Biathlon-Trainer Mark Kirchner tritt ab

Mark Kirchner (GER) © Manzoni/NordicFocus

Biathlon-Bundestrainer Mark Kirchner hat nach dem Massenstart beim Biathlon Weltcup in Oslo in einem emotionalen Statement seinen Rücktritt erklärt. Zeitgleich hat der Deutsche Skiverband eine Pressemeldung veröffentlicht. Hier werden seine Nachfolger sowie die neue Funktion von Mark Kirchner dargelegt.

Mark Kirchner übergibt an neues Trainer-Duo

Mark Kirchner (GER) © Manzoni/NordicFocus

13 Jahre stand er als Leitender Disziplintrainer der Biathlon-Herren in der Verantwortung. Jetzt übergibt Mark Kirchner (52) das Schießglas an seinen derzeitigen Co-Trainer Uros Velepec (55). Velepec wird zukünftig gemeinsam mit dem ehemaligen Weltklasse-Langläufer Jens Filbrich (44) als Trainer-Duo die DSV-Weltcup-Herren betreuen. Kirchner bleibt dem DSV-System erhalten und soll als übergreifender Nachwuchstrainer die strategische Athletenentwicklung innerhalb des Deutschen Skiverbands koordinieren und intensivieren. Wenige Wochen nach der Heim-WM im Februar kommt es damit auch im Trainerbereich zum Generationswechsel.

Bei Heim-WM nicht alle Ziele erreicht

Mark Kirchner (GER) © Reichert/NordicFocus

„Die Weltmeisterschaften in Oberhof waren für uns als Team und für mich als Trainer noch einmal ein ganz besonderes Highlight“, erklärte Mark Kirchner. „Auch wenn wir in diesen zwei Wochen leider nicht alle unsere Ziele erreichen konnten, haben wir in der zurückliegenden Saison definitiv wieder einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Die Arbeit hat mir deshalb bis zuletzt viel Freude bereitet. Aber jetzt ist für mich der Zeitpunkt gekommen, um den Weg für neue Impulse frei zu machen. Nach 33 intensiven Jahren mit ganz vielen emotionalen Highlights, wertvollen Erfahrungen für das Leben, einer Menge interessanter Menschen, aber auch einigen Enttäuschungen werde ich die internationale Biathlonbühne verlassen. Ich möchte den Koffer in die Ecke stellen, öfter mein eigenes Bett nutzen, nicht mehr 170 Tage im Jahr im Hotel wohnen und unzählige Stunden auf Reisen sein. Mark Kirchner möchte vor allem seiner Familie, seiner Frau und seinem Enkel mehr Zeit schenken und ihnen hat er auch in seiner Rücktrittserklärung live in der ARD besonders gedankt, wo er weiter anführte, dass er den Weg frei machen möchte um das Team weiter zu verjüngen. Besonders schwer fiel ihm, sein Team entsprechend zu informieren, was er bereits am Vorabend tat. 

Mark Kirchner bleibt dem DSV erhalten

Mark Kirchner (GER) © Manzoni/NordicFocus

Ich freue mich auch auf meine neue Aufgabe und hoffe, dass ich damit in den kommenden Jahren meinen Beitrag leisten kann, um die nächsten Generationen an die Weltspitze zu führen.“ In seiner neuen Funktion soll Kirchner vor allem die übergreifende Athleten-Ausbildung optimieren und den Cheftrainer Nachwuchs strategisch unterstützen. Gleichzeitig wird Kirchner auch in andere übergreifende Themen seine Expertise einbringen. Beispielsweise bei der Weiterentwicklung der Stützpunkte und damit einhergehend bei der Unterstützung der dortigen Trainer und Athleten durch den Deutschen Skiverband. Sportdirektor Felix Bitterling: „Die Erfahrung und das Wissen, das Mark in den vielen Jahren gesammelt hat, wollen wir natürlich unbedingt im System erhalten. Auch wenn er mit Beginn der Vorbereitung auf die kommende Saison nicht mehr im Weltcup-Team tätig ist. In den vergangenen Wochen haben wir uns gemeinsam überlegt, wie wir uns im Herrenbereich zukünftig aufstellen; an welcher Stelle wir neue Impulse brauchen, welche Veränderungen sinnvoll sein könnten, um die grundsätzlich positive Entwicklung fortsetzen zu können. Mit der neuen Konstellation beschreiten wir zwar ganz bewusst ein paar neue Wege, bleiben in der generellen Ausrichtung aber auf dem eingeschlagenen Kurs.

