Stimmen der Athleten zum Saisonende: Cologna, Northug, Bjoergen, Johaug, Fessel …

Marit Bjoergen © Felgenhauer/NordicFocus

Das letzte Weltcuprennen der Saison ist absolviert, der letzte Meter gelaufen, die letzten Kräfte aufgebraucht. Der Holmenkollen bot als letzte Station des Weltcupzirkus noch einmal alles was das Langlaufherz begehrt: Strahlender Sonnenschein, unglaubliche Stimmung, spannende Wettkämpfe und – wie nicht anders zu erwarten war im Ursprungsland des Langlaufsports – norwegische Triumphe. Wir haben uns vor Ort bei den Sportlern umgehört, wie sie ihre Saison resümieren und wie froh sie jetzt sind, dass es erst mal vorbei ist.

Sjur Roethe

xc-ski.de: Sjur, beeindruckende Leistung heute, Gratulation. Nach der Ziellinie hast du Dario Cologna gefragt, wer gewonnen hat. Wie waren diese Sekunden für dich, als du noch nicht sicher warst, dass du der Sieger bist?

Sjur Roethe: Ja also ich war schon zufrieden, dass ich ein gutes Rennen und einen guten Sprint abgeliefert habe. Aber natürlich wollte ich gewinnen und ich war ein bisschen nervös, dass er vor mir gewesen sein könnte, weil er mit einer hohen Geschwindigkeit von hinten gekommen ist.

xc-ski.de: Im Sommer hast du dir vorgenommen den 50er bei der WM in Falun zu deinem Rennen zu machen. Jetzt hat es dort ja nicht geklappt, dafür jetzt, zwei Wochen später. Bist du jetzt doch noch zufrieden?

Sjur Roethe: Ich wäre natürlich gerne besser gewesen in Falun aber man kann halt nicht immer in der besten Verfassung sein. Aber schlussendlich habe ich doch noch mein Rennen bekommen!

Dario Cologna

xc-ski.de: Dario, in einem Herzschlagfinale hast du heute den 2. Platz erreicht und damit auch Northug im Gesamtweltcup überholt und diesen ebenfalls auf dem 2. Platz beendet. Welcher 2. Platz ist im Moment schöner?

Dario Cologna: Ja also im Moment ist es das Rennen. Hier am Holmenkollen, das super Wetter, absolut tolle Atmosphäre, super Rennen, hat Spaß gemacht. Aber schade, dass es am Ende nicht ganz gereicht hat.

xc-ski.de: Im Ziel hat dich Sjur Roethe gefragt, wer denn gewonnen hat. Hast du gewusst, dass er gewonnen hat?

Dario Cologna: Ja meistens spürt man es ja schon wer vorne ist. Ich hab’s mir schon gedacht. Habe zwar einen guten Ausfallschritt gemacht aber leider hat es nicht ganz geklappt, waren ja nur ein paar Millimeter. Schade, aber ich werde es weiterhin versuchen einen 50er zu gewinnen.

Petter Northug

xc-ski.de: Petter, 39. Platz und fast 8 Minuten Rückstand, das war nicht dein bestes Rennen heute, was war das Problem?

Petter Northug: Hm, ich hatte kein Problem, ich hatte eine gute Zeit da draußen. War ein spaßiges Rennen für mich und ich bin auch damit zufrieden. War einfach ein schöner Weltcup in Norwegen.

Martin Sundby

xc-ski.de: Gestamtweltcupsieger! Schon wieder! Wie fühlt sich’s an? Wie bist du mit der gesamten Saison zufrieden?

Martin Sundby: Ich hatte drei große Ziele diese Saison: Die Tour, die WM und den Gesamtweltcup. Falun ist nicht gut gelaufen für mich, aber es ist auf jeden Fall zufriedenstellend, zwei der drei Ziele zu erreichen.

xc-ski.de: Wie war das heutige Rennen für dich?

