Interview mit Lukas Bauer: „Die Tour wird geliebt und gehasst zugleich“

Lukas Bauer © NordicFocus/www.nordicfocus.com

Im Interview für die FIS Langlaufnews stand Lukas Bauer Rede und Antwort zur Tour de Ski und seinen ganz speziellen Eindrücken von diesem Etappenrennen.

Von heute an sind es nur noch 100 Tage bis zur Viessmann FIS Tour de Ski performance by Craft Sportswear. Ist sie für dich schon nahe oder noch weit weg?

Lukas Bauer: Wie man weiß, schaue ich immer nach vorne auf den Start der Weltcupsaison, wenn der Rennzirkus wieder unterwegs ist. Aus dieser Perspektive ist die Tour de Ski schon nahe und das motiviert mich sehr. Trotzdem gibt es noch viel zu tun, viele Trainingseinheiten müssen noch absolviert werden, um in der besten Form zu sein und die Besten herauszufordern.

Du hast die Tour de Ski zweimal gewonnen. Was bedeutet dir das?

Lukas Bauer: Jedes Jahr ist die Tour de Ski der erste Saisonhöhepunkt und so wird es auch nächste Saison sein. Mein erster Sieg war einmalig. Nicht nur weil es der Erste war, sondern auch weil ich den Großteil der Tour dominiert habe. Im Anschluss habe ich festgestellt, dass ich mich darüber nicht so gefreut habe, wie ich sollte. Die Pressekonferenz nach dem Zieleinlauf, der Weg zurück nach Hause, alles passierte so schnell. Im nächsten Jahr hatte ich Probleme mit meiner Gesundheit und das große Verlangen: Man, ich will das noch einmal gewinnen. Ich will noch einmal auf der Alpe Cermis als Sieger ankommen. Ich habe es letztes Jahr geschafft und es viel mehr genossen, als beim ersten Mal. Vielleicht ging mir die Tour gerade wegen diesem Erlebnis unter die Haut und es ist ein Erlebnis ähnlich wie eine Weltmeisterschaft oder Olympische Spiele.

Stimmst du dein Training auf die Tour de ski ab?

Lukas Bauer: Ich denke nicht. Ich trainiere, um während der ganzen Saison eine gute Leistung abzuliefern. Ich habe nie trainiert, auf die Alpe Cermis zu laufen. Einmal im Jahr ist das genug.

Was ist so speziell an der Tour de Ski? Wo ist der Unterschied zu Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen, wo man ja auch viele Rennen in wenigen Tagen bestreitet?

Lukas Bauer: Zu allererst ist es die Logistik, die nicht nur die Athleten, sondern insbesondere die Serviceleute fordert. Die Jungs müssen alles gleich nach dem Rennen einpacken und losfahren. Wenn sie am nächsten Etappenort eintreffen, müssen sie die Wachskabine einrichten. Wenn wir, die Athleten, zum Training oder Rennen kommen, müssen sie bereit sein. Für sie ist die Tour de Ski anstrengender, als für uns. Guter Service ist neben deiner Form ein Schlüssel zum Erfolg. Anders als bei Weltmeisterschaften, wo eine große Einzelleistung eine Medaille bedeutet, ist sie bei der Tour de Ski nur ein kleiner Schritt zum Sieg. Ein schlechtes Ergebnis am nächsten Tag kann alles zunichte machen.

Die diesjährige Ausgabe wird kompakter sein, was das Reisen betrifft. Wie schwierig ist es für einen Athleten damit umzugehen?

Lukas Bauer: Das Reisen ist eine Erschwerung und jeder Athlet geht damit auf seine eigene Art um. Einige benutzen Wohnwagen, für angenehmeres Reisen. Das Reisen hat mir nie Probleme bereitet und es macht die Tour, wie ich meine, speziell und unterscheidet sie von anderen Rennen. Es testet Athleten und ihre Teams von allen Seiten.

Wie hat sich die Tour de Ski auf den Skilanglauf ausgewirkt?

Lukas Bauer: Ohne Zweifel hat die Tour de ski viel bewirkt. Die Tour hat die Einschaltquoten und das Interesse an unserem Sport erhöht. Man kann über Bonus Punkte diskutieren, aber jeder Athlet hätte da wahrscheinlich eine eigene Meinung. Wir werden sehen, wie sich andere Etappenrennen auf die Tour de Ski auswirken, ob sie so einzigartig und speziell bleibt. Eine Sache ist klar: Jeder freut sich auf die Tour, aber auf der Alpe Cermis sind wir froh, dass sie vorbei ist. Die Tour de Ski wird einfach geliebt und gehasst zugleich.

Quelle: www.fiscrosscountry.com