Biathlon: Philipp Nawrath feiert ersten Weltcupsieg im Sprint von Östersund

Philipp Nawrath (GER) © Manzoni/NordicFocus

Die deutschen Skijäger setzen ihre Siegesserie fort. Philipp Nawrath gewinnt den Sprint der Herren beim Biathlon Weltcup in Östersund und verweist zwei Norweger auf die Plätze. Nawrath feiert seinen ersten Weltcupsieg und Johannes Kühn und Benedikt Doll sorgen mit einem Top-10-Platz für ein starkes Mannschaftsergebnis.

Erster Weltcupsieg von Philipp Nawrath

Philipp Nawrath (GER) © Authamayou/NordicFocus

Philipp Nawrath gewinnt nach zwei tadellosen Schießeinlagen und herausragender Laufleistung den Sprint der Herren über 10 km beim Biathlon Weltcup in Östersund. Gut die Hälfte der Läufer waren bereits vor ihm ins Rennen gestartet, als Nawrath mit fünf Treffern beim ersten Schießen knapp an den bis dahin führenden Schweden Samuelsson herankam. Nawrath arbeitete auch im stehenden Anschlag perfekt und setzte sich eingangs der Schlussrunde bereits an die Spitze, da Samuelsson mit zwei Strafrunden belastet war und der zwar ebenfalls fehlerfrei gebliebene Norweger Tarjei Boe läuferisch hinter Nawrath lag. Der Deutsche baute seinen Vorsprung auf Tarjei Boe auf der letzten Runde weiter aus und siegte schließlich mit 18,7 Sek. Vorsprung vor Tarjei Boe. Das Podest komplettierte der weitere Norweger Vebjoern Soerum. Nach ebenfalls zehn Treffern sortierte er sich 1,1 Sek. hinter seinem Landsmann auf dem Bronzerang ein. Sebastian Samuelsson lief schnellste Gesamtlaufzeit und hat seine Siegchancen im stehenden Anschlag vergeben. Am Ende fehlten ihm trotz 300 Extrameter nur 26,7 Sek. auf den Sieg. Die Ränge fünf und sechs gingen ebenfalls an Norwegen. Johannes Dale-Skjevdal verfehlte eine Scheibe (+46,6 Sek.) und überquerte die Ziellinie als Fünfter, gefolgt von Endre Stroemsheim, der nach zehn Treffern 1,6 Sek. später ins Ziel kam.

  

„Unbeschreibliche Emotionen“

Philipp Nawrath (GER) © Authamayou/NordicFocus

„Unbeschreiblich von den Emotionen, was da heute abgegangen ist,“ sagte Philipp Nawrath nach dem Wettkampf. „Ich habe versucht mir das Rennen gut einzuteilen, bin eher passiv reingegangen, um mich gut aufzuwärmen.“ Nawrath konnte es nach dem Rennen kaum fassen, was ihm gelungen ist und meinte, dass da erst mal die 30 stehen müsste, und spielte dabei auf sein und das Alter des ebenfalls 30jährigen Roman Rees an. Nawrath dankte wie alle anderen deutschen Starter den Technikern. „Wir hatten die ganzen Tage überragendes Material am Start. Ihr arbeitet jeden Tag, teilweise von früh um sechs und das ist die Basis, dass wir hier solche Erfolge feiern. Ein riesiger Dank an die Techniker.“ Langsam wird es schwierig die richtigen Worte zu finden,“ meinte der Sportliche Leiter Biathlon beim Deutschen Skiverband. „Ein weiterer wirklich grandioser Tag für uns. Den ersten Weltcupsieg von Philipp Nawrath kann man nicht hoch genug einschätzen. Dass der Philipp ein Riesenpotential hat, das haben wir immer gewusst, aber die PS auch auf die Straße zu bringen, und vor allem Schieß- und Laufleistung an einem Tag so zu kombinieren, dass es nach ganz vorne reicht, ist eine andere Sache. Das hat er geschafft. Damit ist er in der absoluten Weltspitze angekommen,“ so Felix Bitterling in einer Mitteilung des Verbands.

Gelbes Trikot geht von Roman Rees an Philipp Nawrath

Roman Rees (GER) © Manzoni/NordicFocus

Roman Rees als Sieger des Eröffnungseinzels startete in gelb des derzeit Gesamtweltcupführenden. Nahezu 15 Jahre gelang dies seit Michael Greis keinem DSV-Skijäger mehr. Roman Rees musste krankheitsbedingt seinen Start in der Herrenstaffel absagen und erklärte im ZDF-Interview nach dem Rennen: „Es war Glück, dass ich heute bereit war zu laufen. Ich war ja krank, die Power war nicht so da, das habe ich schon gemerkt.“ Dennoch konnte er es genießen, im gelben Trikot zu laufen. „Das Problem war, ich hatte keine Vorbelastung die letzten zwei Tage und wollte über Null/Null am Schießstand kommen.“ Das ist ihm liegend zwar geglückt, aber im stehenden Anschlag fiel nur die erste und die letzte Scheibe nicht, die drei Scheiben dazwischen blieben schwarz. „Es war eine Ehre, es war ein schönes Rennen und lieber an einem schlechten Tag schlecht schießen und an einem guten Tag gut schießen, als so ein Mischmasch,“ so das Resümee von Roman Rees, der sich am Ende auf Rang 56 mit 2:44,7 Min. Rückstand zwar knapp für die Verfolgung qualifizierte, aber das gelbe Trikot abgeben muss. Allerdings bleibt es in der deutschen Mannschaft. In Hochfilzen wird der 30jährige Nesselwanger Philipp Nawrath erstmals im gelben Trikot des Gesamtweltcupführenden an den Start gehen. Drei Deutsche liegen in dieser Tabelle derzeit vorne, denn nur einen Punkt hinter Nawrath findet sich Justus Strelow derzeit auf Platz zwei und dahinter reiht sich Roman Rees als Dritter ein.

