Frankreich gewinnt World Team Challenge 2022 auf Schalke

Ingrid Tandrevold (Norway), Vetle Christiansen (Norway), Julia Simon (France), Fabien Claude (France), Lisa Theresa Hauser (Austria), Felix Leitner (Austria) © WTC Schalke / Kevin Voigt

Nach zwei Jahren coronabedingter Pause konnte die World Team Challenge wieder in der Veltins-Arena in Gelsenkirchen stattfinden. Zehn Teams zeigten vor 30.000 Zuschauern Weltklasse-Biathlon. Julia Simon und Fabien Claude holten bei ihrer Premiere den Sieg vor Norwegen und Österreich. Die beiden deutschen Teams platzierten sich auf den Rängen vier und fünf.    

Weltklassebiathleten aus neun Nationen

Julia Simon (France), Fabien Claude (France) © WTC Schalke / Kevin Voigt

Wenn sich die meisten Biathletinnen und Biathleten von dem strapaziösen ersten Trimester erholen, treffen sich zehn Mixed-Teams bei der Biathlon World-Team-Challenge auf Schalke zu einem besonderen Biathlon-Höhepunkt am Ende des Jahres. Teams aus Norwegen, Frankreich, Österreich, Schweiz, Finnland, Tschechien, Ukraine, Italien und zwei deutsche Formationen waren der Einladung des Veranstalters gefolgt um vor 30.000 Zuschauern Biathlon auf höchstem Niveau zu zeigen. Der Termin zwischen den Jahren passt nicht für alle Top-Athleten in die Vorbereitung auf den nächsten Weltcup (Pokljuka, 5.-8.1.2023), aber sechs Damen und zwei Herren der Top-10 aus der derzeitigen Weltcupgesamtwertung standen auf der Startliste und waren beeindruckt von der besonderen Atmosphäre auf Schalke.

 

Norwegen gewinnt im Massenstart

Ingrid Tandrevold (Norway), Vetle Christiansen (Norway) © WTC Schalke / Kevin Voigt

Auf der etwa 1,3 Kilometer langen Strecke ist ein circa 30 Meter hoher steiler Anstieg, der so genannte „Ruhrpottgletscher“ zu überwinden; die Damen laufen sowohl im Massenstart als auch in der Verfolgung jeweils vier, die Herren jeweils fünf Runden und dazwischen wird abwechselnd liegend und stehend geschossen. Nachladepatronen gibt es nicht und wer die Scheiben mit den fünf Patronen nicht abräumt, muss für jeden Fehler in die 75 Meter lange Strafrunde. Die Ergebnisse aus dem Massenstart bestimmten die Startpositionen für den Finallauf im Verfolgungsmodus. Hier dominierte das norwegische Team Vetle Sjaastad Christiansen und Ingrid Landmark Tandrevold mit überzeugender Leistung am Schießstand und schließlich deutlichem Vorsprung vor den Franzosen. Vetle Sjaastad Christiansen war zusammen mit Marte Olsbu Roeiseland der Sieger bei der letzten World Team Challenge auf Schalke im Jahr 2019.   

Ergebnis Massenstart

  1. Ingrid Landmark Tandrevold/Vetle Sjaastad Christiansen (NOR) – 3 Fehler  33:46,7 Min.
  2. Julia Simon/Fabien Claude (FRA) – 5 Fehler + 25,4 Sek.
  3. Marketa Davidova/Michal Krcmar (CZE) – 4 Fehler + 25,9 Sek.
  4. Lisa Theresa Hauser/Felix Leitner (AUT) 6 Fehler + 49,4 Sek.
  5. Vanessa Voigt/Philipp Nawrath (GER) 6 Fehler + 58,5 Sek.
  6. Lena Häcki-Groß/Joscha Burkhalter (SUI) 6 Fehler + 1:10,8 Min.
  7. Denise Herrmann-Wick/Benedikt Doll (GER) 9 Fehler + 1:19,9 Min.
  8. Mari Eder/Tero Seppala (FIN) 9 Fehler + 1:40,8 Min.
  9. Yuliia Dzhima/Anton Dudchenko (UKR) 7 Fehler + 1:42,3 Min.
  10. Dorothea Wierer/Tommaso Giacomel (ITA) 11 Fehler + 1:42,6 Min.

