Biathlon WM 2024: Johannes Thingnes Boe verteidigt WM-Titel in der Verfolgung

Johannes Thingnes Boe (NOR) © Thibaut/NordicFocus

Johannes Thingnes Boe holt sich Gold in der Verfolgung bei der Biathlon Weltmeisterschaft in Nove Mesto na Morave und verteidigte damit seinen Titel aus Oberhof im Vorjahr. Beim norwegischen Fünffacherfolg war die Ausgangssituation der vier deutschen Starter nicht erfolgversprechend und jegliche Chance auf eine Top-10-Platzierung wurde am Schießstand vergeben. 

Ausverkaufte Vysocina-Arena

Sturla Holm Laegreid (NOR) © Manzoni/NordicFocus

Sturla Hom Laegreid war der Gejagte in der Verfolgung bei den Welttitelkämpfen in Nove Mesto na Morave. Mit einer Energieleistung hat er im Sprint auf der Schlussrunde seinen Teamkameraden Johannes Thingnes Boe bezwungen, der mit Silber nicht wirklich zufrieden war. Vergangenes Jahr in Oberhof war er der Sieger vor seinem Bruder Tarjei und Laegreid gewann Bronze. Neben der Lauf- und Schießleistung spielt das Material bei den frühlingshaften Temperaturen eine große Rolle und das deutsche Herrenteam mit Benedikt Doll als Bestem auf Rang 13 zeigte sich nach dem Sprint enttäuscht und auch etwas ratlos. Der Rückstand von Doll auf den siegreichen Norweger betrug 1:41 Minuten. Obwohl der Regen während des ganzen Tages nur zeitweise vor der Vysocina-Arena in Nove Mesto Halt machte, waren die Zuschauer in Scharen gekommen und der Veranstalter meldete volles Haus und ausverkauft.

 

Johannes Thingnes Boe geht sofort auf Angriff

Johannes Thingnes Boe (NOR) © Manzoni/NordicFocus

Johannes Thingnes Boe im gelb-roten Trikot hat schnell die kleine Lücke zu Sturla Holm Laegreid zugelaufen, zog an ihm vorbei und riss eine Lücke. Auf Schießbahn eins war er bereit, bevor Laegreid ankam und während J. T. Boe eine Strafrunde schoss, waren es für Laegreid sogar zwei. Christiansen nutzte die Chance, räumte ab und setzte sich an die Spitze. Aber J. T. Boe aus der Strafrunde kommend hängte sich an dessen Skienden. Der Franzose Eric Perrot hatte auf der dritten Position 16,4 Sekunden Rückstand, gefolgt vom Schweden Sebastian Samuelsson. Aus dem deutschen Team hielten sich sowohl Philipp Nawrath als auch Johannes Kühn schadlos, auch Philipp Horn räumte später ab. Nawrath und Kühn sortierten sich auf den Rängen zehn und elf ein, Benedikt Doll nach einer Strafrunde auf 17 und Philipp Horn um drei Plätze verbessert auf der 22. 

Vetle Sjaastad Christiansen geht an die Spitze

Vetle Sjaastad Christiansen (NOR) © Thibaut/NordicFocus

Auf der nächsten Runde übernahm J. T. Boe wieder die Führungsarbeit, Christiansen blieb an ihm dran und die Läufer dahinter verloren auf die beiden an der Spitze. Das Schießduell zwischen J. T. Boe und Christiansen entschied letzterer für sich, da J. T. Boe zwei Scheiben verfehlte. Während er noch immer kreiselte, setzte sich nun Tarjei Boe an die zweite Position, dicht gefolgt von Sebastian Samuelsson und Johannes Dale-Skjevdal. Erst nach ihnen kam J. T. Boe aus der Strafrunde auf Position fünf zurück und direkt hinter ihm positionierte sich Sturla Holm Laegreid. Johannes Kühn war nun nach einer Strafrunde auf Rang zwölf, Benedikt Doll auf 14 und Philipp Nawrath nach zwei Strafrunden auf Platz 16, allerdings hatte jeder von ihnen mehr als zwei Minuten Rückstand auf die Führenden, der sich auf der Strecke deutlich erkennbar aufsummierte.

Boe-Brüder attackieren 

Johannes Thingnes Boe (NOR), Tarjei Boe (NOR), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Mit 32,6 Sekunden Vorsprung kam Vetle Sjaastad Christiansen zum dritten Anschlag, Tarjei Boe, Sebastian Samuelsson, Johannes Dale-Skjevdal und Johannes Thingnes Boe machten sich zeitgleich bereit. Christiansen setzte eine Patrone vorbei, dennoch blieb er in Führung und 16,5 Sekunden hinter ihm folgten die beiden im dritten Anschlag fehlerfrei gebliebenen Boe-Brüder. Sturla Holm Laegreid brachte die Null und rückte auf die vierte Position vor (+ 39,3 Sek.). Von den Deutschen hielt sich nur Philipp Horn schadlos. Er sortierte sich hinter Johannes Kühn auf Platz 15 ein. Benedikt Doll und Philipp Nawrath fielen nach jeweils zwei Strafrunden wieder zurück. Vorne halbierten die Boe-Brüder den Rückstand auf ihren Teamkollegen Christiansen, während Laegreids Rückstand sich vergrößerte. 

