Biathlon Weltcup Canmore: Gesamtweltcupsieger Johannes Thingnes Boe dominiert Massenstart

Johannes Thingnes Boe (NOR) © Manzoni/NordicFocus

Johannes Thingnes Boe gewinnt mit dem Massenstart auch das letzte Saisonrennen beim Biathlon Weltcup in Canmore. Er hat sich damit nach seinem vorzeitigen Gewinn des Gesamtweltcups auch die kleine Kristallkugel im Massenstart geholt. Die DSV-Starter verpassten die Top-10, bereiteten aber gemeinsam mit dem kompletten Team ihrem „Capitano“ Benedikt Doll einen emotionalen Abschied. 

J. T. Boe überzeugt von Beginn des Rennens

Johannes Thingnes Boe (NOR) © Manzoni/NordicFocus

In der Massenstartwertung lag vor dem Start der Norweger Johannes Dale-Skjevdal mit 8 Pünktchen Vorsprung vor seinem Landsmann Vetle Sjaastad Christiansen und auch Johannes Thingnes Boe ( + 12) hatte gute Chancen auf den Sieg in dieser Disziplin, nachdem Dale-Skjevdal in den letzten Rennen etwas schwächelte. Er und auch Vetle Sjaastad Christiansen verpassten in Canmore sowohl im Sprint als auch in der Verfolgung die Top-10. Den Gesamtsieg hat sich Johannes Thingnes Boe bereits vorzeitig mit dem Verfolgungserfolg am Tag zuvor zum fünften Mal gesichert. Acht Norweger, sieben DSV-Athleten, vier Franzosen, drei Schweden und ein Schweizer, waren unter den derzeit 30 weltbesten Biathleten am Start. Im ersten Anschlag blieben zwölf Athleten fehlerfrei und Eric Perrot und Johannes Thingnes Boe verließen den Schießstand in Führung liegend. Bis zu der zehnten Position lagen sie innerhalb zehn Sekunden, darunter Sebastian Stalder auf Rang sechs, gefolgt von Philipp Horn und Benedikt Doll. Die weiteren deutschen Starter fanden sich in der Strafrunde wieder. Der Norweger Dale-Skjevdal kassierte im ersten Anschlag bereits zwei Strafrunden. Nach dem zweiten Liegendanschlag blieb Johannes Thingnes Boe an der Spitze, hinter ihm Vetle Sjaastad Christiansen und mit etwa 13 Sekunden Rückstand schob sich der Schweizer Sebastian Stalder nach einer weiteren Null auf den dritten Rang. Dicht hinter ihm Philipp Nawrath und Benedikt Doll.

    

Keine Chance für seine Kontrahenten

Johannes Thingnes Boe (NOR) © Manzoni/NordicFocus

Richtung Stehendanschlag hat Johannes Thingnes Boe seinen Vorsprung von 6,4 auf 28,3 Sekunden ausgebaut und in einer bombastischen Zeit seine fünf Scheiben abgeräumt. Der erste Verfolger, der den Schießstand verließ war 43,8 Sekunden dahinter sein Teamkollege Johannes Dale-Skjevdal. Viele Athleten fanden sich in der Strafrunde wieder und bis dahin war nur Johannes Thingnes Boe schadlos am Schießstand geblieben. Die deutschen Athleten fielen ebenfalls durch Strafrunden zurück und bitter für Benedikt Doll, der gleich vier Extrarunden aus dem ersten Stehendanschlag drehen musste. Johannes Thingnes Boe zeigte zum Abschluss der Saison noch einmal seine komplette Klasse, am Schießstand und auch in der Spur. Auf weiter Flur alleine kam Johannes Thingnes Boe zum letzten Schießen der Saison 2023/24 und der Vorsprung war groß genug, um an der Spitze zu bleiben, obwohl der letzte Schuss nicht ins Ziel kam. Dale-Skjevdal räumte ebenfalls schnell ab, bog mit 32,9 Sekunden Rückstand an zweiter Position in die Schlussrunde ein und 10,4 Sekunden hinter ihm folgte der Franzose Emilien Jacquelin. J. T. Boe brachte den Massenstartsieg mit 44,5 Sekunden Vorsprung sicher ins Ziel und erwartete dort mit der norwegischen Fahne seinen Teamkollegen Johannes Dale-Skjevdal auf dem Silberrang. Emilien Jacquelin komplettierte das Podest. Vierter wurde der Italiener Tommaso Giacomel, der später auch noch mit der Trophäe für den besten Athleten unter 25 Jahren ausgezeichnet wurde. Rang fünf sicherte sich Tarjei Boe vor dem Schweden Martin Ponsiluoma. 