Neue Impulse – Neue Wege

Eine unserer Überlegungen war, dass wir mit Jens Filbrich noch einmal zusätzliches Knowhow für den Laufbereich in das Trainerteam holen. Wir sind uns sicher, dass wir damit sowohl für die trainingsälteren, vor allem aber auch für die jüngeren Sportler einige neue Akzente setzen können.“ Der ehemalige Skilangläufer und mehrfache WM- und Olympia-Medaillengewinner Filbrich absolvierte von 2014 bis 2018 eine Trainerausbildung in Köln und Leipzig. Bereits parallel zu seiner Ausbildung arbeitete er in den verschiedensten Altersbereichen als Skilanglauf-Trainer, ehe er im Mai 2022 ins Lager der DSV-Biathleten wechselte. Dort war er in den beiden Lehrgangsgruppen 1b der Damen und Herren unter anderem für die Lauftechnik und das Athletiktraining der Damen und Herren im IBU-Cup verantwortlich. „Die Erfahrungen, die ich hier sammeln durfte, helfen mir natürlich, die biathlonspezifischen Herausforderungen besser einzuordnen“, sagte Jens Filbrich. „Aber mein Haupt-Fokus als Disziplintrainer der Weltcup-Mannschaft wird natürlich auch weiterhin im Lauftechnik- und im Athletikbereich liegen. Und da sind die Erfolgsprinzipien im Vergleich zum Langlauf nahezu identisch. Wo genau wir dann im Detail ansetzen, werden wir in den nächsten Tagen gemeinsam im Trainerteam besprechen. Ich bin froh, dass uns Mark bei Bedarf unterstützen wird, und dass ich mit Uros Velepec einen sehr erfahrenen und erfolgreichen Biathlon-Spezialisten als Kollegen habe. Außerdem werden wir uns mit Sicherheit auch noch einmal intensiv mit Kristian Mehringer und Sverre Roiseland abstimmen, wie wir die Zusammenarbeit mit dem Damen-Team gestalten. Ich habe definitiv Respekt vor dieser neuen Herausforderung. Gleichzeitig freue ich mich aber auch auf die bevorstehenden Aufgaben und auf die Zusammenarbeit in einem gut eingespielten und intakten Team.“

Quelle: PM DSV

Felix Bitterling zur neuen Situation

Mark Kirchner (GER) coach Team Germany, Felix Bitterling (GER) © Manzoni/NordicFocus

In einem nachgeschobenen Interview geht Felix Bitterling in der Sache nochmals ins Detail. „Mark Kirchner wird in der LG Ia nicht mehr tätig sein. Das ist ein Prozess der über viele Wochen in wirklich guten Gesprächen stattgefunden hat, speziell zwischen Mark und mir. Wir sind da übereingekommen, dass der Mark eine wirklich wichtige Position im Nachwuchsbereich übernehmen wird. Wir haben uns da schon sehr, sehr früh darüber unterhalten, dass das was wäre, wenn er mal aufhört. Wir sind übereingekommen, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für diesen Wechsel ist. Es geht beiden Seiten wirklich gut mit dieser Entscheidung. Natürlich ist es eine emotionale Geschichte nach so vielen Jahren. Ich freue mich wirklich sehr, dass der Mark in unserem System bleibt. Er hat eine Riesenerfahrung, er hat sehr viel zu geben, auch zukünftigen Generationen und das wird er tun im Nachwuchsbereich. Er wird uns da sehr helfen und ich denke, er wird da sein zweites Trainerglück finden. In der LG Ia wird es so sein, dass der Uros Velepec die Leitung übernimmt, im Prinzip als Biathlon-Trainer, als Komplextrainer und ergänzt wird durch Jens Filbrich als speziellen Lauftrainer, der auch schon in unserem B-Kader ein Jahr lang wirklich sehr, sehr positiv gewirkt hat. Die beiden zusammen, aber auch ganz explizit mit den Damentrainern zusammen, werden ein gutes Team geben, nicht nur in der Vorbereitung, wo man das eine oder andere sicherlich mehr zusammen machen wird, sondern auch im Winter, wenn der Weltcup wieder losgeht. Bitterling beschreibt Mark Kirchner so: Der Mark ist ein Kollege der ist sehr, sehr gerade raus. Er umschreibt nichts, der haut den Nagel grundsätzlich Mitte Kopf. Das ist sehr direkt, damit muss man lernen umzugehen. Ich habe mit Mark immer ein sehr offenes Verhältnis, ich habe eine ähnliche Art diesbezüglich, und wir sind sehr gut ausgekommen. Deswegen glaube ich, und es kann auch nur so gehen, wie wir es jetzt ausgemacht haben, dass es eine Geschichte ist, die im Guten und im Konsens passiert. Wir werden zusammen weiterarbeiten, da freue ich mich drauf. Den einen oder anderen Abend werden wir auch in Zukunft zusammen verbringen, da freue ich mich auch drauf. Es ist immer lustig und der Mark hat einen sehr, sehr guten Humor, auch wenn man hin und wieder erst den zweiten Blick dafür riskieren muss, um das zu bemerken. „Er hat mich zu dem Athleten gemacht, der ich bin und ich bin ihm sehr dankbar für diese vielen tollen Jahre, freue mich aber auch auf neue Impulse,“ so Benedikt Doll am Rande des Weltcups in Oslo zu der Veränderung. Benedikt Doll hat angekündigt, mindestens noch ein Jahr weiter seinen Leistungssport zu betreiben.