Martin Sundby: Ja es war super, besser als erwartet. Wir hatten ein ziemlich hohes Tempo das gesamte Rennen über und ich fühlte mich sehr gut. Es war ein bisschen schwierig, die richtigen Ski zu finden heute aber meine haben sich gut angefühlt. Natürlich wurde ich dann müde in der letzten Runde aber ich hab den 3. Platz ins Ziel gerettet und bin zufrieden.

xc-ski.de: Und jetzt? Die Saison ist aus, was machst du heute Abend?

Martin Sundby: (lacht) Ich glaube wir werden uns einen Burger genehmigen und dazu vielleicht etwas zu trinken!

xc-ski.de: Viel Spaß dabei, danke!

Lucas Bögl

xc-ski.de: Lucas, letzter Platz. Sicherlich nicht zufriedenstellend. Was sagst du, wie war dein Rennen?

Lucas Bögl: Natürlich bin ich nicht zufrieden. Es ist wahnsinnig schön hier zu laufen, traumhaft, das ist einfach unschlagbar. Die Leute feuern dich beim Namen an, rufen „Deutschland“ und jedes deutsche Wort, dass sie irgendwie kennen. Einer hat zum Beispiel „Zahnstocher“ gerufen. Aber natürlich will man auch was zeigen. Ich kann mehr, das weiß ich, ich habe einen höheren Anspruch. Aber das ist der Holmenkollen, da gibt man nicht auf. Es ist ein Privileg hier zu laufen und dann hat man das Rennen auch zu Ende zu bringen, was anderes gehört sich nicht.

xc-ski.de: Was steht heute Abend zum Saisonabschluss noch an?

Lucas Bögl: Vielleicht irgendwo ein Bierchen, aber mehr brauch ich dann eh nicht mehr nach diesem Rennen!

Teresa Stadlober

xc-ski.de: Theresa, alle Athletinnen schwärmen von der Stimmung hier, hast du dein Rennen genossen? Erzähl uns, wie für dich das Saisonabschlussrennen war!

Teresa Stadlober: Brutal hart! Es war von Anfang an ein Kampf, ich bin nie wirklich reingekommen und hab immer nur geschaut, dass ich den Anschluss nicht verliere. Dann hat sich eine gute Gruppe gebildet, aber ich war immer am Schluss und habe immer schauen müssen, dass ich nicht abfalle, hart wars.

xc-ski.de: Aber mit der Saison bist du trotzdem zufrieden?

Teresa Stadlober: Ja sehr zufrieden. Besser als erwartet, mit dem 6. Platz in Val die Fiemme habe ich nicht gerechnet und generell habe ich bei vielen Rennen punkten können. Also besser als erhofft.

Claudia Nystad

xc-ski.de: Claudia, jetzt ist es vorbei. Wie hat sich das letzte Rennen deiner Karriere angefühlt?

Claudia Nystad: Es hat sich angefühlt, als wäre das der vollkommene Abschied. Ich wollte ja 2010 schon aufhören, aber jetzt habe ich doch diese Saison nochmal alles erlebt, von einem Sturz, nach dem ich ohnmächtig war, bis zu diesem würdevollen Abschied hier. Man sagt ja, dass man einen 30er nicht genießen kann, weil man ja komplett am Ende läuft, aber in der letzten Runde haben mir die Fans Schokolade und Getränke gegeben, die Serviceleute haben abgeklatscht, es war einfach wunderschön.

xc-ski.de: Wie hat es sich angefühlt als die Menschenmenge im Stadion einstimmig „Claudia“ gerufen hat?

Claudia Nystad: Ja das hat der Moderator schon einmal im Durchlauf angesteuert und jetzt im Ziel nochmal und einer hat mir die deutsche Fahne geschenkt und ja es war echt schön, das war sogar einer meiner schönsten Zieleinläufe, weil bei den anderen musste ich immer kämpfen aber heute nicht. Ich mein, ich hab schon gekämpft, dass ich nicht aufgebe, aber ich hab´s geschafft, auf den letzten Drücker!

Nicole Fessel

xc-ski.de: Nicole, das ganze Rennen über hast du dich mit den Norwegerinnen duelliert und hast es als beste Nichtskandinavierin beendet, wie schwer war es für dich, sich in dieser norwegischen Übermacht durchzukämpfen?

