Biathlon WM 2024: Vanessa Voigt als Fünfte beste Deutsche im Massenstart

Vanessa Voigt (GER) © Thibaut/NordicFocus

Im abschließenden Massenstart der Damen bei der Biathlon Weltmeisterschaft in Nove Mesto na Morave wird Vanessa Voigt nach vier fehlerfreien Schießen beste Deutsche auf dem fünften Rang. Der Weltmeistertitel und damit verbunden die dritte Goldmedaille geht an Justine Braisaz-Bouchet. Die Italienerin Lisa Vittozzi läuft auf den Silberrang und Lou Jeanmonnot komplettiert das Podest. Dorothea Wierer gibt Saisonende bekannt. 

Französischer Erfolg zum WM-Abschluss

Justine Braisaz-Bouchet (FRA), Lisa Vittozzi (ITA), Lou Jeanmonnot (FRA), Julia Simon (FRA), Vanessa Voigt (GER), Lisa Theresa Hauser (AUT), (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Die Französinnen bestimmten, wie alle Damenwettkämpfe zuvor, auch das letzte Rennen der Damen bei der Biathlon Weltmeisterschaft in Nove Mesto na Morave. Justine Braisaz-Bouchet war Schnellste in der Gesamtlaufzeit, traf alle zwanzig Scheiben und gewann damit den Massenstart und durfte verdient die dritte Goldmedaille der laufenden WM entgegennehmen. „Es war ein perfektes Rennen heute, es ist als wenn ein Traum Wirklichkeit würde,“ so eine glückliche Siegerin, die auch voll des Lobes für die französischen Wachstechniker war. „Das Material und die Qualität der Ski macht im Laufen einen großen Unterschied und wir hatten bei dieser WM hervorragendes Material und die Jungs im Wachstruck haben einen exzellenten Job gemacht.“ Einen ebenso starken Auftritt sah man von der Italienerin Lisa Vittozzi. Mit fehlerfreiem Schießen wie aus dem Bilderbuch und der zweiten Laufzeit sicherte sie sich 31,2 Sekunden hinter der Siegerin die Silbermedaille. Auf dem Bronzerang landete die weitere Französin Lou Jeanmonnot. Nach einem Fehlschuss gleich im ersten Anschlag ließ sie drei tadellose Schießen folgen und hatte im Ziel einen Rückstand von 56,7 Sekunden auf die Weltmeisterin. Vierte wurde nach insgesamt drei Strafrunden die Französin Julia Simon, gefolgt von Vanessa Voigt, Lisa Theresa Hauser und Anna Gandler. Vanessa Voigt bezeichnete ihren fünften Rang als versöhnlichen Abschluss. „Das nehme ich sehr gerne mit. Es hat sich angefühlt wie im Flugzeug: vorne Businessclass und wir dahinter zweite Klasse.“ Sie freut sich wenn es nach einer Wettkampfpause im weiteren Verlauf des Weltcups an andere Orte geht, wo „die Bedingungen bißchen anders sind, und die Karten wieder neu gemischt werden.

     

Die 30 weltbesten Biathletinnen im Massenstart

Julia Simon (FRA) © Thibaut/NordicFocus

Alle Medaillengewinnerinnen aus Nove Mesto, dazu die Besten der laufenden Gesamtwertung und die Punktbesten aus der laufenden WM, zu denen auch Selina Grotian zählt, waren im letzten Damenbewerb am Start, also die derzeit 30 weltbesten Biathletinnen. Bei der letztjährigen Biathlon-WM in Oberhof sicherte sich Hanna Oeberg den Titel im Massenstart vor Ingrid Landmark Tandrevold und Julia Simon. In der laufenden Saison gab es bisher zwei Massenstarts, wobei Justine Braisaz-Bouchet in Lenzerheide siegte und Julia Simon im zweiten in Antholz. Für das deutsche Team waren neben Grotian auch Vanessa Voigt, Franziska Preuß und Janina Hettich-Walz dabei.  Für die Schweiz war nur Lena Häcki-Groß qualifiziert und für Österreich Anna Gandler, Lisa Theresa Hauser und Tamara Steiner. Wie auf einer Perlenschnur aufgereiht zogen sie in der ersten Runde ihre Bahn durch die tschechischen Wälder, allen voran mit Braisaz-Bouchet, Simon und Jeanmonnot drei Französinnen. Diese drei zusammen mit der Schwedin Elvira Oeberg kamen gemeinsam zum ersten von vier Schießen. Erwartungsgemäß räumte Julia Simon mit der schnellsten Schießzeit ihre fünf Scheiben ab und übernahm die Führung, vor der ebenfalls fehlerfrei gebliebenen Braisaz-Bouchet. Lisa Vittozi und die drei Norwegerinnen Ingrid Landmark Tandrevold, Juni Arnekleiv und Karoline Offigstad Knotten folgten, bevor sich Anna Gandler, Franziska Preuß und auch Vanessa Voigt nach fehlerfreiem Schießen für die nächste Runde einreihten. Janina Hettich-Walz drehte eine Extrarunde und Selina Grotian musste zwei Mal kreiseln.

