43. Internationaler Tiroler Koasalauf: Wahnsinn pur am Wilden Kaiser

Sigrun Hannes © Marco Felgenhauer

Ich melde mich zurück von einem aufregenden Marathonwochenende im österreichischen Tirol! Zum 43. Mal wurde in Sankt Johann am Fuße des Kaisergebirges der traditionelle Koasalauf ausgetragen. Für mich ein Debüt, noch dazu eines, das mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Wartete der „Koasa“ den Klassikläufern am Samstag noch mit wirklich kaiserlichem Wetter auf, so schienen ihm sonntags gegen Frau Holle glatt die Kräfte auszugehen. Es schneite und schneite (wer hat sich doch gleich über zu wenig Schnee beklagt??) vom Morgen an, bis zum letzten Läufer, der die Ziellinie überquerte.

Tempo im Tiefschnee

Im großen Teilnehmerfeld gelang mir dank vorderer Startposition ein guter Rennbeginn. Schnell stellte ich fest, dass uns Läufern zwar harte 50 Kilometer bevorstanden, dass ich mit meinem Ski und Wachs aber ganz gut dabei war. Arme und Beine fühlten sich frisch an, also gab’s kein Halten mehr und hinauf ging es die ersten 100 Höhenmeter, alles unter dem strengen Blick des Kaisers, versteht sich! Ihn und uns trennte allerdings ein ganzes Meer tanzender Flocken, wodurch uns jede Chance auf ein Panorama leider verwehrt blieb. Auf den Anstieg folgte eine langgezogene Abfahrt, auf der es galt, die schmale Spur zu halten, um nicht in den Tiefschnee seitlich abzudriften und aus voller Fahrt heraus plötzlich steckenzubleiben. Gerne würde ich an dieser Stelle beschreiben, wohin uns die Loipe führte, an welchen Orten wir vorüberkamen, wie die Landschaft aussah. Das Problem: ich sah nur Schneeflocken, ein paar Vordermänner…und…Schneeflocken! Das änderte sich übrigens ob mit oder ohne Brille in keinster Weise (wirklich nicht, ich habe es rund zwanzig Mal verglichen…)!

Voller Respekt vor Helfern und Zuschauern

Lange zog sich die Strecke dahin, bis sich die Wege von den Läufern der „Kurzdistanz“ über die 28 Kilometer trennten. Von nun an nahm ich alle Verpflegungsstände dankbar wahr und hatte Hochachtung vor den zahlreichen Helfern, die bei starkem Wind und dichtem Schneefall ihre Arbeit perfekt machten. Auch zahlreiche Zuschauer, von den Eltern über die Kinder bis zum Hund ließen sich nicht abschrecken und feuerten uns Läufer lauthals an. Das war Gold wert angesichts des harten Gegenwindes der uns mitunter entgegen peitschte. Gerade hatte ich es mir hinter einem großgebauten Läufer „gemütlich gemacht“, als dieser plötzlich stehenblieb mit den Worten, er könne die Spur nicht mehr erkennen. Und wirklich, als ich selbst vorn laufen musste, halfen mir teilweise allein die Holzpflöcke am Rand dabei, die Strecke zu erahnen.

„Du bist die erste Dame im Feld!“

Inzwischen hatten mir Streckenposten zugerufen, ich sei auf Goldkurs unterwegs. „Haben sich die anderen verlaufen?“, fiel mir da als Erstes ein. Doch tatsächlich war ich an diesem Tag die beste Läuferin über die lange Distanz. Man sollte meinen, das bedeutet Freude pur. Wenn man aber auf den letzten Kilometern ziemlich am Limit ist und eigentlich keinen mehr sehen möchte, kann einen so ein Skibob mit Kameramann ganz schön fertig machen. Aber das habe ich dann doch wirklich gerne in Kauf genommen. Irgendwie überlebte ich auch den letzten Abschnitt und ließ mich als Siegerin im Ziel feiern. Unglaublich, damit hätte ich am Morgen nun wirklich nicht gerechnet. Und dass mir mein erster Titel bei einem Langlaufmarathon auch noch beim Tiroler „Koasa“ gelungen ist, ließ keinen Wunsch mehr offen. Da aber die Blumen verwelken und Pokal und Medaille verstauben, hilft alles nichts: Nächste Woche geht es weiter ins Gsieser Tal. Und wer hätte es gedacht? Ich freue mich schon jetzt darauf! Und wenn man der Wetterprognose vertrauen darf, dann wird es sogar ein sonniger Lauf!