La Diagonela

Josef Windorfer © Josef Windorfer

Beflügelt vom Kaiser Maximilian Lauf reiste ich selbstbewusst zum La Diagonela an. Die Vorzeichen standen nicht schlecht, als sich beim Skitesten die Spur, trotz Neuschnee, als schnell herausstellte. Wie so oft ist es dann aber am Renntag anders. Über Nacht hatte es nochmals Neuschnee gegeben, es war nun deutlich stumpfer. Naja, dann wird es eben etwas härter, schließlich muss jeder mit den Verhätnissen klar kommen. Nur keine Unsicherheit aufkommen lassen.

Vom Start kam ich sehr gut weg, merkte aber, dass meine Skier gerade mal so mit den Diagonalläufern mithalten konnten. Schnell war klar, dass es außerhalb der Spur schneller war. Das merkte nicht nur ich und so reihten sich die Läufer auf wie an einer Perlenschnur. Die erste Phase lief dann richtig gut, geht doch, dachte ich. Bis ich das erste mal aus meiner Trinkblase einen Schluck zu mir nehmen wollte.

Aufgrund der Kälte verlegte ich den Trinkschlauch unter den Rennanzug und auch etwas anders als in Seefeld. Dadurch schob sich der Schlauch in der Isolierung soweit zurück, dass ich nicht mehr an das Mundstück kam. Nachdem ich immer wieder versuchte trotzdem ran zu kommen, war es nach ca. einer Stunde an der Zeit die Reißleine zu ziehen und alles neu anzulegen. Natürlich versuchte ich das ganze während der Fahrt abzuwickeln. In der Hektik löste sich aber der Schlauch an der Blase. Das Kupplungsstück blieb dran, so dass mir der halbe Beutel in meinen rechten Schuh lief. Nun war schnelle Reaktion gefragt. Ich hielt an, fixierte wieder alles und verlegte den Schlauch wie gewohnt. Soweit so gut, also weiter. Ich erblickte vor mir Teamkollege Michael. Mittlerweile befanden wir uns an den ersten steileren Anstiegen des Rennens. Ich wollte Kontakt zu Michael herzustellen. Ich kam auch immer etwas näher, verschoss aber richtig viel Energie mit der Aktion. Zudem rutschte der Trinkschlauch immer wieder aus der weit ausgeschnittenen Startnummer heraus. So legte ich kurz vor St. Moritz nochmal einen Stop ein und befestigte alles sauber. Mittlerweile lief dann auch Teamkollege Tobi an mir vorbei.

Die nette Ortschaft St. Moritz im Blick, überlegte ich was ich mit dem angebrochenen, verkorksten Rennen anstellen soll. Eigentlich wars gelaufen, aber Rennen ist eben Rennen und so hielt ich weiter drauf. Zwischendurch konnte ich Tobi wieder überlaufen. Die Harakiri-Aktion ging dann bis kurz vor Pontresina gut. In der abschüssigen Passage musste ich dann den Preis bezahlen und ging langsam aber sicher blau. Im Langlaufstadion Pontresina hatte sich das Starterfeld für den La Pacifica schon positioniert. Ihr Start stand unmittelbar bevor. Das schmeckte mir jetzt überhaupt nicht. Ich schon angeknockt schossen die Läufer nur so an mir vorbei. Normalerweise fange ich mich zwischendurch wieder, wenn ich mich verpflege und das Tempo etwas rausnehme. Leider wurde es immer schlimmer und so hangelte ich mich weiter bis nach Zuoz. Am Parkplatz machte ich schon mein Auto aus, es war zu verlockend einfach abzudrehen und die Heimreise anzutreten. Aber was ein echter Langläufer ist, fährt sein Rennen zu Ende, auch wenn es noch so schwer ist.

Den Kirchturm von Zuoz im Blick, schob ich durchs Langlaufstadion Zuoz, wo kurz vorher das Rennen La Cuorta gestartet wurde. Gemeinsam durften wir uns an der letzten Passage versuchen. Diese wurde mir von Teamkollege Flo als sehr unangenehm beschrieben, leider behielt er recht. Die Wiesenschleife mit den vier Anstiegen ist normalerweise machbar, aber in meinem Zustand ein echter Kraftakt. Ich schaffte es trotzdem irgendwie auf den letzten Anstieg in den Ort hinein. Hier konnte mich dann Tobi nochmal einholen. Meine Prioriät lag zu diesem Zeitpunkt nur darin, mich irgendwie über die Ziellinie zu bringen. Die Zeit erschien wie eine Ewigkeit. Über ein paar enge Gassen ging es dann ins Zentrum von Zuoz (endlich) ins Ziel.

Ich denke an diesem Tag kam vieles zusammen. Da es erst das zweite Rennen mit der Trinkblase war, hacke ich es einfach als Erfahrungsgewinn ab. Belastungstechnisch werde ich aus dem Rennen keine Schlüsse ziehen. Es war eine Frage der Zeit, dass es mich bei der Aufholjagt gepaart mit der Höhenlage irgendwann zerreißt. Vielleicht hatte ich das harte Seefeld-Rennen auch noch in den Armen. Letztendlich nehme ich die positive Atmosphäre aus dem Rennen und der Gegend mit und lege erst mal wieder eine intensivere Trainingsphase ein, um im Februar wieder anzugreifen.