Braisaz-Bouchet setzt sich an die Spitze

Justine Braisaz-Bouchet (FRA) © Thibaut/NordicFocus

Justine Braisaz-Bouchet und Julia Simon hielten das Tempo in der Spur sehr hoch, Vittozzi und Tandrevold gingen die hohe Frequenz nicht mit, aber dahinter schob sich die Österreicherin Anna Gandler näher an die Spitze heran, machte Zeit auf die Spitze gut. Mit nahezu zehn Sekunden Vorsprung kamen die beiden führenden Französinnen zum zweiten Anschlag. Simon schoss mit hohem Tempo und setzte die letzte Scheibe vorbei, das nutzte Braisaz-Bouchet und ging in Führung, Juni Arnekleiv und Lisa Vittozzi folgten, ebenso Ingrid Landmark Tandrevold und Julia Simon kam mit 14 Sekunden Rückstand als Fünfte aus der Strafrunde zurück. Vanessa Voigt war mit 29,3 Sekunden Rückstand nach einer weiteren Null am Schießstand als Neunte unterwegs, während Anna Gandler nach einer Strafrunde zurückfiel. Der Rückstand von Franziska Preuss betrug nach einem Schießfehler auf der 18. Position 52,9 Sekunden. Braisaz-Bouchet bestimmte nun das Rennen von vorneweg mit hohem Lauftempo und setzte sich deutlich von allen Verfolgerinnen ab.

… und baut ihren Vorsprung aus 

Justine Braisaz-Bouchet (FRA) © Thibaut/NordicFocus

Zum dritten Schießen, das erste im Stehendanschlag, kam Braisaz-Bouchet mit 20 Sekunden Vorsprung. Sie nutzte die perfekten Bedingungen, beeindruckte mit einer weiteren Null und war bereits aus dem Schießstand gelaufen, bevor die Verfolgerinnen dort ankamen. Viele davon trafen sich in der Strafrunde wieder, nur Lisa Vittozzi blieb verschont und sie war mit 28,5 Sekunden Rückstand erste Verfolgerin der führenden Französin. Nach ihr reihte sich Lou Jeanmonnot ein, dahinter Lisa Theresa Hauser und dann folgte nach einer weiteren Strafrunde Julia Simon, dicht dahinter die nächste Österreicherin Anna Gandler. Justine Braisaz-Bouchet bestätigte an der Spitze einmal mehr ihre überragende Laufform und die Verfolgerinnen mussten viel Kraft auf der Runde investieren um nicht zu viel Zeit auf die Französin zu verspielen.

Justine Braisaz-Bouchet holt verdient ersten WM-Titel in einem Einzelrennen 

Lou Jeanmonnot (FRA) © Manzoni/NordicFocus

Den dritten Sieg vor Augen stand Justine Braisaz-Bouchet zum letzten Anschlag bereit, räumte ab und zeigte deutliche Emotionen als sie aus dem Schießstand in die Schlussrunde einbog. Nun stand Lisa Vittozzi bereit und auch sie lieferte ab. Lou Jeanmonnot brachte die Null und kam als Drittplatzierte zurück in die Spur, aber nur 17,7 Sekunden später machte sich Julia Simon auf Richtung Ziel. Dahinter lagen eingangs der Schlussrunde Lisa Theresa Hauser, Vanessa Voigt, Franziska Preuß und Anna Gandler und auf der Schlussrunde wurde um jeden Meter und jede Platzierung gekämpft. Justine Braisaz-Bouchet lief unter einer La-Ola-Welle der Betreuer an der Strecke zum dritten Weltmeistertitel, Lisa Vittozzi zu Silber und Lou Jeanmmonot sicherte sich den Bronzerang. 

