Tour de Ski: Behle sieht nur „Außenseiterchancen“

Jochen Behle © DSV

Die deutschen Skilangläufer scharren nach enttäuschenden Wochen mit den Hufen, doch Jochen Behle stapelt vor dem ersten Höhepunkt der Saison lieber tief.

Vorbereitung lief alles andere als gut
„Wir haben allenfalls Außenseiterchancen. Die Vorbereitung lief alles andere als gut, und die Konkurrenz hat nicht geschlafen“, sagte der Bundestrainer dem SID und senkte damit die Erwartungen für die am heutigen Silvestertag beginnende zehntägige Tour de Ski.

„Wir wollen ein Wörtchen mitreden!“
Behles Schützlinge sind vor dem Startschuss in der Winterwunderwelt Oberhof nicht ganz so bescheiden. „Wir wollen ein Wörtchen mitreden“, sagt Lokalmatador Axel Teichmann, der in seiner Wahlheimat bislang immer auf dem Treppchen stand. Ein Erfolgserlebnis hätte der 31-Jährige auch bitter nötig. Wegen einer langwierigen Erkältung hatte der zweimalige Silbermedaillengewinner von Vancouver zuletzt auf zwei Rennen verzichtet, im Gesamtweltcup ist er auf Platz 46 abgerutscht.

Behle: „Mehr Kranke als Gesunde im Team“
Nicht viel besser erging es Trainingspartner Jens Filbrich (Frankenhain), der nach seiner Auszeit forsch ankündigte, bei der Tour „vorne mitmischen“ zu wollen. Sein Plan: Erstmal ein „ordentlicher Prolog“, um an Neujahr in seiner Paradedisziplin klassische Verfolgung den Angriff auf die Spitze zu wagen. Immerhin gilt es, eine deutsche Erfolgsgeschichte fortzusetzen. Bei bisher vier Auflagen der Tour, die in diesem Jahr noch nach Oberstdorf, Toblach und Val di Fiemme führt, stand am Ende dreimal ein DSV-Starter auf dem Treppchen. Von so hohen Erwartungen will Bundestrainer Behle lieber nichts wissen. „Mehr Kranke als Gesunde“ habe er zuletzt im Team gehabt, die Gesamtwertung spiele keine große Rolle. Das gelte ebenso für die Frauen, wo Teamsprint-Olympiasiegerin Evi Sachenbacher-Stehle (Reit im Winkl) und die zuletzt starke Nicole Fessel (Oberstdorf) wegen einer fiebrigen Erkältung ganz auf die Tour verzichten müssen. Eine Hintertür ließ Behle sich aber doch offen: „Natürlich hätten wir nichts dagegen, wenn wir am Ende sowohl bei den Damen als auch bei den Herren unter den Top Ten vertreten wären. Lassen wir Oberhof mal an uns rankommen, dann sehen wir weiter.“

Athleten aus 20 Nationen am Start
Zum dritten Mal in Folge ist die Wintersporthochburg am Rennsteig Startpunkt der Tour de Ski, die Bedingungen sind nach starken Schneefällen über Weihnachten so gut wie selten zuvor. Erstmals musste die weiße Pracht sogar zum Teil aus dem Stadion geschafft werden. „Wir haben den Schnee im Griff“, sagte Logistik-Chef Christoph Gellert nach zwei intensiven Schichttagen mit jeweils rund 150 Helfern. Angekündigt haben sich Athleten aus 20 Nationen, darunter in Justyna Kowalczyk (Polen) und dem Tschechen Lukas Bauer auch beide Titelverteidiger. Während bei den Frauen nach dem Verzicht von Weltcup-Spitzenreiterin Marit Bjoergen (Norwegen) die Weltcup-Zweite Kowalczyk als klare Favoritin gilt, ist die Lage bei den Männern ungleich spannender. Hier werden dem Schweizer Dario Cologna, Alexander Legkov aus Russland und Doppel-Olympiasieger Petter Northug (Norwegen) die besten Chancen zugestanden. Die Entscheidung wird wohl erst beim brutalen Schlussanstieg am 9. Januar auf dem Alpinhang im italienischen Cavalese fallen.

Hohes Preisgeld
Insgesamt ist ein Preisgeld in Höhe von 1,055 Millionen Schweizer Franken (ca 845.000 Euro) ausgelobt. Die Gesamtsieger bei Frauen und Männern kassieren allein 150.000 Schweizer Franken (ca. 120.000 Euro), Platz zwei bringt 100.000 (ca. 80.000 Euro), der dritte Rang noch 50.000 (ca. 40.000 Euro). Die beiden Gesamtsieger der Sprint-Wertungen bekommen immerhin je 10.000 (ca. 8000). Jeder Tagessieg wird mit 5000 Schweizer Franken (ca. 4000 Euro) belohnt.