„Gänsehautmoment“

Philipp Nawrath (GER), Vanessa Voigt (GER) © WTC Schalke / Kevin Voigt

„In die Arena zu kommen und die ganzen Leute zu hören, das ist ein Gänsehautmoment“, so Vanessa Voigt, die mit Philipp Nawrath für Team Deutschland II am Start war. Denise Herrmann-Wick und Benedikt Doll bildeten Team Deutschland I und waren bereits zum vierten Mal dabei. Nach einer kurzen Wettkampfpause mit hektischer Betriebsamkeit bei den Skitechnikern im Innenraum der Veltins-Arena fiel der Startschuss zum finalen Verfolgungsrennen. Die Zeitabstände aus dem Massenstart wurden halbiert und Teams mit 45 Sekunden Rückstand oder mehr starteten zeitgleich. Während der Verfolgung wurde der Regen außerhalb des Stadions stärker, der Schnee damit stumpfer und langsamer und die Entscheidung würde bei der ohnehin kurzen Rennstrecke am Schießstand fallen. „Der Wechsel nach draußen ist deutlich spürbar, der Schnee ist draußen nass und tiefer,“ so Philipp Nawrath im ZDF-Interview in der Wettkampfpause und Benedikt Doll meinte dass man auf der Strecke hellwach sein muss.   

Frankreich oder Norwegen?

Ingrid Tandrevold (Norway), Vetle Christiansen (Norway), Julia Simon (France), Fabien Claude (France), Lisa Theresa Hauser (Austria), Felix Leitner (Austria) © WTC Schalke / Kevin Voigt

Ingrid Landmark Tandrevold war die Gejagte und musste gleich nach dem ersten Schießen und zwei Extrarunden die Führung an die fehlerfrei gebliebene Julia Simon abgeben, deren Teampartner Fabien Claude auch sicher abräumte. Durch eine Schnellfeuereinlage im stehenden Anschlag baute Julia Simon den Vorsprung deutlich aus und brachte ihre Verfolgerinnen dadurch unter Zugzwang. Als die derzeit Führende in der Gesamtweltcupwertung, Julia Simon, mit deutlichem Vorsprung und unter tosendem Beifall zu ihrem letzten Schießen kam, bewahrte sie Nerven und überzeugte mit einer perfekten Fünferserie. Nun lag es an Fabien Claude den Sieg ins Ziel zu bringen. Der Franzose machte es aber noch einmal spannend, als im alles entscheidenden Schießen zwei Scheiben schwarz blieben. Vetle Sjaastad Christiansen registrierte dies, riskierte alles und konnte die gebotene Chance nicht nutzen. Nach zwei Extrarunden ging er mit 30,3 Sek. Rückstand als Zweiter auf die Schlussrunde. Julia Simon und Fabien Claude gewannen die World Team Challenge 2022 auf Schalke und damit auch die Siegprämie von jeweils 15.000 Euro vor Ingrid Landmark Tandrevold und Vetle Sjaastad Christiansen. Fabien Claude hatte sogar noch ein paar deutsche Worte für die Fans parat: „Vielen Dank für Alles und bis bald“. 

Kein Podestplatz für die deutschen Teams         

Denise Herrmann-Wick (GER), Benedikt Doll (GER) © WTC Schalke / Kevin Voigt

Die beiden deutschen Teams lagen bis zuletzt in Schlagdistanz, aber am Ende war es insbesondere bei Denise Herrmann-Wick/Benedikt Doll ein Fehler zu viel im entscheidenden Schießen um den Sprung aufs Treppchen zu schaffen. Als Frankreich und Norwegen jeweils zwei Strafrunden kassierten, hatten sowohl Benedikt Doll und auch Felix Leitner die Chance auf den verbliebenen Podestplatz. Benedikt Doll verfehlte zwei Scheiben, der Österreicher Felix Leitner brachte die Null und sicherte sich dadurch den Bronzerang, während Benedikt Doll knapp hinter ihm auf dem vierten Rang ins Ziel kam. Weitere fünf Sekunden dahinter platzierten sich nach insgesamt vier Fehlschüssen Vanessa Voigt und Philipp Nawrath.  

Ergebnis Finale

  1. Julia Simon/Fabien Claude (FRA) – 2 Fehler 33:41,6 Min.
  2. Ingrid Landmark Tandrevold/Vetle Sjaastad Christiansen (NOR) – 6 Fehler  + 33,8 Sek.
  3. Lisa Theresa Hauser/Felix Leitner (AUT) 5 Fehler + 45,4 Sek.
  4. Denise Herrmann-Wick/Benedikt Doll (GER) 5 Fehler + 58,2 Sek.
  5. Vanessa Voigt/Philipp Nawrath (GER) 4 Fehler + 1:03,5 Min.
  6. Lena Häcki-Groß/Joscha Burkhalter (SUI) 3 Fehler + 1:12,9 Min.
  7. Marketa Davidova/Michal Krcmar (CZE) – 10 Fehler + 1:58,0 Min.
  8. Yuliia Dzhima/Anton Dudchenko (UKR) 3 Fehler + 2:11,8 Min.
  9. Dorothea Wierer/Tommaso Giacomel (ITA) 6 Fehler + 2:22,8 Min.
  10. Mari Eder/Tero Seppala (FIN) 9 Fehler + 2:51,5 Min.