Die deutschen Platzierungen

Justus Strelow (GER) © Manzoni/NordicFocus

Wie schon in der Verfolgung tags zuvor spielten die deutschen Herren zuerst noch eine Rolle um die vorderen Platzierungen, insbesondere Philipp Nawrath und Benedikt Doll waren in den Top-5 dabei. Ab der vierten Runde schwanden die Chancen auf eine vordere Platzierung, die teilweise durch zu viele Fehler am Schießstand vergeben wurden. Am Ende wurde Justus Strelow auf Rang 13 bester seines Teams. Philipp Nawrath belegte Rang 15 und weiter hinten leisteten Philipp Horn (23.), Johannes Kühn (24.), Roman Rees (25.) und Danilo Riethmüller (26.) ihrem Teamkameraden und „Capitano“ Benedikt Doll (27.) Gesellschaft bei seinem letzten Zieleinlauf. Dort wurde er mit einem großen Transparent, Sekt und einer Konfettikanone vom gesamten Team erwartet, was ihn sichtlich berührte. „Ich wollte noch einmal kämpfen, aber mich hat es ganz schön aufgestellt. Da konnte ich dann auch nichts mehr treffen und ich habe die Jungs dann ziehen lassen. Es war aber schon hart hinterher zu laufen, die Ski waren nicht ganz so gut heute,“ so Benedikt Doll im ZDF-Interview.
Der Schweizer Sebastian Stalder (0+0+1+0) erreichte den zwölften Rang. 
    Ergebnis Massenstart Herren 

Abschied von Benedikt Doll

Benedikt Doll (GER) © Manzoni/NordicFocus

„Ich bin nicht am trauern, sondern ich freu mich auf das was kommt,“ betonte Benedikt Doll noch einmal im ZDF, obwohl er sichtlich angegriffen war, als viele der Top-Athleten, mit denen er sich immer wieder messen musste, sich von ihm im Zielbereich verabschiedeten. „Sein Ego gibt es nur während der Rennen, sonst nicht,“ meinte Uros Velepec, und Jens Filbrich sagte: „Ein absoluter Führungsbiathlet geht von Bord.“ In einer Videobotschaft wurde der ehemalige Herrentrainer Mark Kirchner mit den Worten eingespielt: „Wir sind eine ganze Zeit den Weg im Biathlonzirkus gemeinsam gegangen. Für mich und die Mannschaft war Benni immer eine absolute Bereicherung, nicht nur als sportlicher Vollprofi sondern auch als Mensch mit seinen vielen guten Eigenschaften und ich möchte Danke sagen. Auch Benedikt Doll kam noch einmal zu Wort. „Sehr viel schöne Zeit, die ich erleben durfte im Biathlon, mit der 1. Generation mit Arnd Peiffer, Erik Lesser, Simon Schempp und Daniel Böhm, aber auch jetzt noch mit der 2. Generation. Wir hatten immer gute Stimmung im Team, es hat echt Spaß gemacht, aber ich freue mich auch auf das was kommt. „Der Benni war immer einer meiner Hauptansprechpartner. Für einen Anführer braucht es mehr als einen guten Charakter. Er ist Vorbild für hoffentlich viele Athleten, die da noch kommen,“ waren die Worte von Felix Bitterling, Sportdirektor Biathlon beim DSV.  Zum Abschiedsfilm, den Philipp Horn für Benedikt Doll erstellte meinte Letzterer: „Es tut gut zu sehen, dass man im Team so einen Stellenwert hatte, nicht einer von Vielen, sondern ein Besonderer.“ 

Johannes Thingnes Boe wird mit großer Kristallkugel geehrt

Johannes Thingnes Boe (NOR) © Manzoni/NordicFocus

Erst erhielt Johannes Thingnes Boe die kleine Kristallkugel für den Sieg in der Massenstartwertung und anschließend die begehrte Trophäe für den Gesamtweltcupsieg. Daneben hat er in dieser Saison auch die Wertung in der Verfolgung und im Einzel für sich entschieden. Jeder seiner bisherigen fünf Gesamtsiege bedeuteten ihm sehr viel, aber dieser letzte ist ganz besonders für ihn mit seinen „Ups“ und „Downs“ während der Saison und auch weil ihn sein Bruder Tarjei extrem gefordert hat, erklärte er nach der Ehrung. 

Weltcupgesamtstand Herren

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