Biathlon WM 2024: Sturla Holm Laegreid ist Sprint-Weltmeister vor Johannes Thingnes Boe

Sturla Holm Laegreid (NOR) © Manzoni/NordicFocus

In einem spannenden Fight auf der Schlussrunde setzt sich der Norweger Sturla Holm Laegreid gegen seine Teamkameraden durch und wird verdienter Sprintweltmeister vor Johannes Thingnes Boe und Vetle Sjaastad Christiansen. Damit gab es im Herrensprint bei der Biathlon Weltmeisterschaft in Nove Mesto ein rein norwegisches Podium. Die Top-10 werden bestimmt von Athleten aus Norwegen, Frankreich und Schweden während Benedikt Doll und Johannes Kühn sich auf den Rängen 13 und 14 platzierten. 

Vom Start weg ging es richtig zur Sache

Johannes Thingnes Boe (NOR) © Manzoni/NordicFocus

Johannes Kühn hat liegend eine Trefferquote von 96 % und demonstrierte auch fünf schnelle Treffer, allerdings ging im stehenden Anschlag die letzte Patrone vorbei. Er startete als Erster der vier Deutschen, nach ihm Benedikt Doll. Der Schwarzwälder ließ liegend zwei Scheiben stehen, brachte stehend die Null während Johannes Kühn im Ziel erst einmal in Führung ging, gleich von Benedikt Doll verdrängt wurde, bis Quentin Fillon Maillet ins Ziel kam. Mit einer Strafrunde in den Beinen war der Franzose eine Minute schneller als die beiden Deutschen aber auch er wurde sofort verdrängt. Johannes Dale-Skjevdal verfehlte in jedem Anschlag eine Scheibe, kompensierte diese Zeit auf der Runde komplett und setzte sich mit 2,5 Sekunden Vorsprung an die Spitze. Und als Tarjei Boe im roten Trikot als derzeit stärkster Sprinter ins Ziel kam, auch er kassierte in jedem Anschlag eine Extrarunde, übernahm er mit 0,7 Sekunden Vorsprung die Führung. Zu diesem frühen Zeitpunkt war das Rennen unheimlich spannend und obwohl einige der Nachfolgenden sich am Schießstand komplett fehlerfrei hielten, blieb Tarjei Boe erst einmal vorne, bis sein Bruder ins Ziel kam. Johannes Thingnes Boe kam nach einer Strafrunde aus dem liegenden Anschlag mit der schnellsten Laufzeit komplett ausgelaugt ins Ziel und verdrängte Tarjei. Wenig später erreichte der Schwede Sebastian Samuelsson nach zwei fehlerfreien Schießen das Ziel und sortierte sich hinter Johannes Thingnes und vor Tarjei Boe auf dem zweiten Platz ein.

    

Beeindruckendes Fernduell auf der Schlussrunde

Sturla Holm Laegreid (NOR) © Manzoni/NordicFocus

Nun kamen aber noch die weiteren drei Norweger aus der zweiten Startgruppe. Einer von ihnen war Sturla Holm Laegreid, der nach dem zweiten fehlerfreien Anschlag als Führender in die Schlussrunde ging. Sein Vorsprung auf J. T. Boe schmolz je näher er dem Ziel kam und einen Kilometer vor der Ziellinie wurde er bereits hinter J. T. Boe gewertet, allerdings nur 0,2 Sekunden. Informiert über die Zeit investierte er ungeahnte Kräfte, um dann wieder 0,4 Sekunden schneller zu sein und am Ende mit 3,5 Sekunden Vorsprung übers Ziel zu laufen. Nach Laegreid kam keiner mehr in den Bereich der Top-20 und offensichtlich war dies Laegreid beim Zieleinlauf schon bewusst, da er sich selten so emotional zeigte. Nach dem Rennen sagte er: „Ich habe gedacht es sind so viele Norweger, da ist es unmöglich eine Medaille zu holen. Als ich auf der letzten Runde hörte, dass ich führe und dass ich vor J. T. Boe bin, dachte ich mir, du musst es packen. Ich habe die 10 km alles gegeben. Ich war nicht gestresst, dass ich am Anfang nicht vorne war, ich wollte sauber in meinem Rhythmus schießen und das ist mir gelungen.“ Noch vor ihm kam Vetle Sjaastad Christiansen, ebenfalls mit einer Strafrunde belastet, ins Ziel und wurde von Laegreid auf den Bronzerang verdrängt. Der Franzose Eric Perrot (0+1) wurde Vierter mit 10,3 Sekunden Rückstand auf Bronze. Der Schwede Sebastian Samuelsson traf alle Scheiben und sortierte sich am Ende auf dem fünften Rang ein (+7,7 Sek.) vor Tarjei Boe. Johannes Thingnes Boe, den man selten so erschöpft ins Ziel kommen sah, zeigte sich nach dem Rennen definitiv enttäuscht. „Ich bin wirklich enttäuscht. Ich habe um jede Sekunde gekämpft und ich hatte keine Energie mehr um noch härter zu kämpfen.“ Auf die Frage wo er wohl die wichtigen Sekunden verlor, meinte er: „Vielleicht auf der letzten Runde, da wurde ich immer müder, vielleicht in den Abfahrten wenn alles brennt und man schon total erschöpft ist.“ Die Laufzeiten wurden in allen Runden von den Norwegern bestimmt. Lediglich der junge Franzose Eric Perrot konnte in der zweiten Runde das Tempo der Norweger mitgehen.    

