Gesundheitliche Rückschläge bei Norwegens Top-Biathleten

Tiril Eckhoff (NOR), Marte Olsbu Roeiseland (NOR), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Die norwegische Biathlon-Nationalmannschaft kämpft mit den Folgen und Nachwirkungen von Corona. Der Gesundheitszustand von Tiril Eckhoff bereitet Sorgen und auch Marte Olsbu-Roeiseland vermeldet einen Rückschlag während Sivert Guttorm Bakken wohl an seltener Folge der Corona-Impfung leidet.

Weltcupstart ohne Tiril Eckhoff 

Tiril Eckhoff © Manzoni/NordicFocus

Wenn für die Damen am 30. November 2022 in Kontiolahti mit einem Einzel die Saison beginnt, wird die Norwegerin Tiril Eckhoff fehlen. Sie legt eine Wettkampfpause mit unbekannter Dauer ein, wie der norwegische Verband bekannt gab. Während des Sommers hat sie an keinem Trainingslager der Nationalmannschaft teilgenommen und auch den Saisonauftakt vom 11. bis 13.11.2022, der nunmehr doch in Sjusjoen stattfindet, wird sie verpassen. Der Verband geht sogar so weit, dass auch eine Teilnahme an der Biathlon Weltmeisterschaft in Oberhof im Februar 2023 offen bleibt. „Wann sie zurück ist, wissen wir noch nicht. Sie erhält eine gute Betreuung und alle Hilfe, die sie bekommen kann. Wir hoffen natürlich, dass es Tiril bald besser geht“, wird Nationalmannschaftsärztin Aasne Fenne Hoksrud in der Pressemitteilung zitiert und Nationalmannschaftsmanager Per Arne Botnan sagt dort, er habe keine Ahnung, wie lange Eckhoff ausfallen werde. Eckhoff hatte sich bei der Party zum Weltcupfinale am Holmenkollen mit Corona infiziert und litt in der Folge an Schlafentzug und an Erschöpfungssymptomen. Worunter die zweifache Olympiasiegerin darüber hinaus derzeit konkret leidet, teilte der Verband nicht mit. „Wir haben die Situation mit den Trainern und dem Gesundheitsteam bewertet und sind zum Entschluss gekommen, dass sie nicht bereit für Wettkämpfe ist“, sagt Botnan. Um weitere Schlüsse ziehen zu können, werde die Entwicklung in den nächsten Wochen abgewartet. Tiril Eckhoff (32) sicherte sich in der Saison 2020/2021 den Gesamtweltcup, nachdem sie den Gesamtsieg in der Saison zuvor als Zweite nur knapp verpasste.

Marte Olsbu Roeiseland weit entfernt von ihrer Form

Marte Olsbu Roeiseland (NOR) © Manzoni/NordicFocus

Auch die Vorbereitung der Gesamtweltcupgewinnerin der Vorsaison Marte Olsbu Roeiseland auf die neue Saison läuft nicht plangemäß. Sie kann derzeit nur mit geringer Intensität trainieren. Nach ihrer Coronainfektion hat sie früh wieder mit dem Training begonnen, aber ihr Körper hat rebelliert. „Ich war müde, hatte Kopfschmerzen und habe die Nachwehen gespürt“, sagte die dreifache Olympiasiegerin von Peking dem Sender NRK. Obwohl alle Bluttests in Ordnung waren, fühlte sich ihr Körper nicht gut an, und vor kurzem führte eine Gürtelrose zu einem weiteren Rückschlag. Nun muss sie ihrem Körper Zeit geben und behutsam aufbauen. Bei der Saisoneröffnung in Sjusjoen wird sie noch fehlen, aber wenn alles gut funktioniert, hofft sie schon in Kontiolahti,  und vor allem bei der Biathlon-Weltmeisterschaft in Oberhof, an den Start gehen zu können. 

Sivert Guttorm Bakken verpasst Großteil der Saison

Sivert Guttorm Bakken (NOR) © Manzoni/NordicFocus

Der 24jährige Norweger Sivert Guttorm Bakken feierte im letzten Rennen der Vorsaison, dem Massenstart in Oslo, seinen ersten Weltcupsieg und errang damit auch die kleine Kristallkugel in der Massenstartwertung. Einer der bei den Norwegern hart umkämpften Plätze im Nationalteam war ihm daraufhin sicher. Ein Weltcupstart ist für ihn nun aber in weite Ferne gerückt. Im Mai, nach den norwegischen Meisterschaften, merkte er, dass mit seinem Körper etwas nicht stimmt. Er suchte einen Arzt auf und brach das Training ab. Seit über fünf Monaten kann er nicht mehr trainieren und der Grund dafür ist eine Herzmuskelentzündung. Seine Ärzte gehen davon aus, dass diese Entzündung von der Corona-Booster-Impfung hervorgerufen wurde. Der Teamarzt Ola Berger erklärte bei TV2: „Er hatte im gleichen Zeitraum keine anderen Infektionskrankheiten. Der Corona-Impfstoff ist das einzige, was er getan hat, was möglicherweise diese Art von Herzentzündung verursachen könnte.“ Myokarditis (Entzündung des Herzmuskels) und Perikarditis (Entzündung des Herzbeutels) finden sich in der Liste der seltenen Nebenwirkungen der Europäischen Arzneimittelkommission (EMA) bezüglich des Corona-Impfstoffs, insbesondere bei jungen Männern. „Es ist in der Tat ein sehr seltener Fall, im Allgemeinen überwiegen die Vorteile des Impfstoffs die Nachteile. Aber nicht immer und nicht bei jedem Einzelnen, wie der Fall Bakken zeigt. Dabei hatte er die gleiche Injektion schon zweimal bekommen, ohne dass es Folgen hatte“, so Berger bei TV2. Ob Bakken 2023 nach seinem immensen Trainingsrückstand in den Weltcupzirkus zurückkehrt bleibt noch offen.