Entscheidung im letzten Anschlag – 18. WM-Gold

Sturla Holm Laegreid (NOR), Johannes Thingnes Boe (NOR), Vetle Sjaastad Christiansen (NOR), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Im letzten und entscheidenden Schießen setzte Vetle Sjaastad Christiansen den ersten Treffer, ließ allerdings zwei Fehler folgen und während er in die Strafrunde einbog verfehlten bei Tarjei Boe vier Patronen das Ziel. J. T. Boe gelang ein perfektes Schießen und damit brachte er sich wieder in die gewohnte Position, die Führung. Christiansen folgte 35,1 Sekunden später und nur 0,8 Sekunden nach ihm bog Laegreid nach der Null in die Schlussrunde ein. Mit großem Abstand kamen Johannes Dale-Skjevdal, Sebastian Samuelsson und Tarjei Boe zurück in die Loipe. Laegreid zog schnell an Christiansen vorbei und zwischen den beiden ergab sich ein erbitterter Kampf um die Medaillenränge, den schließlich Laegreid mit der so genannten „zweiten Luft“ für sich entschied. Johannes Thingnes Boe gewann in der Verfolgung von Nove Mesto sein 18 WM-Gold und überquerte mit zufriedener Miene die Zuschauer animierend die Ziellinie. Sturla Holm Laegreid verteidigte den Silberrang ins Ziel und für Vetle Sjaastad Christiansen blieb Bronze. Johannes Dale-Skjevdal kam auf Rang vier ins Ziel, gefolgt von Tarjei Boe und dem Schweden Sebastian Samuelsson. Der Verfolgungs-Weltmeister sagte nach dem Rennen: „Es war ein großer Kampf, vor allem mit Vetle und die letzten beiden Schießen waren überhaupt nicht einfach. Der Wind kam und du weißt, du schießt um Gold. Ein bißchen Wind, ein bißchen Nerven, das reicht dann schon. Da waren einige knappe Dinger, bei einigen Schüssen hatte ich wirklich Glück.“ Der derzeit weltbeste Biathlet erklärte : „Meine Form wird besser und besser. Wir hatten wieder sehr gute Ski heute und sind auf dem besten Weg zum Ergebnis vom letzten Jahr.“ 

Die deutschen Platzierungen        

Johannes Kuehn (GER) © Thibaut/NordicFocus

Johannes Kühn, Benedikt Doll, Philipp Horn und auch Philipp Nawrath verfehlten zu viele Ziele um von den hinteren Positionen die Top-10 angreifen zu können. Nach dem ersten Schießen waren Philipp Nawrath und Johannes Kühn durchaus nach vorne gekommen, aber am Ende reichte es nicht. Auf Rang 15 war Johannes Kühn nach insgesamt vier Schießfehlern bester Deutscher und er erklärte im ARD-Interview nach dem Rennen, dass er sich körperlich nicht anders gefühlt habe, wie tags zuvor im Sprint. Er wirkte durchaus gefrustet und meinte: „Wir haben uns gut vorbereitet, meine Laufleistung ist konstant den ganzen Winter.“ Zu den äußeren Bedingungen meinte er: „Wir sind nicht das erste Mal irgendwo, wo die Strecken schwer sind. Es hilft auch nichts, wenn wir nochmals drei Rennen machen, wir können uns nicht besser darauf einstellen.“ Benedikt Doll landete nach ebenfalls vier Fehlern auf Rang 16. Zu seinen Ski erklärte er: „Auf der Strecke war es ein Wechselspiel. Bergab hatte ich echt schnelle Ski, aber berghoch habe ich mich sehr schwer getan, vor allem wo es gesalzen war. Da war es schwer, den anderen zu folgen.“ Er gab aber auch an, dass er sich läuferisch eigentlich gut fühlt.“ Philipp Horn kam mit drei Strafrunden durch und platzierte sich auf Rang 17 während Philipp Nawrath nach fünf Extrarunden auf Rang 21 ins Ziel kam. Wenn auch alle vier Deutschen in der Gesamtlaufzeit deutlich zurück lagen, haben sie insbesondere eine starke, engagierte Schlussrunde gezeigt, in der Philipp Horn nur 7,8 Sekunden hinter der schnellsten Zeit gewertet wurde.  

Niklas Hartweg war auf Rang 22, den er auch im Sprint erreichte, nach insgesamt zwei Schießfehlern bester Schweizer. Sebastian Stalder (5 Fehler) verbesserte sich von Platz 50 auf 42 und Joscha Burkhalter verfehlte vier Scheiben und platzierte sich auf der 44. Jeremy Finello gab das Rennen nach dem zweiten Schießen auf. David Komatz war auf Rang 30 Bester des Teams aus Österreich. Felix Leitner war mit nur zwei Strafrunden belastet und verbesserte sich um zehn Ränge auf Platz 39. Ebenso kam Patrick Jakob nach drei Strafrunden um zehn Plätze verbessert als 43. ins Ziel. 

Im Medaillenspiegel finden sich derzeit nur Frankreich, Norwegen, Italien und Schweden wieder. Nach einem Tag Ruhepause geht es bei den Welttitelkämpfen in Nove Mesto am Dienstag um 17.10 Uhr weiter mit dem Einzellauf der Damen. 

Das weitere Wettkampfprogramm 

Ergebnis Verfolgung Herren

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