Kaiser Maximilian Lauf: Ein Wintermärchen in Seefeld

Sigrun Hannes © Sigrun Hannes

Zwei Mal Wildmoos und zurück – so lässt sich die Herausforderung des heutigen Tages schnell auf den Punkt bringen. Meterhohe Schneewände türmen sich in der WM-Arena in Seefeld auf. Die Olympiaregion hat alle Hände voll zu tun, die weiße Pracht in Griff zu bekommen. Die Strecke wird aufgrund der höchsten Lawinenwarnstufe von 60 auf 40 Kilometer verkürzt.

Nur knapp 100 Läufer stürzen sich am heutigen Sonntag mit mir ins weiße Vergnügen. Ich hatte den Lauf im letzten Jahr bei Sonne pur kennen und lieben gelernt. Heute stelle ich fest: Es hat nicht an der Sonne gelegen, dass ich beim Kaiser Maximilian Lauf so großen Spaß habe. Es muss eine andere Faszination sein, die mir hier das Herz immer wieder auf’s Neue höher schlagen lässt. Heute bei nicht allzu schnellen Bedingungen und noch wenigen Trainingskilomtern, mit einem dafür überragenden Ski am Fuss (Danke HWK und Reini), nehme ich mir am Morgen vor, es heute entspannt anzugehen. Doch wieder stelle ich fest: Der Anstieg zur Wildmoosalm hinauf ist und bleibt hart. Und spätestens nach der dritten Kehre kann von „entspannt“ keine Rede mehr sein. Am Lottensee angekommen, läuft es schon wieder besser. Es sind diese kleinen, erholsamen Passagen, für die ich immer wieder dankbar bin. Da heißt es schnell wieder ein paar Kraftkörner zu tanken, bevor der nächste steile Anstieg lauert. Doch dann ist der höchste Punkt erreicht und hinab geht’s durch den tiefverschneiten Wald nach Leutasch.

Den Sturz vom letzten Jahr spare ich mir dieses Mal und freue mich insgeheim darüber, dass die Strecke schon beim Leutasch-Bad dreht. 20 Extra-Kilometer, die es auf der Originalstrecke noch durch die Leutasch zu absolvieren gilt, bleiben uns heute erspart. Mir haben sie nicht gefehlt! Nachdem ich zwischenzeitlich auf Rang vier gelegen hatte, kann ich im Verlauf des Rennens auf den dritten Platz bei den Damen vorrücken. Wildmoos 2.0 nehme ich entsprechend euphorisch in Angriff und lasse mich auch vom starken Schneefall, der inzwischen wieder eingesetzt hat, nicht aus der Fassung bringen. Die Strecke ist mir glücklicherweise bekannt und so reicht ein kleines Blickfenster im weißen Flockenwirbel aus, um die Kurvenlage grob abzuschätzen. Zackig geht es hinunter und schon ist das WM-Stadion in Sichtweite. Sigrid Mutscheller und Nicole Donzallaz haben das Ziel bereits erreicht (Herzlichen Glückwunsch an die beiden!), als ich nach 2:16:57h glücklich die Ziellinie überquere.

Natürlich ist der Klassiklauf, der samstags im Rahmen der Ski Classics Serie ausgetragen wird, das Highlight des Wochenendes. Für mich ist und bleibt der Skatingwettbewerb beim Kaiser Maximilian jedoch der persönliche Saison-Liebling. In diesem Sinne freue ich mich schon heute auf den Start 2020. Sonne, Schneesturm, Kälte oder nichts von alledem- es wird so oder so wieder ein traumhafter Lauf.