Biathlon Weltcup Canmore: Kühn und Riethmüller im Sprint in Top-10

Danilo Riethmueller (GER) © Manzoni/NordicFocus

Johannes Thingnes Boe gewinnt den letzten Sprint der Saison beim Biathlon Weltcup in Canmore. Johannes Kühn und Danilo Riethmüller laufen in die Top-10 und Trophäen für den Sieg in der Sprintwertung, in der Einzelwertung und der Nationenwertung verliehen.   

Johannes Thingnes Boe unschlagbar im letzten Sprint der Saison

Johannes Thingnes Boe (NOR) © Manzoni/NordicFocus

Im abschließenden Sprint dominierte Johannes Thingnes Boe auf jeder Linie. Zehn Treffer am Schießstand und schnellste Laufzeit bedeuteten einen deutlichen Sieg für den Norweger. Der Italiener Tommaso Giacomel kam nach einer Strafrunde mit einem Rückstand von 1:02,7 Minuten auf dem Silberrang ins Ziel und Tarjei Boe, ebenfalls mit einer Strafrunde belastet, komplettierte das Podest 1,5 Sekunden hinter dem Italiener. Giacomel hat dadurch in der Gesamtwertung seinen Vorsprung im Kampf um die U25-Wertung gegenüber dem Franzosen Eric Perrot um 57 Punkte ausgebaut. Zum wiederholten Male in dieser Saison erreichten die Boe-Brüder gemeinsam das Podest. Gemeinsam kamen sie auch zum ZDF-Interview nach dem Rennen, wo sich J. T. Boe beeindruckt zeigte von den Deutschkenntnissen seines Bruders. „Ich bin mit dem 3. Platz ganz zufrieden,“ meinte Tarjei, und weiter, dass es schwer werden würde in der Verfolgung an seinen Bruder, der über eine Minute Vorsprung hat, heranzukommen. Emilien Jacquelin (0+1) sicherte sich Rang fünf vor dem Schweden Sebastian Samuelsson (0+1). Es war ein spannendes Rennen nicht nur in Bezug auf den Weltcupsieg sondern vor allem wegen der Sprintwertung und nicht zuletzt auch als vorletzte Ergebnisse, die in den Kampf um die große Kristallkugel einfließen. Die Höhenlage der Strecken von Canmore machte es allen Athleten schwer, am Schießstand mit der Atmung hinzukommen, und was deutlich sichtbar war, wenn sie ausgepumpt wie selten im Ziel liegen und nach Luft ringen.

 

Johannes Kühn wird Siebter

Johannes Kuehn (GER) © Manzoni/NordicFocus

Johannes Kühn verfehlte nach der Null im Liegen im stehenden Anschlag eine Scheibe, hatte für die Schlussrunde noch genügend Körner und platzierte sich auf dem sechsten Rang, zusammen mit dem Franzosen Eric Perrot (0+0). Johan-Olav Botn, diese Saison Gesamtsieger im IBU Cup, ging mit Startnummer 100 als achter Norweger und als vorletzter Athlet ins Rennen, traf alle zehn Scheiben und lag bei Schießstandausgang sogar noch auf Podestkurs. Auf dem letzten Kilometer ging er deutlich ein und verdrängte auf Rang sechs Eric Perrot und Johannes Kühn von der Blumenzeremonie. Dennoch wurde Kühn auf Rang sieben bester Deutscher und gab im ZDF-Interview nach dem Rennen zu, dass er wusste, dass die Strecken hart für ihn werden und er Respekt vor dem Schießen hatte. „Die Bedingungen sind gut, aber ich mag eher Strecken steil hoch und steil runter, nicht die langgezogenen Anstiege auf der mittleren Höhe.“