Die weiteren deutschen Platzierungen

Selina Grotian (GER) © Thibaut/NordicFocus

Franziska Preuß, tags zuvor wegen Halsschmerzen mit der Damenstaffel nicht am Start, kam nach einem Schießfehler im zweiten Anschlag mit 1:51,9 Minuten Rückstand als Elfte ins Ziel und büßte dabei auf der Schlussrunde vier Plätze ein. Janina Hettich-Walz hatte von Beginn an einen deutlichen Laufrückstand, dazu kamen drei Extrarunden und am Ende musste sie sich mit einem Rückstand von 4:36 Minuten mit dem 28. Rang zufrieden geben. Selina Grotian bildete nach insgesamt sieben Schießfehlern das Schlusslicht.
Die Schweizerin Lena Häcki-Groß kam nach fünf Strafrunden auf dem 24. Platz ins Ziel. 

Flower-Ceremony für Hauser und bestes Karriereergebnis für Gandler

Lisa Theresa Hauser (AUT), Anna Gandler (AUT), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Lisa Theresa Hauser präsentierte sich heute von Beginn an in starker Verfassung. Die Tirolerin leistete sich im gesamten Rennen lediglich einen Fehlschuss und sorgte am Ende mit einem Rückstand von 1:36,9 Minuten als Sechste für das bisher beste österreichische Ergebnis im Rahmen dieser Weltmeisterschaften. Neben Hauser überzeugte auch Anna Gandler erneut auf ganzer Linie. Die 23-Jährige belegte mit zwei Fehlschüssen und einem Rückstand von 1:44,8 Minuten direkt hinter ihrer Teamkollegin Platz sieben und egalisierte damit ihr bisher bestes Karriereergebnis. Tamara Steiner landete mit insgesamt vier Strafrunden auf Rang 29 (+4:57,7 Min.). „Es ist heute einfach extrem cool. Es haben jetzt so viele Rennen nicht wirklich funktioniert und dann fängt man auch automatisch ein bisschen zu zweifeln an. Es tut einfach richtig gut, wieder einmal voll vorne dabei zu sein. Die ersten drei Runden habe ich mich sehr gut gefühlt, aber auf der Schlussrunde war es ein echter Kampf, damit ich diesen sechsten Platz ins Ziel bringe,“ sagte Lisa Theresa Hauser nach dem Rennen. Ich bin natürlich total happy mit dem heutigen Ergebnis. Der Fehler liegend ärgert mich aber ein wenig, weil ich bisher liegend fehlerfrei geblieben bin und ausgerechnet heute ist mir dann der Fehler passiert. Aber das ist das Einzige, was ich heute ein bisschen bereue, denn ansonsten bin ich megahappy. Gratulation auch an Lisa, die sich das heute wirklich verdient hat. Für uns war es definitiv ein gutes Ende dieser WM,“ so Anna Gandler, in einer PM des ÖSV.

Medaillenspiegel

Ergebnis Massenstart Damen

Dorothea Wierer beendet Saison

Dorothea Wierer (ITA) © Manzoni/NordicFocus

Am Rande der WM in Nove Mesto und nach dem Massenstart äußerte sich Dorothea Wierer im ZDF zu ihren weiteren Plänen. Sie hatte tags zuvor in den Sozialen Medien bekannt gegeben, dass sie nach der WM ihre Saison beendet. Ob das Saisonende gleichzeitig das Karriereende bedeutet, wollte sie nicht bestätigen. „Jetzt mache ich erst einmal eine Pause und dann schauen wir mal,“ meinte sie. Die Rennen des letzten Trimesters in Norwegen und Übersee finden ohne sie statt. Wie es danach weitergeht ließ sie sich offen, insbesondere ob sie zu den Olympischen Winterspielen 2026 aufläuft. Die Biathlonwettkämpfe im Rahmen von Olympia finden in ihrem Heimstadion in Antholz statt und ihre Teilnahme könnte ein krönender Abschluss ihrer Karriere sein. „Das weiß ich jetzt noch nicht. Klar wäre das schön, aber man muss halt schauen, ob man fähig dazu ist. Ich muss noch überlegen.“

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