Benedikt Doll, gefolgt von Johannes Kühn, bester Deutscher

Benedikt Doll (GER) © Manzoni/NordicFocus

Auf Platz 13 mit 1:41,2 Minuten Rückstand auf den Sieger wurde Benedikt Doll bester Deutscher. „Natürlich hätte ich am Schießstand fehlerfrei bleiben müssen,“ meinte Doll nach dem Rennen in der ARD, ließ aber auch leichte Kritik am Material durchblicken. „Skitechnisch hatte ich berghoch nicht optimales Material.“ Johannes Kühn hatte sogar eine Strafrunde weniger im Gepäck und platzierte sich 0,7 Sekunden hinter Doll auf Rang 14. „Sehr schade um den letzten Schuss,“ so Kühn, der grundsätzlich mit einem Schießfehler zufrieden ist aber auch deutlich machte, dass er alles gegeben hat. Aber wie der ARD-Experte Arnd Peiffer resümierte hätte keiner der Deutschen auch mit zehn Treffern die Top-6 erreicht. Schon in der ersten Runde bewegten sich die Laufrückstände um die zwanzig Sekunden und mehr, die sich nach jeder weiteren Runde aufsummierten.  

Deutsche Herren enttäuscht

Philipp Nawrath (GER) © Thibaut/NordicFocus

Nicht nur Benedikt Doll und Johannes Kühn zeigten sich enttäuscht. Auch Philipp Nawrath und Philipp Horn waren sichtlich ratlos. Philipp Nawrath (1+0) kam auf Rang 16 mit einem Rückstand von 1:44,8 Minuten. „Der erste Schuss war ein Nervositätsfehler aber mit neun weiteren Treffern bin ich recht zufrieden. Insgesamt hätte ich es mir mit einem Fehler schon etwas weiter vorne ausgerechnet. Ich weiß nicht woran es gelegen hat.“ Nawrath gab auch deutlich zu erkennen, dass die Erwartungshaltung groß war mit mindestens einer Top-10-Platzierung, „die Runde verlangt einem alles ab und hinten raus habe ich richtig kämpfen müssen.“ Als letzter der vier Deutschen kam Philipp Horn ins Ziel. Nach zwei Strafrunden, aus jedem Anschlag eine, wurde er 2:11,5 Minuten hinter dem Sieger 25. „Ich bin schon ziemlich enttäuscht. Ich habe die Laufzeit gesehen und das war mit Abstand der schlechteste Sprint, den ich bisher gelaufen bin. Es war auch total unnötig heute daneben zu schießen. Ich habe gewusst, dass der Ski enorm abbauen wird bei den nassen Verhältnissen. Bei diesen Bedingungen vermisst man das Fluor am meisten.“ Interessant war auch, dass er und seine Teamkollegen die Norweger im Training beobachteten. „Wir haben gesagt, der Sturla sieht am Schwächsten aus und heute steht er ganz oben.“ Ein denkwürdiger Tag für Sturla Holm Laegreid, der sehr oft als der ewige Zweite hinter Johannes Thingnes Boe bezeichnet wurde.  

Ernüchternde Ergebnisse auch für Österreich und die Schweiz

Simon Eder (AUT) © Thibaut/NordicFocus

Aus dem österreichischen Herrenteam haben nur drei die Verfolgung erreicht. Simon Eder blieb liegend fehlerfrei, leistete sich stehend zwei Strafrunden und kam mit 3:39 Minuten Rückstand auf Rang 62 ins Ziel. Bester seines Teams war David Komatz. Nach einem Fehlschuss platzierte er sich als 29. (+ 2:24 Min.). Felix Leitner verfehlte ebenfalls nur eine Scheibe und wurde 49. und Patrick Jakob kam mit der Null im Liegen und zwei Fehlern im Stehen als 53. ins Ziel.
Die vier gestarteten Schweizer sind für die Verfolgung qualifiziert, allerdings sind auch ihre Rückstände zwei Minuten und mehr. Niklas Hartweg, mit einer Strafrunde aus dem Liegendanschlag belastet wurde 22., Jeremy Finello setzte drei Schüsse vorbei und wurde 46. während Sebastian Stalder mit nur einem Fehler mit 3:25 Minuten Rückstand auf einem enttäuschenden 50. Rang landete. Joscha Burkhalter belegte nach drei Strafrunden Platz 57.  

Ergebnis Sprint Herren

Medaillenspiegel

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