Starkes Rennen von Danilo Riethmüller

Danilo Riethmueller (GER) © Manzoni/NordicFocus

Wie Johan-Olav Botn hatte auch Danilo Riethmüller mit 97 eine späte Startnummer. Der Deutsche hatte eine hervorragende Angangszeit, hielt sich im liegenden Anschlag schadlos, schoss sehr besonnen und hielt inne, als er mit der Atmung nicht hinkam und erreichte mit nur 29,4 Sekunden Rückstand auf den späteren Sieger den Stehendanschlag. Eine Scheibe fiel nicht und nach der Strafrunde lag er immer noch im Top-10-Bereich. Mit der aus deutscher Sicht schnellsten Gesamtlaufzeit platzierte er sich nur 2 Sekunden hinter Johannes Kühn auf dem neunten Rang. „Ich habe gezweifelt ob die Strecke so hart bleibt, wie sie heute Morgen war, aber die Strecke hat gehalten, es waren sehr schnelle Bedingungen und wir hatten gutes Material gehabt. Leider ist mir ein Schuss stehend abhanden gekommen, was mich ärgert, aber mit einem Top-10-Ergebnis im Weltcup bin ich voll und ganz zufrieden. Ich bin überwältigt wie die Saison für mich verläuft“,  So Riethmüller nach dem Rennen, „ich bin sehr glücklich, dass ich das machen darf“. 

Die weiteren deutschen Platzierungen

Benedikt Doll (GER) © Manzoni/NordicFocus

Philipp Nawrath belegte Rang 12 und hat seine Podestchancen im Stehendanschlag vergeben. Nur 19,2 Sekunden hinter Johannes Thingnes Boe kam er zum Schießstand, wo drei Scheiben nicht fielen. Sein Rückstand, mit dem er die Verfolgung aufnehmen wird, beträgt 1:49 Minuten. Justus Strelow kassierte auch im stehenden Schießen eine Strafrunde und platzierte sich auf Rang 16 (+ 1:53,1 Min.). Roman Rees belegte mit einer Strafrunde belastet Rang 18 und hat bereits einen Rückstand von über zwei Minuten, ebenso Philipp Horn, der allerdings drei Extrarunden im Gepäck hatte. Schlusslicht der DSV-Athleten bildete Benedikt Doll. Zwei Fehler im Liegen und zwei Fehler im Stehen waren eindeutig zu viel für einen der vorderen Platzierungen. Mit 2:25 Minuten Rückstand überquerte er die Ziellinie auf Rang 23 im letzten Sprint seiner Biathlonkarriere. 

Niklas Hartweg verpasst Verfolgung

Niklas Hartweg (SUI) © Manzoni/NordicFocus

Simon Eder wurde nach einer Strafrunde aus dem Liegendanschlag bester Österreicher auf Rang 28 mit einem Rückstand von 2:38 Minuten. Auch David Komatz (0+0) und Dominic Unterweger (0+0) haben auf den Plätzten 40 und 47 die Verfolgung erreicht. Patrick Jakob (1+1) hat auf Rang 84 die Verfolgung verpasst und damit keine weiteren Rennen mehr in Canmore. Aus dem Schweizer Team wurde Jeremy Finello (0+2) auf Rang 25 Bester, Sebastian Stalder kam nach zwei Extrarunden als 49 ins Ziel und auch Joscha Burkhalter (1+1) hat auf Rang 59 die Verfolgung gerade noch erreicht. Niklas Hartweg, der schon in Soldier Hollow gesundheitlich angeschlagen war, hat sich nicht wirklich von seinem Infekt erholt, wollte starten und mit Rang 71 (0+1) die Verfolgung verpasst.    