„Stolzer Teamältester“

Benedikt Doll (GER) © Manzoni/NordicFocus

Johannes Kühn blieb liegend fehlerfrei, kam in guter Position zum stehenden Anschlag, reihte sich nach der Strafrunde für einen Fehlschuss erst auf Position zehn ein und machte im Verlauf der Schlussrunde zwei Plätze gut. Als Achter wird Kühn mit 57,2 Sek. Rückstand die Verfolgung seines Teamkollegen Philipp Nawrath aufnehmen. Benedikt Doll kam als dritter DSV-Läufer in die Top-10. Stehend blieb eine Scheibe stehen und in einem sehr engen Rennen reihte er sich mit 58,5 Sek. Rückstand auf Platz 10 ein. „Ich bin schon sehr, sehr zufrieden, läuferisch geht es bei mir noch nicht so leicht. Ich weiß nicht, ob es an der Kälte oder an der Form liegt, es kommt keine Power. Das gefällt mir aktuell noch nicht so, es fühlt sich an als würde ich mit einer Bremse laufen. Es macht mich stolz als Teamältester so ein gutes Team zu haben, in so einem Team laufen zu dürfen,“ so Benedikt Doll nach dem Rennen im ZDF.Justus Strelow eröffnete das Rennen, kam auch als Erster ins Ziel, aber wurde dort schnell nach hinten verdrängt. Nach einem Umweg über die Strafrunde belegte er Rang 15 mit einem Rückstand von 1:17,4 Min. und hat damit weitere Weltcuppunkte gesammelt, ebenso David Zobel. Als vorletzter Läufer ins Rennen gestartet, hatte Zobel im liegenden Anschlag eine schwierige Situation zu meistern. Zwei Schüsse lösten nicht aus und er musste jeweils manuell nachladen, ließ dennoch alle fünf Scheiben weiß werden. Im stehenden Anschlag funktionierte der Ladevorgang, dafür verfehlte er zwei Scheiben, qualifizierte sich auf Rang 30 für die Verfolgung mit einem Rückstand von 1:59,4 Min. Nach dem Rennen meinte Justus Strelow: „Es war ein seltsames Rennen, sehr kalt und ab der Abfahrt war alles taub, es ging nicht schneller, die Beine wollten sich nicht mehr so bewegen, wie man das gerne möchte.“ Er freute sich über den Sieg von Philipp Nawrath: „Es ist cool wenn immer einer aus dem Team durchkommt, das zeigt, was für eine Dichte wir haben, was für ein gutes Team wir sind.“ Und in diese Richtung äußerte sich auch der Cheftrainer der DSV-Biathleten Urus Velepec: „Ich habe nichts besonderes gemacht, sie waren schon früher gute Sportler und gute Menschen.“ Velepec ist seit Mai dieses Jahres Cheftrainer und rückte damit an die Position des langjährigen Cheftrainers Mark Kirchner. „Ich habe viel von Mark gelernt. Vielleicht ist jetzt eine neue Energie, eine andere Methodik, auch mit Jens Filbrich wir haben viel an der Technik gearbeitet.“ 

Johannes Thingnes Boe patzt am Schießstand

Johannes Thingnes Boe (NOR) © Authamayou/NordicFocus

Nach Rang drei im Einzel zu Beginn des Biathlon Weltcups in Östersund musste sich Johannes Thingnes Boe mit Rang 18 heute geschlagen geben. Es schien nicht einer seiner besten Tage zu werden, als liegend zwei Scheiben stehen blieben. In der Spur holte er gut auf, aber eine weitere Strafrunde kam im zweiten Anschlag hinzu, nachdem der letzte Schuss das Ziel verfehlte. Insbesondere auf der Schlussrunde lag seine Laufzeit 24,4 Sek. hinter den Schnellsten, seinen Teamkollegen Vebjoern Soerum und Johannes Dale-Skjevdal.

Sebastian Stalder bester Schweizer

Sebastian Stalder (SUI) © Manzoni/NordicFocus

Mit zwei fehlerfreien Fünferserien nahm Sebastian Stalder mit 59,9 Sek. Rückstand die zwölfte Position ein und war damit erneut bester Schweizer. Niklas Hartweg kommt nicht so gut in die Saison wie letztes Jahr und nach drei Extrarunden und einem Rückstand von 2:34 Min. wird er die Verfolgung von Position 50 aus aufnehmen. Jeremy Finello war ebenfalls mit drei Strafrunden belastet und reihte sich mit 2:04 Min. Rückstand auf Position 35 ein. Dajan Danuser und Joscha Burkhalter haben als 62. und 75. die Verfolgung nicht erreicht. Dies gilt auch für den Österreicher Patrick Jakob auf Rang 72. Felix Leitner, David Komatz und auch Magnus Oberhauser hielten sich in beiden Schießeinlagen fehlerfrei, lagen aber läuferisch weit hinter der Spitze und platzierten sich auf Rang 26 (+ 1:52,9 Min.), 34 (+ 2:02,8 Min.) und 40 (+ 2:08,9 Min.). Simon Eder auf Platz 36 verfehlte zwei Scheiben und wird mit 2:05,6 Min. Rückstand die Verfolgung aufnehmen.  

Der Wettkampfplan für Östersund

Ergebnis Sprint Herren

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