Interview mit Johannes Dürr: „Da habe ich attackiert und gehofft ihn damit abhängen zu können“

Johannes Dürr © Felgenhauer/NordicFocus

Nach seinem dritten Platz in der Gesamtwertung der Tour de Ski hat FIS Cross Country sich mit dem Österreicher Johannes Dürr unterhalten und ihn zu seinem erfolgreichen Abschneiden befragt.

Du hattest die schnellste Zeit hinauf zur Alpe Cermis, die dir Platz drei in der Gesamtwertung eingebracht hat. Das war dein Tag, oder?
Ja, das war wirklich ein großartiger Tag für mich. Ich wusste, dass der Anstieg perfekt für meine Stärken ist und ich habe richtig Gas gegeben. Ich kann es nicht glauben, dass ich hier bei der Tour de Ski auf dem Podium stehe. Das Endergebnis ist wie ein Schock und die ganze Aufmerksamkeit kommt jetzt so schnell.

Während der 5. Etappe der Tour de Ski, dem Rennen von Cortina nach Toblach bist du von Platz 34 in die erste Verfolgergruppe gelaufen und bist als Sechster ins Ziel gekommen. Hast du zu diesem Zeitpunkt begonnen daran zu denken, dass es möglich ist auf der Alpe Cermis auf dem Podium zu stehen?
Nach dem gestrigen Wettkampf (Anm. d. Red.: Etappe 6, 10km KT) habe ich auf die Startliste für heute geschaut und ich habe gedacht, dass ich eine Außenseiterchance auf das Podium habe. Ich wusste, ich brauche eine perfekte Leistung und perfekte Ski. Ich hatte perfekte Ski heute. Ich hatte sehr gute Ski während der gesamten Tour, so danke an das österreichische Wachsteam. Ich habe einfach alles gegeben und bin volle Geschwindigkeit am Anstieg gelaufen.

Was war dein Schwerpunkt für diese Saison?
Der Schwerpunkt sind natürlich die Olympischen Spiele. Das ist das Größte in Sachen Sport für Athleten. Sie finden nur alle vier Jahre statt, deswegen sind sie etwas besonderes. In Sochi werde ich mich auf den Skiathlon und das 50 Kilometer Rennen konzentrieren. Die Tour ist auch sehr wichtig im Skilanglauf, deswegen war sie auch ein Ziel für mich. Aber im Moment schaue ich nicht nach Sochi. Ich bin hier und genieße alles auf der Alpe Cermis. Ich brauche noch ein paar Tage, um zu realisieren, was hier gerade passiert ist und dann werde ich meine Vorbereitung auf die Olympischen Spiele beginnen.

Es braucht einen kompletten Skilangläufer, um es auf das Podium der Tour de Ski zu schaffen.
Ja, da stimme ich zu, mit der Ausnahme, dass ich kein starker Sprinter bin. Ich mache, was ich kann. Klassik kann gut gehen, wie es gestern über zehn Kilometer war. Aber wenn ich in guter Form bin, dann bin ich konkurrenzfähig im Skaten.

Du warst der einzige Langläufer, der die Dominanz des norwegischen Teams durchbrechen konnte. Sie haben das Damen-Podium besetzt und auch so ausgesehen, als ob sie es bei den Herren genauso machen könnten, bis du Petter Northug am Anstieg überholt hast.
Ja, das war etwas besonderes für mich. In der Lage zu sein, dieser Tour etwas Farbe zu geben ist ein überwältigendes Gefühl. Ich wusste nicht, ob ich Northug einholen könnte und ich wusste bis zur Ziellinie nicht, ob ich ihn schlagen könnte. Ich habe gedacht, ich hätte ihn zu spät eingeholt. Es war das fast flache Stück ganz oben und ich habe gedacht, dass er mir folgen und mich im Ziel übersprinten könnte. Aber es war noch ein kleiner Abschnitt übrig, der etwas steiler war und da habe ich attackiert und gehofft ihn damit abhängen zu können. Und es hat funktioniert.

Was bedeutet das für Skilanglauf in Österreich?
Ich glaube, dass Skilanglauf-Österreich heute glücklich ist. Ich hoffe, dass das heute Ergebnis die Aufmerksamkeit für Skilanglauf zuhause steigert. Es wäre perfekt für die Tour, wenn sie in Österreich Station machen würde. Auf der Karte ist das kein Problem, denke ich. Wir haben viele großartige Orte, die Gastgeber sein könnten, wie Seefeld oder Ramsau und viele andere.

Quelle: www.fis-ski.com