Großer Bruder: kleine Kugel, kleiner Bruder: große Kugel

Siegfried Mazet (FRA) coach team Norway, Vetle Sjaastad Christiansen (NOR), Johannes Thingnes Boe (NOR), Tarjei Boe (NOR), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Die Ausgangssituation vor dem letzten Sprint der Saison 2023/24 sprach für den Norweger Tarjei Boe, der sich in dieser Saison stark wie lange nicht mehr präsentierte. Mit 22 Punkten Vorsprung vor seinem Teamkameraden Sturla Holm Laegreid sollte es sich in Canmore entscheiden, wer die kleine Kugel gewinnt. Und es ging ja auch darum Punkte für die Gesamtwertung zu sammeln, wo Tarjei Boe vor dem Sprint nur 62 Punkte hinter seinem Bruder Johannes Thingnes Boe an zweiter Position platziert war. Im Sprint von Soldier Hollow siegte der Franzose Eric Perrot, Weltmeister in Nove Mesto na Morave war Sturla Holm Laegreid und Tarjei Boe siegte nur im Sprint von Hochfilzen, erreichte aber in der Summe mehrere Top-10 Platzierungen. Tarjei Boe legte mit einer Null im Liegendanschlag vor und Sturla Holm Laegreid geriet nach drei Strafrunden in einen kaum mehr aufholbaren Rückstand. Für Benedikt Doll rückte die kleine Chance auf die Sprintkugel mit zwei Fehlern im Liegen in weite Ferne und nachdem auch stehend zwei Scheiben stehen blieben, war er aus dem Rennen. Im Stehen blieb bei Tarjei Boe die vierte Scheibe stehen, vor dem letzten Schuss setzte er noch einmal ab, musste wegen der Höhenlage noch einmal durchatmen, und traf die letzte Scheibe. Nachdem Sturla Holm Laegreid nach vier Extrarunden 47. wurde und Benedikt Doll auf Rang 23 ebenso raus war, ging die kleine Kristallkugel im Sprint an Tarjei Boe. Johannes Thingnes Boe freute sich mit seinem Bruder über die Sprintkugel und meinte im ZDF-Interview angesprochen auf die Gesamtwertung: „Ich habe heute ein paar Punkte gut gemacht und meinen Vorsprung im Gesamtweltcup ausgebaut, aber noch ist nichts entschieden.“ Tarjei Boe aber scheint sich bereits damit anzufreunden, dass Johannes Thingnes Boe den Gesamtweltcup gewinnt und meinte: „Kleiner Bruder – große Kugel, großer Bruder – kleine Kugel.“ Was so nicht ganz den Tatsachen entsprach, denn auch Johannes Thingnes Boe wurde nach dem Sprint in Canmore mit einer kleinen Kristallkugel ausgezeichnet für den Sieg in der Einzelwertung und darüber hinaus gab es eine Trophäe an Norwegens Herrenteam für den Gesamtsieg in der Nationenwertung. 

Felix Bitterling, Sportdirektor Biathlon beim DSV

Felix Bitterling (DSV) © dsv

sieht die Sprints vor allem in allererster Linie positiv, „dass wir läuferisch wieder deutlich besser, deutlich näher dran waren. Das ist das Resultat von beiden Sprints, was uns sehr freut und auch für die Arbeit der Techniker spricht. Hervorzuheben sind die Ergebnisse von Janina Hettich-Walz, Johannes Kühn und unserem „Küken“ Danilo Riethmüller. Unsere Arrivierten haben heute zu viele Fehler geschossen. Gestern bei den Damen war es ein außergewöhnlicher Wettkampf, weil extrem wenig Fehler geschossen wurden und da ist man mit einem oder zwei Fehler durchgereicht worden. Alles in allem keine schlechte Ausgangsposition für den Verfolger. Von den Platzierungen her sind wir nicht einhundertprozentig happy mit den beiden Sprinttagen, aber wir sind in Position, und wir wollen uns noch das eine oder andere Erfolgserlebnis in der Verfolgung und im Massenstart holen.“ Er ist erfreut darüber, dass Danilo Riethmüller solche Leistungen abruft: „Mit dem Einstieg, den er in Antholz hatte, hat er gleich ein Ausrufezeichnen gesetzt, es kennt ihn jeder, er muss sich nirgends mehr vorstellen. Es geht für ihn Erfahrungen zu sammeln, alles aufzusaugen und dass er jetzt solche Leistungen abruft, dass ist natürlich ne Zugabe, freut mich extrem für ihn, er hat keine leichten Jahre gehabt. Aber er ist ein spezieller Typ, vielleicht kann man sagen auch ein geiler Typ, er ist zurecht da, es freut uns alle extrem, dass er da ist und jeder in der Mannschaft gönnt ihm das.“    

Ergebnis Sprint Herren

Der weitere Wettkampfplan

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