Nicole Fessel: Ja das ist das ganze Jahr über das gleiche, in jedem Wettkampf, sie sind wirklich so stark und das bewundere ich sehr. Die geben vom ersten Meter an Druck bis zum Ende hin. Ich versuche immer nur dagegen anzukämpfen, aber es ist sehr schwer, weil es einfach so viele sind.

xc-ski.de: Trotzdem zufrieden?

Nicole Fessel: Ja, wahnsinnig. Es macht Spaß hier zu laufen, es macht Laune, als Langläufer hier zu sein und zu genießen. Es ist einfach schön hier den letzten Wettkampf der Saison zu haben.

Therese Johaug

xc-ski.de: Therese, Gratulation zu deiner super Leistung. Zweiter Platz hinter der weltbesten Langläuferin. Lange Zeit seid ihr gemeinsam gelaufen, was machte am Ende den Unterschied aus zwischen dir und Marit Björgen?

Therese Johaug: Marit hat einfach ein unglaublich hohes Tempo am Ende eines Rennens und so hatte sie eine Lücke zwischen uns am letzten Stieg aufgerissen. Ich habe es versucht, dran zu bleiben, aber sie war einfach besser als ich. Ich hab versucht mein Bestes zu geben, aber ich war ein bisschen krank in den letzten Tagen und ich habe gemerkt, dass ich meine Topform von Falun nicht hatte. Trotzdem war es ein gutes Rennen.

xc-ski.de: Also auch mit dem zweiten Platz zufrieden?

Therese Johaug: Ja natürlich. Es war ein super Tag: Tolle Atmosphäre, super Wetter, all die Leute die hier heraufkommen, um uns anzufeuern… Es ist einfach wunderbar die Saison am Holmenkollen zu beenden.

xc-ski.de: Schlussendlich hast du heute auch noch Heidi Weng in der Gesamtweltcupwertung überholt und dir den zweiten Platz gesichert. Hat der Gesamtweltcup mitgespielt in deiner Renntaktik heute? Hast du während des Rennens daran gedacht?

Therese Johaug: Ja ich wusste, dass es ein harter Kampf mit Heidi werden würde und sie hatte ja ein paar Punkte Vorsprung, aber ich habe einfach versucht, alle Punkte zu bekommen, die ich kriegen konnte und so bin ich jetzt auch sehr glücklich über diesen 2. Platz. Aber jetzt ist es auch mal gut, dass die Saison vorbei ist und wir Ferien machen können!

Marit Bjoergen

xc-ski.de: Gratulation Mrs. Queen of Holmenkollen! Was machte dich heute besser als Therese?

Marit Bjoergen: Heute war es sicher mein Finish, ich bin eine Sprinterin. Es war wirklich hart während des Rennens. In der zweiten Runde am höchsten Punkt, konnte Therese eine Lücke zwischen uns bringen, aber zum Glück nicht zu groß, so dass ich sie wieder einholen konnte und dann konnte Therese nicht mehr so ein hohes Tempo gehen wie davor und da wusste ich dann, dass ich heute gewinnen kann.

xc-ski.de: Deine Saison war wirklich außerordentlich gut. Gesamtweltcupsiegerin, Tour de Ski, Gold in Falun. Aber gibt es trotzdem Ziele, die du nicht erreicht hast?

Marit Bjoergen: Ja es war eine unglaubliche Saison, aber der Duathlon in Falun wäre ein Ziel gewesen, das ich nicht erreicht habe. Außerdem wollte ich Therese beim WM-30er fordern und das hat auch nicht geklappt. Also es gibt Ziele die ich nicht erreicht habe, aber ich habe alle drei Cups (Anm.: Sprint-, Distanz- und Gesamtweltcup), Gold bei der WM und die Tour also bin ich sehr glücklich.

xc-ski.de: Und jetzt?

Marit Bjoergen: Jetzt steht Ski for fun an. Entspannen und dann noch die nationalen Meisterschaften in zwei Wochen. Aber jetzt steht Relaxen im Vordergrund, um neue Kraft zu schöpfen.