweiten Mal an diesem Tag. Jetzt heißt es, sich für einen Crosslauf und das anschließende Krafttraining herzurichten.

15:30 Uhr: Während die Trainer mit dem Bus Wechselklamotten zum Kraftraum im Zentrum von Ramsau bringen, läuft Evi mit den anderen DSV-Damen zu Fuß dorthin. So sparen sie sich das Aufwärmen.

16:00 Uhr: Im Sportzentrum angekommen, wo im Untergeschoss auch ein großes Rollerlaufband steht, erklärt Janko im Obergeschoss die einzelnen Übungen der Trainingseinheit. Die Mädels gehen immer paarweise an eine Station und absolvieren dort eine Kraftausdauer- und eine Stabilitätsübung. Nach vier Durchgängen geht es zur nächsten Station. Der Belegungsplan des Kraftraums ist im Oktober vollgefüllt und so warten nach einer Stunde mit Petra Majdic und Justyna Kowalczyk bereits zwei weitere Stars darauf, an die Geräte zu dürfen.

17:00 Uhr: Für Evi und das Damenteam steht nun noch eine Stunde Volleyball in der kleinen Mehrzweckhalle auf dem Programm. Auch die Trainer, Physio Christina und Wissenschaftler Alex spielen mit. Dafür entfällt aufgrund des nasskalten Wetters das nach Hause laufen und alle steigen in den Kleinbus ein.

18:30 Uhr: Wieder bleibt nicht viel Zeit bis zum nächsten Fixpunkt im Tagesablauf. Nach einer schnellen Dusche wartet das Abendessen auf die hungrigen Athletinnen. Es gibt Nudeln in verschiedensten Zubereitungsformen und Salat. Evi nimmt sich eine große Portion und gönnt sich auch noch Grießbrei als Nachtisch.

19:30 Uhr: Wer denkt, das Tagwerk sei nun vollbracht, der irrt. Im Trainingslager müssen die Kaderathleten ihre Ski nämlich selbst präparieren. Und so entfernt Evi Klister vom Klassik-Ski und wachst ein Paar ihrer Skating-Ski mit Gleitwachs ein.

20:00 Uhr: Während in der ARD die Tagesschau läuft sitzen auch die DSV-Athletinnen vor dem Fernseher. Allerdings flimmern dort nicht die neuesten Weltnachrichten über den Bildschirm, sondern die Videoaufnahmen vom Vormittag. Janko und Co-Trainer Stefan Dotzler geben Hinweise zur Verbesserung der Technik, die dann am nächsten Tag in die Tat umgesetzt werden sollen.

21:00 Uhr: Zum Abschluss des Tagesprogramms wartet nun meist noch eine Massage oder Gymnastik auf Evi. Heute bleibt dagegen etwas mehr Zeit, um mit Ehemann Johannes in der Heimat zu skypen. Seit sieben Uhr ist sie nun auf den Beinen und zum ersten Mal an diesem Tag frei von Zeitdruck.

22:30 Uhr: Die Lichter im ersten Stock gehen aus. Nach 15,5 Stunden seit dem Aufwachen und fast fünf Stunden Training ist das Tagwerk vollbracht. Es folgen 8,5 Stunden Schlaf, ehe der Wecker Evi erneut unermüdlich zum Aufstehen ruft und der ganze Ablauf von vorne beginnt.